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 Betreff des Beitrags: Warum ich wert auf Spielregeln lege
BeitragVerfasst: Mo 19. Aug 2013, 10:29 
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Registriert: Di 2. Okt 2007, 19:35
Beiträge: 11510
Die Frage, warum man sich in einem Online Spiel noch mit den Regeln der Analogvorlage beschäftigen muss ist berechtigt. Das Spiel hat seine eigene Mechanik, die in der Lage sein müsste alle Eventualitäten abzudecken, die aufkommen können.

Das kann sie auch, solange das Spiel nicht darüber hinausgeht mit einem großen Schwert auf mehr oder weniger lebende Kreaturen einzudreschen oder Flammen nach ihnen zu werfen.

Unsere Vorstellungskraft ist jedoch damit nicht befriedigt.
Das Beste was ein Vampir in dieser Engine kann ist sein Schwert zu nehmen und es in Conan Manier um sich zu schwingen. Was sie nicht kann ist adäquat darzustellen, wie dieses Wesen in einem Kampf eine Gruppe dazu bringen kann sich gegeneinander zu stellen.

Sie kann auch nicht darstellen, wie jemand in seinem Schlafzimmer überfallen wird und aus dem Fenster hechtet um sich in Sicherheit zu bringen. Das Fenster ist eine unüberwindbare Wand. Und wenn der Startschuss einmal gefallen ist, kann auch niemand mehr schreiben, dass er aus dem Fenster hechtet. Bis dahin liegt er zu Brei gestampft auf dem Boden.

Natürlich, man kann alles rückabwickeln, wird nur kompliziert.
Vielleicht stellt der Angegriffene bereits vor dem Kampf fest, dass er keine Chance hat und möchte direkt fliehen.
Sind die Angreifer vor ihm da? Schwer zu sagen, wovon sollen wir das abhängig machen? Eine Münze werfen? 50:50 Chance, aber mein Charakter ist doch ein gewandter Dieb? Er ist halt nicht gut im kämpfen, aber das weglaufen beherrscht er wie kein Anderer! Die anderen tragen Rüstungen und sehen eher grobschlächtig aus. Was jetzt?

Nun gut, also müssen wir uns Gedanken darüber machen wie wir diese 50:50 Chance angemessen modifizieren. Vielleicht 70:30 für den Dieb?
Klingt so willkürlich, ich erinnere mich an eine ähnliche Situation in der der Dieb eine 90:10 Chance hatte, was soll das?
Gut, also brauchen wir eine Maßgabe, die das einheitlich klärt.
Also gut, der Dieb ist geschickt, aber wie geschickt denn, drücken wir das einmal in einer Zahl aus und dann, hm, ja gut der Dieb ist wirklich sehr flink, er bekommt noch einen zusätzlichen Bonus obenauf und dann ...

Wir können in dieser Situation natürlich das Rad neu erfinden, oder einfach das System benutzen, auf dem das was wir in NWN 2 sehen basiert und das genau solche Situationen bereits seit 25 Jahren mit Würfelproben zu regeln gelernt hat.

Man bemerke, Regeln bedeutet einen Sachverhalt zu regeln, sprich klären ;)

Es macht die Situation jetzt natürlich viel einfacher, wenn jeder diese Spielklärungen auch kennt, weil dann alles schneller geht.
Insbesondere bei einer schreibbasierten Kommunikation, dauert es ohnehin bereits länger bis alles abgewickelt ist.

Plötzlich eröffnen sich jetzt völlig neue Welten. Der Geist kann plötzlich viel mehr als nur den Conan zu machen. Er schleicht um mich herum und greift nach mir, es fühlt sich kalt an und lähmend...

Zusätzliche Dramatik erfordert leider auch ein wenig zusätzlicher Arbeit, aber tut das nicht jedes Spiel? Ich kann nicht Schach spielen ohne zu lernen wie sich die Figuren bewegen können. Gut, Schach hat den Vorteil, dass es leicht zu lernen aber schwer zu meistern ist. Dungeons & Dragons kann zwar zweiteres von sich behaupten aber nicht ersteres, so ist es leider.

Leider ist das einfach nötig. Die Regeldarstellung sollte die Fantasie unterstützen und das tut sie am Besten, wenn man beides beherrscht. Der ideale Rollenspieler ist ein Meister des Wortes und des Regelbuches, er kann das was er sich vorstellt auch in seinem Charakterbogen zeigen.
Er ist in der Lage einen Barbaren zu erstellen, dessen Präsenz sowohl prosaisch als auch auf dem Spielbrett einschüchternd ist.
Das sind allerdings zwei völlig verschiedene Fähigkeiten, die auch nur wenige Berührpunkte haben.

Und jetzt soll nochmal jemand sagen Rollenspiel sei ein blödes Hobby. Es erfordert eigentlich sowohl Poet als auch Jurist zu sein, ganz schön viel. Von der erforderten Sozialkompetenz habe ich ja noch gar nicht angefangen.
Rollenspiel ist ein extrem zeitaufwändiges Hobby. Man muss sich sowohl mit Regeltexten als auch mit seiner Charakterentwicklung und seiner Darstellung beschäftigen.
Das tolle ist, dass man als Rollenspieler alle diese Fähigkeiten trainieren kann.

Die Fähigkeit sich mit Regeltexten zu beschäftigen. Schlussendlich sind Gesetze auch nur Spielregeln für die Gesellschaft.
Die Fähigkeiten sich in Wort und Schrift auszudrücken.
Die Fähigkeit mit anderen Menschen zu interagieren.

Und das sind nur ein paar der Dinge, aber das nur am Rande.

Was ich damit sagen möchte:
Es gibt nicht Rollenspieler und Regelreiter (oder Munchkins, Powergamer oder wie auch immer man das beschreiben möchte). Selbst ein Rollenspiel ganz ohne Regeln hat nämlich Regeln, sie sind lediglich nicht verschriftlicht. Man wird kein schlechterer Rollenspieler nur weil man die Regeln dahinter kennt. Der perfekte Rollenspieler führt Prosa und Regeln zu einer Symbiose zusammen die mehr ist als die Summe der Teile.

_________________
You know why I never loose at chess? I have a secret move - I knock over the board!
- The Doctor

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