Zunächst einmal will ich über das Selbstverständnis des Ritters reden. Ein Ritter ist die Säule des Adels. Nicht weil er die unterste Stufe des Adels ist, sondern weil er das Ideal des Adels darstellt. Die Ritterlichkeit sollte das zentrale Leitbild des Adels sein, und auch die Adeligen, die keine Ritter sind, sollten das ritterliche Ideal anstreben.
Das Leitmotiv der ritterlichen Idealkultur ist die
Ehre. Für so manchen ist dies ein eher laxer Begriff, doch für die Ritterschaft ist es der zentralbegriff ihres Selbstverständnisses. Ehre im klassischen, ritterlichen Sinne beinhaltet die Vorbildlichkeit und die Integrität, die den Adeligen Kämpfer vom einfachen Soldaten oder gar Söldner unterscheidet. Elementar für den Zusammenhalt eines Reiches sind die Ergebenheit sowie die Einhaltung der Treuepflicht der Ritterschaft gegenüber dem Lehnsherren. Traditionell wird die Ehre eines Ritter anhand der ritterlichen Tugenden gemessen, welche wie folgt lauten sollten:
- Gerechtigkeit
Der Ritter sei jederzeit dem Recht und der Gerechtigkeit verpflichtet, er soll nicht lügen, nicht betrügen und stets eingedenk seines Standes sein.
- Mut
Der Ritter stelle sich seinem Feind voller Stolz, meide nicht den Kampf oder die Auseinandersetzung. Er sei bereit zum Kampfe und übe sich stets im Kampf mit den ritterlichen Waffen
- Demut
Der Ritter beuge sich den Befehlen seiner Lehnsherren und dem Sieger in Duell und Turnei.
- Barmherzigkeit
Hilfsbereitschaft und Gnade gegenüber den Schwachen sei dem Ritter Pflicht und Zierde.
- Geduld
Der Ritter übe sich in Geduld, zeige Zuverlässigkeit und stehe zu seinem Wort.
- Weisheit
Wissen und Weisheit sind Grundlage jeder Entscheidung des Ritters, um Falsch von Richtig unterscheiden und entsprechen handeln zu können.
- Selbstbeherrschung
Der Ritter stelle sich mit Wort und Tat jeder Aufgabe, nehme gefasst Unbill un Kauf und übe sich in Diskretion, wo es nötig erscheint.
- Mäßigkeit
Der Ritter übe sich in Güte und Mäßigung, nehme Abstand von Völlerei und Prahlerei, um so nach Vollkommenheit zu streben.
- Beständigkeit
Der Ritter übe sich darin, in Wort wie in Tat nicht zu wanken, auf dass sich sein Lehnherr seinem Ritter sicher sein kann.
- Minnigkeit
Der Ritter hüte Wohlklang und Antlitz aller Wesen. Mit Liebe zu Menschen und Kunst, Gesang und Musik wie auch der Ausübung der Minne ehre er seinen Lehnsherren und auch sich selbst.
Diese zehn Ritterlichen Tugenden sind bereits auf den ersten Blick schwer einzuhalten, und eben dies ist die größte Herausforderung an den Ritter, und damit auch des Adels an sich. Denn neben der Ehre und der Ausbildung im Kampf zu Fuß und zu Pferde muss ein Ritter auch die Höfischkeit, das höfische Benehmen erlernen. Erst die Kombination aus diesen drei Aspekten bildet das ritterliche Selbstverständnis.
Dabei umfasst die Höfischkeit nicht nur die Tischmanieren, die korrekte Anrede und Verhalten für die Höhergestellte, Gleichgestellte und auch Niederen, sondern auch höfischer Tanz, die korrekte Verbeugung und dutzende, wenn nicht gar hunderte anderer kleiner Details. Um all dies zu gewährleisten ist eine umfangreiche Ausbildung von Nöten.