...einer Tempeldienerin.

Molvvra saß ruhig in ihren schwach beleuchteten Gemach und war in Gedanken versunken. Sie konnte nicht umhin, über den Rat nachzudenken, den sie der anderen ilythiiri gegeben hatte, die auf Vergeltung aus war. Es war nicht ihre Art, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen, wenn sich daraus kein offensichtlicher Vorteil erkennen ließ, aber die Situation der Späherin hatte irgendwie angefangen ihr Interesse zu wecken.

Rache war ein gefährlicher Weg, voller Fallstricke und unvorhersehbarer Folgen. Sie wusste das nur zu gut, denn sie hatte in ihrem vergleichsweise kurzen Leben schon oft die Folgen gescheiterter Rachgelüste gesehen. Doch trotz ihrer Vorbehalte hatte sie ihren Rat freiwillig gegeben, in der Hoffnung, dass die Frau ihre Worte beherzigen würde.

Molvvra seufzte tief, und ihre Gedanken kreisten um die kurzsichtigen Seiten ihrer eigenen Vergangenheit. Sie war nicht immer so zurückhaltend und abwartend gewesen, wie sie sich aktuell darstellte. In ihrern ersten Jahrzehnten war sie wild und rücksichtslos gewesen, hatte aus einem Impuls heraus und ohne Rücksicht auf die Folgen gehandelt. Es hatte vieler Jahre harter Lektionen bedurft, bis sie die Weitsicht und Geduld erlangt hatte, die sie jetzt besaß.

Vielleicht würde die Späherin in der Lage sein die Fehler zu vermeiden, welche die Tempeldienerin in ihrer eigenen Vergangenheit gemacht hatte. Vielleicht würde sie aus Ratschlägen lernen. Aber vielleicht auch nicht. So war es nun einmal in der turbulenten Welt, in der sie lebten.

Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, ihre Augen schlossen sich, während sie sich auf ihren Atem konzentrierte. Sie konnte die Handlungen der anderen nicht kontrollieren, nur ihre eigenen. Für den Moment würde Molvvra abwarten und beobachten; sie hatte lange genug gelebt, um zu wissen, dass geschuldete Gefallen - gewollt oder ungewollt - oft die wertvollste Währung in der dunklen Welt des Unterreiches waren. Und so würde sie abwarten und auf den richtigen Moment warten, um den ihr geschuldeten Gefallen einzufordern.

Es war für sie keine Frage von Gier oder Ehrgeiz, sondern eine einfache Anerkennung der Macht der geschuldeten Gunst. Man konnte nie zu viele Verbündete oder Ressourcen zur Verfügung haben und sie ahnte, dass die andere Frau in Zukunft einen wertvollen Gewinn darstellen könnte.
Molvvra hatte eine Gelegenheit gesehen, eine potenzielle Verbündete zu umwerben, und sie hatte sie ergriffen. In den Augen von Lloth würde ein solches Vorgehen als Zeichen der Gerissenheit gewertet werden. Sie konnte fast hören, wie die Spinnenkönigin ihr ins Ohr flüsterte, sie solle diesen Weg weiter beschreiten und jede Gelegenheit nutzen.

Molvvras Gedanken wurden von einer Stimme, nein, viel mehr einer Präsenz in ihrem Kopf unterbrochen, einer die sie nicht zum ersten Mal wahr nahm. Bilder von Macht und Dominanz, vom Rausch der Jagd und der Genugtuung des Sieges. Es war eine Präsenz, die sich schon unzählige Male in ihre Gedanken geschlichen hatte, die ihr dunkle Versprechen zuflüsterte und sie mit ihren verführerischen Worten in Versuchung führte.

Eine Erinnerung daran, dass sie sich weiterhin an eine Abmachung zu halten hatte.

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Varda Gideon - Tabakverbraucherin
Aiven Rhodes - Assurit
Molvvra Algosri - Tempeldienerin
Nott Hrafnsdottir - Ruathenkind