Der Rabe – Band II
Rettung und Erkenntnis
Dieses Buch ist in Leder gebunden. Die Grundfarbe ist schwarz, von einem dünnen roten Nebel durchzogen. Inmitten diesem sitzt ein Rabe. Im blutroter Schrift ist der Titel geschrieben. Dazu in fein geschwungener, leicht nach rechts geneigter Schrift eine kleine Widmung auf der ersten Seite. Nach dieser folgt der eigentliche Inhalt. "Für mach einen war die Schlacht noch nicht geschlagen. Gerade nach ihrem sichtbaren Ende kämpften manche an anderen Orten oder im Inneren noch immer. Dies ist nur eines von vielen möglichen Enden. Denn es mag auch noch Enden geben, die bis heute offen blieben…"
~Sarina Garnischham~
Die Suche in der Fremde...
Die Gewissheit über manche Dinge kam erst später. Moralische Bedenken und schließlich die Weigerung, jemanden zu bestrafen, der geholfen hatte. Demian war es wirklich gewesen. Sie sollte gerettet werden und das taten einige auch. Die Reise in die Ebenen war neu und befremdlich. Doch trotz eigener Bedenken und Schwierigkeiten ging man entschlossen. Jeder wollte etwas zurück geben, denn ohne jene Hilfe wären viele Leben ausgelöscht worden. Demian war recht schnell gefunden. Doch der Slaad, der bei ihr stand, war scheinbar nicht besser als die Githyanki, denen er an allem die Schuld gab. Er wollte sie alle überzeugen, sich seinem Kampf um Macht anzuschließen. Dies tat er geschickt, zweifelsohne. Er versuchte, beinahe jeden bei etwas zu packen, dass ihm am meisten bedeutete. Sei es die Sicherheit der Heimat oder die Nahestehenden. Bei Neftarie von Kassar jedoch bemerkte man den ersten Fehler in seiner Aussage. Ihrer ältesten Tochter Vater müsste nicht mehr in den Krieg ziehen? Wer die Geschichte kannte, der wusste, dass Neftarie eine Tochter hatte, aber diese so gesehen keinen Vater. Sie lebte nur mit ihrer Mutter und Shana Bross zusammen. Fira Feuerschweif war an einen gewissen Teufel erinnert durch diese Kreatur. Das Einzige an seinen Aussagen, das wahr sein mochte war, dass er kein Teufel sei. Ansonsten hatte gerade die Bardin ständig das Gefühl, dass diese Froschfratze log, sobald sie ihr Maul öffnete. Ein Barde ist auch Schauspieler und kennt die Tricks. Er erkennt so bei Zeiten selbst, wenn andere versuchen, ihm etwas vorzumachen.
Trotz allem blieb keine Zeit zu diskutieren. Amrûn Morgentau war auf dem Weg verloren gegangen und so musste man ihn ebenfalls noch finden. Sie mussten ins Innere gehen. Dieser Ort schien irgendwie ein lebendes Wesen zu sein, was auch immer es genau war. Es schien zu leiden oder gar zu sterben. Es schien alles wirklich wie das Innere eines Körpers. Immer mehr kam die Einsicht auf, dass es zwischen beiden Seiten ein Gleichgewicht geben musste und man sich nicht einmischen wollte um der Magie Willen. Vielleicht war dieser Körper gar die Magie selbst? Auf dem Weg zum Herzen...oder zum Tempel waren alle wieder vereint. Doch am Ende erwartete sie ein weiteres fliegendes Wesen. Nur dass es eine andere Farbe hatte als jene dort draußen. Es behauptete, der letzte Rest einer Gottheit aus einer anderen Welt zu sein. Er nannte sich Thor. Auch an seinen Worten gab es Zweifel. Wer mochte wissen, ob nicht auch dieses Wesen log wie die Slaad und die Githyanki zuvor? Sie traten in eine Art Portalraum. Demian wollte das Wesen vernichten und nicht denselben Fehler wie Elbroth begehen. Fira wollte dies verhindern, sich nicht anmaßen, einen Gott zu töten. Ein Zauber kam durch, doch brachte dieser den sogenannten Gott nur in seine Ursprungsgestalt zurück. Ein blonder Hüne mit einem mächtigen Hammer in der Hand, der irgendwie an Tempus erinnerte. Doch dort wo er herkam, war er der Gott des Donners, ähnlich sie Talos auf Abeir Toril. Er gab beiden Streitenden Recht, denn beide wollten auf ihre Art die Welt schützen. Doch es gab auch Bedenken, dass die Götter, welche Abeir Toril schützten, ihn nicht dulden würden. Sie trennten sich von dem vermeintlichen Gott als sie alle durch das Portal gingen. Er selbst verschwand wieder in seine Welt namens Midgard.
Was danach folgte...
Zurück im Zimmer in der Zuflucht mussten einige erst wieder ihr Körperbewusstsein zurück finden. Im ersten Moment fühlte es sich für einige fremd an. Tikali stand helfend bei ihnen r mit einer Flasche Schnaps. Doch die Spuren, die diese Erlebnisse hinterließen, konnten nicht alle ertränkt werden. Denn sie mochten nach dem Erwachen wiederkommen.
Was später erst sicher war: Man hatte es drei Mal mit Elbroth zu tun gehabt. Einer, der sich die Kräfte des Gottes des Mordens angeeignet hatte und ihn somit auf diese Welt brachte. Einer, der dieses fremde Wesen war und sie alle in einer Art wohlwollend behandelte. Und es gab jenen intelligenten und hintergründigen Drow, den man zuvor kannte. Was wollte dieser nun? Man würde ihn sicherlich nicht zum letztern Mal gesehen haben. Sein Interesse, sich selbst aufzuhalten, war bestimmt nicht ganz uneigennützig gewesen. Was steckte dahinter? Was mochte Rivin noch von ihm erwarten? War er Wohltäter, Bösewicht oder am Ende schlicht an seinen eigenen Zielen interessiert und auf keiner Seite? Vielleicht mochten weitere Begegnungen dies irgendwann einmal beantworten.
Schrecken, Zweifel, für manche der Tod... waren die Folge von all dem. Manches gab es schon längere Zeit, doch man wollte es nicht wahr haben wie ein Kranker, der eine tödliche Krankheit zuerst nicht sehen will. Doch vielleicht mochte das eine oder andere, was nun so offensichtlich geworden war, mit der Zeit auch helfen, nach einem Ende wieder auch einen Anfang zu finden. Immernoch gab es Dinge, die wohl nie enden würden, wenn wahr sind: Freundschaft, Liebe, den Glauben an das Gute und die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Einiges, was schon zuvor klar gewesen schien, war ihr nun umso bewusster geworden. Das Leben ist keine Tür, durch die man selbstverständlich ein- und ausgehen kann. Die Welt ist keine Straße, die jeder selbstverständlich begehen kann wie er möchte - ohne Konsequenzen. Manche hatte es sicher geprägt und verändert und reifer werden lassen. Die Welt war etwas Lebendes und musste geschützt werden vor jenen, die sie ausbeuten oder nach ihrem Willen formen wollen. Das Leben ist ein Geschenk und sollte frei geführt werden können. Und Freiheit... ist das Recht eines jeden fühlenden Wesens, das nichts Böses im Sinn hat. Die Begegnung mit einer Inkarnation eines Gottes des Mordens hatten Respekt vor dem Tod gelehrt. Dennoch gibt es Mächte, die selbst eine solche Wesenheit bezwingen können. Wieder bewies sich, dass Magie kein Werkzeug war und jene, die als als der nutzen wollten, würden früher oder später dafür bestraft. Es würden noch so manche Kämpfe folgen, einer vielleicht schwerer als der andere. Dennoch gab es noch viel, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Sei der Erfolg auf den ersten Blick noch so verschwindend gering. Es kommt nur darauf an, welche Ziele man sich setzt und welchen Erfolg man selbst erwartet. Aussicht auf einen Sieg und mit dem Leben belohnt werden gab es irgendwo immer, ob im Großen oder im Kleinen.
Was auch immer geschehen mag. Wie tief wir auch fallen mögen. Wer auch immer du bist, der dies hier gelesen hat. Verliere nie den Glauben an das Gute, für das du einstehst und du wirst wieder aufgefangen.
_________________ Luna Novar - Verfechterin des Glücks & Verteidigerin der Selbstbestimmung Sara Abendstern - Die häuslichste Bardin Rivins Faen Celefân - Das letzte Einhorn auf Reisen, schon wieder
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