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Auf hoher See
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Autor:  Ameng Xilo [ Fr 5. Aug 2022, 12:18 ]
Betreff des Beitrags:  Auf hoher See

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Die große Galeere des Kalifen Sharim Rashad stach schon bald in See. Eine weite Reise, die 2-3 Wochen lang dauern konnte. Sie war großzügig bemannt. Rund 300 Gnolle, 180 Rudersklaven, etliche weitere menschliche Soldaten und eine ganze Schar von Bediensteten, die sich Tags und Nachts um die Belange des Kalifen und seiner Elite kümmerten. Dreani, die unter dem Namen Èire reiste, hatte ein großzügiges Zimmer mit einem luxuriösen Bett, wie es eher in einen Palast, als in ein Schiff gehörte, gut bestückt mit zahlreichen Kissen und einigen Decken aus Seide.

Es gab einen großen Salon, in dem gespeist wurde. Unzählige Teppiche, Gemälde, Statuen, Statuetten und weitere Kunstgegenstände zierten die Böden und Gänge in den Bereichen, die für die Obrigkeit bestimmt waren. In einem weiteren Raum war eine gut bestückte Bibliothek untergebracht, noch eine Kammer enthielt ein Billiardzimmer, wieder ein weiteres, ruhiges Zimmer, in dem eine Sklavin an einem Klavier für angenehme, atmosphärische, aber nicht störende Musik sorgte, wies eine beeindruckende Sammlung an Karten-, Würfel- und Brettspielen auf.

Hier verbrachte der Kalif sehr viel Zeit mit seiner Spielsklavin, die ihm herausfordernde Partien in den verschiedenen Spielen bot, aber natürlich immer verlor, jedoch so geschickt, dass es nie den Anschein würde, als ließe sie den Kalifen absichtlich gewinnen.

Qisab, die Schlächterin des Kalifen, verbrachte die Hälfte ihrer wachen Zeit mit dem Waffen- und Kampftraining an sich selbst und den Gnoll-Truppen. Die andere Hälfte der Zeit war sie meistens bei Èire.

Sie bemühte sich, der Elfe die Grundlagen der calshitischen Sprache, Schrift und Mathematik beizubringen. Zwar verwendeten auch die Calshiten wie die meisten Menschen das Thorass, aber sie hatten ebenso eine eigene Schrift, die auf die Dschinn zurückging und verwendeten im alltäglichen Gebrauch meistens eine Mischform, so sie nicht mit Fremden Schriftwechsel betrieben. Außerdem schreibt man in Calimshan für gewöhnlich von rechts nach links, was hier und da etwas gewöhnungsbedürftig sein mochte. Auch die Zahlen unterschieden sich von denen, die man im Norden verwendete und die Mathematik wirkte ein wenig fortgeschrittener (auch wenn Ameng vermutlich nicht zustimmen würde).

Die Phonetik und Aussprache des Alzhedo ist stellenweise schwierig. Viele Laute werden nicht mit den Lippen, sondern an den Zähnen, dem Gaumen oder der Kehle gebildet. Ausländer erkennt man daher recht leicht daran, dass ihnen das selten so richtig gelingt oder sie versuchen, die Laute doch mit den Lippen oder umständlichen Zungenbewegungen nachzubilden. Wenn man nicht damit aufgewachsen ist, ist die richtige Aussprache sehr schwer. Natürlich kann man sich trotzdem verständlich machen, doch für das Verständnis der Sprache ist eben auch die Phonetik wichtig.

Qisab versucht die Grundlagen der Sprache bei Èire zu festigen, indem sie ihr Geschichten aus der über die Landesgrenzen hinaus bekannten Märchensammlung von Tausendundeiner Nacht in Alzhedo vorliest und dann nach jedem Absatz diesen Stück für Stück mit der Elfe zusammen übersetzt.

Dieses Werk besteht aus sehr vielen kurzen Geschichten, die durch eine Rahmenhandlung ummantelt werden: Ein Sultan, der von der Untreue seiner Frau schockiert ist, lässt diese hinrichten und beschließt fortan jede Nacht eine neue Jungfrau zu der seinen zu nehmen und diese am nächsten Morgen hinzurichten, damit er nie wieder so betrogen werde. Dieses Morden geht lange Zeit, bis schließlich die kluge Scheherazade, eine der Töchter des Wesirs, auf eigenen Wunsch die nächste Frau des Sultans wird.

Sie bedient sich aber eines Tricks, bei dem sie den Sultan vor dem Schlafengehen bittet, ihrer Schwester noch eine Geschichte zu erzählen. Diese Geschichte erzählt sie der Schwester in Gegenwart des Sultans, doch sie lässt sie an der spannendsten Stelle enden. Da die Geschichte aber so spannend ist, schiebt der Sultan die Hinrichtung auf, um auch die Fortsetzung zu hören. Die kluge Scheherazade aber erzählt die Geschichte zu Ende und beginnt sogleich mit der nächsten, die sie wieder an der spannendsten Stelle enden lässt.

Auf diese Weise schiebt sie Nacht um Nacht ihre Hinrichtung weiter hinaus und wird dies vermutlich bis ans Ende des Werkes tun, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn wenn die einzelnen Geschichten zwar kurz sein mögen, so sind es doch eine ganze Menge.

Für die Elfe Èire alias Dreani mag sich auf diese Weise das Lernen unterhaltsam gestalten. Wenn sie jedoch genug vom Lernen hat, zeigt Qisab ihr mit Freude einige der zahlreichen calshitischen Brettspiele, die das Spielezimmer zu bieten hat und fordert sie zu verschiedenen Partien heraus.

Diese Reise gestaltet sich damit tatsächlich sehr kurzweilig und angenehm, wenn sie auch lange Zeit dauern mag. Weniger angenehm mag die Reise insbesondere jedoch für die 180 Rudersklaven sein, die - sicherlich zu Éires Missmut - das große Schiff gemeinsam mit den Segeln fortbewegen mussten.

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