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 Betreff des Beitrags: Einsame Zeiten!
BeitragVerfasst: Mi 7. Jun 2023, 08:59 
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Der Zustand der Reverie gestaltet sich bei den verschiedenen Elfenvölkern - aber auch ganz einfach von Elf zu Elf ganz unterschiedlich. Bei Illiam'cice war es dem den Menschen als Schlaf bekannten Zustand recht ähnlich. Sie erwachte zumeist desorientiert und verwirrt. So war es auch heute wieder. Ihr erster Blick galt wie üblich der anderen Seite ihres Bettes. Keine Zhai! Sofort schreckte sie hoch und rannte ins nebenan gelegene Zimmer. Auch keine Zhai! Nur eine überraschte Miz'ri. Wo war Zhai? War sie heute früher aufgestanden? Wurde sie entführt? War sie tot? Hat sie sie verlassen?! Rasch eilte die Priesterin zum Zimmer ihrer Mutter. Zum eigenem Glück musste Illiam'cice dafür nicht den Gang verwenden, wo andere sie hätten sehen können. Die Zimmer waren klug angelegt und miteinander verbunden. Mutter war auch nicht da!

Da kam die furchtbare Erkenntnis erst wieder über sie, als die erste Verwirrungsphase nach dem Ende ihrer Reverie nachließ. Die grausige Realität, die wuchtvoll in den leeren Magen schlägt um einen aus den Illusionen der nächtlichen Ruhe zurückzuholen. Wuchtvoll in den Magen schlägt und Brechreiz auslöst. Rasch rannte Illiam'cice zurück in ihr Zimmer und übergab sich in ihren Nachttopf. Miz'ri reagierte sehr schnell! Sie war nicht die klügste Spinne in Lolths großem Netz aber gewisse Instinkte hatte sie. Und diese hatten ihr beigebracht, dass man einer Lolthpriesterin in einem Augenblick körperlicher oder geistiger Schwäche oder etwa, wenn sie sich gerade erbrach, nicht die Haare zurückhielt, wie man das vielleicht unter Menschen getan hätte, sondern rasch die Türe verschließt und so tut als hätte man das alles gar nicht mitbekommen.

Unter Menschen mochte so etwas herzlos erscheinen. Unter Dunkelelfen war es reiner Überlebensinstinkt. Eine Priesterin könnte sich genötigt fühlen, die Zeugen von körperlichen oder geistigen Schwächen der eigenen Person zu beseitigen. Illiam'cice bekam das alles allerdings gar nicht mit. Sie übergab sich und erbrach mit leerem Magen nur Speichel und Galle, der nachwirkende Würgereflex des Übermaßes an Pilzschnaps, den sie gestern spät Nacht zu sich genommen hatte, um ihre drückende, quälende Einsamkeit zu vergessen, zu ertränken.

Die quälende Erkenntnis. Zhai und Mutter waren weg und sie war ganz alleine. Sie kroch zurück in das Bett. Ihre Hände wühlten zwischen den Laken die kleine Zhai-Puppe heraus. Illiam'cice hatte diese vor längerer Zeit im Geheimen angefertigt. Sie hatte für die Herstellung Haare von Zhai verwendet, die über die Jahre hinweg immer wieder gesammelt hatte, Haare, die auf deren Kleidern, auf dem Kopfkissen oder einfach in ihrem Kamm zurückgeblieben waren. Es hatte eine kleine Ewigkeit gedauert, genügend Haare zusammenzukriegen. Sie drückte die Zhai-Puppe an sich, vergrub ihren Kopf in das Kissen und weinte eine halbe Stunde lang.

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~"This ist my battle. This is my battleship."~

"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."

~Shadow is a man who never loses his virginity - because he never loses.~


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 Betreff des Beitrags: Re: Einsame Zeiten!
BeitragVerfasst: Mi 7. Jun 2023, 17:35 
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"Zhai ist so wunderschön, verstehst du? Viel hübscher als ich. Ihre Haare duften so unglaublich und fühlen sich sogleich so zart und seidig an. Als würde man durch ein Spinnennetz fassen. Also, zumindest stelle ich mir vor, dass ein Spinnennetz sich so anfühlen muss. Ich würde natürlich nie durch ein Spinnennetz fassen."

Sie musste kurz traurig kichern bei der grotesken Vorstellung.

"Eine Spinne braucht zwar nur eine Stunde für ihr unvergleichliches Meisterwerk, aber ich würde es dennoch nie wagen, es zu zerstören. Man muss nämlich auch berücksichtigen, dass eine Spinne nur 3-6 Jahre lebt. Eine Dunkelelfe lebt 3-6 Jahrhunderte. Das Leben einer Spinne ist also 100mal kürzer als das einer Dunkelelfe. Es ist also so als wäre es ein Werk an dem eine Dunkelelfe 100 Stunden gearbeitet hätte. Aber ich habe den Faden verloren. Hihi, den Faden, du verstehst. Also wo war ich? Ach richtig, bei Zhai."

Illiam'cice atmete einmal tief ein und schmunzelte dann flüchtig.

"Ich mag es, wenn Zhai schwitzt. Ihr Schweiß riecht gut. Am Besten, wenn sie ausgeritten ist. Ich glaube, das Echsenreiten macht ihr eine besondere Freude. Ihr Schweiß riecht dann ein wenig anders als einfacher Arbeits- oder Nachtschweiß. Nicht, dass Zhai viel schwitzen würde. Ihr Sexschweiß ist auch sehr angenehm, aber der beste Schweiß ist irgendwie der Reitschweiß, ich weiß auch nicht, wieso. Ich möchte ihn gerne ablecken. Aber ich weiß nicht, ob Zhai das nicht seltsam findet. Wenn sie vom Reiten kommt, möchte sie sich gerne rasch baden. Ich glaube, es wäre ihr unangenehm. Du erzählst ihr doch nichts davon?"

Die Finger der Spinnenpriesterin drehten das Messer in ihrer Hand.

"Wenn Zhai nicht da ist, bin ich traurig. Ich bin schon traurig, wenn ich sie mal am morgen nicht sehen kann, in den seltenen Fällen, in denen sie vor mir aufsteht. Aber das ist dann nicht schlimm, weil ich weiß, dass ich sie später sehen werde. Von ihr getrennt zu sein, fällt mir wirklich schwer. Ich meine, es ist nicht das erste Abenteuer, auf dem sie oder ich ohne die jeweils andere losziehen, ich war schon das eine oder andere Mal von ihr getrennt. Aber dieses Mal tut es irgendwie mehr weh. Ergibt das Sinn für dich?"

Sie blickte kurz zu ihrem Gegenüber.

"Du musst nicht antworten. Vermutlich ergibt es keinen Sinn für dich. Du bist immerhin gleich tot. Also jedenfalls denke ich, es liegt daran, dass Zhai gerade ein Kind bekommt. Ich glaube, das hat unsere Bindung irgendwie verstärkt. Ich fühle das, ganz tief hier drinnen, in meinem Herzen. Willst du fühlen, wie mein Herz schlägt? Es pocht ganz schnell. Weil ich von Zhai spreche. Ich weiß nicht, warum ich soviel von Zhai spreche. Ich vermisse nämlich meine Mutter ebenfalls. Hab ich dir schon von meiner Mutter erzählt. Lass m.. oh."

Illiam'cice legte den Kopf schief und schnipste mit den Fingern am Ohr ihres Opfers.

"Bist du jetzt echt schon tot? Ah, du bist nur kurz eingenickt. Xas, xas, der Blutverlust."

Sehr langsam umschlossen ihre Finger nun das im rechten, unteren Brustbereich steckende ihres Opfers steckende Messer.

"Das dort ist deine Leber. Deshalb habe ich das Messer drinnen gelassen. Ziehe ich es raus, bist du sofort tot. Und... es war mir wichtig, zu reden. Ich glaube, das Reden manchmal hilft. Ich denke, es hat mir geholfen. Ich würde dir gerne noch von meiner Mutter erzählen. Aber ich glaube, solange machst du es nicht mehr."

Kleine, blutige Bläschen bildeten sich auf den Lippen ihres Opfers, Lippen, die sich bewegten, um um eine Gnade zu flehen, die es niemals geben würde.

"Du, das war wirklich nichts Persönliches. Ich habe dich und deine Bande umgebracht, weil ihr hier im Gebiet von Schwarzwasser gewildert habt und leider ein bißchen zu schlagkräftig für Mutters andere Schurken seid. Normalerweise hätte ich ein paar umfangreichere Rekrutierungsgespräche geführt, aber dafür fehlt mir die Zeit. Ich muss rasch das Portal nutzen und wieder runter, weil Mutters Stadt von Untoten belagert wird. Daher musste ich das hier schnell machen."

Sie zog das Messer mit einem Ruck heraus aus der Brust ihres Opfers, das Blut sprudelte aus der Wunde und den Körper verließ zuckend das Leben. Illiam'cice stieg über die Leiche hinweg.

"Töten macht sonst viel mehr Freude. Warum nur bekomme ich sie nicht mehr aus meinem Herz heraus, diese tiefe, alles überwältigende Traurigkeit...?"

Mit raschen Schritten verließ sie das Versteck der kleinen Bande, das nur noch ein Hort von Leichen war und ging zurück zum Versteck von Schwarzwasser, dem Versteck des Rubins. Das Portal würde sie zurück nach Har'dor'kar bringen. Und dann musste sie zusehen, was man wegen den Untoten und dem Vulkan machen konnte. Es war gut, dass es Arbeit gab. Arbeit lenkte ab.

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 Betreff des Beitrags: Re: Einsame Zeiten!
BeitragVerfasst: Mi 28. Jun 2023, 19:50 
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Wie konnte man jemanden nur so sehr vermissen, dass es einem das Herz so sehr zerriss? Dass das Gefühl der Einsamkeit in allen Adern brannte. Das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit und Wertlosigkeit. Illiam'cice war wertlos, wertlos, wertlos. Fühlte sich wertlos, wertlos, wertlos.

Nicht wert von der Mutter ausgehalten zu werden. Nicht wert vom Vater geschätzt zu werden. Hinfort geworfen wie Müll noch bevor sie Laufen gelernt hatte. Heute wusste Illiam'cice, dass das nicht gestimmt hatte. Dass ihre Mutter sie nicht habe weggeben wollen. Aber sie hatte nie die Möglichkeit gehabt, dieses Trauma zu verarbeiten. Natürlich hatte jeder Dunkelelf sein eigenes Trauma.

Aber Illiam'cice konnte nur ihr eigenes fühlen, das sich unüberwindbar in ihr aufgebaut hatte. Nie hatte sie es verarbeitet. Als der Regen in ihren Adern war, hatte Serengenti mit ihren mentalen Kräften und ihrem Gesang jede Empfindung hinfort gespült. Doch Serengenti war nicht mehr da.

Es war nicht das einzige Trauma in Illiam'cices vernarbter Seele. Sie hätte sich mittlerweile vielen Dingen stellen können. Versuchen können, sie zu bewältigen. Aber dazu war sie nicht in der Lage. Sie wollte sich nicht mit ihren Wunden befassen. Sie würde gerne aufhören, sich selbst zu hassen, aber das war ihr nicht möglich. Und... meistens war es auch nicht schlimm, war es nicht nötig.

Die Zuneigung, die Mutter und Zhai ihr schenkten... ihr schenkten, obgleich sie so wertlos war...

Wertlos. Wertlos. Wertlos.

...sie half, sie hatte oft geholfen. Aber jetzt?

Sie betrachte ihre Hände, die nicht aufhören wollten, zu zittern. Sah in den Spiegel zu ihren Tränen, die nicht aufhören wollten, zu fließen. Die ihre Wangen hinabflossen, als wären ihre Augen zwei offene Wunden aus denen Tränen anstelle von Blut lief. Sie hatte gleich nachdem Mutter und Zhai hindurchgegangen waren versucht, eine Verständigung zu wirken.

Es war nicht möglich. Auch später, daheim nicht. Ausspähungen schlugen auch fehl.

Mutter und Zhai waren weg. Bestimmt waren sie noch am Leben, aber sie waren nicht hier, waren nicht bei ihr. Sie würde so gerne mit Mutter und Zhai reden, lachen, fachsimpeln, einfach nur zusammen sein. Dann war das Gefühl der Einsamkeit, der Unzulänglichkeit, der Wertlosigkeit, des Selbsthasses, des Hasses gegen alles, gegen die Welt, das Multiversum, nicht so stark.

"Wo bleibt ihr denn nur? Ich kann doch gar nicht sein, ohne euch...?"

Sie wollte so gerne weglaufen, weglaufen, weglaufen? Aber wohin denn?

Sich selbst entkam man nicht.

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 Betreff des Beitrags: Re: Einsame Zeiten!
BeitragVerfasst: So 9. Jul 2023, 13:11 
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Sie hatte sich zu der Höhle begeben. Es war eine gute Höhle, abseits von Har'dor'kar. Kühle Steine aufgrund einer nahegelegenen Wasserquelle. Sie war von vielen Spinnen bewohnt, deren Nähe Illiam'cice Sicherheit und Vertrauen schenkte. Ein sachter Luftstrom zog beständig durch den Komplex, in dem sich diese Höhle befand und manches Mal erzeugte er auf den Steinen Töne, die sich wie der Gesang des Erdbodens selbst anhörten. Ein idealer Ort um ihre Verbindung zu beginnen und ein tieferes Verständnis zu erlangen, das ihr dabei helfen mochte, ihre Feinde zu zerstören.

Ihre Traurigkeit und Ängstlichkeit hatte gefährliche Tiefpunkte erreicht. Vielleicht war das der Anstoß gewesen, den sie gebraucht hatte, diese lange Prozedur endlich zu beginnen. Natürlich war die Sache nun nicht ungefährlich. Hier so abseits von Har'dor'kar war sie zwar ungestört und fern von der Bürde ihrer täglichen Pflichten, befand sich nicht so sehr in der Gefahr, von einer Meuchelmörderin oder einem Meuchelmörder der Stadt angegriffen zu werden oder von einem anderen plötzlichen Mordversuch unterbrochen zu werden. Aber natürlich war es trotzdem nicht ganz ungefährlich.

Daher hatte sie Amalafein mitgebracht. Sie mochte ihn und vertraute ihm - bis zu einem gewissen Grad. Natürlich machte sie sich keine Illusionen. Sie wusste, er würde sie ohne zu zögern töten, sobald sie auch nur ein Anzeichen von Schwäche zeigte oder er auf eine würdigere Spinnenpriesterin traf, die in der Hierarchie unter Illiam'cice stand und durch ihren Tod aufsteigen könnte. Aber solange weder das eine noch das andere der Fall war, würde er ihr ergeben sein - zumindest ging Illiam'cice davon aus.

Selbstverständlich wäre es aber dumm gewesen, nur alleine darauf zu vertrauen. Sie hatte ihm angewiesen, an einer bestimmten Stelle vor der Höhle Wacht zu halten und nicht in die Höhle einzutreten, außer wenn Gefahr drohte. Innerhalb der Höhle hatte sie dann eine der durch Lolths Segen in ihrem Mund ausgebrüteten Spinnen platziert, die sofort zu ihr krabbeln und sie warnen sollte, falls jemand die Höhle betrat. So fühlte sie sich nun relativ sicher.

Sie hatte ihre Rüstung abgelegt und trug leichte, bequeme, gemütliche Kleidung. Im Schneidersitz nahm sie an einem bestimmten Punkt der Höhle Platz, mit dem Rücken zur Wand, den Kopf in Richtung des Höhleneingangs gerichtet. Jetzt erst schloss sie ihre Augen. Sie atmete tief durch und konzentrierte sich einige Momente lang auf ihr Innerstes und sprach flüsternd ihr selbst gewähltes Mantra.

"Ängste blockieren mich. Sie verschließen mein Wurzelzentrum und erschweren meine Verbindung zu dem Erdboden der von Lolth geschaffenen Welt. Solange meine Ängste mich blockieren, kann ich nicht wachsen. Aber ich muss wachsen, um die Person zu werden, die ich sein will. Ich werde meine Ängste finden. Ich werde meine Ängste enttarnen. Ich werde meine Ängste erstechen. Meine Ängste haben nicht das Recht, mich an meinem Wachstum zu hindern. Meine Ängste haben nicht das Recht, mich aufzuhalten. Meine Ängste haben nicht das Recht, zu existieren."

Mit geschlossenen Augen legte sie ihre Hände aneinander und atmete dreimal tief aus und ein. Sie versuchte, sich auf ihr Wurzelzentrum zu konzentrieren, das sich bei ihrem Steißbein befand, mit dem sie auf dem Erdboden ruhte. Sie nahm die Verbindung zwischen ihrem Wurzelzentrum und dem Boden auf, dann die Verbindung zwischen ihrem Wurzelzentrum und dem Rest ihres Leibes.

"Schuld blockiert mich. Sie verschließt mein Wasserzentrum und erschwert die Empfindung der von Lolth geschaffenen Freuden des Körpers. Aber ich muss die Freuden empfinden und von den Pilzen aus Lolths Feldern kosten. Die Schuld darf mich nicht davon abhalten. Ich werde meine Schuld verstehen. Ich werde meine Schuld erkennen. Ich werde meine Schuld überwinden."

Sie führte ihre Finger an ihren Bauch, kurz unter den Bauchnabel und versuchte, die Verbindung zu erspüren.

"Scham blockiert mich. Sie lässt mein Feuerzentrum versiegen und erstickt die Flammen, die darin lodern. Solange meine Scham mich blockiert, kann ich nicht beflügelt sein. Aber ich muss beflügelt sein, um mich über mich selbst zu erheben. Ich werde meine Scham identifizieren. Ich werde meine Scham ausweiden. Ich werde ihre blutigen Überreste an meine Wand nageln. Meine Scham hat nicht das Recht, mich festzuhalten. Meine Scham hat nicht das Recht, mich zu unterwerfen. Ich werde meine Scham unterwerfen. Mein Feuerzentrum wird lodern und meine Feinde werden verbrennen."

Ihre Hand ging höher zu ihrem Bauch und sie konzentrierte sich darauf. Da bemerkte sie, dass sie Hunger hatte. Was für ein obskurer Gedanke. Wie konnte er es wagen, ihren Fokus zu stören? Sie versuchte ihre Konzentration zurückzuerlangen.

"Kummer blockiert mich. Kummer blockiert mein Herzzentrum und hindert mich daran, reinen Hass zu empfinden. Aber ich muss reinen, unverfälschten, puren, herrlichen Hass empfinden um parasitären Gefühlen wie Gnade und Schwäche keinen Raum bieten zu können. Mein Hass muss mich leiten können. Es darf keinen Kummer und kein Bedauern in mir geben."

Sie nickte zufrieden für sich und legte die Hand auf ihr pochendes Herz. Viola hatte zwar gesagt, dass das Herzzentrum für Liebe zuständig ist, aber Liebe ist ein schändliches Gefühl und Hass ging sicherlich ebenso. Da nur Kummer und nicht etwa Hass das Herzzentrum verschloss, würde es mit Hass sicher auch ganz gut klappen.

"Lügen blockieren mich. Sie blockieren mein Halszentrum. Die Lügen, die ich mir selbst erzähle..."

Kurz hielt sie inne. Die Lügen, die sie sich selbst erzählte. Nun begriff sie. Sie hatte es sich selbst zu einfach gemacht, Liebe einfach durch Hass zu ersetzen. Denn die Wahrheit war, dass sie Liebe empfand. Liebe zu ihrer Mutter. Liebe zu Zhai. Liebe zu ihrer Tochter. Liebe zu ihrem toten, dämonischen Sohn. Liebe zu ihrer Stadt. Aber Lolth betrachtet Liebe als eine nutzlose Schwäche. Konnte sie ihre Liebe mit ihrem Glauben an die Spinnenkönigin in Einklang bringen? Eine Frage, über die sie nachdenken und auf die sie eine Antwort finden musste. Nicht heute, aber es wäre feige, die Tatsache, dass sie Liebe empfand, zu ignorieren.

Sie berichtigte sich.

"Kummer blockiert mich. Er verschließt mein Herzzentrum und hindert mich daran, meine Liebe zu verstehen. Ich darf traurig sein, aber Kummer darf mich nicht kontrollieren. Ich muss meinen Kummer erkennen. Ich muss meinen Kummer empfinden. Ich muss mit meinem Kummer in Einklang kommen. Denn ich muss die Liebe verstehen, die in mir wohnt."

Vermutlich musste sie daran noch arbeiten. Aber es war auch erst der Anfang.

"Lügen blockieren mich. Sie blockieren mein Halszentrum und hindern mich daran, die Wahrheit zu sprechen. Nur die Wahrheit kann andere in den Tiefen ihrer Herzen inspirieren. Lügen sind vergänglich, aber die Wahrheit ist ewiglich. Einzig Furcht zwingt mich zur Lüge, doch die Furcht kann überwunden werden und dann werden die Wahrheiten alle überwältigen."

Ihre Finger tasteten zu ihrem Hals. Sie war sich nicht sicher, ob sie diese Verbindung wirklich spüren konnte. Aber das war ja auch alles noch in weiter Ferne.

"Illusionen blockieren mich. Sie blockieren mein Stirnzentrum. Sie erzählen mir, dass ich mein Ziel bereits erreicht habe, obgleich ich noch weit davon entfernt bin. Sie hindern mich daran, meine Verbindung zu Mutter und Zhai wahrzunehmen. Sie hindern mich daran, die Verbindung zu Lolth zu fühlen. Ich muss den Schleier meiner Illusionen lüften."

Sie fasste an ihre Stirn und nickte für sich.

"Ich werde meine weltlichen Bindungen lösen und ich werde mein Kronenzentrum erschließen. Ich werde eins mit Lolth werden. Ich werde eins mit der Göttin."

Und so begann sie mit ihrer Meditation.

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