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 Betreff des Beitrags: Guter Gott, böser Gott - Religion in Faerûn
BeitragVerfasst: So 15. Feb 2009, 12:48 
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Guter Gott, Böser Gott?
Religion und „Volksfrömmigkeit“ in Faerûn

So vieles hängt in Faerûn von den Göttern ab. Überall errichtet man ihnen die prachtvollsten Bauwertke Faerûns: kleinere und größere Tempel, mit reicher Ausstattung an Skulpturen, Mosaiken und Fresken, ein Paradies für Kunstliebhaber. Die besonders stark Gläubigen erhalten sogar ein Fünkchen der göttlichen, magischen Kraft. Die Götter führen Krieg und greifen aktiv in das Schicksal der Sterblichen ein. So manch ein Abenteurer hat schon zwischen den Fronten sein Leben verloren. Grund genug, sich abseits der Charakter-Perspektive (Religion als Unterkapitel der Magie) mit dem Thema auseinander zu setzen. Mich interessiert einerseits die Position „böser“ Kirchen, und andererseits die Rolle der Religion für den Durchschnittsfaerûnianer und wie dieser Religion „auslebt“.

„Gute“ und „böse“ Götter und ihre Anhängerschaften

In Faerûn sind die Götter so etwas wie bessere Menschen. Sie unterliegen Stimmungsschwankungen, wandelten schon als Avatare auf der Erde, und die Sterblichen stellen sich die Götter als menschliche(/elfische/zwergische/etc.) Erscheinungen vor. Die Götter stehen daher auch nicht „über den Dingen“, sondern mittendrin. Nur in manchen Angelegenheiten, in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich/Portfolio haben sie besondere Macht. Das FR-Setting-Buch äußert sich dazu allerdings äußerst vage: Der Zuständigkeitsbereich, das sind „the topics, ideas, or emotions over which the deity has dominion, power and control.“ Die ganz menschliche Seite zeigt sich auch darin, dass die Götter alle eine gute, böse, oder neutrale Gesinnung besitzen. Sie üben die Gewalt in ihrem Zuständigkeitsbereich also nicht ohne Intention oder Eigennutz aus. Einerseits heißt es also, sie haben die Kraft in ihrem Zuständigkeitsbereich (das ist sehr neutral formuliert und kann in beide Richtungen gehen), andererseits neigen sie dazu, eine bestimmte Richtung zu bevorzugen bzw. offen dafür einzutreten?

Gleichzeitig ist ihre Kraft von der Anzahl ihrer Anhänger abhängig. Überhaupt steht also ein Gott nicht unabhängig und absolut für sich, sondern ist auf seine Anhängerschaft angewiesen. Nur so erklärt sich auch, dass es für jede Rasse eigene Götterwelten gibt.

Was unterscheidet jetzt einen guten Gott von einem bösen Gott in der Praxis? Wenn man aufmerksam liest, dann findet man im FR-Buch, dass gute Sterbliche auch den bösen Göttern ihre Ehren erweisen, wenn sie darum beten, von diesem oder jenem verschont zu werden. Das halte ich für einen äußerst interessanten Aspekt, der aber nur sehr selten Beachtung findet! Umberlee ist chaotisch böse, und doch wäre es für jeden Seemann undenkbar, ohne ein kleines Opfer auszulaufen. Kann ich zu Mask „beten“, wenn ich nicht bestohlen werden will? Kann ich zu Cyric beten, wenn ich befürchte, einer Intrige zum Opfer zu fallen? Kann ich es überhaupt wagen, als guter Sterblicher eine Bane-Kirche zu betreten, oder werde ich sofort gelyncht? Beide, gute und böse Götter können bestrafen. In den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen gibt es positive und negative Manifestationen (Ernte/Missernte, Gesundheit/Krankheit, Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit, Betroffenheit/Verschonung). Beide, gute wie böse Götter, kämpfen um eine größere Anhängerschaft, beide missionieren – wenn man es so ausdrücken will. Liegt der Unterschied vielleicht darin, dass gute Götter mich in erster Linie belohnen, wenn ich sie verehre, während böse Götter mich bestrafen, wenn ich sie nicht verehre? Die Kleriker, als göttliche Diener, sind dementsprechend mit guten Kräften ausgestattet, um zu belohnen, oder mit zerstörerischen Kräften, um zu betrafen. Oder liegt es im ureigenen Interesse aller bösen Götter, einfach nur „böse“ zu sein? Haben böse Götter ein Ohr auch für jene, die sich ihnen nur in Zeiten der Gefahr zuwenden, oder tilgen sie jeden aus, der nicht zum festen Kern der Kirche gehört und das Dogma „lebt“?

Können somit böse Tempel, von denen man ja oftmals annimmt, dass sie mit einem friedlichen Zusammenleben, so wie es in einer Stadt erforderlich ist, inkompatibel sind, ganz offen in „guten“ Orten existieren? Kann man die religiöse Funktion für die „Gläubigen“ vom etwaigen politischen Engagement der jeweiligen Kirche trennen? Hier stellt sich wiederum die Frage, wie denn so eine Kirche bzw. Anhängerschaft aussieht. Natürlich ist das von Gott zu Gott unterschiedlich: es gibt Götter, die sich an einen eher kleinen Elite-Kreis wenden (z.B. Mystra?), solche, die eher im Geheimen agieren, und es gibt Götter, die für große Teile der Bevölkerung relevant sind, weil sie grundlegende (alltägliche) Ängste und Aspekte des menschlichen Daseins betreffen (z.B. Chauntea, Ilmater, Kelemvor). Interessant finde ich die Bemerkung im FR-Setting-Buch: “Most of a Temple’s clergy are not clerics.” Es finden sich ganz verschiedene Leute als engere Anhängerschaft eines bestimmten Tempels zusammen, Aristokraten, Experten, und auch der gemeine Mann von der Straße. Auch dies lässt eher auf tolerantere „böse“ und auch „gute“ Kirchen schließen. Müssen nicht, im strengen Sinne, nur die Kleriker (als Klasse) die Gesinnung ihrer jeweiligen Gottheit besitzen? Die Kleriker, als kleiner (aber tonangebender) Bruchteil des Tempels, sind dann in gewisser Weise kleine Abbilder von den Göttern selbst. Kleriker entsprechen also gesinnungsmäßig dem Gott selbst, der Rest der (engeren) Anhängerschaft einer Kirche muss dies nicht unbedingt. Also kann ich auch als guter Sterblicher einen Schritt in den Bane-Tempel wagen und mein Räucherstäbchen anzünden? Und wenn zufällig der Bane-Priester (Kleriker-Klasse) an mir vorbei geht, dann werde ich in Ehrfurcht erstarren (bzw. mich verbeugen) und schweigen, aber ich werde letztlich nicht befürchten müssen, dass er mich sofort niederschlägt – immerhin erweise ich ja Bane meine Ehrerbietung, was sowohl Gott als auch Priester sicherlich gefällt. Dieses „Niederschlagen“ bleibt die Angelegenheit zwischen den Klerikern (also solche, die sich ganz stark mit einem Gott identifizieren) verfeindeter Götter. Beim weitaus größeren Anteil der Seelen handelt es sich hingegen um solche, die mehreren Göttern zugeneigt sind und dementsprechend ein Bisschen toleranter sind.

Meine Frage in Kurzfassung: Sind böse Kirchen also nicht nur Sekten, in denen sich Verrückte versammeln, die eine Gemeinheit nach der anderen planen, sondern sind sie ein von der Bevölkerung (die ich mir einfach zum überwiegenden Teil gut vorstellen muss!) akzeptierter Bestandteil der religiösen (nicht unbedingt politischen) Welt? Diese Vorstellung mag uns heute vielleicht ein Bisschen seltsam anmuten, weil wir eben vom christlichen Eingottglauben (orthodoxie/Häresie, schwarz/weiß) und seinen Werten geprägt sind, die sich ja auch verstreut über die faerûnischen Gottheiten finden lassen. Einem antiken Menschen wäre diese Vorstellung von vielen, äußerst lebhaften, nicht-entrückten, nicht-körperfeindlichen, lebensbejahenden (und auch weiblichen!) Gottheiten schon vertrauter gewesen.

Volksfrömmigkeit und ihre Erscheinungsformen in Faerûn

Wie habe ich mir die Verehrung von Göttern vorzustellen? Versinke ich andächtig in ein Gebet und begebe mich auf eine spirituelle Ebene, oder klatsche ich – wie in Japan – ein paar mal in die Hände und werfe meine Münze in den Spendenbecher vor der Statue des jeweiligen Gottes? Sind Tempel Orte der stillen Andacht oder geht’s dort laut und lebendig zu? Letzteres erscheint mir für einen Vielgottglauben realistischer, lediglich die Kleriker wickeln ihre Geschäfte mit der Gottheit vielleicht auf einer anderen Ebene ab. Wahrscheinlich besuchen die Faerûnianer die Tempel nur anlassbezogen, so wie ich es auch in Japan erlebt habe, dass ein Auto durch kräftiges Wedeln mit einer Art Wischmopp gesegnet wurde. Handelt es sich in erster Linie um eine diesseitsbezogene Vorstellung von Religion (stärker Shinto), oder geht’s eher um das Jenseits (stärker Buddhismus)? Die Grenzen scheinen verwischt: Für das tägliche Leben brauche ich den Beistand der Götter, aber auch im Jenseits brauche ich jemanden, der mir vor Kelemvors Gericht hilft. Wie sehr kennt sich ein durchschnittlicher Faerûnianer eigentlich mit solchen Angelegenheiten aus? Weiß er über das Bescheid, was nach dem Tod passieren wird, auch wenn er keinen Kelemvor-Priester zur Hand hat? Weiß er von der schrecklichen Seelenmauer? Weiß er, dass er einen Schutzpatron braucht? Religion ist ja letztlich auch eine Frage der Bildung, um die sich die Tempel bemühen. Schließlich trägt nicht jeder Charakter ein FR-Settingsbuch mit sich herum. Alle Formen der Tempelkunst weisen auf die Geschichte der Gottheit oder der damit verbundenen "Glaubensinhalte" hin. Vielleicht gibt es ja auch soetwas wie "Jesuitendramen"? Weiß ein Faerûnianer nicht von den Göttern, so hat er spätestens nach dem Tod ein großes Problem, da die göttliche Sphäre in Faerûn ja nicht nur eine Sache des "Glaubens" ist, sondern real existiert. Oder bekommt er dann noch schnell einen Götterkatalog vorgelegt und darf sich entscheiden?

Natürlich gibt es noch sehr viel andere Formen der Verehrung. Das Gebet oder Opfer muss ja nicht immer in einem Tempel gemacht werden, es reicht ein kleiner Hausschrein. Sicherlich gibt es auch so etwas wie Messen. Dazu braucht es aber eine bestimmte Liturgie, heilige Texte, einen bestimmten Kanon. In Faerûn stelle ich mir „Messen“ eher wie große Feste vor, da ja Religionsinhalte stark auf der mündlichen Tradition beruhen, und da es eher um die Verehrung der Gottheit „persönlich“ geht, und nicht so sehr um irgendwelche „höheren“ Werte und komplizierte Glaubensinhalte? Vielleicht gibt es auch Reliquien, Gegenstände oder Orte, die in engem Zusammenhang mit dem Wirken der jeweiligen Gottheit auf Toril in Zusammenhang stehen (es müssen nicht immer gleich magische Waffen/Gegenstände sein...)? Vielleicht gibt es Pilgerscharen, die solche heiligen Orte aufsuchen? Vielleicht gibt es Götter, die Askese und Mönchtum fördern? Wie stehen die Mönche den nicht-mönchischen Anhängern gegenüber? Gibt es Anhänger, die die Verbindung zu ihrer Gottheit vielleicht nicht durch das Befolgen von gesetzten Geboten/Dogmen suchen, sondern durch Mystik/Magie? Bestimmte Derwische drehen sich im Kreis, Styliten verbringen ihr Leben auf Säulen, andere lassen sich einmauern oder leben in Höhlen, wiederum andere rauchen Haschisch um zur Gotteserkenntnis zu gelangen. Wieso nicht auch in Faerûn?

Was ist eure Meinung dazu, oder besser: Wie stellt ihr euch die Religion in Faerûn vor?

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Charaktere:
Flammo (inaktiv) - galanter, geschleckter Lackaffe, Cavalier und Stadtratskandidat
Lothlann (inaktiv) - anerkennungssüchtiger, sembischer Wirt und barocker Antiheld
Hier geht's zur Feuerlagune!


Zuletzt geändert von Lothlann am Mi 16. Jun 2010, 09:25, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Guter Gott, böser Gott - Religion in Faerûn
BeitragVerfasst: So 15. Feb 2009, 15:09 
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Götter

Zunächst einmal: Das Faiths & Pantheons versucht Götter in Werte zu schreiben, es gibt allerdings einen längeren Artikel (ist eigentlich mehr ein kleines Heftchen), der sich "Deities do's and do not's" nennt, in dem darauf eingegangen wird, wie man einen Gott und seine Kirche denn als SL jetzt in seiner Kampagne darstellt. Dort wird ermahnt, dass auch das F&P nur ein Vorschlag ist und es durchaus legitim ist einen Gott oder gar seinen Avatar als für Sterbliche unantastbares Wesen darzustellen. Solltest du daher jemals den Avatar einer Gottheit auf Rivin sehen, wird dieser vermutlich garkeine Stufen haben.

Als nächstes gilt zu bedenken, dass das Gesinnungsystem eine reine OOC Angelegenheit ist. WIR blicken von oben darauf und sagen "Ah, Tyrannos ist Rechtschaffen Böse, alles klar." Das gilt aber keinesfalls für die Leute in Faerûn. Götter und ihre Kirchen... ja überhaupt alles wird nach ihren Taten gemessen. Oder welcher Charakter kann vor sich behaupten vor Bane gestanden zu haben und "Böses Entdecken" gezaubert zu haben, hm? Um also wirklich argumentieren zu können, müsste ein Charakter über ein nicht gerade unerhebliches Wissen der Forgotten Realms verfügen, besonders historisch. Wissen ist Macht, die Wahrheit zu kennen ist Macht.

Häufig ist es so, das die Bösen Götter aus Furcht verehrt werden, während die Guten Götter angebetet werden um sie vor den Bösen zu schützen.
Man muss sich hier immer vor Augen führen, dass wir hier keine normalen Menschen spielen, sondern Charaktere mit Stufen. Charaktere mit Stufen können es sich zuweilen vielleicht erlauben einem Kleriker eines Finsteren Gottes nur ein Schmunzeln zu schenken und wieder zu gehen - das gilt aber nicht für ca 99% der Bewohner Faerûns und wie heißt es so schön? "Eine Stimme ist eine Stimme." Es ist für die Macht eines Gottes völlig unerheblich ob ihn 100 Helden anbeten oder 100 Stufe 1 Bürger. Die 100 Helden kann er allerdings wiederrum besser benutzen um als sein Arm auf Erden zu dienen, weshalb Götter gerne Charaktere mit Stufen versuchen auf ihre Seite zu ziehen. Wenn du jetzt mit einem Stufe 7 Taloskleriker in ein 50 Seelen Dorf kommst und anfängst mit Blitzen zu werfen und ihnen sagst, du wirst ihre ganze Ernte vernichten, wenn sie nicht deinen Gott verehren... was machen die dann? Sie werden anfangen zu Torm zu beten, er möge sie beschützen. Passiert dann nichts, fangen sie an zu Talos zu beten, damit er sie nicht vernichtet... und wenn man sie soweit hat, dass sie sich nichtmal mehr trauen zu Torm zu beten, aus Angst vor Talos hat man gewonnen. Die Mächte des Guten schlafen jedoch genausowenig und irgendwann wird wohl auch ein Paladin Torms auftauchen und den Kleriker vertreiben. Und irgendwann wird der Paladin wiederrum auch seinen Meister treffen, der ihn tötet. Die Welt befindet sich in konstantem Wandel und ist nicht statisch.

Gute wie böse Götter können es sich nicht leisten sehr wählerisch zu sein und so nehmen sie eigentlich sehr viele Leute auf und lassen sich von ihnen als Schutzpatron wählen - ob die Wahl richtig war sieht man immer erst nach dem Tod, weswegen die Leute auch Schutzgötter wählen, zu denen sie passen. Ein Tyrann der Selûne anbetet, kann sich seine Chancen auf ein Leben nach dem Tode auf etwa 0% ausrechnen.
Die Gesinnung an sich ist aber völlig unerheblich. Mystra wird beispielsweise genauso auch von bösen Magiern angebetet und sie hat sogar böse Kleriker obwohl sie selbst NG ist.

Wichtig ist hier der Punkt "Aspektverehrung". Ein normaler Gläubiger betet höchstwahrscheinlich nicht die Gottheit in ihrer Ganzheit an, sondern nur einen Aspekt von ihr. So könnte ein Adliger Cyric in seinem Aspekt als Gott der Intrige anbeten, während er gleichzeitig nicht unbedingt erpicht darauf ist jemanden zu ermorden.

Und natürlich hängt es auch davon ab, wie alltäglich ein Aspekt ist.
Chaunthea hat beispielsweise als einzige Göttin des Faerûnischen Pantheons einen Göttlichkeitsrang von 19, warum ist das wohl so?
Richtig, jeder Bauer bittet Chaunthea um eine gute Ernte, ganz abgesehen davon, dass sie auch noch die Welt Toril personifiziert... sie ist quasi Gaia in Faerûn. Tyrannos hingegen ist deshalb so mächtig, weil ihn selbst seine Feinde stärken, die ihn hassen. Es ist für ihn also ein Win-Win Szenario.
Ähnlich geht es Cyric, jeder Mord der gegen seine Diener begangen wird stärkt ihn wiederrum.
Solange die Diener der guten Götter nicht plötzlich mit so merkwürdigen Konzepten wie "Vergebung" und "Mitleid" anfangen, geht es den beiden also super.

Wichtig ist auch, das die Götter nicht einfach böse sind im Sinne von "Wir töten alle". Es gibt solche Götter auch, muss es sogar, aber das sind schlichtweg nicht alle. Mask ist beispielsweise obwohl er böse ist einfach der Gott der Diebe, so einfach ist das.
Shar tendiert beispielsweise dazu sich ihre Gläubigen ganz einfach zu sichern: sie tritt nicht als Shar auf
Stattdessen bilden ihre Priester Kulte in Städten und locken dort des Nachts jugendliche Adlige hin, zelebrieren mit ihnen Feste und führen sie langsam an das Anbeten eines Götzen heran, hinter dem sich jedoch einfach nur Shar verbirgt. Viele Shariten wissen nicht einmal, dass sie Shar anbeten... und das ist bei der Göttin der Gehimnisse ja auch nicht unbedingt das falscheste.

Religion

Stellen wir uns einmal das Mittelalter vor, aus dem Geschichtsunterricht kennen sicher einige so ungefähr, wie damals die christliche Religion funktioniert hat. Jetzt stellen wir uns vor, die Priester hätten WIRKLICH Wunder vollbringen können. Kein "betet zu Gott, er wird Euch helfen" sondern ein kurzes Gebet und der Blinde kann wieder sehen, der Lahme wieder laufen und jemand der gerade noch von einem Schwert durchbohrt wurde kann herumspringen als seie nichts passiert.
Man stelle sich weiter vor, dieser Gott von dem die Priester erzählen wäre vor nicht einmal 30 Jahren auf der Welt herumgewandelt und hätte sie mit seinen Taten berührt.
Und dann stelle man sich vor, es gibt davon nicht nur einen sondern knappe 200.

Willkommen in den Forgotten Realms nach der Zeit der Sorgen!

Was ist da eigentlich geschehen? Eine seltsame Gestalt erschien plötzlich und man hörte seine Stimme in der größten Stadt der Forgotten Realms. Sie verkündet, dass die Götter nun bestraft würden und in sterblichen Hüllen durch Faerûn wandern sollen. Und zack, geschah es auch. Das war spieltechnisch vor nicht einmal 30 Jahren, es dürfte kein unmögliches Unterfangen sein eine Person zu finden, die von sich behaupten kann "Ein Gott hat vor mir gestanden" und einige können sogar behaupten "Der Gott der Götter stand vor mir". Mit einem Schlag wuchs die ohnehin schon erhebliche Macht der Kirchen von "groß" auf "gigantisch". Mit einem Schlag wurde jeder noch so kleine Zweifel an der Existenz der Götter völlig erstickt, jedem Atheisten seine Argumentationsgrundlage mit voller Kraft unter den Füßen weggerissen. Zwar war es zuvor nicht so, das die Kirchen großartige Schwierigkeiten damit gehabt hätten, aber hier war der allerletzte Beweis erbracht worden und dank der immensen Zahl an Göttern war die Wirking entsprechend groß.

Niemand wagt die Kirchen anzutasten, außer die Kirchen selbst. Wie die Kirchen funktionieren hängt sehr stark von der Region ab in der man sucht. In einigen Gegenden dominieren die Guten Götter so stark, dass die bösen Götter ihre Schreine sehr gut verstecken müssen. In Anderen werden die guten Götter nur in heimlichen Stoßgebeten und ganz ganz leise um Hilfe gebeten. In vielen Regionen herrscht ein ausgewogenes Verhältnis.

Ein wichtiger Punkt der Priesterschaft, den ich garnicht oft genug betonen kann, ist: Priester und Kleriker sind nicht das gleiche! Man geht dazu über jeden Kleriker als Priester zu bezeichnen und die Begriffe einfach äquivalent zu verwenden. Das ist definitiv und absolut unrichtig.
Ein Priester ist nicht mehr als ein Diener einer Kirche im Rang eines Priesters, Ende.
Ein Kleriker hingegen ist eine Person, die in einer Art Lehensverhältnis zu ihrer Gottheit steht: Sie erhält von ihrer Gottheit macht, dafür muss sie im Sinne der Gottheit handeln.
Tatsächlich neigen vor allem böse Charaktere dazu, einfach nur deswegen Kleriker einer Gottheit zu sein, weil sie sie mit Macht versorgt. Von inbrünstiger Lieber zu der Gottheit kann da keine Rede sein.
Genauso gibt es natürlich auch diejenigen, die Kleriker ihrer Gottheit geworden sind, weil sie ihre Gottheit wahrlich verehren und lieben.

Aus diversen Gründen werden Kleriker aber gerne als archetypische Priester gesehen und Kleriker, die in Tempeln ausgebildet wurden, sind häufig auch Priester, aber das muss eben nicht so sein.
Darüber hinaus gilt es zu bedenken: Ein Priester braucht eine Kirche. Wenn also ein Kleriker herumläuft und sich als Priester bezeichnet, seine nächste Kirche aber Kilometerweit fort ist, stellt sich die berechtigte Frage: "Was machst du überhaupt hier?"
Viele Kleriker sind der Meinung, das es nicht ausreicht nur das Wort der Gottheit zu bringen, sie wollen auch durch ihre Taten sprechen. Diese Kleriker ziehen sich oft von einem Leben als Priester zurück und reiten hinaus in die Welt.

Die Priester kümmern sich um die Tempelgeschäfte. Sie führen Politik im Namen ihrer Gottheit, versuchen die Macht des Tempels in ihrer Stadt auszuweiten und erbringen die Dienste, die für die jeweilige Gottheit angemessen sind. So würde sich ein Kelemvorpriester beispielsweise um eine angemessene Ruhestätte für einen Toten bemühen und eine entsprechende Rede halten... wenn jetzt aber die Toten aus ihrem Grab kriechen wird er vermutlich den Kleriker rufen er möge das doch bitte wegräumen.

Wer jetzt aber Priester werden kann hängt sehr stark von der Gottheit ab.
Während es bei Mystra völlig selbstverständlich ist, das Magier, Hexenmeister, Barden und Kleriker gleichberechtigt zur Priesterschaft gehören, ist es bei Lolth tatsächlich so, dass Priester auch Klerikerstufen haben müssen. Grundsätzlich kann alles Priester einer Gottheit werden, was auch Sinn ergibt.

Mönche nehmen wiederrum eine Sonderstellung ein. Mönche darf man sich weniger wie unsere christlichen Mönche vorstellen, sondern sie orientieren sich viel stärker an den fernöstlichen Kampfmönchen.
Mönchsorden verschreiben sich oftmals einem Aspekt einer Gottheit, der für einen Mönch passend ist. Dieser zielt oftmals auf Selbstperfektion ab.
So hat Eilistrae beispielsweise einen Mönchsorden, der sich vor allem auf den Aspekt Eilistraes Dogmas konzentriert, der besagt das man einen Kampf vermeiden soll, aber schnell zu Ende führen soll wenn er begonnen hat - ähnliche Grundsätze findet man beispielsweise im Kodex des irdischen Kara-te. Mönche der Strahlenden Hand (Azuth) erwerben oftmals auch Magierstufen, sie konzentrieren sich vor allem auf das Sprichwort "Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist" das sie bewahrheiten wollen.

Wie jeder seine Religion auslebt, ist ihm selbst überlassen und auch davon abhängig was für die Gottheit angemessen ist. Für einen Bauer wäre es beispielsweise passend morgens nach dem Aufstehen zu Chaunthea zu beten und ihr abends, nach getaner Arbeit zu danken. Magier beten meistens zu Mystra, wenn sie einen neuen Zauber ausprobieren. Andere leben ihren Glauben aus indem sie nach jedem Zauber ein leises "Danke" sprechen. Opfergaben müssen ebenso angemessen an die Gottheit sein. Mystra lässt sich beispielsweise nicht weniger als magische Gegenstände opfern. Allerdings ist es auch ausreichend, den Gegenstand nur temporär zu verzaubern.

Selbstverständlich gibt es auch in den FR Reliquien und heilige Stätten, sogar sehr viele. Viele dieser Stätten werden von den Dienern der jeweiligen Götter beschützt, ihre Art hängt jedoch von der Gottheit ab. Während Ilmather einfach hergeht und Personen Heilig spricht, sind es bei Tempus vor allem Stätten, in denen ein Krieger eine große Schlacht geschlagen hat. Bei Kelemvor sind es eher die Friedhöfe und ganz selten erlaubt sich ein Kleriker Kelemvors einen im Krieg gefallenen Helden einer historischen Schlacht wahrhaft mit "Wahrer Auferstehung" wieder ins Leben zurück zu holen.

Das Jenseits

Wie ich oben erklärt habe, ist die glaubwürdigkeit der Priester dank der Beweise die es gibt sehr groß. Den Priestern wurde das Konzept des Verfahrens mit der Seele von den Göttern zumindest soweit erklärt, dass sie folgendes verstehen: Nach deinem Tod landest du bei Kelemvor und wenn du deiner Gottheit gut gedient hast, holt sie dich von dort in ihr Reich wo du ewig sein kannst - hast du ihr nicht gut gedient wirst du nicht abgeholt und Kelemvor steckt dich in seine Mauer.
Insbesondere die Kelemvorkirche ist hier versucht nach der Schreckensherrschaft von Myrkul (der sich wahrhaftig wie der Sensenmann verkauft hat) den Leuten die Angst vor dem Tode zu nehmen und ihnen zu vermitteln, dass der Tod nur der Anfang einer weiteren Reise ist.
Entsprechend leiten sie die oben genannte Message weiter.
Die Priester der jeweiligen Götter kümmern sich dann darum, den Sterblichen klar zu machen, was ihre Gottheit von ihnen erwartet, was ja offen gesagt garnichtmal so viel ist.
Das Problem bei Myrkul war, dass man selbst wenn man ihm treu war keine Garantie hatte, von einem seiner Kleriker nicht einfach in einen Untoten verwandelt zu werden. Die Kelemvorkirche verfolgt da einen ganz anderen Ansatz und vernichtet aktiv Untote um den Leuten zu zeigen, das Kelemvor sie vor diesem Schicksal beschützen wird.

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 Betreff des Beitrags: Re: Guter Gott, böser Gott - Religion in Faerûn
BeitragVerfasst: So 15. Feb 2009, 15:11 
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Zu Anfang: Ich habe noch nicht sehr viel Ahnung von den FR im Allgemeinen und von den Göttern im Speziellen. Bisher habe ich mich im Bezug auf die religiöse Ebene rein mit der calshitischen Sichtweise beschäftigt.

Auf diese bezogen ist die Antwort auf die Frage nach der Existenzberechtigung einer offiziell "bösen" Kirche zu Ehren eines "bösen" Gottes klar mit "Ja!" zu beantworten. Trotz der unleugbaren Existenz der Götter auf Faerun, sehen Calshiten zum Beispiel Religion größtenteils trotzdem als "lip service", ihre Gebete und Opfer vor Schreinen dienen zu einem großen Teil dem Mittel zum Zweck. Meist steht wohl ein nicht unbeträchtlicher Teil an Eigennutz und die Wahrung des für den Calshiten so wichtigen Gesichtes eher im Vordergrund, als nachweltliche Erlösung oder wahrhaft spirituelle Erleuchtung zu Lebenszeiten. In Calimshan werden auch viel mehr Götter angebetet, als in den barbarischen Landen des Nordens überhaupt bekannt sind: Calshiten knien auch vor Schreinen von uralten Göttern, welche überall anders längst vergessen sind. Man berichtet, im Palast des großen Kalifen in Calimport stehen drei Minarette, in denen es Schreine für so ziemlich jede Gottheit gibt - sogar für die, die schon lange nicht mehr auf Gebete antworten.

Ich kann mir - ausgehend vom Calshiten - also durchaus vorstellen, dass der "religiöse" Mensch Faeruns diesen schrillbunten Vielgottglauben der Reiche weidlich und bis in alle Ecken hinein betreibt. Dass er bei Zahnschmerzen Ilmater opfert, für die glückliche Seereise Gaben bei Umberlee lässt, für ein erfülltes Sexualleben oder den Erfolg eines rauschenden Festes zu Sharess betet und sich vor einem Cyric-Schrein in den Staub werfen, um durch eine häusliche Intrige die Heirat der Schwester mit dem verfeindeten Nachbarssohn zu verhindern. Quasi...wie Inder: Religiöse Anbetung mannigfaltiger Aspekte, handlich passend zur jeweiligen Frage des alltäglichen Lebens, die spirituelle Anweisung bzw. außerweltliche Einmischung erfordert. Ich bin also beinahe zwingend der Meinung, dass ein solch reichhaltig gefüllter Pantheon UND die durchaus auslegunsanfälligen Einflussphären der einzelnen Götter nichts anderes als eine polytheistische Grundhaltung beim Durchschnittsmenschen auf der Straße zulassen kann. Mögen auch viele zu einer Gottheit am meisten tendieren, so können es sich nur die größten und wahrhaftesten "Helden" dieser Welt leisten, auf einen einzigen Gott zu vertrauen und allen anderen abzuschwören. Alle anderen ...sind Inder.
:)

Natürlich spreche ich hier vor allem vom Menschen auf der Straße, dem gewöhnlichen Faeruner, dem Anti-Rennaissancemenschen, dem NSC, der ohne den aufgeklärten Geist des Spielers dahinter auskommen muss.

Was die zweite Frage nach den Praktiken der Verehrung angeht, so bin ich der Meinung, dass die Real-Life-Äquivalente der verschiedenen Regionen und menschlichen Völker durchaus zulassen, dass man Derwischtänze, Pfahlsitzungen, Totenverbrennungen samt Ehefrau, streng liturgische Gottesdienste, primitive Anbetungen von Himmelskörpern samt körperüberziehendem Stierblut verwendet, übersetzt und ausbaut. Unbedingt und auf jeden Fall, es wäre mir eine Freude, mehr dieses bunten Treibens auch ingame zu sehen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Guter Gott, böser Gott - Religion in Faerûn
BeitragVerfasst: So 15. Feb 2009, 16:07 
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Ich versuche deinen Post mal in kleinen einzelnen Fragen soweit zu beantworten wie ich es bereits für mich dechifriert habe.


Lothlann hat geschrieben:
Guter Gott, Böser Gott?
Religion und „Volksfrömmigkeit“ in Faerûn

So vieles hängt in Faerûn von den Göttern ab. Überall errichtet man ihnen die prachtvollsten Bauwertke Faerûns: kleinere und größere Tempel, mit reicher Ausstattung an Skulpturen, Mosaiken und Fresken, ein Paradies für Kunstliebhaber.


OK. Also erstmal soweit. Da muss ich dich nämlich berichtigen: Nicht jedem Gott werden prachtvolle Tempelanlagen errichtet. Die meisten Naturgottheiten werden meist einfach an besonder alten Bäumen und viele andere Gottheiten einfach an kleinen Schreinen (manchmal sind diese nicht mehr als ein kleiner Haufen Steine am Wegesrand) angebetet.

Lothlann hat geschrieben:
Nur in manchen Angelegenheiten, in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich/Portfolio haben sie besondere Macht.


Auch das stimmt nicht so ganz. Wenn du sehr daran interessiert bist wie weit einzelne Gottheiten tatsächlich von den Menschen entfernt sind solltest du dir "Götter und Kulte" zulegen... ist eine Erweiterung des Kampagnen-Settings "Vergessene Reiche". Jeder Gott (sogar jeder Halbgott; die Definition eines Halbgottes in Faerun ist einfach die einer besonders niederen Gottheit die daher auch ein Einflussgebiet einer anderen (meist Höheren) Gottheit beinflussen kann) ist den Menschen weitaus überlegen. Sie haben weit schärfere Sinne, sind körperlich weitaus mächtiger, können eigene Domänenzauber häufig "aus der Hosentasche" zaubern und sind gegen viele Zauber Immun, zumindestsoweit das sie nur durch eine mächtigere Gottheit mit diesen belegt werden können.

Lothlann hat geschrieben:
Kann ich zu Mask „beten“, wenn ich nicht bestohlen werden will? Kann ich zu Cyric beten, wenn ich befürchte, einer Intrige zum Opfer zu fallen? Kann ich es überhaupt wagen, als guter Sterblicher eine Bane-Kirche zu betreten, oder werde ich sofort gelyncht?


Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort: Natürlich. Die Götter in Faerun sind darauf angewiesen das man zu ihnen betet. Die bösen Gottheiten beziehen einen großen Teil ihrer Macht aus den Gebeten der Sterblichen die vor einem ganz bestimmten Schaden geschützt werden wollen.

Lothlann hat geschrieben:
Oder liegt es im ureigenen Interesse aller bösen Götter, einfach nur „böse“ zu sein? Haben böse Götter ein Ohr auch für jene, die sich ihnen nur in Zeiten der Gefahr zuwenden, oder tilgen sie jeden aus, der nicht zum festen Kern der Kirche gehört und das Dogma „lebt“?


Du kannst davon ausgehen das die Gesinnung eines Gottes nicht viel anders funktioniert als die eines Sterblichen. Solange du dich einer Bösen Gottheit unterwirfst wirst du auch nicht einfach so von ihr ausgelöscht (Außnahmen bestätigen die Regel. Es gibt natürlich auch Gottheiten die so Chaotisch sind das man bei ihnen nie weiß ob und wann sie einen Vernichten bzw. ihre Gnade entziehen... normalerweise besteht der engste kreis einer solchen Gottheit allerdings aus halb Wahnsinnigen)

Lothlann hat geschrieben:
Können somit böse Tempel, von denen man ja oftmals annimmt, dass sie mit einem friedlichen Zusammenleben, so wie es in einer Stadt erforderlich ist, inkompatibel sind, ganz offen in „guten“ Orten existieren?


Ganz bestimmt sogar. Talonas Tempel sind dafür ein ganz besonders guter Beweis. Die Anhänger der Göttin der Seuchen und Gifte unterhalten häufig auch Tempel in guten Städten und Dörfern. Ihre Kleriker diagnostizieren (gegen ein entsprechendes Entgeld natürlich) Krankheiten (meist erschreckend exakt), verkaufen Tränke und auch (Insekten-)Gifte. Viele Kranke, denen niemand sonst helfen konnte, wenden sich an die Tempel der Talona um geheilt zu werden.... wenn sie es sich leisten können jedenfalls.

Lothlann hat geschrieben:
Müssen nicht, im strengen Sinne, nur die Kleriker (als Klasse) die Gesinnung ihrer jeweiligen Gottheit besitzen? Die Kleriker, als kleiner (aber tonangebender) Bruchteil des Tempels, sind dann in gewisser Weise kleine Abbilder von den Göttern selbst. Kleriker entsprechen also gesinnungsmäßig dem Gott selbst, der Rest der (engeren) Anhängerschaft einer Kirche muss dies nicht unbedingt.


Also, da hast du etwas falsch verstanden. Jedes (mehr oder minder intelligente) Lebewesen Faeruns besitzt eine "Schutzgottheit" also eine Gottheit der er ganz besonders zugeneigt ist (bei Bauern ist dies häufig Chauntea oder Lathander, Totengräber verehren häufig Kelemvor etc. etc.). Zu dieser Schutzgottheit wird man nach seinem Tod, und etwaigem Zwischenstopp auf der Fugenebene, abgerufen und auf dessen Ebene verbringt man sein gesammtes Nachleben. Diese Gottheit ist meist nicht weiter als einen Gesinnungsschritt von ihrem Anhänger entfernt. Ihren Anhängern steht es jedoch natürlich frei auch anderen Gottheiten zu spenden oder in bestimmten Situationen zu diesen zu beten. Es sollte nur nicht überhand nehmen. Atheisten oder Leute die den Göttern nur Lippenbekenntnisse ablegen (also alle ohne eigene Schutzgottheit) haben es übrigens in ihrem Nachleben besonders schwer: Sie werden entweder in der Fugenebene in die "Mauer der ungläubigen" eingebunden, wo ihre Seele langsam vergeht oder von Tanar'ri (Dämonen) herausgerissen und in niedere Dämonen verwandelt wird, oder sie gehen einen Vertrag mit den Baatezu (Teufeln) ein (wie übrigens auch viele die die Gnade ihrer bösen Gottheit verloren haben) und werden von diesen in Lemuren (niedere Teufel) verwandelt.

Lothlann hat geschrieben:
Meine Frage in Kurzfassung: Sind böse Kirchen also nicht nur Sekten, in denen sich Verrückte versammeln, die eine Gemeinheit nach der anderen planen, sondern sind sie ein von der Bevölkerung (die ich mir einfach zum überwiegenden Teil gut vorstellen muss!) akzeptierter Bestandteil der religiösen (nicht unbedingt politischen) Welt? Diese Vorstellung mag uns heute vielleicht ein Bisschen seltsam anmuten, weil wir eben vom christlichen Eingottglauben (orthodoxie/Häresie, schwarz/weiß) und seinen Werten geprägt sind, die sich ja auch verstreut über die faerûnischen Gottheiten finden lassen. Einem antiken Menschen wäre diese Vorstellung von vielen, äußerst lebhaften, nicht-entrückten, nicht-körperfeindlichen, lebensbejahenden (und auch weiblichen!) Gottheiten schon vertrauter gewesen.


Ich hoffe das die einzelnen oben genannten Punkte deine Frage weitestgehend beantwortet haben. Aber hier nochmal eine möglichst kurze Fassung: Böse Kirchen sind häufig weit mehr als nur Sekten (diese Bezeichnung trifft in Faerun eher auf Teufels-/Dämonenanbeter zu) und einige der Bösen Gottheiten besitzen sogar einige der imposantesten Tempel Faeruns. Es gibt natürlich immer böse Gottheiten denen gegenüber man in bestimmten Gegenden (oder sogar auf ganz Faerun) toleranter ist als anderen (Paradebeispiel Talona ^^), aber grundsätzlich kann ein Sterblicher natürlich anbeten wen er will (die Verfolgung der Selune-Anhänger durch Shar-Anhänger lassen wir jetzt mal außen vor).


Lothlann hat geschrieben:
Wie habe ich mir die Verehrung von Göttern vorzustellen? Versinke ich andächtig in ein Gebet und begebe mich auf eine spirituelle Ebene, oder klatsche ich – wie in Japan – ein paar mal in die Hände und werfe meine Münze in den Spendenbecher vor der Statue des jeweiligen Gottes? Sind Tempel Orte der stillen Andacht oder geht’s dort laut und lebendig zu? Letzteres erscheint mir für einen Vielgottglauben realistischer, lediglich die Kleriker wickeln ihre Geschäfte mit der Gottheit vielleicht auf einer anderen Ebene ab.


Die Verehrung einer Gottheit (oder auch einfach nur das Beten zu ihr zu bestimmten Anlässen) kann auf verschiedenste Weise ablaufen. Über den Tag verteilt sind es (meist bei guten Gottheiten) einfach kleine Gebete um göttlichen Beistand wärend einer bestimmten Aufgabe. Vor bestimmten Anlässen (und bei vielen bösen Gottheiten) ist die Gebrächlichste Form der Segnung einfach eine entsprechende Spende mit anschließender Segnung/Anbetung oder dem wirken eines Zaubers durch einen entsprechenden Kleriker der jeweilis benötigten Gottheit (Dieses ganze Anbetungsverfahren lässt sich also mit der Heiligenverehrung des Christlich-Katholischen Glaubens vergleichen).

Übrigenswerden selbst Kleriker zu Zeiten ihrer Andacht und Gebete normalerweise keinen Ebenenwechsel vollziehen, sondern sich einfach vor einem ihrer Altäre oder Schreine hinknien (oder sich vielleicht auch einfach nur zurückziehen) um für ihre Zauber und göttlichen Beistand in allen Lebenslagen zu beten. ;)

Lothlann hat geschrieben:
Wie sehr kennt sich ein durchschnittlicher Faerûnianer eigentlich mit solchen Angelegenheiten aus? Weiß er über das Bescheid, was nach dem Tod passieren wird, auch wenn er keinen Kelemvor-Priester zur Hand hat? Weiß er von der schrecklichen Seelenmauer? Weiß er, dass er einen Schutzpatron braucht?


Da die meisten Bewohner Faeruns eine Schutzgottheit haben können wir denke ich davon ausgehen das sie über die Seelenmauer, die rudimentären Glaubenspraktiken sowie über die Glaubenslehre ihrer eigenen Schutzgottheit sehr wohl unterrichtet sind.... die meisten Atheisten (ein sehr geringer Anteil der mehr oder minder Inteligenten Lebewesen Faeruns) sind tatsächlich meist entweder zu unentschlossen als das irgendein Gott sie tatsächlich anerkennen würde oder glauben einfach nicht an das Leben nach dem Tod..... eine auf Faerun fatale Entscheidung.


Lothlann hat geschrieben:
Weiß ein Faerûnianer nicht von den Göttern, so hat er spätestens nach dem Tod ein großes Problem, da die göttliche Sphäre in Faerûn ja nicht nur eine Sache des "Glaubens" ist, sondern real existiert. Oder bekommt er dann noch schnell einen Götterkatalog vorgelegt und darf sich entscheiden?


Aufgrund der sehr realen Gefahr die der Atheismus mit sich bringt wird wohl jedes Kind, selbst wenn es noch so abseits lebt, wohl von den Eltern bereits zu einem bestimmten Glauben erzogen und über die Folgen des Atheismus unterrichtet. Sollte ein Kind unter wilden Tieren aufwachsen (z.B. weil es als Weisenkind von Wölfen aufgenommen wurde; Das Dschungelbuch lässt grüßen) so wird sich vermutlich Nobanion seiner Annehmen da der gütige Gott der guten Kreaturen einem solchen Wesen wohl kaum sein unschuldiges Unwissen vorwerfen wird. Es mag auch sein das sich eine andere Gottheit dieses Wesens annehmen wird, weil es einen bestimmten Moment im Leben gab die dieses Findelkind der jeweiligen Gottheit näher gebracht haben, oder es könnte auch sein das sich Malar für dieses Kind interessiert, da es eine Art besonders intelligentes Raubtier darstellt.


Lothlann hat geschrieben:
In Faerûn stelle ich mir „Messen“ eher wie große Feste vor, da ja Religionsinhalte stark auf der mündlichen Tradition beruhen, und da es eher um die Verehrung der Gottheit „persönlich“ geht, und nicht so sehr um irgendwelche „höheren“ Werte und komplizierte Glaubensinhalte?


Da liegst du gar nicht so falsch. Viele Gottheiten haben bestimmte religiöse Feiertage die meist mit andächtigen oder rauschenden Festen gefeiert werden (Sharess' bzw. Sharins Anhänger feiern beispielsweise nahezu täglich ein Fest und viele Feste werden nötigenfalls erfunden, weil man einfach bereits vergessen hat welches Fest man zu diesem Zeitpunkt im Jahr zuvor feierte ^^). Häufig gehören zu solchen Feierlichkeiten auch Lobesgesänge an die Gottheit oder bestimmte religiöse Praktiken (Loviatars Anhänger Tanzen besispielsweise zur Einführung neuer Kleriker(innen) auf Glassplittern). Viele Feste sind auch nicht an einen bestimmten Zeitpunkt sondern auf ein bestimmtes Ereignis ausgerichtet (Vollmond, Weihe eines neuen Klerikers/einer neuen Klerikerin, Opferung eines Anhängers einer verfeindeten Gottheit, eine Jagt).

Wirklich regelmäßige Messen gibt es warscheinlich wenige. Ich stelle mir das religiöse Leben in Faerun eher in etwa wie im antiken Griechenland vor.

Lothlann hat geschrieben:
Vielleicht gibt es auch Reliquien, Gegenstände oder Orte, die in engem Zusammenhang mit dem Wirken der jeweiligen Gottheit auf Toril in Zusammenhang stehen? Vielleicht gibt es Pilgerscharen, die solche heiligen Orte aufsuchen?


Ja, einige Kirchen haben solche Orte und Reliquien.


Lothlann hat geschrieben:
Vielleicht gibt es Götter, die Askese und Mönchtum fördern? Wie stehen die Mönche den nicht-mönchischen Anhängern gegenüber?


Es gibt bestimmte Götter die einige sehr große und bedeutende Mönchsorden besitzen. Shar hat beispielsweise den "Orden des dunklen Mondes", Ilmater den "Orden des Gebrochenen" und selbst Azuth hat den "Orden der Strahlenden Hand".

Mönche auf Faerun leben, ähnlich den christlichen Mönchen, häufig in Kloster-Anlagen und Interagieren, wie auch in der christlich dominierten Welt, häufig nur mit der örtlichen Bevölkerung um sich das nötigste zu beschaffen und ansonsten ihrem Gott zu dienen. Manche Mönche neigen jedoch auch dazu in die Welt hinaus zu ziehen und ihren Glauben weiter zu verbreiten, die eigenen Taschen zu füllen oder Menschen zu helfen wo immer sie diese Hilfe benötigen. Mönchsorden sind also auch auf Faerun häufig nur ein anderer Ast der Kirche.


Lothlann hat geschrieben:
Gibt es Anhänger, die die Verbindung zu ihrer Gottheit vielleicht nicht durch das Befolgen von gesetzten Geboten/Dogmen suchen, sondern durch Mystik/Magie?


Es gibt für solche Personen sogar eine eigene Prestige-Klasse: den Arkanen Jünger.

Lothlann hat geschrieben:
Bestimmte Derwische drehen sich im Kreis, Styliten verbringen ihr Leben auf Säulen, andere lassen sich einmauern oder leben in Höhlen, wiederum andere rauchen Haschisch um zur Gotteserkenntnis zu gelangen. Wieso nicht auch in Faerûn?

Was ist eure Meinung dazu, oder besser: Wie stellt ihr euch die Religion in Faerûn vor?


Im Grunde sind all diese Praktiken möglich. Einige werden von der regulären Kirche vielleicht gefördert oder missbilligt (was aber nicht unbedingt auch für den Gott gelten muss) und andere werden sogar von dem dadurch angebeteten Gott verabscheut (beispielsweise der immer kleiner werdende Orden von Ilmaterern, die Leid und Selbstkasteiung predigen und sogar versuchen durch ein Leid anderes auszugleichen.... dieser Orden ist jedoch von Ilmater verlassen, seinen Anhängern werden keine Zauber mehr gewährt und vermutlich wird dieser Orden entweder untergehen oder sich einer anderen Gottheit verschreiben.... in diesem speziellen Fall wäre vermutlich Loviatar angebracht).

Grundsätzlich gilt aber: wenn du eine Gute Idee hast deinem Gott zu huldigen und diese auch Umsetzt wird sich dir wohl selten eine Kirche und noch seltener ein Gott in den Weg stellen.

My 2 Cents,
Animus


EDIT:
Lel hat geschrieben:
Ich bin also beinahe zwingend der Meinung, dass ein solch reichhaltig gefüllter Pantheon UND die durchaus auslegunsanfälligen Einflussphären der einzelnen Götter nichts anderes als eine polytheistische Grundhaltung beim Durchschnittsmenschen auf der Straße zulassen kann. Mögen auch viele zu einer Gottheit am meisten tendieren, so können es sich nur die größten und wahrhaftesten "Helden" dieser Welt leisten, auf einen einzigen Gott zu vertrauen und allen anderen abzuschwören. Alle anderen ...sind Inder.
:)


Da muss ich nochmal nachhaken: Nahezu jeder Charakter (auch NSC) hat auf Faerun eine Schutzgottheit. Nicht alle sind dieser so eng verschrieben und durch eine wirkliche Entscheidung an sie Gebunden wie die SC aber auch SC beten (normalerweise) durchaus zu anderen Göttern (Ulric wird z.B. in den kommenden Tagen häufiger zu Ilmater beten als sonst auch wenn er eigentlich Sharess-Anhänger ist.... Gründe sind den IG-Bekanntschaften bekannt -.-°)

EDIT2:
Lafaellar hat geschrieben:
Darüber hinaus gilt es zu bedenken: Ein Priester braucht eine Kirche. Wenn also ein Kleriker herumläuft und sich als Priester bezeichnet, seine nächste Kirche aber Kilometerweit fort ist, stellt sich die berechtigte Frage: "Was machst du überhaupt hier?"


Stop. Bis hierhin kann ich dir zustimmen aber hier muss ich einen Einschub machen Lafel: Begehe nicht den Fehler Kirchen mit Tempeln gleichzusetzen (so wie du vorher schon gesagt hast das man Kleriker nicht mit Priestern gleichsetzen soll)

Priester brauchen eine Kirche ja, aber sie brauchen keinen Tempel. Als Kirche wird die gemeinsame Anhängerschaft eines Gottes bezeichnet nicht etwa ein Gebäude in welchem dieser oder jener Gott angebetet wird.

_________________
Ulric Kieldantzer
Grim Silberhand - Slaughter; it can't be spelled without laughter
Saerail Kiirnodel - Mindestens haltbar bis Ende
Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
-Albert Einstein

Never trust a smiling Gamemaster.

May the 4th be with you!


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