Lothlann hat geschrieben:
@ Nintuta
Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Ich denke, wir tragen zum Teil unsere christlichen Vorstellungen von Kirche ins Spiel hinein. Eine gute Gesinnung verlangt nach guten Taten, und welche andere gute Tat kann man auf Rivin ausspielen als das Heilen und das Lindern von Schmerzen (plus Armenspeisungen), welches jedoch in dieser Form eher eine Sache für (den überaus christlichen) Illmater ist?
Ich komme wieder darauf zurück und frage: was macht man denn so den lieben langen Tag lang als Lathander-Priester? Am morgen (eine Spielzeit die es eigentlich nicht gibt) mal schnell einen netten Ritus. Den Rest des Tages...puuuuhh.....den Gott verehren, vielleicht im Chor singen, religiöse Goodies herstellen und verkaufen.... Mit den recht knappen Angaben zum Portfolio und zu den Überzeugungen der Götter kann man ja nicht einmal anständig "predigen"? Heilige Schriften, heilige Geschichten? Die müsste man alle selbst erfinden, und wer würde einem zuhören?
Andere Götter haben zumindest einen stärkeren, pragmatischen Alltagsbezug. Selune wird von Navigatoren verehrt, von Frauen, die schwanger werden wollen und Müttern, und man kann wohl auch ein Horoskop bekommen. Aber allgemein bringt einem als Priester die pragmatische Ausrichtung eines Gottes in unserer Heldengesellschaft herzlich wenig bzw. wenig RPG. Unsere Helden haben kaum Verpflichtungen und Unsicherheiten (ich habe kein Feld, ich brauche kein Ernteglück; ich habe keine Familie, ich brauche kein Familienglück; ich habe einen Feind, um den kümmere ich mich selbst; mein Geld finde ich in Truhen und bei Monstern, ich brauche kein Kaufmannsglück; etc. etc.). Und das war nur eine Feststellung, keine Kritik.
Die Möglichkeiten, das "Priesterliche" spezifisch auszuspielen sind eben rar. Gelegenheiten, die Interessen eines Gottes aktiv ins Spielgeschehen einzubringen bieten vielleicht nur Konflikte (z.B. Mielikki versus Chauntea/die Urbarmachung weiterer Landstriche rund um Rivin; Umberlee gegen die Flutmauer des Mantels oder gegen Selune). Und die Götter selbst greifen nicht in das Leben der SCs ein (siehe den Fall des Kynrads von Veith
). Dazu müssten die SLs das Tun jedes einzelnen SCs im Auge behalten, und auch würden wir uns sich in unserer Freiheit beschränkt fühlen.
Was ich also sagen will: Irgendwie ist es verständlich wenn es den Anschein hat, dass Kirchen/Tempel immerzu auf das Heilen reduziert werden. Alles andere lässt sich in einer persistenten Welt wahrscheinlich schlecht umsetzen.
Ich persönlich glaube auch man sollte die Umwelt der Bewohner Faeruns stärker beachten. Ohne Selune gibt es keinen Mond, ohne Lathander wird niemand geboren und die Sonne geht nicht auf, ohne Kossuth kann kein Feuer entfacht werden, ohne Chauntea wächst auf den Feldern nichts mehr usw.
Viele Religionen haben sehr viele unterschiedliche Aspekte, im Quellenbuch Tiefwasser die prächtige Stadt sieht man das sehr gut, da fördert zum Beispiel die Kirche Lathanders hauptsächlich die Kunst unter dem Aspekt das sie auch für neue Ideen steht. In anderen Gebieten werden sie eher Untote und Monster bekämpfen oder vielleicht den Handel fördern, was ja auch zu Wachstum führt. Wieder woanders setzen sie sich vielleicht für den Erhalt der Wälder ein, denn auch wenn Lathander keine Naturgottheit ist bleibt er der Gott des Frühlings und des Wachstums. Und wieder woanders arbeiten sie vielleicht als Geburtenhelfer oder Heiler, führen vielleicht ein Waisenhaus oder ähnliches.
Ich glaube dieses weite Spektrum findet sich bei vielen Gottheiten und Kirchen deren Aufgaben du vielleicht als unkonkret siehst. Sicher mag es bei anderen Gottheiten klarer ersichtlich sein wie Mask oder Gond, aber das abgedeckte Spektrum ist dafür auch geringer. Aber Religionen wo nichts Praktisches getan sondern nur gepredigt wird? Also ich glaube die gibt es in Faerun nicht.
Edit: Und wirklich knapp sind die Götter und ihre Kirchen nicht ausgearbeitet, leider muss man sich oftmals nur sehr viele unterschiedliche Quellen ansehen um einen Eindruck zu erhalten der über grundlegendes hinaus geht.