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 Betreff des Beitrags: Im Uldenschlund
BeitragVerfasst: Mo 31. Jul 2023, 16:34 
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"Seit ich denken kann, habe ich eine imaginäre Freundin. Ihr Name ist Naratyx." ~ -Agatha

Das Leben war nicht immer einfach in dem kleinen Tal gewesen. Aber die Bewohner bemühten sich durch Zusammenhalt, Fleiß und Aufopferungsbereitschaft darum, dem Land ein Leben abzutrotzen.

Wegen der politischen... Verwerfungen war den meisten von ihnen eine Rückkehr in ihre alte Heimat nicht mehr möglich gewesen. Aber sie machten das Beste daraus. Sie führten ein einfaches und manchmal entbehrungsreiches, aber dennoch fröhliches Leben.

Die kleine Agatha aber war seltsam. Das lag gewiss an dem elfischen Blut in ihren Adern, meinten einige. Sie hat einen Dachschaden, meinten die anderen. In jedem Fall hatte Agatha Schwierigkeiten im sozialen Umgang mit den anderen Kindern des Dorfes und so blieb sie meistens alleine. Wurde sie ausgeschlossen oder gehänselt, wie man sich das so vorstellt, wenn ein kleines Mädchen ein Außenseiter ist, wie man das in vielen Geschichten so hört?

Nein. Nein, so eine Geschichte ist das hier nicht. Die anderen Kinder und auch die Erwachsenen beschützten Agatha, als das, was sie war. Ein Kind, dass sich eben nicht so verhielt wie die meisten Kinder in ihrem Alter. Ein Kind, das barfuß durch das Gras ging, um die Berührung des Bodens zu spüren. Das mit Schmetterlingen und Eichhörnchen spricht oder zu sprechen versucht.

Ein Kind, das Nachts auf das Dach klettert und die Sterne beobachtet, sich notiert, wo sie stehen, sie mit Namen versieht, da es keine Bücher gibt, in denen sie nachschlagen könnte, wie diese heißen. Das Kind, dass den Sternen die richtigen Namen gab, obwohl sie nicht nachschlagen konnte. Ein Kind, das Lesen lernte, ohne dass es ihr jemand beigebracht hätte.

Das Kind, das manchmal Sprachen verwendete, die keiner verstand. Ein Kind, das aber nicht dazu in der Lage war, mit anderen Kindern zu spielen. Ein Kind, das mit anderen Kindern gleichen Alters nicht sozial interagieren konnte. Wenn man sie fragte, ob sie einsam wäre, da sagte sie, dass Naratyx doch da wäre. Naratyx, ihre kleine, imaginäre Freundin. Die imaginäre Freundin, die ihr angeblich das Leben beigebracht hätte und wie die Sterne hießen.

"Naratyx kommt von den Sternen. Von einer fernen Welt. Sie kann nicht zurück."

Solche Dinge sagte Agatha, wenn sie jemand fragte.

Irgendwann fing Agatha an, mit den Spinnen zu sprechen, oder sie versuchte es.

"Naratyx sagt, die Spinnen sind aufgeregt. Ich glaube, sie haben Angst. Etwas wird passieren."

Agatha war ein seltsames Mädchen. Aber das war nicht schlimm. Die Menschen hier hatten genug Grausamkeit erlebt. Sie wollten, dass jeder sich hier wohl fühlt. Im kleinen Tal Uldenschlund.

_________________
~"This ist my battle. This is my battleship."~

"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."

~Shadow is a man who never loses his virginity - because he never loses.~


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 Betreff des Beitrags: Re: Im Uldenschlund
BeitragVerfasst: Mo 31. Jul 2023, 17:10 
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"Du Naratyx, wollen wir wieder ein Spiel spielen?"
Das kleine Kind Agatha blickte lächelnd aus ihren gelben Augen zu dem Wesen ihr gegenüber. Das Wesen blickte zurück und erwiderte das Lächeln sanft.
"Willst du nicht lieber mit den Dorfkindern spielen? Sie wirken gerade sehr glücklich und möchten bestimmt, dass du mitmachst."
"Ich bin aber lieber mit dir zusammen."
Das Wesen seufzte leise und sprach dann ernst.
"Du darfst dich nicht nur auf mich fokussieren. Es wäre schöner, wenn du mehr Freunde hättest."
"Magst du mich nicht?"
"Doch. Aber... ich bin nur hier, um auf dich aufzupassen. Vielleicht werde ich nicht immer da sein."
Das Wesen blickte traurig zur Seite.
"N-nein! Warum, warum sagst du so etwas Schlimmes, Naratyx? Du wirst immer da sein!"
"Sieh dort eine Rose steh'n, einmal wird auch sie vergehen."
"Die Rose, ja! Aber du bist... 'buchstäblich' unsterblich, unvergänglich."
"Wer sagt das?"
"Ich hab die alte Krämerin gefragt."
"Du solltest mit niemandem über mich reden."
Das kleine Mädchen Agatha schnaufte leise. Das Wesen blieb einige Zeit lang still. Dann aber sprach es wieder, mit seiner sanften Stimme.
"Also gut. Ich zeige dir ein neues Spiel."
Das Wesen hob die Hand und ließ einige funkelnde Steine wie aus dem Nichts entstehen, die sich kreisend darum drehten. In der Mitte ein glühendes, warmes Licht. Das kleine Mädchen Agatha blickte mit großen Augen staunend darauf.
"W-was ist das?"
"Die Fragilität der Realität. Könntest du dir vorstellen, auf diesem blauen Kiesel dort zu leben?"
"N-nein?"
"Aber da lebst du. Kannst du dir schnell merken, wo welcher Stein mit welcher Farbe an welcher Position ist?"
"Keine Ahnung! Ich versuch's!"
"Du musst dich beeilen. Sieh hin."
Das glühende, warme Licht wurde plötzlich blutrot und dann grellweiß, bevor es zerbarst und alle Steine im hohen Bogen in alle Richtungen fortschleuderte.
"WAS ist passiert?"
"Die Fragilität. Findest du alle Steine, bevor sie erfrieren? Die Steine können erfrieren."
"W-wo sind sie?"
"Such sie. Du hast nicht viel Zeit."
"Wie soll ich sie alle finden?"
"Das wäre wohl einfacher, wenn du Freunde hättest."

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"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."

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 Betreff des Beitrags: Re: Im Uldenschlund
BeitragVerfasst: Mi 2. Aug 2023, 18:47 
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Agatha und ihre mutmaßlich imaginäre Freundin Naratyx spielten häufig miteinander, auf die eine oder andere Weise. Meistens ging es darum, dass Agatha neue Fähigkeiten oder Lektionen lernen sollte, nur eben auf spielerische Art. Das Wesen gehörte einem Volk an, das nicht von dieser Welt stammte. Es wusste daher viele Dinge, von denen die meisten Menschen keine Ahnung hatten.

Andrerseits haben Erwachsene ja häufig keine Ahnung und versuchen alles, um das von ihren Kindern geheim zuhalten. Immerhin ist der Moment, in dem die Kinder bemerken, dass die scheinbar allmächtigen, allwissenden Erwachsenen genauso hilflos und verloren in einer letztendlich unbegreiflichen Realität gefangen sind, der Moment, an dem aus den Kindern selbst Erwachsene werden. Manchmal geschieht das früher und manchmal geschieht das später.

Ist das eine Geschichte über das Erwachsenwerden? Nein, auch so eine Geschichte ist das nicht.

Das Wesen kam nicht von dieser Welt, spürte aber eine wesentlich tiefere Empfindung zu ihr, als die Menschen, sie schon so lange auf ihr lebten. Warum gelang dies den Menschen selbst so selten? Vielleicht, weil die meisten Menschen gar nicht Teil sein wollten von dieser Welt. Wären sie ein Teil von ihr, dann wären sie die Welt.

Und wie könnten sie die Welt mit diesem Verständnis noch zu unterwerfen versuchen?

"Naratyx, wollen wir spielen?"
"Heute nicht."
"Ha-hab ich was falsch gemacht?"
"Nein... ich bin nur traurig."
"Warum bist du traurig, Naratyx?"
"Die Menschen aus deinem Ort wollen den Gefährten einer guten Freundin töten."
"WAS?! Das kann nicht sein!"
"Du musst es mir nicht glauben."
"N-nein, ich glaube schon, dass du die Wahrheit sagst! Aber es muss ein Missverständnis sein? Warum sollten sie so etwas tun?"
"Weil er ihnen im Weg ist, sagen sie."
"Hast du mit ihnen gesprochen?"
"I-ich kann nicht, mein Schwur.."
"Und deine Freundin, hat sie mit ihnen gesprochen?"
"Sie hat so große Angst vor den Menschen."
"In Uldenschlund leben nur gute Leute! Können wir zu ihr gehen?"
"Sie wird sich dir nicht zeigen."
"Dann bring mich zu ihrem Freund."

...

Ein wenig später.

...

"Naratyx... das.. ist ein Baum."
"Sein Name ist Engbert."
"Ernsthaft?"
"Nein. Ich versuche nur einen für dich verständlichen Klang zu formen, der seinem Namen entspricht. Er verwendet keine Worte."
"Also.. geht es einfach nur darum, dass die Leute einen Baum fällen?"
Das Wesen blickte Agatha an. Und wandte sich von ihr ab. Und Agatha verstand in diesem Moment, dass sie etwas völlig falsches gesagt hatte. Für ein Kind ist der Liebesentzug durch die ausbildende Person jedoch das Schlimmste, was ihm widerfahren kann. Aufsteigende Tränen ließen Agathas gelbe Augen glänzen.
"N-nein, Naratyx! Das war dumm! Bitte erklär es mir!"
"Engbert ist ein Lebewesen, so wie du. Warum denkst du, besser zu sein, als er?"
"I-ich..."
"Er ist 700 Jahre alt. Er lebte hier schon als das Meer an seinen Brüdern und Schwestern endlos war und er verfolgte den Werdegang von Generationen an Zikaden. Er kennt alle ihre Geschichten. Er hat gefühlt, wie ein Königreich an Ameisen, das länger angedauert hat als die meisten anderen in diesem Wald, in seinen Wurzeln ihre Zivilisation errichteten. Er spürte die Trauer, als die Überflutung des Flusses all ihre Dynastien hinfort spülte. Er hat erlebt, wie die ersten Menschen an diesen Ort kamen und die Pilze aus seinem Boden zogen, um daraus eine Suppe zu kochen. Er dachte, dass die Menschen bestimmt interessant werden könnten. Und jetzt soll er umgebracht werden, weil die Menschen denken, dass sie eine Straße bauen müssen."
"A-aber.. es wurden hier doch schon hunderte von Bäumen gefällt. Das hat dich nie gestört!"
"Es hat mich bewegt. Aber ich weiß, dass der Tod Teil des Lebens ist und akzeptiere es. Bei Menschen, bei Ameisen, bei Wölfen, bei Reihen, bei Zikaden, bei Sträuchern, bei Bäumen."
"Ich.. habe das nie bemerkt, dass.. dir das immer nahegeht."
"Dieses Mal geht es mir näher, weil Engbert der Gefährte einer guten Freundin ist. Das... tut mehr weh."
"U-und deshalb bist du traurig?"
"Ja, Agatha. Deshalb bin ich traurig."

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