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 Betreff des Beitrags: Orte der Erinnerung...
BeitragVerfasst: Fr 16. Nov 2007, 17:48 
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Registriert: Mo 10. Sep 2007, 19:13
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((OOC: ein kleines Experiment für Schreibwütige... Gibt es besondere Orte in Rivin oder der rivianischen Umgebung, mit denen eure Charaktere besondere Momente verbinden? Wer mag, kann hier etwas dazu schreiben.))

Die Meerpassage - ein Weg zur Stille

Die Kälte des Winters treibt Dunstwolken aus feinem Nebel über die Wasseroberfläche der friedlich daliegenden See. In der Ferne küsst eine blutrote Sonne den Horizont. Ihre letzten roten Strahlen zaubern Tausende Rubine auf den blauen Teppich klaren Wassers. Blitzend und funkelnd treiben sie dahin, reiben sich aneinander, wenn der Wind die kleinen Wellen hin und her tanzen lässt, bis sie sich schließlich ans Ufer wagen und ein schmales Schwanenboot, das an einen Pfahl gebunden, mit sanften Plätschern begrüßen. Die große Bucht riecht nach der Weite des Meeres, das salzige Aroma vermischt sich mit dem metallenen Geruch des schneeweißen Sandstrandes und dem Duft umsäumender Nadelwälder.
Eine zierliche Hand hebt sich zur Stirn und schirmt die tief liegende Wintersonne ab, damit die Augen einen freien Blick auf die schmale Meerenge am Horizont der Bucht haben. Wie gewaltige Mauern säumen Riesen aus Erde, dunklem zerklüftetem Stein und Kuppen aus Eis einen schmalen Pass, durch den das kalte Meerwasser in die Bucht drängt. Stumme Giganten, uralt und doch nur Kinder, die mit Mutter Wasser spielen.
Die Möwen, die störrisch dem Winter trotzen, erheben sich schreiend vor ihren Augen in die Lüfte, kreisen und schimpfen der hereinbrechenden Nacht entgegen.
Zu ihrer Linken säumt ein Ufer aus gefrorenen Überbleibseln, wie Milzkraut, Brunnenkresse, Beinwell und Schilf einen Fluss, dessen lange Reise vom Anbeginn seiner Quelle, bis zur Vereinigung der Flüsse, die aus den Marschen von Chelimber und dem Hochmoor entspringen, sein endgültiges Ende findet.
Schlangenfluss oder gewundener Fluss nennen sie den Arm, breit genug für die Schiffe des alten Volkes und der Menschen, die sich zu den Anfurten der Inseln im Westen aufmachen. Hier wo Süßwasser, Salziges küsst, verschiebt sich die Farbe des Wasser leicht ins Türkise, offenbart runde Kiesel am Untergrund und dicht über den Steinen Fische, die noch nicht der winterlichen Starre verfallen sind. Algen wiegen sich in der Strömung. Die Natur ist klar und rein hier, alles hat seine Definition, alles liegt in spürbaren Grenzen.
Als sich ihr eine kleine Hand reicht, nur unwirklich größer, als ihre eigene, folgt sie der stummen Einladung in das schmale Boot, das wie Elfenbein schimmert. Die Seiten sind mit kunstvollen Schnitzereien übersät. Wurzelwerk und Blätter, Einhörner und andere Zauberwesen, die eng verschlungen in den hervorgehobenen Zweigen und Ästen ihren Platz gefunden haben.
Das Schiff wiegt sich hin und her, als sie in ihren dunklen Stiefeln auf den trocknen Innenboden springt. Sie wiegt nicht viel mehr, als der Erbauer dieses Schiffes und ihr wird mit einem aufmunternden Lächeln versichert, das dieses Boot noch weit mehr als sie tragen könnte, ohne zu kentern.
Vorsichtig nimmt sie auf dem weißen Holzsteg Platz und legt das kleine Bündel neben sich. Ein verschnürtes Tuch aus grünem Stoff, aus dem sich Duft frisch gebackenen Lembasbrot stiehlt.
Die Sonne ist kaum mehr noch als ein Halbkreis, unmöglich ihr Einhalt zu gebieten versinkt sie weiter, in eine Welt die allen Lebewesen auf Toril ein Mysterium zu sein scheint.
Ihr Begleiter löst das Seil vom Pfahl, springt neben sie und hebt einen verzierten Stab aus dem Boot. Es bereitet ihm wenig Mühe, er scheint geübt darin zu sein. Kraftvoll treibt er ihn in den Untergrund und löst das filigrane Schiff aus seiner Starre.
Das Boot nimmt wie von Selbst Fahrt auf, ohne das Segel gesetzt worden sind, ohne das der Stab weiter sein Werk tut. Das Elfenbein schneidet durch das Wasser, Gischt schäumt auf, Wellen schlagen gegen den Bug.
Über ihnen breiten sich, je weiter sie die Ufer des windenden Flusses hinter sich lassen, die Sterne aus. Immer dunkler wird der Himmel, die Kälte noch spürbarer. Ein Fingerzeig ihres Begleiters und ihre Kopf taucht aus dem pelzbesetzten Mantel auf und richtet sich nach oben. Kleine Nebelschwaden bilden sich durch ihren Atem, nehmen ihr jedoch nur kurz sie Sicht.
Wie schön ist der feige Mond doch ist, der sich erst in seiner vollen Schönheit heraus traut, wenn die Sonne keine Gefahr mehr für ihn darstellt.
Er ist fast voll, nur wenige Wolken in abenteuerlichen Formen schieben sich an ihm vorbei, berühren ihn und entsagen sich ihm, als der Wind sie weitertreibt.
Seine klare Stimme ist geprägt von dem leicht singenden Ton seiner Muttersprache. Als sie zu ihm sieht und betrachtet, wie sein langes Haar vom Wind aufgebauscht über seine Wangen verweht und die grünen Augen, den Mond noch immer länger widerspiegeln, auch wenn er längst ihren Blick erwidert hat, da gibt es nicht mehr als ein Lächeln. Die Geschichte kennt sie, auch wenn sein Volk, die Vergangenheit anders interpretiert.
Sie antwortet ihm in der singenden Sprache, leise, vielleicht ein wenig herausfordernd. Ein spitzbübisches Grinsen antwortet ihr. Neben seiner Haarfarbe und der Größe der einzige Beweis, der darauf schließen lässt, das er doch nicht ganz einer vom alten Volk ist, auch wenn sie ihre Sprache benutzen.
Das Boot gleitet weiter, bald werden die Berge noch größer und das Ufer mit dem gefroren wirkenden weißen Sand hinter ihnen kleiner. Seltsamerweise schwindet die Kälte aus ihren Knochen, obwohl ein eiskalter Wind weht und sie in Bewegungslosigkeit verfallen ist.
Eine Spur aufgeregt betrachtet sie das neue Ufer, welches das Boot nun ansteuert. Hier gibt es dunkle Klippen, besetzt vom ersten Schnee. Die See ist hier rauher, hohe Wellen klatschen an zerklüftete Felsformationen. Stein ist ein starker Gegner, doch Wasser und Wind finden ihren Weg und wenn sie sich dafür quer durch die Welt graben müssen. Ein schwarzes Tor aus Stein ist das Ziel, bis eine Höhle in den Klippen sie schließlich endgültig willkommen heißt. Mond und Sterne verschwinden unter dem Dach, aus dunklem nassen Stein. Das Boot treibt unbeeindruckt weiter. Vor einem Landesteg, der einfach scheint und nicht von elfischer Machweise ist, kommt es zum Stehen. Ihr Begleiter springt nach draußen, lässt sie das Tuch greifend und hilft ihr auf die Holzplanken. Der typische Geruch von Fisch und Salz reizt ihre Nase. Sie mag Höhlen nicht, sie bedeuten, eine Freiheit mit Grenzen... Grenzen mochte sie noch nie.
Seine klare Stimme deutet, wie sein Finger auf eine im dunklen liegende Treppe, die sich an der Höhlenwand am Ende des Steges die Felsen hinaufwindet und dann in einem schwarzen Loch viele Meter über ihr verschwindet.
Nickend setzt sie sich in Bewegung. Sie ist lautlos, trotz des Mantels... ihr Begleiter ebenso. Einen einziger Kiesel stört das nicht, er verlässt seinen jahrhundertealten Platz und fällt in das schäumende Wasser, unter ihnen.

Zwei gleiche Spuren führen hinauf zum Pfad von Tara, hinauf zu uralten Steinkreisen, von denen man vergessen hatte, ob sie rituelle Plätze oder Leuchtfeuer in der Nacht, für kommende und gehende Schiffe waren. Der Schnee ist ein schlechter Gefährte. Er verrät dich bei jeder Gelegenheit. Sie sind beide ohne Angst hier, er sowieso nicht, sie nicht mehr. Der Aufstieg dauert... eine Stunde reiht sich an eine weitere. Sie unterhalten sich wenig. Die Kälte ist viel zu schneidend in den Lunge, die Lippen lieber verborgen im wärmendem Pelz. Es ist ein einsamer Ort, den nur noch die Vergangenheit und der Wind zu seinem Spielgefährten erklären. Oben auf einer breiten Anhöhe säumt ein großer Kreis aus wettergegerbten grauen Findlingen den Platz. Die Steinreihen sind von windschiefen und nun blattlosen Bäumen und deren Wurzeln durchbrochen. Einige haben sich wie Krallen um die Steine gelegt.
Auch hier liegt überall Schnee, auf dem Boden, auf den kahlen Ästen und Zweigen. Jemand hatte sich große Mühe gemacht, einen jeden Stein mit einer Mütze aus weißer Watte zu überziehen.
Auf den verwitterten Felsen, der die Mitte des Kreises ausmacht, liegen gefrorene und schon lange davor vertrocknete Blumenkränze und anderes Kleinod. Opfergaben an die Götter der Wälder. Einige sehen doch mehr in diesem Kreis, als ein Leuchtfeuer für die Handelsschiffe. Die Magie dieses Ortes scheint sich nur noch für die Kinder der Wälder zu erschließen, die Waldelfen, die Druiden und Waldläufer. Weniger für jene, die in einem kurzen Anflug von philosophischer suche nach Ruhe, einen Aufstieg zur Wetterspitze und seinem Begleitstern unternehmen.
Sie stellt sich nahe des Abhangs zwischen zwei Felsen und blickt auf das nächtliche Meer hinunter, ihr Begleiter gesellt sich neben sie. In der Ferne zieht in schweigender Beharrlichkeit ein langer Dreimaster vorbei. Die Segel sind gehißt, eine Laterne wankt unkontrolliert am Bug hin und her. Das Schiff fährt nach Norden, nach Niewinter und seinem Hafen. Erinnerungen blitzen in ihr auf und verschwinden ebenso schnell wieder.
Er bricht die sanfte Stille und erzählt ihr vom Wächter der Stille, wie ihn die Elfen nennen, dem Berg gegenüber, der nun im dunklen Blau der Nacht fast verschwunden scheint, wäre nicht sein schneebedecktes Plateau gewesen. Dort ist ein zweiter Steinkreis, der Bekanntere von Beiden. Sie nickt nur. Sie kennt ihn, war selbst oft genug dort. Es war weniger die Landschaft, die sie hier betrachtete, eher das Gegenteil davon. Sie schien sich bewußt zu werden, das die Landschaft, sie betrachtete. Wie klein du bist, wie wenig hier dein Gedanke Früchte trägt, wie nichtig, alles andere ist, neben dir.
Ein Rabe, der sich zu nah an die Küste verwirrt, lässt sich mit schwungvollem Flügelschlag auf einen Felsen nieder, krächzt ein paar Mal erstickt und wirbelt dann sein Gefieder auf. Der schwarze Kopf legt sich schief und betrachtet die beiden einsamen Wanderer mißtrauisch. Ihr Begleiter ahmt verspielt seine Bewegungen nach und der Rabe tapst aufgeregt wirkend hin und her.
Es ist befreiend hier niemand zu sein. Noch befreiender als in der Stadt, jemanden darzustellen, der jemand war. Der Rabe ist hier nur Rabe, der Schnee nur Schnee, sie nur ein Mensch, ohne andere Menschen.
Wieder kam eine Böe auf... der Rabe nutzt sie, um das Possenspiel neben ihm zu beenden und schwingt sich in die Luft. Er wird ein paar Meter weiter verweht, droht abzustürzen, ehe er sich den Luftstrom an den Klippen doch zu Nutze machen kann und in die Nacht des Landesinnere verschwindet.

„Wind weht zu vielerlei Orten, in vielerlei Stärken, er ist sanft und warum, tödlich und brutal, kalt und schneidend... “

Sie wendet ihren vom Wind geröteten Kopf zu ihrem Begleiter hin und vollendet seinen Satz:

„und dennoch... ist und bleibt er Wind.“

Es ist kein Diskurs übermenschlicher Philosophie... keine Anekdote, die Äonen braucht, um den Menschen ein neues Bewußtsein zu schenken. Es ist etwas, dass sie beide schon oft ausgesprochen haben und etwas, an das sie sich hier ab und an erinnern. Es ist ihre Art zu sagen, in allem, was du machst... bist du selbst... und es ist nicht andersherum.

_________________
"...All das ist noch nicht einmal eine Generation her, wieso wiederholt sich alles?"

"Weil das Vergessen einfacher ist, als das Ertragen des Erfahrenen, weil falsche Sicherheit wichtiger ist, als stetige Vorsicht, denn siehe Wölfe sind unter die Lämmer gekommen aber sie jagen nicht, deshalb hält man sie für Hunde."


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