Okay, beim Thema, wie man mehr ins RP eingezogen wird, bin ich wirklich alles andere als ein Experte.
Ich stimme den bisherigen Posts durchwegs zu! Die richtige Mischung aus Stereotyp (Klasse/Rasse) und Variation ist eigentlich bei jedem Charakter wichtig, genauso wie das „nicht-Überziehen“ der Rolle (Geduld!) und das "glaubwürdig bleiben".
Als wesentlich erachte ich auch Xenturriximiras’ Argument der Heldengesellschaft. Egal, wie man es anstellt: man wird es auf Rivin wahrscheinlich schwer haben, „Ehrfurcht“ gezollt zu bekommen. Helden sind besonders, haben keine Furcht, trotzen den Widrigkeiten. Ein Charakter, der auf Falken reitend eine fliegende Stadt besiegt, wird sich von einer Drohung eines „kleinen“ Priesters wohl nicht besonders einschüchtern lassen. Unterordnung ist uncool. Man muss also wahrscheinlich weg von der Vorstellung "Ehrfurcht durch andere SCs", und stärker hin zum politischen Aspekt von Religion. Die Macht über SCs kommt eben nicht durch eine "Religiösität" der Charaktere zustande, sondern durch die diesseitige Politik, durch die Organisation um eine Gottheit herum, kurz: durch Kirchen.
Priester (so wie ich mir sie vorstelle) wirken in erster Linie auf die gewöhnliche Bevölkerung, und dort besonders im Rahmen bestimmter Lebenssituationen, die in Heldenleben wahrscheinlich weniger häufig vorkommen (z.B. vielleicht gute Ernte wünschen, etwas segnen lassen, den verdammten Nachbarn verfluchen). Und selbst für diese Dinge braucht es nicht unbedingt einen Priester. Oft reicht es wahrscheinlich aus, einfach in den Tempel zu gehen und – sehr automatisiert, also ohne große spirituelle Erfahrung – etwas zu spenden. Große Schicksalsschläge, Katastrophen oder allgemein „Unverständliches“ wird in Rivin auch nicht gleich den Göttern zugeschrieben. Unverständliches heißt auf Rivin doch in der Regel „Magie und Quest“, und die Sache wird ohne großartigen göttlichen Beistand durch die sterblichen Helden geregelt. Die Priester-spezifischen Tätigkeiten, die im Rollenspiel mit anderen SCs ausübbar sind, beschränken sich wie es scheint leider auf Heilzauber/Buffs – nicht unbedingt das „Kerngeschäft“ eines Priesters.
Ganz konkret würde ich Predigten sehr begrüßen. Natürlich sollten die nicht sehr kompliziert ausfallen. Ich weiß nicht: worüber könnte ein Priester predigen? Grundsätzliches über den jeweiligen Gott und dessen Geschichte vielleicht – man kann auch bildliche Darstellungen (Freskos, Glasmalerei, Miniaturen, etc.) nutzen, um es dem einfachen Volk verständlicher zu machen. Man kann natürlich auf aktuelles Geschehen in der Stadt eingehen, vielleicht gesellschaftliche Entwicklungen bekritteln (die müsste man sich eben vorher ausdenken – bei 40 SCs gibt es keine „gesellschaftlichen Entwicklungen“). Man kann auch aus der Geschichte einer Gottheit Analogien ziehen zu aktuellen Entwicklungen in der Politik. Aber worüber beispielsweise ein Mask-Kleriker predigen soll, weiß ich wirklich nicht. Solange aber die durch die Spielleitung simulierte, einfache Bevölkerung keinen Einfluss auf Spielercharaktere bzw. konkret die Gilden nimmt, kann man sich das Predigen aber leider ohnehin sparen. Der "missing Link" wäre also die "normale Bevölkerung", aber die müsste der SL übernehmen.
Also ein „Ja“ für Predigten, aber man will auch keinem Spieler einen regelmäßigen Gefallen tun müssen, indem man sich alle zwei Wochen irgendwo versammelt um die Predigt zu hören. Was mir dazu einfällt bzw. was ich als Kleriker versuchen würde: stärker mit dem Tavernen-Forum arbeiten. Dort sollte dann auch hervorgehen, was die ominöse "Masse" dazu sagt oder denkt (durch einen SL), und wie sich das auf den (Miß-)Erfolg anderer Gilden auswirkt.
Und mit dem Drohpotential eines Priesters sieht es wohl auch eher schlecht aus, solange er keine größere SC-Anhängerschaft bzw. Gilde hat. Wenn die verschiedenen Kirchen schon nicht in der Politik mitmischen (wahrscheinlich besitzen viele Tempel auch eine Grundherrschaft in der Umgebung, um sich zu erhalten?), dann müsste man vielleicht wenigstens beachten, dass sie städteübergreifend tätig sind. Man sollte (zumindest bei den meisten?) „Kirchen“ den Eindruck haben, dass es sich um große Organisationen handelt. Insofern kann auch mal NSC-Unterstützung „von außerhalb“ Rivins kommen – das fehlt mir generell ein wenig in Rivin. Solange die anderen Spieler/Gildenführer die Einflüsse von außen vorhersehen und einplanen können, ist das nicht unbedingt gleich unfair.
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Charaktere:
Flammo (inaktiv) - galanter, geschleckter Lackaffe, Cavalier und Stadtratskandidat
Lothlann (inaktiv) - anerkennungssüchtiger, sembischer Wirt und barocker Antiheld
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