Ein Schelm der böses dabei denkt … wie Tikali auf Kokopelli traf und warum sie hofft, es nie nie wieder zu tun
Sommerregen fiel auf die Handelsstadt an der Schwertküste, tauchte im Licht der im Süden gerade noch durch die Wolken blinzelnden Sonne alles in einen schimmernden Schleier aus Regentropfen, prasselte wie sanfte Trommelschläge auf das Straßenpflaster, tanzte auf Dächern und klopfte gegen Fensterscheiben.
Die Glücksmaid rannte über den kleinen, nun fast leeren Markt hin zur Türe ihrer kleinen Kammer neben den Schrein ihrer Göttin. Den Grüßen der Händler schenkte sie nur einen schnellen Wink und fluchend suchte sie nach dem Schlüssel, sperrte auf und schob sich noch ehe die Türe ganz offen war, schnell aus den Regen hinein in die trockene Kammer.
Hätte es nicht noch 5 Minuten trocken sein können? Leise murrend stellte Tikali ihren Rucksack ab und schüttelte sich dann wie es ein nasser Hund tun würde. Dann griff sie zum Handtuch neben dem kleinen Öfchen und trocknete ihre Haare.
Die Kammer lag still und verlassen dar, gedämpft kam das Licht durch das Fenster und das Dachfenster, so als wolle es gar nicht erst versuchen, in alle Ecken und Winkel zu kommen. Was auf schwerlich gelingen würde, die Kammer war wieder im Zustand kurz vor dem totalen Chaos. Bücher stapelten sich hier und dort, Kleidungsstücke lagen dazwischen herum und Teile von Tikalis Ausrüstung krönten das Durcheinander.
Niemand da. Aber man hörte leise die Gäste und Bediensteten nebenan im Fuchsbau. Eine warme Suppe und ein Met wären jetzt genau das richtige und Tikali machte sich schon auf den Weg zur Türe hin zum Schrein und damit zur Stube der Herberge dahinter …. als sie ein Päckchen bemerkte, dass heute Morgen noch nicht hier war.
Es war ein großes Päckchen, umhüllt mit billigen Leinen und mit Schnüren umschlungen und stand auf dem Arbeitstisch zwischen Büchern, Phiolen und einem der Rivinos, die sie gestern für die Kinder der Umlandhöfe gespendet bekommen hatte.
Tikali zögerte und ihre Neugier focht mit dem Appetit auf ein warmes Essen und kühlen Met. Normalerweise hätte letzteres den Sieg davon getragen …. aber als sie in der halbdunklen Kammer stand, der Regen draußen gegen die Fenster und auf das Dach trommelte und sie den Blick nicht von dem Päckchen wenden konnte … hatte die Neugier einen versteckten Helfer und obsiegte.
Das Handtuch noch auf dem Kopf setzte sich die Glücksmaid an den Tisch und zog das Päckchen zu sich. Es war schwer, etwas Großes musste darin sein.
Kein Zeichen, kein Siegel. Aber eine Schriftrolle war daran gebunden und diese öffnete Tikali zuerst.
Hallo Schätzchen,
den Krempel hier habe ich vorgestern beim Drachenpoker gewonnen. Der Mann der sie an mich verlor meinte, sie wären etwas wert und stammen aus dem fernen Maztica. Du kennst dich mit solchem Zeug besser aus also schau sie dir mal an … und sag mir, was sie wert sind. Sind sie wertlos, behalte sie für euren Fuchsbau. Dafür steht mir dann ein Essen und Rum zu, Geschäft?
Der Kerl, der sie verspielt hat, war ein Seemann aus Amn. Er erzählte mir, dass die Sachen von einem wilden Stamm Barbaren stammen, den die Amner noch gar nicht erreicht haben. Angeblich hat er sie bei einem einheimischen Priester erstanden ... wohl besser geraubt. Es soll sich um die Maske und die heiligen Gegenstände eines dieser fremden Götzen handeln, er nannte den Namen „Kokopelli“. Angeblich ein Schelm unter den dortigen Götzen, einer der Unheil stiftet, Streiche spielt und Weibern hinterher läuft. Klingt für mich eher nach einer Pest als einer Gottheit. Er erzählte noch einiges, aber im Grunde nur, um mich und Gieve davon zu überzeugen, dass der Krempel als Einsatz taugte. Am Ende stimmte Gieve zu, weil er meinte, die Fratze der Maske erinnere ihn an seinen Vetter. Ich denke eher, bei der Geschichte mit Weibern hinterher rennen hat Gieve in diesen Kokopelli einen Seelenverwandten entdeckt. Würde mich gar nicht wundern, wenn er eines Tages konvertieren würde.
Schau dir also die Sachen an, alles weitere wie oben beschrieben.
Bes.
_________________ I. Glück ist die Belohnung, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, aufzustehen und mutig zu handeln. II. Unglück ist der Anreiz, aus seiner Lethargie zu erwachen und sein Glück zu ergreifen. Unglück ist nicht das Gegenteil, sondern nur das Fehlen von Glück.
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