Sie saß auf der harten Bank neben den Räumlichkeiten des Erzmagiers und wartet. Die Hände gefaltet und den Oberköper vorgebeugt. Leise flüsterte sie. Immer wieder ging sie durch, was sie sagen würde – wie sie sich verteidigen könnte. Sie würde wohl zugeben müssen, dass es ihre Schuld war – mal wieder. Der halbe Westflügel der Akademie war nun eine Sperrzone. Ihr war während ihrer Ausbildung schon so manches Missgeschick passiert, aber einen halben Gebäudekomplex unbewohnbar zu machen – das war schon eine Meisterleistung. Für einen Moment musste sie schmunzeln. Doch dann öffnete sich die Tür und der Assistent des Erzmagiers trat heraus. Sein Blick ließ nichts gutes Erahnen. Die kleine Dame schluckte und erhob sich zögerlich.

„So – ähm – soll – also – ähm. Ist es soweit?“, fragte sie vorsichtig.
„Der Meister erwartet euch“, entgegnete der hagere Mann in den teuren Gewändern knapp.

Als sie dem Assistenten langsam folgte und die Tür hinter ihr ins Schloss viel, war es ihr als würde sie zum Schafott geführt.

*etwas später*

Niedergeschlagen trottete sie die Straßen der Oberstadt entlang. Rings um ihr eilten Menschen, Gnome und Halblinge in geschäftiger Eile vorbei. Doch Lilia hatte es nicht eilig. Sie ging so langsam, dass sie hin und wieder von sie überholenden Händlern angestoßen wurde. Sie merkte das kaum. Wie in Trance fand sie den Weg zum elterlichen Haus.

Was würde bloß ihr Vater sagen? Er hatte schon so mache ihrer Verfehlungen ausgebügelt. Ein angesehner Händler konnte so manches in Bewegung setzen. Aber nun war sie endgültig von der Akademie geflogen. Der Erzmagus selbst hatte sie zur Tür gebracht und betont, dass sie die Lehranstalt in ihrem Leben niemals wieder betreten würde. Sie, ihre möglichen Kinder und Kindeskinder ebenfalls nicht. Außerdem würde die Akademie sämtliche Geschäfte mit ihrem Vater einstellen und er müsste für die Reinigung der Gebäude aufkommen. Lilia blieb erschrocken stehen und blickte auf. Bei den Göttern. Das wird ein vermögen kosten.

„Aus dem Weg. Wenn ihr träumen wollt, geht weg von der Straße!“, brüllte jemand hinter ihr. Bestürzt blickte sie sich um und sah in die dümmlichen Augen eines Esels und dann etwas höher auf den dicklichen Mann, der auf dem Rutschbock saß und sie mürrisch anblickte. Sie machte Platz und trat mitten in den Pferdeapfel, der da in Rinnstein lag. Der Händler lachte schallend, als er an ihr vorbeifuhr. „Oh – Nein. Auch das noch“, seufzte Lilia.

*etwas später*

Enterbt? Sie war doch ein Einzelkind. Wie sollte man sie den enterben? Lilia konnte es nicht fassen. Verwirrt verließ sie Baldurs Tor durch das alte Westtor der Unterstadt. Nach einigen Hundert Metern ließ sie sich auf eine der Sitzgelegenheiten nieder, die sich zwischen den zahlreichen domestizierten Baumreihen befanden. Sie ließ den Kopf hängen und seufzte.

Von einem ihrer Mitstudenten hatte sie erfahren, dass in der nicht all zu weit entfernten Stadt Rivin ebenfalls eine gute Akademie für magische Künste existieren sollte. Sie würde dort hin gehen und einen neuen Anfang wagen. Sie würde als mächtige Magierin wiederkehren und zurückfordern was ihr zustand. Mit diesen Vorsätzen machte sie sich auf den Weg.

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Char: Lilia Feenwalde Schülerin der magischen Künste und ... Tollpatsch.