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 Betreff des Beitrags: [RP] gelida sanguine
BeitragVerfasst: Sa 23. Jan 2016, 19:19 
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Registriert: So 28. Dez 2008, 00:52
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Es schneite heftig, dicke, wie Daunenfedern flauschige Flocken schwebten langsam in diagonalen Bahnen gen Erde und überzuckerten die nächtliche Landschaft. Hier draußen war niemand, nichts ...... außer dem Frater und seinen beiden Pferden.

Dieser trat wutentbrannt und unter gotteslästerlichen Flüchen auf das tote Pferd ein, so ein dämliches Mistvieh, unnützer Versager. Wie konnte diese verweichlichte Ausgeburt heulender Mädchenträume es wagen, sich ausgerechnet in diesem Augenblick aus seiner Aufgabe zu stehlen. Es war einfach im Gehen zusammen gebrochen und mit einem blöden Glotzen in seinen weit aufgerissenen Augen gestorben. Aus dem Speichel und dem Blut der zerrissenen Lungenbläschen bildete sich gurgelnd blutiger Schaum um die vormals weit geblähten Nüstern und gefror fast augenblicklich im schneidend kalten Wind. Er hatte das Tier mit unnachgiebiger Eile durch den fast Schenkel hohen Schnee getrieben, um sein Ziel noch vor dem so verhassten Sonnenaufgang zu erreichen. Und jetzt das, der Frater ballte die Fäuste und schäumte ebenfalls, wenn auch vor Wut. Wie schwarze Galle kroch sie in ihm hoch und entlud sich in immer heftigeren Tritten, die Dumpf im Torso des Pferdes einschlugen. Der ganze Stapel aus Kisten und Brettern war vom Rücken des Pferdes gerutscht und lag verteilt neben dem dampfenden Kadaver.

Was für ein Desaster, er konnte ja schlecht mit einer Karawane untoter Träger aus der Stadt ziehen, vorbei an den fragenden Blicken der frierenden Garde. War ihr Verstand auch nicht sonderlich ausgeprägt, so würde solch ein Anblick doch eine zündfähige Menge Zweifel erzeugen, die sich dann in einer unerfreulich schwierig zu beantwortenden Frage entlud. Also wollte er es einmal richtig machen, ganz nach Recht und Gesetz. Und so kaufte er ein Pferd, ein lebendes Pferd, Maulpferd, Tiermaulpferd, irgendwas hatte der Händler noch versucht ihm zu erklären, Pferd eben. Er hatte dieser Missgeburt eine tragende Rolle in seinem Plan zugedacht und nun lag sie in einer Kuhle aus schmelzendem Schnee und versuchte sich der ihr zugestandenen Aufgabe und Verantwortung zu entziehen.

Das rosarote Schmelzwassers ließ das Fell feucht glänzen und glitzern, während sein Anblick langsam die schwarze Wut verwässerte und so wieder klare Stellen im Denken des Fraters Schuf. Um Himmels Willen, die Plätzchen, sie durften auf keinen Fall nass werden. Es steckte soviel Arbeit darin. Sie waren die einzige Möglichkeit gewesen, einen haltbaren Nahrungsvorrat zu schaffen.

Was hatte der Frater noch an dem Plan getüftelt. Er hatte die Kuh einen ganzen Tag lang mit den erlesensten Kräutern gefüttert und ihr das beste Heu, das es im Winter für Gold zu kaufen gab vorgesetzt. Er hatte den ganzen Abend neben ihr gesessen und geduldig gewartet, bis sie alles fein säuberlich wiedergekäut hatte und alles zu einem kompakten Brei fermentiert war. Jetzt war der richtige Augenblick, bevor der nächste Magen dem Chymus die Nährstoffe entzog. Jetzt war der Augenblick, in dem der Frater mit schnellen gezielten Schnitten die Bauchdecke der Kuh öffnete, auf das die Schwerkraft die warmen Eingeweide mit einem saugenden Schmatzen und nassem Klatschen zwischen die vier Beine fallen ließ. Der Frater barg sorgsam den prall gefüllten Pansen aus dem Haufen, tätschelte der zitternd noch stehenden Kuh, deren schockstarrer Organismus die neuen Umstände erst langsam einordnen konnte, dankend auf den Hintern, bevor er aus dem Verschlag gen Küche eilte und die Kuh mit einem fragenden Muhen in sich zusammensackte.

In einer übergroßen Schüssel hatte er den Chymus verührt, mit Pflanzlichen Ölen um den Fettanteil zu steigern, gab ein paar Gewürze und Kräuter hinzu und süßte das Ganze anschließend großzügig mit Honig, um den Zuckeranteil zu erhöhen. Summend hatte der Frater dann vor der Ofenklappe im Schneidersitz gewartet, um hin und wieder einen Blick auf das Backblech zu werfen, auf dem die große, gut Faust hohe Platte langsam unter dem segensreichen Atem Kossuth, zu einem großen Plätzchen erstarrte. Sicher, er konnte mit einem Wink aus dem Nichts reichlich Essen kommen lassen, aber wehe wenn er nicht da war, verhindert, ferngehalten, dann gab es dort nichts zu essen. Das eingelagerte Essen musste womöglich Wochen halten und ohne Zubereitung die größtmöglichen Kräfte freisetzen. Darüber hinaus, durfte es widersinniger Weise kein Fleisch sein. Er würde zu seinen Kraftplätzchen, die er sorgsam in handgroße Stücke portionierte, noch eine Kiste Winteräpfel, ein paar Gläser eingekochtes Obst und Früchte sowie Dörrobst und verschiedene Nüsse und etwas Hartbrot einlagern. Das Wasser würde in einem Fass lagern, frisch mit einem Anteil an Zitrus-Säften und luftdicht abgeschlossen, durch eine fingerdicke Schicht Öl. So geschützt, war es Monate lang haltbar. Dazu Flaschen mit Obstsäften, Weinen und eine Auswahl an härteren Drogen in flüssiger Form. Wenn sich schon jemand nur von Gras und Grünzeug ernähren wollte, bitte, dann war es eben so, der Frater war da flexibel. Er hatte ein weitreichendes Verständnis für ungewöhnliche Ernährungsgewohnheiten.

Dies war seine letzte Fuhre und sie war durch ihre Art der Fortbewegung so unendlich beschwerlicher als alle vorhergehenden. Aber sie bestand aus den sperrigen Dingen, die er nicht am Leibe oder im Rucksack transportieren konnte. Das Bett, das Fass, ein Hocker, ein paar Bücher. Nach dieser Fuhre würde er endlich alles zusammen haben, alles war bereit und konnte jederzeit genutzt werden. Das Pack-Pferd trottete nun auch wieder munter hinter dem Frater her, der auf seinem Reitpferd vorran strebte. Diesmal schien dem Gaul die Last und die Kälte deutlich weniger zu schaden. Die langseitigen Bretter des Bettes links und rechts am Packsattel, dienten trefflich dazu, das gebrochene Kreuz gerade zu halten und die Last gleichmäßig zu verteilen.

Vor dem Frater schälten sich langsam die alten Umrisse aus der Nacht. Gezeichnet in weißen Tuschestrichen, mit denen der gefallene Schnee die vertrauten Umrisse in die Schwärze der Nacht malte. Mit einem seeligen Seufzen durchschritt er den steinernen Bogen und verschwand in der pechschwarzen Finsternis. Binnen Stunden waren die Spuren, die die beiden Pferde schnürten wieder vom Schnee verborgen und so kündete nichts mehr vom Dasein des Fraters.

... endlich wieder einmal zuhause ...

_________________
Bild

Frater Armitage
Halgrim Hammerhand


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