Ich stehe dem eher skeptisch gegenüber – abgesehen davon, dass so etwas auf „freiwilliger“ Basis sowieso nie klappt. Ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass man auf dem Server bei dem derzeitigen Aktivitätslevel mit der Darstellung einer Handelsstadt schon mehr als ausgelastet ist. Tatsächlich halte ich Rivin immer noch für viel zu groß als dass eine lebendige Gestaltung der Stadt auch nur ansatzweise gelingen könnte. Und man kann mir noch so oft sagen, dass doch eh jedes Viertel und die darin vertretenen Fraktionen/Interessensgruppen irgendwo ausgearbeitet sind, ich sehe und finde das nicht so.
Man kommt sich dumm (und ausgesprochen nervig) vor, wenn man fragen muss: hallo, gibt es vielleicht Zünfte im Hafen? Könnte es nicht sein, dass es im Hafen ein Grüppchen Umberlee-Anhänger gibt, die dieses oder jenes wollen? Haben vielleicht Untergrundbanden Interessen im Hafen? Wer hat nun eigentlich die Kontrolle im Hafen? Die Miliz oder die Hafenwacht? Wie groß ist der Mantel eigentlich? Natürlich kann man alles erfragen und der Spielleitung alles aus der Nase ziehen und ihr mächtig auf die Nerven gehen, zumal alle Information für nur 2-3 Spieler ist, die wirklich mit dem „Setting“, mit dem „Viertel“, interagieren wollen. Auch Reaktionen wichtiger Spielergruppen bleiben einfach aus. Entweder es will keiner, oder es hat keiner Zeit, oder man sieht ganz einfach die Möglichkeiten nicht (weil jede kleine Information von der Spielleitung erfragt werden müsste). Miliz, Hafenwacht, Mantel, Kirchen bräuchten in meinen Augen „ganz selbstverständlich“ auch eine gewisse Forenpräsenz, sonst kann man als Spieler, der nun nicht über einen „Freundeskreis“ aus der jeweiligen Gruppe verfügt (Stichwort 15 Seelen-Big-Brother-Dorf), auch nicht auf die Gruppe eingehen und sein eigenes Bild von der Stadt „updaten“ (um sich eventuell neue Entwicklungen auszudenken, um mit ihnen ins „Spielen“ zu kommen). Es gibt kein verbindliches Bild von der Stadt und ihren Vierteln, noch von den großen Gruppen (es sei denn man ist Mitglied, womöglich). Und dabei ist der Hafen in dieser Hinsicht sicherlich eines der „detailliertesten“ Gebiete in Rivin, insofern also in keinem Fall ein Vorwurf.
Man kann immer nur raten, was und wie Rivin ist. Beispielsweise hätte ich gerne einen Stimmungspegel für den Hafen geschrieben und wäre dem Aufruf gefolgt, allein ist nirgendwo ersichtlich, wofür Sehvet und Elanor eigentlich stehen oder wie das Hafenvolk tickt. Wie sollte ich denn da einen Stimmungsspiegel schreiben? Der Zunftälteste Gumli meint, ihm gefällt Sehvets Namen nicht, hingegen findet er Elanor hübsch und außerdem verteilt sie Suppe!? Flammos „Wahlprogramm“ habe ich mir aus den Fingern gesaugt, unter Berücksichtigung seines Charakters und meiner „allgemeinst“ möglichen Vorstellung von einer Schwertküstenhafeneinwohnerschaft. Ein Sprung ins absolut Ungewisse. Ich habe bis jetzt auch auf Nachfrage nur eine vage Ahnung davon, wie das „Programm“ ankommt, auch weiß ich nichts vom Erfolg der Gegenkandidaten und ihrem „Programm“ (das ich nicht mal kenne; gut möglich dass andere Spieler vor ähnlichen Problemen stehen und keine Ahnung haben, was die Bürger in ihrem Viertel beschäftigt; also bleibt nur: karitativ sein. Wieviele Suppenausgabestellen gab es eigentlich schon in der Geschichte Rivins?). Es ist schwer, aus dem Setting der Stadt heraus konkrete Interessen und Ziele für seinen eigenen Char abzuleiten, die er dann aktiv in der Stadt verfolgen könnte.
Und ich unterstelle das nicht einem bösen Willen oder Unvermögen der Spielleitung. Tatsächlich kann man unmöglich verlangen, dass einsame Viertel-SLs alleine ihr Viertel ausarbeiten, koordinieren, am Leben erhalten. Das geht sich zeitlich schon gar nicht aus. Es liegt an mangelnder Aktivität/Motivation/Willen/Kommunikation von SL und Spielern, die umso stärker ins Gewicht fällt, je größer man das Setting macht. Deswegen meine ich nach wie vor, dass Rivin zu groß ist. Stellt euch vor, alles Engagement der Spieler und Spielleiter wäre auf 1 Viertel konzentriert, es gäbe weniger dafür detailliertere Fraktionen, ein verbindliches, detailliertes Setting mit selbst-aktiven NSC-Gruppen, wenn nötig. So wie es jetzt ist, mit breiter verteilten SLs und SCs, zig unbestimmten und nicht näher umrissenen Gruppen, stellt man sich doch tatsächlich die Frage, ob der ganze Aufwand, das Schreiben von Stimmungsspiegeln, etc. das Ergebnis denn überhaupt wert wäre. Den Wahlkampf empfinde ich in dieser Beziehung als sehr frustrierend, und ich werde mir nicht mehr wieder so schnell Mühe geben. Genauso wenig Zulauf von SL- und Spieler-Seite gab es auch bei dem geplanten Spektakel vor 6 Monaten, sodass ich mir irgendwann gedacht habe: Scheiß drauf, für mich alleine mach ich das Spektakel ja nicht! Vielleicht war das Spektakel von vorn herein zum Scheitern verurteilt, weil zuwenige Chars Interessen im Hafen gehabt haben. Allerdings wird ein Event dann in keinem Viertel sinnvoll, d.h. RPG-fördernd, umsetzbar sein. Es frustriert mich wohlgemerkt nicht, dass Flammo keinen Erfolg hat, sondern schlicht, dass das RPG fehlt. Ich hätte mir auf gut Österreichisch "einen Haxen ausgfreut", wenn das Spektakel sabotiert worden wäre, oder wenn die Scaccabaruzzen in einer Straßenschlacht mit Umberlianern alle umgekommen wären, wenn Flammos Sänfte angegriffen wird, er vielleicht auch ermordet wird! Die Realität sah anders aus: Keine Fraktion reagiert merkbar auf Flammos Aktionen, die, wie ich meine, genug Anknüpfungspunkte bieten würden; keiner stellt etwas auf die Beine, an das andere Spieler (ohne persönliche Verbindungen) anknüpfen könnten, der SL-Support (kein Vorwurf, eine Feststellung) beschränkt sich im Großen und Ganzen auf das Absegnen von durch Spieler verfasste Gerüchte und deren Aktionen (à la: „Ja, kannst du eh machen, wenn du unbedingt willst, pfff.“) und die knappest mögliche Beantwortung von Fragen die sich auf Dinge beziehen, die eigentlich von vorn herein klar und öffentlich ersichtlich sein müssten. Ich sehe es ja irgendwo ein: Wenn in dem Viertel nur 2-3 Charaktere sitzen, die „im Viertel“ involviert und mit dem Setting „vernetzt“ sind (so wie die Stadtratkandidaten), ist doch der ganze Betreuungsaufwand für die Katze. Und irgendwann werde ich einfach aufhören, mit voller Motivation gegen die Wand zu laufen, die wohl stärker dem zu großen Setting als dem Unwillen von Spielern und Spielleitung zuzuschreiben ist. Jeder Stimmungsspiegel und jedes Gerücht, durch SLs oder Spieler, auf das keine Reaktion folgt, zehrt ungemein an der Motivation und lässt einen zweifeln, wofür man sich die Mühe macht. Die erhofften Synergieeffekte bleiben einfach aus.
Insofern sehe ich (aus dem Kontext meiner eigenen, scheinbar recht alleinigen Vorstellung von RPG) die Ausweitung des Settingshorizonts bis nach Tiefwasser kritisch – es würde dann alles noch loser, unzusammenhängender und allgemeiner. Die glaubwürdige Vernetzung von Spielern und Setting bereitet bereits bei 20 Spielern Probleme genug. Einflussnahmen von außen hätte ich deshalb eher gesehen als gezielte Handlungsmöglichkeit für entsprechende Gruppierungen (z.B. Kirchen), die in Rivin verankert sind und mit anderen Riviner Gruppen in Interaktion stehen. Man könnte also z.B. eine Fraktion "Umberlee-Kirche" in Rivin "detaillierter" gestalten, indem man ihr die Möglichkeit gibt, sich Unterstützung bei Umberlianern außerhalb Rivins zu holen. Wenn man sich tatsächlich auf ein Viertel "beschränken" würde, könnte man auch die anderen Stadtviertel als solche "Außengebiete" ansehen.
Ansonsten fürchte ich, dass es zwar ein bis zwei nette Gerüchte geben wird, diese aber kaum Impulse für RPG in Rivin bieten würden, da es innerhalb Rivins einfach an Vernetzung der Spielercharakter "über" das Setting (im Gegensatz zu blosem privat-persönlichen Kennenlernen) fehlt. Wahrscheinlich erwarte ich mir einfach zu viel vom Rollenspiel.
_________________ Charaktere: Flammo (inaktiv) - galanter, geschleckter Lackaffe, Cavalier und Stadtratskandidat Lothlann (inaktiv) - anerkennungssüchtiger, sembischer Wirt und barocker Antiheld Hier geht's zur Feuerlagune!
Zuletzt geändert von Lothlann am Di 16. Aug 2011, 13:31, insgesamt 6-mal geändert.
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