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 Betreff des Beitrags: Der Sänger des Mondes und die Achtzehn Ritte des Alturiaks
BeitragVerfasst: Mi 23. Mär 2016, 17:33 
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Registriert: Do 23. Jul 2015, 22:48
Beiträge: 248
((OOC: Als „ein Ritt“ wird allgemein auch ein Zehntag, eine faerûnische Woche, bezeichnet. Das balladeske Stück Beharions in dieser Kurzgeschichte – das er so, in der Form, ganz bestimmt nicht in Neu-Rivin aufführen wird – orientiert sich mit seinem ersten, helleren Teil vor allem an Jocelyn Pooks „Her Gentle Spirit“, während der letztere, deutlich schwerere und melancholischere Teil unter anderem Ernst Horns Werk „The unquite grave“ zum Vorbild hat.
Das Glaubensdogma Selûnes, welches vor dem Betreten der Höhle gedanklich rezitiert wird, stammt wortwörtlich aus dem „Kampagnen-Set Vergessene Reiche“, 3. Edition.
Der Kodex Ptarians in der Ballade von Beharion, ist eine freie Übersetzung aus dem Englischen; welche den „The Ptarian Code“ aus dem Quellenband „Dragons of Faerûn“, 3.5 Edition, zur Vorlage hat. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und allen eine schöne Osterwoche! ^^))


In der Nacht des 15. Ches im Jahr des Blauen Feuers. Westlich der Herzlande, unweit der Schwertküste:

Feinste, senkrechte und in die Länge gezogene Lichtfäden materialisierten sich ungefähr einen Meter über dem eingeschneiten Boden in der sich befindlichen Gebirgslandschaft dieses späten Abends. Diese Landschaft, die so ruhig und völlig friedlich innerhalb dieser abgelegenen Gegend lag – hoch oben auf einem der schwer zugänglichen Südhänge der Trollhügel.
Sonst schien sich nichts zu bewegen, außer den sanft fallenden Schneeflocken – vielleicht den letzten dieses Winters, auch für diese sehr hohen Hügel nordöstlich von Neu-Rivin – und dem orangefarbenen Flackern eines Feuersscheins, der aus einer nahegelegenen Höhle drang. Neben ihrem Eingang befand sich ein gewaltiger Fels, der in seiner Form entfernt an ein riesiges Rad ohne Speichen erinnerte.

Die Lichterfäden wurden immer mehr. Wie von zwei rhombischen Kernen ausgehend, die in der Luft schwebten. Es erweckte fast den Eindruck, als ob die unförmig leuchtenden Rauten in unsichtbaren, mannshohen Zylindern gefangen wären. Buntes Flackern. Auf einmal kumulierten die vielfarbigen Photonengebilde rasend schnell – unheimlich schnell! – und ein Lichtblitz explodierte schlagartig in der Dauer eines Bruchteils einer Sekunde.
Begleitet von einem sehr kurzen, kakophonischen Pfeifen, das, kaum aufgetaucht, schon nach der Dauer eines halben Herzschlages, auch schon wieder verstummt war; aber vom Echo der entlegenen Felslandschaft aufgenommen wurde und dadurch noch lange nachhalte.

„So, da wären wir,“ verkündete eine helle, heitere Frauenstimme. Ihre Urheberin, Nelphie, hatte, wie fast immer, gute Laune.
Ihr machte diese Form magischen Reisen mittlerweile nichts mehr aus. Im Gegensatz zu Beharion, den sie nun mit ihren tiefblauen Augen, die linke Augenbraue war dabei mit gespieltem Argwohn deutlich angehoben, beobachtete.
Er wirkte ziemlich armselig, nachdem sich sein Körper samt seiner Kleidung und Habe wieder materialisiert hatte, wie er sich gekrümmt mit seinen beiden Händen um seine Handharfe klammerte. Gleich einem Ertrinkenden, der Angst hatte den krampfhaften Griff um ein treibendes Stück Holz auf hoher See zu lösen, weil er befürchtete, dass er sonst untergehen könnte.
Ja, wirklich armselig und bemitleidenswert wirkte er jetzt, da er auch noch gleichzeitig damit beschäftigt zu sein schien, seine Konzentration dafür aufzuwenden, um das hastig verzehrte Abendessen von vorhin im Magen zu behalten.
Beharion wirkte stets blass. Doch diese Blässe hatte jetzt gar nichts angenehmes oder gar nobles an sich. Im Gegenteil. Sie unterstrich, just, in diesem Augenblick, perfekt den Zustand seines Befindens: Reine, pure und unverfälschte Übelkeit.

„Wie machst du das, dass dir nicht übel wird, Freundin?“, quälte er aus sich gepresst hervor, nur um dann schnell die rechte Hand vom hölzernen Knie der Harfe zu lösen und sie rasch zum Mund zu führen, in der Hoffnung, die Suppe und das Brot von vorhin würden nicht weiter als bis zum Rachen gelangen – vergebens.

„Oh“, entfuhr es der buntgekleideten Hexenmeisterin Nelphie besorgt – sie war jetzt wirklich besorgt. Beharion hatte seiner Kameradin von den Sturmseglern, einer aufstrebenden Seefahrergilde Rivins, schnell den Rücken zugewandt, damit sie nicht mit ansehen musste, wie die halbverdauten Hirsefladen samt den zerkauten Würfel von Wurzelgemüse wieder an das nun nicht mehr gegebene Tageslicht gerieten.
Nelphie, die auch die Eigentümerin des Nelphoriums war, einer Lokalität zur Förderung der Künste innerhalb der Mauern des befestigten Hafens und Fürstensitzes von Rivin, trat vorsichtig an den Schwarzhaarigen heran.
Doch dieser, mit dem Oberkörper nach vorn gebeugt, stand immer noch mit dem Rücken zu ihr. Er winkte nur hastig und unkontrolliert mit dem rechten Arm in die ungefähre Richtung von ihr, in der der Barde Nelphie vermutete. So als ob er seiner Freundin damit signalisieren wollte, sie solle ihn doch bitte in Ruhe lassen.

„Lass mich dir wenigstens die Haare halten!“ verkündete sie neckisch, ohne dass sie auch nur daran dachte seiner Bitte irgendwie nachzugehen und von ihm fern zu bleiben.
„Ich bin doch nicht betrunken“, keuchte er röchelnd zur Erwiderung, während sich gerade ein Speichelfaden von einem seiner Mundwinkel, der immer noch geöffneten Lippen, abseilte.

Doch Nelphie lachte nur.
Es war zwar ein heiteres Lachen, aber frei von jedweder Schadenfreude. Und dann war sie auch nach nur einigen wenigen Schritten beim Blauen Barden Beharion angekommen.
Im Schnee, unterhalb von Beharions vorgebeugtem Torso, offenbarte sich Nelphie eine dampfende Pfütze aus gelblichen Magensäften, die durch und durch mit kleinen, halbverdauten Brotfetzen und zerkauten Rüben- und Zwiebelstückchen gespickt war. Eine ziemlich durchwachsene Konsistenz hatte das Ganze.

„Hei!“, rief Nelphie und deutete mit dem Zeigefinger der linken Hand auf den flachen Teich aus Erbrochenem, während sie ihm gleichzeitig mit der Rechten behutsam über den Rücken fuhr, der in einem der meisterlich verarbeiteten Kettenhemden der Rivinergarde steckte – Beharion hatte lediglich den Panzer anbehalten, den Wappenrock, der ihn eigentlich erst als ein Mitglied der Garde kenntlich machte, hatte er in seinem Quartier gelassen: „Du hattest heute auch Speck zum Abendessen in der Suppe?“

„Häh?“ wiederfuhr es Beharion, der noch immer nicht ganz Herr über seiner selbst war und vorrangig mit dem Umstand zu kämpfen hatte, endlich die Übelkeit abzuschütteln. Die alberne Frage Nelphies war gerade nur dumpf und nicht in ihrer vollständigen Gesamtheit an Beharions Bewusstsein vorgedrungen.

Langsam raffte sich der Spielmann hoch.
Er seufzte, ließ dann kurz den Unterkiefer mit einem Knacken vorfahren und blickte sich nachdenklich um. Das Schlimmste schien überstanden zu sein. Sein Magen war leer. Das fühlte sich auf eine ganz eigene Art und Weise gerade ziemlich gut an.
Sachte klopfte ihm die schwarzhaarige Hexenmeisterin in ihrer knallbunten und doch schon irgendwie eigenwilligen Kluft auf die linke Schulter mit der rechten Hand:
„Also, wie gesagt: Da wären wir, Beharion.“

Der vielseitig begabte Mann, der eigentlich so gut wie immer blaue Kleidung trug – sogar die Kleidung der Gruppen, denen er angehört, die wandernde Priesterschaft Selûnes, die Sturmsegler und die Rivinergarde, waren blau beschaffen –, hatte sich wieder halbwegs gefangen.
Er konnte sich wieder konzentrieren und seine silbernen Augen, die Augenlieder hatten sich ein wenig verengt, spiegelten diesen Umstand nun auch entsprechend wider, während er noch immer die Gegend inspizierte.

Plötzlich kamen Beharion Erinnerungen hoch. Erinnerungen an den Abend und die Nacht vom 25. auf den 26. Alturiak dieses Jahres.
Diesen Abend, diese Nacht, die er wohl nie mehr vergessen wird.
Eben jener Abend, als er sich mit den Sturmseglern aufgemacht hatte, um den Steinriesen Hungnir zu bezwingen und die darauffolgenden Stunden der Nacht, als er sich mit Sir Aleney, dem Paladin Bahamuts, bis zum nahenden Morgengrauen im Kaminzimmer des Franky’s unterhalten hatte.
Dieser Augenblick hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt, als diese junge Frau, Aleney, mit ihren kräftigen und zugleich sanften Händen sich seiner Wunde mit routinierter Übung angenommen hatte, die ihm das vom Steinriesen herbeigeschworene Erdelementar zugefügt hatte.
Aleney war ihm dabei so nahe gekommen, dass Beharion mit seiner feinen Nase ihren ganz speziellen Geruch wahrgenommen hatte: Diese wilde Mischung aus gegerbtem Leder, Stahl und getragenem Stoff in Verbindung mit einer sanften Vanille-Note und blumigem Jasmin.
Und dann übermannte ihn innerlich wieder dieses Gefühl tiefster Trauer.
Beharions Körper befand sich zwar wirklich gerade, jetzt, in diesem Augenblick in den Trollhügeln, und Nelphie redete fortwährend irgendwas auf ihn ein, aber im Geiste war er wieder allein mit Aleney im Kaminzimmer von Rivins beliebtestem Gasthaus. Am Abend vor fast einem Monat:

„Eines habe ich im Leben gelernt, Sir. Dass die Menschen,“ und er hatte das Wort damals der jungen Streiterin gegenüber so sonderbar betont, „die Dinge nicht verstehen, weil sie nicht im Stande sind hinter die Fassade, hinter den Vorhang zu blicken. Wir meinen, die Götter sind uns gnädig gestimmt, weil sie uns ein Leben voller Geradlinigkeit bescheren. Sicherheiten. Klarheiten. Und oft genug, wenn sie dann enttäuscht werden, diese Menschen – das Wort an sich erklärt diese falsche Attitüde schon, dass man sich seiner selbstgeschaffenen Täuschung entledigt, ob durch Selbsterkenntnis oder das Wirken anderer –, dann beginnen sie selbst Fehler, ganz bewusst, zu machen. Und schieben auch noch die Fehler und Sünden der anderen vor, um so ihre eigenen zu rechtfertigen.“

Und dann hatte er Aleney direkt in ihre stahlblauen Augen geblickt. Sie hatte genau neben ihm gestanden, unweit vom Kamin im Franky’s, und hatte ihre eigene, heilende Arbeit an seiner Kopfverletzung unterbrochen. Und er fuhr damals in dieser Nacht fort:

„Aber ich bin dankbar dafür. Dankbar für all das Leid, für all die Enttäuschungen, die ich in meinem Leben erfahren und durchlebt habe. Die Vertreibung. Die Armut. Die Jahre rastloser Wanderschaft. All das machte mir klar, was es wirklich heißt ein bedrückendes Dasein fristen zu müssen. Dafür bin ich dankbar, Sir. Ich bin den Göttern dankbar für alles Böse, dass ich bisher in meinem Leben durchgemacht habe. Weil es mich in meinem Willen nur umso mehr bestärkte, dass ich nie so sein will wie jene, die all dieses Übel in der Welt verursachen.“

Und daraufhin hatte er die Beherrschung verloren. Es war über ihn gekommen. Er hatte die Kontrolle verloren und Aleney mit der Wahrheit konfrontiert – oder zumindest einem Teil davon.

Sie, der Paladin, war ihm, Beharion, der seit seiner Ankunft in Rivin mit keiner Frau das Bett geteilt hatte, ja, keiner auch nur einen richtigen Kuss geschenkt hatte, bei der Behandlung seiner Wunde am Hinterkopf so nahe gekommen, dass ihm sinnliche, zutiefst erotische Bilder von Aleney durch seinen Kopf schossen und sein Blut in Wallung brachten. Und zugleich meinte er, indem was er bisher von Aleney gehört und selbst erfahren hatte – so bescheiden diese persönlichen Eindrücke auch ausfallen mochten –, in ihr einen Aasimar, einen von seiner Art, und Seelenverwandte gefunden zu haben … eine Seelenverwandte, die einen anderen Mann liebte; dem sie sich versprochen hatte und mit dem sie verlobt war.
Den sie letztlich irgendwann heiraten würde.

Als dem Blauen Barden dieser Gedanke durch Sinn und Herz fuhr zerriss innerlich seine Seele. Beharion, der Aasimar, wurde sich der Gefühle bewusst, die er für keine andere sterbliche Kreatur je zuvor in dieser Form empfunden hatte und ihm dämmerte es, dass diese Sterbliche, die er bis zu diesem Augenblick ebenfalls für eine himmlisch Berührte hielt, seine Gefühle vielleicht nicht einmal im Ansatz erwiderte.

Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schock.

Und auf den Schock, an diesem Abend, damals im Franky’s, folgten die Tränen.
Er hatte die Beherrschung verloren.
Er konnte nicht mehr.
Er wusste nicht weiter.
Und so wusste er auch keinen anderen Weg seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, als durch das aufsteigende Nass von salzigen Tränen, die seine silberne Iris benetzten und seine Augen zugleich rötlich färbten:

„Entschuldigt, Aleney. Ich hatte Euch gegenüber lüsterne Gedanken. Schande über mich.“
Beharion legte sogleich die Beichte ab, vor allem deswegen, damit er überhaupt etwas sagen konnte in diesem Augenblick.
Was hätte diese Frau mit dem platinblonden Haar sonst von ihm gedacht, die eben noch seine Wunde versorgt hatte? Er, Beharion, der diesen Moment eben noch augenscheinlich genossen hatte – nur um dann im nächsten Augenblick gegen die aufsteigenden Tränen zu kämpfen.

Er hatte sie sogleich mit seinem ständigen Verdacht konfrontiert in dieser späten Nacht. Damals, was Beharion jetzt, auf einem kalten Hang in der Wildnis stehend, wieder so gegenwärtig schien:

„Als ich Euch neulich, hier, das erste Mal erblickte“, womit er Bezug auf ihre erste Begegnung im Franky’s von vor einigen Tagen nahm, „und nach allem, was ich über Euch gehört hatte, da bin ich davon ausgegangen endlich eine verwandte Seele gefunden zu haben.“ Aleney verharrte in diesem Augenblick wie vom Donner gerührt. Unfähig gleich etwas zu sagen, musste sie, auch wenn es ihr deutlich einfacher als Beharion fiel, ebenfalls erst die Fassung wiedererlangen. Sich sammeln.

„Seid ihr das, was man eine Aasimar nennt?“, hatte Beharion sie in dieser Nacht heiser gefragt.
„Nein“, hatte sie ihm daraufhin leise erwiderte, gleich einem Hauch. „Nein. Nein, das bin ich nicht, Beharion. Aber ihr seid es. Ihr seid ein Aasimar.“

Beharion hatte mit seinen Worten gerungen. Zögernd und zugleich hin- und hergerissen, als ob er nun auch noch gegen eine innere Wut ankämpfen musste, hatte er ihr erklärt:

„Ich … ich hatte es mir so sehr gewünscht. So sehr gewünscht einer Seele zu begegnen, die mich vielleicht versteht.“
Und dann hatte Aleney ihre rechte Hand, die zuvor auf Beharions linker Schulter geruht hatte, beschirmend, weich und warm auf seine linke Wange gelegt. Und auf diese sanfte Berührung folgten ihre leisen Worte, die voller Trost und Zuwendung waren. Sie sagte:

„Ich bin nicht von eurer Art, Beharion. Doch die Beschaffenheit einer Seele, ihre Ähnlichkeit und Zugewandtheit, beschränkt sich nicht auf die Grenzen von Rasse oder Spezies.“

Die Erinnerung brach abrupt ab!

Ein buchstäblich brüllender Schmerz stieg in Beharions linkes Ohr, während er nun im Schnee irgendwo in den Trollhügeln stand, und riss ihn aus seinen Erinnerungen.
Er schüttelte heftig seinen Kopf.
Seine rechte Hand, die eben noch auf seiner linken Wange geruht hatte, die während seiner Gedankenreise in die Vergangenheit wie von selbst dort hingelangt war, wie aus einem eigenen Willen heraus, wanderte blitzschnell an sein Ohr: „Was brüllst du mir ins Ohr, Nelphie!?“

Voll verärgerter Verwunderung drehte er sich nach links zu ihr. Da stand sie, die Hexenmeisterin Nelphie im Schnee, mitten in der Wildnis. Sie blickte den musikalisch begabten Diener Selûnes mit einer Mischung aus Empörung und echter Sorge an, der noch immer die behandschuhte Rechte auf seinem linken, pochenden Ohr zu ruhen hatte.

„Du warst wie weggetreten!“, erklärte sie sauer. Sie schnaubte. Doch so schnell wie ihre Wut aufgekommen war, so schnell verflog sie fast wieder – doch die Sorge in ihrem Angesicht blieb: „Geht es dir gut?“ Ihre Augenbrauen zogen sich bei dieser Frage ein Stück weit vor mitfühlender Betroffenheit zusammen.

Beharion atmete jetzt stoßweise. Er senkte seinen Kopf. Nachdenklich fuhr er mit der rechten Hand vom Ohr wieder auf seine linke Wange, während er den Kopf ein Stück weit sinken ließ: „Das war eben so real. So gegenwärtig,“ sagte er leise.

„Was war real?“, fragte ihn Nelphie ein Stück weit schnippisch.

„Nichts“, stöhnte Beharion zerknirscht und sein Blick wirkte für den Bruchteil eines Augenblicks so weit und tief, wie die dunkle Weite des nächtlichen Himmels unter dem die beiden Freunde standen.
„Gar nichts“, sagte er dann noch.
Nelphies Blick nahm einen kritischen Ausdruck an. Ihre tiefblauen Augen blickten jetzt durch zwei skeptisch wirkende Schlitze, wobei sie ihren Mund verzog.

„Na klar, gar nichts.“ Und das „gar nichts“ wiederholte sie furchtbar gedehnt und sagte dann noch, mehr zu sich selbst: „Das mit der Übelkeit kenne ich ja auch von anderen, aber der Rest. Hm.“
Nelphies Augen wurden noch kleiner, sie presste argwöhnisch die Lippen zusammen und spitzte den Mund.

Beharion blinzelte. Das rote Blut schoss ihm in den Kopf. Kurz bekam sein Gesicht tatsächlich ein wenig Farbe ab. Er fühlte sich ertappt und machte sich den Umstand bewusst, dass seine Kameradin Zauber weben konnte, mit dem sie durch die Gedanken anderer stöbern und sie, wie in einem Buch, zu lesen vermochte.
Beharion schluckte leise und fragte sich selbst sich selbst in Gedanken, völlig verunsichert: „Liest sie jetzt die Erinnerungen in meinem Geist?“

Doch dann, auf einmal, entspannten sich Nelphies Gesichtszüge. Sie grinste sogar! Und Beharion ging los in Richtung Höhleneingang.
„Warte!“, rief Nelphie im hinterher. Sie begann jetzt ebenfalls mit großen Schritten durch den Schnee zu stapfen: „Wann soll ich denn wiederkommen und dich abholen?“, fragte sie ihn.

Der Barde hielt an und machte einen nachdenklichen Schnabel mit seinen Lippen. Er blickte zum Himmel hinauf, zum Mond, und schätzte die Zeit:

„Komm in zwei Stunden wieder. Gegen Mitternacht, wenn der Mond oben am Horizont kurz davor steht komplett zu verschwinden. In Ordnung?“

Nelphie war neben ihm angekommen und stand nun wieder links von ihm im Schnee: „In Ordnung“, bestätigte sie ihm.
Dann schenkte sie ihm noch ein aufbauendes Lächeln, ihr Blick wanderte zwischen dem silberäugigen Aasimar und dem Höhleneingang hin und her: „Und ich soll wirklich nicht mitkommen?“ Sie schluckte kaum merklich und Beharion begann langsam mit dem Kopf zu schütteln: „Nein.“

Nelphie setzte ein trotziges Lächeln auf. Sie nickte: „Mach die Augen zu“, sagte sie dann plötzlich. Und ohne weitere Umschweife begann sie den gleichen Zauber zu wirken, der sie auch schon hier hergebracht hatte.
Beharion riss den Kopf nach hinten und den linken Unterarm hoch, schützend vor seine Augen. Mit seiner rechten Hand umgriff er umso fester den Holzrahmen seiner Harfe.
Ein Lichtblitz.
Ein rasches, lautes Summen und weg war sie.
Beharion kniff einmal fest die Augen zusammen. Er blinzelte.
Nun stand er alleine, draußen vor dieser Höhle. Kurz zögerte er.
Wieder kamen ihm Erinnerungen hoch. Doch dieses Mal an den Kampf von damals, gegen die beschworenen Elementare des steinigen Riesen. Erinnerungen an die weniger angenehmen Ereignisse des Abends vom 25. Alturiak:

Wie sie, die Sturmsegler, zu ihm rein wollten, zum Steinriesen Hungnir, in seine Höhle und ihn wegen eines Zauberspiegels, den diese Fee begehrte, umbringen wollten.
Beharion kam sich damals so mies vor.
Er musste sich an die marodierenden Dunkelelfen und Dämonen Cormanthors – jener alte Elfenwald, der sich bei seiner eigentlichen Heimat, den Tälern, befand – erinnern.
Und vor allem auch an jene Verbrecher, Zentarim und goblinoide Banden, die regelmäßig Bogental und Dolchtal, Eggental und Federtal, Hochtal – seinen Geburtsort – und Misteltal, Narbental und Quastental, Schattental und Schlachtental und Tiefental heimsuchten.
Er kam sich damals so vor, als hätte er unfreiwillig die Seiten getauscht. Er war jetzt wie einer dieser Verbrecher, die den redlichen Bürgern seiner alten Heimat das Leben ständig schwer machten und dieser Steinriese, tja, der hatte dann natürlich die Rolle der Taliser eingenommen.
Während er anfangs noch mitgemacht hatte, kamen ihm bald Gewissensbisse.
Das war nicht das, wofür Unsere Silberne Dame, seine Göttin Selûne, einstand:

„Lass alle, auf die Selûnes Licht fällt, willkommen sein, wenn sie das wünschen. So wie der silberne Mond zu- und abnimmt, so ist es auch mit dem Leben. Vertraue auf den Schein Selûnes und wisse, dass alle Liebe, die in ihrem Licht lebt, ihren Segen hat. Wende dich zur Mondmaid, und sie wird deine wahre Führerin sein. Fördere Akzeptanz und Toleranz. Betrachte alle Wesen als gleichwertig. Hilf anderen Selûniten, als wären sie deine besten Freunde.“

Wie hatte er damals nur so unbedacht mit Selûnes Credo umgehen können, fragte sich Beharion; während er langsam weiter, und das ziemlich matt, durch den Schnee in Richtung Höhleneingang marschierte:

„Fördere Akzeptanz und Toleranz. Betrachte alle Wesen als gleichwertig“, schoss es ihm wieder durch den Kopf.

Beharion schämte sich jetzt, während er gerade wieder durch das kalte Weiß ging – genauso wie damals, als er plötzlich verkündet hatte, dass er nun nicht weitermachen kann. Oder besser gesagt: Auch einfach nicht wollte!
Dass er sich weigere den Steinriesen in seiner Höhle wortwörtlich auszuräuchern.

Und an die Reaktionen, die darauf folgten, an die konnte er sich auch noch sehr gut erinnern:
Palo und Hrungnir, der stadtbekannte Diener Aurils – nicht der Steinriese! – wollten ihm gleich ans Leder.

Vanni, die Frau mit der sein Kapitän Harald Flammbart lose liiert war, begann ihn mit einem Schwall von Rechtfertigungen zu konfrontieren, warum es – zumindest angeblich – moralisch gerechtfertigt wäre, den Riesen jetzt zu ermorden:

Irgendwas von widernatürlich, laut und lärmend – so ähnlich hatte auch der säuerliche Lakai der Frostmaid argumentiert – hatte sie Beharion aufgezählt.
Dass der Steinkoloss eine Gefahr für die Menschen Rivins sei und ein elender Viehdieb, der den Bauern die Kühe raubt.
Doch der Sänger Selûnes hatte protestiert: „Es gibt keinen einzigen Beweis, dass genau dieser Riese irgendeinem Bürger Rivins geschadet hat. Und nur weil er Krach macht und vielleicht sogar Vieh gestohlen hat, ist das noch lange keine Entschuldigung für das, was wir jetzt hier machen – wie blutgierige Räuber sein Heim belagern.“

Beharion wäre damals schier verzweifelt – wäre da nicht sein Skipper, der mächtige Flammbart, gewesen. Er war der einzige von der Sturmseglern, der ihn wegen dieser Haltung nicht verurteilt hatte. Ganz im Gegenteil sogar. Er hatte Beharion in Schutz genommen.

Später, nach den Kämpfen gegen die wütenden Elementare – Harald war der einzige gewesen, neben Beharion, der während des vergangenen Kampfes so viel Geschick bewiesen, oder vielleicht auch einfach nur so viel Glück gehabt hatte, bei Beharion war’s ganz sicherlich nur Glück gewesen, dass er nicht ein einziges Mal niedergestreckt wurde – und der eigenwilligen Verhandlung zwischen Harald und dem Steinriesen – die letztlich dazu geführt hatte, dass er sich heute Nacht wieder in den Trollhügeln befand –, hatten die beiden noch ein langes Gespräch im Lazarett von Löwenbach geführt, ehe Beharion sich mit Meister Flinns magischem Reittier auf den spätnächtlichen Rückweg in Richtung Neu-Rivin gemacht hatte:

„Harald, du erinnerst dich noch bestimmt unser erstes Gespräch.“ An die Worte dieses Abends konnte sich Beharion noch heute so gut daran erinnern, als ob der Dialog erst gerade eben stattgefunden hätte: „Damals im Franky’s, als wir uns gerade kennen gelernt hatten und ich dir voller Stolz meinen Sextanten präsentiert hatte. Kaum, dass wir uns kennen gelernt hatten, hattest du dich auch schon bereiterklärt mich in deine Mannschaft aufzunehmen, als ich dich darum gebeten hatte.“

„Ja, ich erinnere mich“, hatte der alte Seebär fast schon irgendwie väterlich gebrummt.

Beharion hatte weiter erzählt: „Seeleute mit Prinzipien, nicht? So hattest du mir damals die Sturmsegler vorgestellt, Skipper. Ich hatte dir damals schon gesagt, dass ich nichts tun könnte, was gegen meinen Glauben oder mein Gewissen verstoßen würde. … Ich will nicht zu dem werden, Käpt’n, was ich – was wir! – eigentlich zu bekämpfen trachten.
Und auch wenn es ohne Zweifel Kreaturen auf Abeir-Toril gibt, die den Tod verdient haben, müssen wir doch auch einen stichhaltigen Beweis haben, wenn wir uns zu den Henkern aufschwingen, die ein Todesurteil vollstrecken wollen.
Harald, glaubst du wirklich, dass der Riese von heute Nacht den Tod verdient hat?“ Mit dieser Frage hatte er ihn dann am Abend des 25. Tages des Monats, der umgangssprachlich auch als die Klaue des Winters bezeichnet wird, konfrontiert.

„Diese Frage ist schwer zu beantworten“, hatte der breitschultrige Anführer der Sturmsegler damals nachdenklich erwidert und Beharion, seinem Navigator, sogleich eine bedeutungsschwere Gegenfrage gestellt: „Verdient ein ehemaliger Pirat, der wirklich schwere Verbrechen begangen hat und dann geläutert wurde, den Tod?“ – „Der Steinriese hatte vielleicht gar nicht erst ein schweres Verbrechen begangen.“

Bei dieser letzten Frage Haralds, die er jetzt in seinen Gedanken wiederholte, hatte Beharion stumm seine Lippen mitbewegt, da realisierte er auch schon, dass er nun direkt vor dem Höhleneingang stand.

„Ob Harald damals von sich selbst gesprochen hatte?“, grübelte der junge Mann.

Müde fuhr sich Beharion mit der rechten Hand durchs Gesicht. „Was soll’s, die Nacht wird nicht jünger“, sagte er leise zu sich selbst. Beharion holte tief Luft, blähte dabei seine Backen auf und lies die Luft mit einem erschöpften Schnauben aus seinem Mund fahren.

„Ich hatte euch schon viel früher erwartet.“ Ertönte eine mächtige Stimme, die so klang als ob sie gleichzeitig von überall herkam – Boden, Wände und Decke –, als Beharion die Höhle betrat.
Und sogleich hielt der Blaue Barde inne. Er schluckte leise.
Der Tunnel nahm eine Biegung und führte nach rechts.
Er hatte keine Ahnung, was ihn gleich erwarten würde.
Noch zögerte er, dann holte er abermals tief und leise Luft und tat, ob’s Kühnheit oder Torheit war konnte er später selbst nicht mehr sagen, einen Schritt vor den nächsten.
Und dann erblickte er ihn, dort saß Hungnir. Und er war so ganz anders als das, was Beharion erwartet hatte – denn er hatte diesen Riesen bisher noch kein einziges Mal zuvor gesehen, vor fast einem Monat hatte er doch auch nur gegen zaubergebundenen Naturinkarnationen gekämpft; der Riese ist damals gar nicht erst vor die Höhle nach draußen gekommen.

Hungnir, der Steinriese, war gerade dabei sich ganz langsam zu erheben. Dabei stützte er sich an einem mit Metall beschlagenen Knochen, der so gewaltig war, dass er ursprünglich zu einem älteren Drachen gehört haben muss.
Gleich einem König unter den Riesen thronte diese Gestalt auf einem massiven Stuhl, der selbst direkt in den Stein gemeißelt war und dessen poliertes Gestein sich im Schein des gewaltigen Holzfeuers, welches in der Mitte der Höhle brannte, wunderbar und eigenwillig auf eine ganz eigene, kernige Art glitzerte.

„Ich wurde aufgehalten. Es gab es viel zu tun.“ Entschuldigte sich Beharion mit diesen Worten.
Tja, denn was sollte er auch anderes sagen? Und immerhin: Es entsprach der Wahrheit – die Aufgaben der Sturmsegler, die Arbeit in der Rivinergarde und sein priesterlicher Dienst innerhalb der selûnitischen Gemeinde des Fürstentums nahmen ihn stark in Anspruch.
Hungnir nickte einmal grimmig – wobei sich Beharion fragte, ob man mit einem Gesicht wie diesem, welches aus Stein zu sein schien, überhaupt irgendetwas anders als grimmig machen konnte.

„Dafür wirst du das nächste Mal doppelt so lange bleiben“, beschloss der gewaltige Steinmann daraufhin einfach. Beharion wollte protestieren, doch kaum hatte er den Mund aufgemacht, da besann er sich eines besseren und nickt stattdessen lediglich: „Wie ihr wünscht.“

Der Harfenspieler trat näher, während sich Hungnir zwischenzeitlich erhoben und zu seiner ganzen Größe aufgerichtet hatte. „Unglaublich“, dachte Beharion bei sich. Es war nicht wirklich die Größe von nahezu vier Metern, die ihm solche Ehrfurcht bereitete. Nein, etwas anderes beeindruckte den jungen Gardisten und Barden viel mehr:

Feinste, tiefe und völlig akkurate und scharf abgrenzende Steinmetzarbeiten überzogen, mit Ausnahme von seinem Gesicht, wie auch dem Rest seines kahlen Kopfes, jede freiliegende Stelle, die der Blaue Barde auch nur erblicken konnte. Die Gravuren in seiner felsigen Haut begannen am Hals, um den zwei verschiedene Ketten von Kristallen von bläulicher und grüner Farbe hingen und das flackernde Licht der brennenden Holzscheite auf so wunderbare Weise einfingen und reflektierten, und überzogen vermutlich den ganzen Körper.

Daneben selbst trug Hungnir eine ärmellose, blassblaue Tunika, die ihn bis über die Knie reichte und auffallend gut verarbeitet zu sein schien. Die Tunika wurde um die Hüfte herum von einem gewaltigen, braunen Ledergürtel fixiert. Außerdem trug der Steinriese noch einen Überwurf aus Fellen von nordischen Kurzschwanzschafen, der auf seinen stämmigen Schultern ruhte.

„Du siehst blass aus“, offenbarte ihm der Riese dann ungeniert.
„Das ist nichts ungewöhnliches bei mir“, entgegnete ihm Beharion beiläufig und nahm in der Nähe von Hungnir und dem Feuer Platz.
„Aber das ist keine gesunde Blässe“ und ehe er sich versah, reichte ihm Hungnir auch schon einen riesigen Lederbeutel. Groß wie das Ding war, hatte man ihn wohl aus der Haut einer ganzen Rothé gefertigt.
Beharion betrachtete das Ungetüm von einem Trinkschlauch argwöhnisch, in das er selbst reinpassen würde, wenn er sich zusammenkrümmen würde.
„Was ist das?“, fragte ihn der Blaue Barde geradezu heraus und sah, wie der Steinriese das für den Harfenspieler viel zu große Trinkgefäß auf ihm scheinbar abladen wollte – soll heißen, er wollte ihm einen Schluck aus dem Schlauch anbieten. Wohl in der gutgemeinten Absicht, dass ihm ein ordentlicher Zug daraus gut täte.
„Trink“, entgegnete ihm Hungnir nur in einem etwas harschen Tonfall.

Beharion seufzte, stellte schnell seine Harfe mit ausreichendem Abstand ab, als das fleckige Leder mit schwappender Unsicherheit auf seinen Oberschenkeln, mehr oder minder vorsichtig, abgestellt wurde.

Als Korken schien ein massives Stück Holz aus einem jungen Baumstamm zu dienen.
Beharion hatte seine Mühe damit, das Holzstück aus der gehärteten Lederwölbung zu ziehen. Aber schließlich gelang es ihm doch, als er, gleich einer Zange, seine beiden, verhältnismäßig großen Hände, die immer noch in seinen Handschuhen steckten, um den ungewöhnlichen Korken schloss und begann das Ding mit einem ständigen hin- und herdrehen herauszuziehen.
Ein Geruch schoss ihm in die Nase entgegen, den er so noch nie zuvor vernommen hatte. „Ungewöhnlich“, dachte er sich.
Sein Magen war zwar nun völlig leer, aber der Geruch wäre jetzt kein Grund zum Speien gewesen. Beharion war viel mehr besorgt, dass wenn er jetzt nur einen Schluck nehmen würde, er gleich betrunken wäre: Denn er nahm sofort den Alkohol mit seinem Riechorgan wahr, der sich in der vergorenen Milch befand. Ihr Geruch erinnerte den blautragenden Spielmann an eine angenehme Mischung aus hellem Bier und fein-säuerlicher Dickmilch. Ein ganz leises Prickeln war zu hören, welches aus dem riesigen Trinkschlauch nach draußen an Beharions Ohr gelangte.
Ganz vorsichtig legte er seinen Mund an die Öffnung des Schlauches – und nun?
Er wusste nicht weiter. Er schien überfordert zu sein. In seiner Not biss er ins Leder und wollte dann versuchen den schweren Schlauch, der ja immerhin mehrere Liter fasste und entsprechend viel wog, mit beiden Armen ein Stück weit anzuheben – vergeblich.
Dem Riesen schien Beharions Unbeholfenheit nicht entgangen zu sein. Er streckte sich zu der deutlich kleineren Gestalt mit den gewellten, schwarzen Haaren nieder und wollte Hilfestellung leisten. Den Schlauch mit einer seiner mächtigen Steinriesenhände ein Stück weit anheben:

„Wuah!“, ertönte es in der Höhle. Eine kleine, schwappende Welle aus vergorener Milch schoss aus dem Schlauch mitten in Beharions Gesicht und über seine Klamotten.
Hastig und besorgt zog der Steinriese den Schlauch schnell wieder zurück, während Beharion dabei war sich die Handschuhe auszuziehen. Mit beiden Händen wischte er sich das milchige Gesöff aus dem Gesicht. Er stand schnell auf und begann hastig mit beiden Händen an seinem Überwurf, den er über dem Kettenhemd trug, zu schütteln: Vergorene Milch, die ihre Bahnen über dem ehemals reinblauen Kleidungsstück zog, spritzte in vielen Tropfen durch die Höhle.

Jetzt stand ihm auch Hungnir zur Seite. Er hatte einen langen Fetzen aus altersvergilbtem Leinen irgendwo aus einem der hinteren Bereiche der Höhle herausgezogen und Beharion sogleich auch eine große Steinschale gebracht, in der sich klares Schneewasser befand.
Beides reichte er Beharion, indem er es direkt neben ihm abstellte. Ein Lächeln machte sich auf Beharions blassen Lippen breit: „Danke“, sagte er freundlich – und beides, die Dankbarkeit, wie auch die Freundlichkeit, waren aufrichtig gemeint.

Dennoch, im Grunde wäre Beharion am liebsten, jetzt, in diesem Moment, wieder gegangen. Aber er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Er war wegen einer Queste hier. Eine Queste, die es für seine Freunde von den Sturmseglern zu erfüllen galt:

Und so spielte der Blaue Barde dem Steinriesen Hungnir eine Auswahl der allseits bekannten Stücke aus den Vergessenen Reiche. Stücke, wie Das Kaminlied Alter Abenteurer oder Die Glänzende Krone. Lieder, wie Hebt Noch ein Glas zum Trost, Die Magierhymne, Letztes Wehklagen oder Der Kühne Ritter und der Schreckliche Wyrm.
Ihre Melodien erfüllten die vom Rauch des Feuers geschwängerte Luft innerhalb der Höhle und drangen weit bis nach draußen, wo sie mit dem kalten, steten Wind im Wettstreit darum gerieten, die Stille dieser abgelegenen Gegend mit Klängen zu erfüllen – die Lieder durch das Saitenspiel und den Gesang, der Wind durch das ständige Wehen einer kalten Brise von Westen her.
Und gleich einem merkwürdigen Umstand, so als ob der Westwind, und sei es nur für eine Weile, der Musik unterlegen hätte, kehrte draußen völlige Windstille ein.

Die Zeit verging.

Schließlich beschloss Beharion nun seinerseits, dass es für diesen Abend genug war und klemmte sich seine Harfe behutsam unter den linken Arm: „Beim nächsten Mal geht es weiter, Freund“, sagte Beharion zu dem Steinriesen. So, als ob er nun offenkundig aufbrechen wollte.
Der Riese schien für heute zufriedengestellt zu sein. „Hm, von mir aus“, brummte es aus den Tiefen seiner Kehle. „Aber, wie gesagt, beim nächsten Mal doppelt so lang.“

Beharion schnappte sich noch rasch seine Handschuhe, die er sich vorhin schnell ausgezogen hatte, als das alkoholische Milchgetränk aus dem Schlauch sein Gesicht und seine Kleidung eingesaut hatte und die nun wenigstens fast wieder völlig trocken war. Geübt steckte er sie hinter seinen Gürtel.
Und beide erhoben und sich und gingen nach draußen. „Ich mag die Kälte nicht, weißt du“, gestand ihm der steinerne Hüne dann plötzlich, während er mit seinen beiden, grauen Pranken den gewaltigen Knochen umschloss. „Vielleicht könntest du zum Abschied etwas Sanftes spielen.“ Und leise fügte er dann noch, fast verlegen, hinzu: „Ein rührendes, melodisches Stück vielleicht?“

Unglaublich fuhr Beharion die Kinnlade herunter. Damit hatte er nicht gerechnet: „Aber sicher“, dachte er bei sich. Der Steinriese war letztlich auch nur ein Sterblicher mit all den Empfindungen und Sehnsüchten, die viele andere sterbliche Seelen mit ihm teilten.

Der Blaue Barde überlegte kurz. All die Gefühle kamen plötzlich hoch, die unerwiderte Liebe und Leidenschaft der letzten Zeit überschwemmten wieder sein Herz und seinen Geist.
Er blickte sich um, von Nelphie war noch weit und breit nichts zu sehen.

Beharion setzte sich auf einen großen, halbwegs flachen Felsen in der Nähe des Höhleneinganges, den er zuvor rasch von seiner darauf locker sitzenden Schneedecke befreit hatte.
Und ohne weitere Umschweife – das Malheur mit der vergorenen Milch hatte er selbst schon wieder vergessen, auch wenn die Flecken auf seiner Kleidung noch Zeugnis davon ablegten –, leitete er mit seinen nackten, feinen, langgliedrigen Fingern ein sanftes und besinnliches Legato ein, das durch einen immer wiederkehrenden, kurzen und verspielten Intervall unterbrochen wurde.

Die Musik, geschwängert voll Frieden und trauriger Schönheit, erklang so eine kurze Weile lang, ehe der Gesang des Blauen Barden einsetzte:

Feiner Blumendüfte, /
In hoher, blauen Lüfte, /
Erfüllt nach lieblich /
Vanille und Jasmin.


Seine runde, timbrierende Tenorstimme war wie geschaffen für dieses Stück – oder dieses Stück wie geschaffen für seine Stimme? –, um ihm so, seinen vollkommenen Charakter zu verleihen.
Einen Charakter von bedingungsloser Hingabe an einen Traum, den man gewillt ist auch bis ins Letzte zu leben; auch wenn man dabei davon verzehrt wird. Man sich auf dem Weg dahin selbst aufgibt.

Dieses Stück handelte von einem dieser Dinge, das, wenn ein Sterblicher den Mut aufbringt dies zu leben, seine Seele von einer eigentümlichen Tiefe erfüllt werden würde; so dass Außenstehende, die sowas selbst nie empfanden, auch nicht einmal im Ansatz erahnen können, was sie in ihrem Leben bisher verpasst haben und weit diese Tiefe letztlich gehen mag:

Als ich’s vernahm, /
Mein Blick nach oben kam, /
Erschallte perlend und /
Silbern lachend:

Von ihrem Haupte lang /
Wallte ein Haar strahlend, blank, /
Von hellen, golden’ und /
Zierlich Rosenblüten.

Ich blickte ferne /
Durch ihrer Augen Sterne, /
Sie glichen leuchtend /
Heilig’ Toren

Aus lauterem Kristalle /
Rein, wie aus jungem Wasserfalle – /
Aus stählernen Saphiren /
Voll und klar.

Doch was ich so danne /
Darin gewahr, gleich wie im Banne, /
Überstieg ihr Antlitz /
Ganz und gar:

Ihre liebliche Seele, /
So ihrer purer Wesen Meere, /
Wahrhaftig hoch, tief /
Und schön;

Ihr Gemüt, das sonnengleiche, /
Dies schalke und doch reine, celestisch weite. /
Nun mir ihrer völlig, /
Ewiglich bewusst.

<<Doch siehe! /
Doch höre!>> /
Und ich sah /
Und ich hörte:

Heilende Hände, zum Handeln erpicht, /
Sie auch gut und heilsam, voll Weisheit spricht. /
Ihre Worte, ihre Taten, gleich Balsam /
Auf meinem Haupte.

Aus bestem Stahl – /
Sie ist des Drachenkönigs Wahl – /
Schwingt sie das Schwert Falke /
für Güte und Gnad’;

Und sie nie verzagte, /
Wie ihr edler Mentor es sie lehrte und sagte – /
Sir Irlen Tren, im Laubfall /
Des Gerechtfertigten Kriegers von uns schied –:


Und der Gesang verebbte.
Die Akkorde der Melodie wechselten und nahmen eine stringente, gleichbleibende Harmonie voll majestätischer Tiefe und unergründlicher Weite an.
Beharion sang nun nicht weiter, er redete. Sein Kopf wand sich dabei zur Seite und sein Blick nahm einen Ausdruck an, gleich als ob er wieder in Gedanken verloren wäre – weit fort, irgendwo an einem fernen Ort seiner früheren Vergangenheit. Die von Silber umrahmten Pupillen schienen förmlich durch den ganzen Schnee und Fels hindurchzuschauen:

Gerechtigkeit und Güte über alles.
Ehre und Treue gegenüber dem König.
Ehre und Respekt gegenüber den Gerechten und Unschuldigen.
Ehre und Pflichtgefühl gegenüber dem Ausgleicher, gegenüber ihrer Gnaden
und gegenüber dem Täter der Gerechtigkeit.
Ehre und Schutz gegenüber den niederen Geschlechtern und Völkern.
Ehre und Zucht gegenüber den Feinden der Gerechtigkeit und Güte.
Ehre und Nachsicht und Geduld gegenüber sich selbst.


Als die Rezitation beendet war, fuhr Beharion mit dem Gesang fort. Doch der Grundton der Harfenmelodie hatte sich schlagartig geändert:

Für diesen Moment – frei von Schmerz? –, /
Singet traurig meine Seele und jubelt bitter mein Herz! /
Erkannte ich doch wahrhaftig, in ihr gegenüber, /
Einen verwandten Geist – unnahbar.

Entsprossen einer Wurzel von Ptarian, /
War ihre Treue soviel härter als jeder Obsidian. /
Und ihr teures Drachenherz, aus Platin bar, /
Beflügelte des Sängers Zunge:


Und in diesem Augenblick webte der Blaue Sänger von Neu-Rivin schnell und geübt einen Zaubertrick, der verschiedene, sanfte Windböen entstehen ließ, die, teils aus Nord und Süd, teils aus Ost und West, gleichzeitig zu wehen schienen.

Die Musik, ihr Charakter hatte sich bereits geänderte und das Tempo stark abgenommen, wurde nun durch klagende Saiten von der Harfe erfüllt, die durch und durch von einer Ambivalenz geprägt waren, die nur das Zeugnis einer völligen, inneren Zerrissenheit sein konnten.
Beharion verlieh seiner Stimme nun deutlich mehr Bass – zu viel, als dass er noch mit einem klaren Heldentenor weitersingen konnte:

<<Weh, o weh, /
Meine Nordenwinde, /
Wie kam Dein Odem Kinde /
Und dein Geist zu mir so rein? /
Kann ich zu ihr gelangen /
In jene Weite?

Weht, o weht, /
Ihr Nordenwinde! /
Und traget mich zu ihr – /
So soll es sein! /
Verleiht mir Flügel, /
Rasche, breite!>>

Dem hohen Himmel entgegen /
In seiner Reiche Majestät, Xymors Sphären, /
Ich bange nicht im Stande war, die Mauer /
Der Verlobung zu berühren.

Vor ihr ich nun war, /
sprach verzweifelt, klar und wahr – /
durch die Mauer der Liebe /
Eines anderen:

<<Tochter des Nordwinds, /
Kann diese Liebe die Zeit überstehen? /
Tochter des Nordwinds, /
Sollen alle meine Tage ohne dich vergehen?>>


Auf einmal setzte Schweigen ein.
Die Saiten ruhten.
Erst jetzt bemerkte Beharion, wie der Riese ihn gebannt anstarrte. Der Harfenspieler senkte wieder seinen Kopf, so als ob er sich in Gedanken ein Bild von irgendwas – oder irgendwem? – vor sein geistiges Auge rief.
Selbst als profilierter Musiker musste Beharion sich kurz besinnen, um sich auf die wechselnde Modulation der Stimme einzustellen.
Deutlich sanfter und heller erklang es jetzt aus seinem Mund, als er den weiblichen Part des Stückes anstimmte, wobei er nicht irgendwie versuchte eine hohe, weibliche Stimme zu imitieren. Die Lage seiner Stimme änderte sich lediglich und klang stattdessen deutlich weicher und heller:

<<Fremder, du kannst das Passierte /
Nicht machen ungeschehen. /
Du kannst das Passierte /
Nicht machen ungeschehen.


Mit deutlicher Mühe gelang es ihm die veränderte Tonlage zu halten und schließlich auch beliebig zu wechseln, wie zum Beispiel im übernächsten Absatz, als er mit dem männlichen Part des Stückes weitermachte:

Setze dein Segel nicht gen Norden /
Im Zwielicht eines falschen Morgen. /
Den Anker falscher Hoffnung /
Lass los.>>


<<Ich bin nicht im Stande. Meine Liebe /
Ist nicht mehr mein – denn was man schenkt, /
Das bleibt bestehen. Was man besitzt, /
Das wird vergehen.

Sag an, Tochter der Nordwinds, /
Was soll ich tun? Wie kann ich unser’ Herzen einen? /
Wie muss ich wandeln, damit dein Herz /
Aufhört, das meine zu verneinen?>>


<<Fremder, du kamst, gabst und fragtest nicht /
Nach Stand und Sitte,>>
spricht Drachenherz voll Pflicht. /
Zaghaft und leise, traurig erklingt es dann /
Nach einer anderen Art und Weise:


<<Rühr mir das Blut in den Steinen /
Und bring’ sie zum weinen. /
Rühr mir das Blut in den Steinen /
Und bring’ sie zum weinen.>>


<<Frei und nicht mit leichtem Sinn: /
Gab ich dir meine Seele, meinen Geist, meine Liebe dahin – /
Und warte, wenn auch die Jahre ziehen geschwind, /
Auf Deinen Kuss, mein Nordenkind.

Du weißt, ich liebe dich, /
Drum werd ich’s tun. /
Du weißt, ich liebe dich, /
Drum werd ich’s tun.>>

Und die Streiterin Bahamuts sprach zu ihm schwer:


<<Press mir aus, das Wasser /
Aus der Feuerblüte Flammen. /
Press mir aus, das Wasser /
Aus den Feuerblüte Flammen.>>


Und der Sänger des Mondes sprach zu ihr hold:

<<Du weißt, ich liebe dich, /
Drum werd ich’s tun. /
Du weißt, ich liebe dich, /
Drum werd ich’s tun.>>

Und sie sprach zu ihm:


<<Die Teufel Rivins durch dein Wort lass löblich handeln /
Und Schatten in Licht verwandeln. /
Die Teufel Rivins durch dein Wort lass löblich handeln /
Und Schatten in Licht verwandeln.>>


Und er sprach zu ihr:

<<Bis wir einander erkennen und uns wiedersehen, /
So wird meine Liebe zu dir noch immer bestehen. /
Bis wir einander erkennen und uns wiedersehen, /
So wird meine Liebe zu dir noch immer bestehen.>>


<<Und sag mir all das Wissen dieser Welt, /
Was keines der Bücher Kerzenburgs hält. /
Und sag mir all das Wissen dieser Welt, /
Was keines der Bücher Kerzenburgs hält.>>


<<Bis wir einander erkennen und uns wiedersehen, /
So wird meine Liebe zu dir noch immer bestehen. /
Bis wir einander erkennen und uns wiedersehen, /
So wird meine Liebe zu dir noch immer bestehen.>>


<<Schenk mir deine Seele, /
ohne zu vergehen. /
Schenk mir deine Seele, /
ohne zu vergehen.>>


<<Du weißt, ich liebe dich, /
Soll ich’s tun? /
Du weißt, ich liebe dich, /
Soll ich’s tun?>>


<<Kannst du letztlich mit deiner Liebe zu mir /
Den Tod übergehen? /
Kannst du letztlich mit deiner Liebe zu mir /
Den Tod übergehen?>>


<<Du weißt, ich liebe dich, /
Soll ich’s tun? /
Du weißt, ich liebe dich, /
Soll ich’s tun?>>


Das Saitenspiel reduziert sich nach dieser letzten Frage im Stück des männlichen Parts auf einige wenige Akkorde, die sanft und traurig weiterklingen und der Gesang wechselt wieder zu einem Sprechen, wobei noch immer eine unterscheidbare Modulation gegeben wurde.
Als erstes erklang Beharions Stimme wieder in einer helleren und weicheren Tonlage:

<<Welcher Spiegel kann mir nur zeigen, was dieser Mann meint in mir zu erkennen? Sänger des Mondes, ich sprech’ ein letztes Mal zu dir: Offenbare uns, was siehst du in mir?>>

Und nun erklingt Beharions Stimme wieder in seinem vollen, dieses Mal deutlich schwächer vom Bass geschwängerten Tenor:

<<Ich sage dir, Tochter Marduks, was ich nicht mehr sehe:

Ich sehe keinen Schleier mehr zwischen mir und dir – der Vorhang ist gefallen. Es steht nichts mehr zwischen Silberlicht und reinem Platinglanz, denn:

Jedes Gebet von Deinen wahren Lippen entspringt auch meiner Seele.
Jeder Plan von dir, jeder Entschluss den du fasst, erschließt sich auch, wie von selbst, meinem Geiste.
Und jedes Leid, dass dein Gemüt erschwert, lässt auch mein Herz weinen.>>


Der Sänger Selûnes – und nun auch der Sänger von Steinriesen – ließ langsam seinen Kopf sinken, wobei sich gleichzeitig seine Augen schlossen. Und damit beendete Beharion die letzte Vorführung dieser Nacht.

Lange Zeit danach herrschte Schweigen. Nelphie war noch immer nicht zurückgekommen.

Auf einmal fragte der Steinriese den Blauen Barden: „Dieses Stück, hast du das selbst geschrieben?“

Ein trauriges, kurzes Schnauben, kaum hörbar, entfuhr Beharion: „Aye“, er nickte dabei. „Das habe ich.“ Er hob seinen Kopf und der Barde hatte seine Silberaugen wieder geöffnet.
Hungnir nickte sehr langsam und bedächtig: „Hm“, erscholl es nachdenklich. Der Riese wirkte nun auch alles andere als heiter und unbeschwert: „Und, wie heißt es? Ich meine diese traurige Ballade von eben“, entgegnete es ihm fast schon genierlich.

Der Barde öffnete seinen Mund einen Spalt weit. Er wollte sofort antworten, schien nun aber doch erst zu überlegen, wie das Lied, das seinem Herzen aufgrund der Ereignisse der letzten Zeit entsprungen war, heißen sollte.
Sein Blick streifte die nun mittlerweile gefrorene Suppe von Erbrochenem, die einen Steinwurf weit vor ihm im Schnee lag. Er verzog kurz den Mund. Seine Augen wanderten weiter.
Er blickte gen Süden und Westen, zur weit entfernten und ummauerten Stadt von Neu-Rivin.
Irgendwo da befand sie sich jetzt wahrscheinlich.
Beharion blickte hoch, dreht seinen Kopf zum abnehmenden Mond, der jetzt so dünn wie das Weiß von einem sauber gestutzten Fingernagel war und wahrscheinlich gleich vollkommen verschwinden würde.
Beharion drehte sich mit seinem Haupt weiter nordwärts, reckte den Kopf dabei nach oben, und dort erspähte er ihn. Das, wonach er gesucht hatte. Kühn hatten seine Augen das Ziel anvisiert:

Den funkelnden Nordstern – einer der Fixsterne, an dem er sich nachts als Navigator zur See und auch auf Land stets orientieren konnte.
Er holte tief Luft, schloss wieder die Augen und, scheinbar wie von Zauberhand, huschte ein sanftes, friedliches Lächeln über seine Lippen, als er dem Riesen den Namen seines wohl bisher intimsten Stückes offenbarte:

„Aleney.“


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