((Im Folgenden habe ich mir rausgenommen in dieser Geschichte einige IG-Geschehnisse zwischen meinem Char und verschiedenen NSC frei zu bestimmen. Ich denke aber, dass sich alles in einem tolerierbaren Rahmen abspielt und keinen negativen Einfluss auf andere SC und ihre Umwelt hat, weshalb ich darum bitte von etwaigen Nörgerleien, einer kleinen Geschichte zu Liebe, abzusehen. Natürlich können und sollen SC auf die Geschehnisse reagieren, insofern sie daran interessiert sind (und ihr Interesse auch nachvollziehbar ist...). Diesbezüglich antworte ich gerne auf PMs. Ansonsten... viel Spaß beim Lesen
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Er war schon spät dran. Die Nachtglocke läutete Eins nach Mitternacht als er das Schwerttor erreichte. Johanna war nirgends zu sehen. Du verdammter Idiot! Es war auch seine Schuld, dass sie nicht mehr da war. Er hätte schon um Mitternacht da sein müssen, aber auf dem Weg dorthin hatte er Notus getroffen und während dem Gespräch mit seinem Freund völlig die Zeit vergessen. Salokinn war die letzten zwei Wochen als Eskorte für den jungen Wittgenstein eingeteilt worden, welcher mit seinem Vater die Güter der Familie inspizierte. Der junge Wittgenstein war der Hauptzeuge im Mordfall Lezard de Teril und weil man einen Anschlag auf ihn befürchtete, bekam er von der Garde Extraschutz.
Normalerweise genoss Salokinn diese Art von Arbeit, da es eine willkommene Abwechslung zur Gardearbeit war. Nur konnte er dieses Mal die Arbeit nicht genießen, weil Johanna nicht bei ihm war. Er litt so stark unter Sehnsucht, dass er sie in einem Brief gebeten hatte sich mit ihm gleich nach seiner Rückkehr zu treffen. Es war abzusehen, dass es spät in der Nacht würde, doch sie hatte ihm trotzdem zugesagt. Wahrscheinlich musste sie sich extra wegen ihm herausschleichen, da kein strenger Vater seine Tochter noch um diese Uhrzeit alleine rausließe. Noch dazu wenn sie sich mit einem Mann treffen wollte. Aber das zeigte, dass sie ihn liebte und das machte ihn glücklich.
Doch lange währte das Glücksgefühl nicht, denn von ihr war keine Spur. "Du bist so ein Idiot!" beschimpfte er sich selbst und schlug sich mit der flachen Hand gegen die verschwitzte Glatze. Vermutlich hatte sie auf ihn gewartet und als sie sah, dass er nicht kommt, war sie Nachhause gegangen. Mit niedergeschlagenen Schultern ging er zurück in Richtung Kaserne. Ich besuche sie, beschloss er spontan. Dieser Entschluss hob sofort seine Laune an und obwohl er nicht genau wusste welches ihr Gehöft war, machte er sich auf den Weg vor die Tore.
Johanna hatte ihm bei ihren Treffen erklärt wo sie ungefähr wohnte und der Fußmarsch währte nicht lange bis er das erste Gehöft erreichte. Viele der Gehöfte um Rivin waren ummauert. Mehr eine Notwendigkeit als ein Luxus. Kaum ein Gehöft, das keine eigenen Wehranlagen besaß, überlebte in dieser Region länger als ein Jahr. Ein trauriger Umstand, der der Nähe der Trollborkenwälder zu verdanken war.
Der Mond erhellte die nächtliche Landschaft, wodurch sich Salokinn mühelos orientieren konnte und auch schnell die Gestalt am Hofeingang erkannte. Neben der Gestalt erhob sich knurrend der große Wachhund. "Heda! Freund oder Feind?" erklang die raue Stimme des Knechts. Jetzt erst wurde ihm klar, dass er kaum eine Chance hatte sich zu ihr hereinzuschleichen, zumal er nicht einmal genau wusste wo sie überhaupt wohnte, geschweige denn, wo ihr Schlafraum war. Und vermutlich schlief sie auch noch mit den anderen Mägden im Raum. Salokinn, du bist so ein Idiot. "Freund; die Garde." antwortete er dem Knecht. Erst als Salokinn noch näher trat und der Knecht seine Uniform sehen konnte, zog er den Hund zurück. Er war um die 30 und von einer stämmigen, von der harten Feldarbeit gezeichneten Statur. "Auf Patrouillie Herr Gardist?" fragte er gut gelaunt. Salokinn erkannte gleich dass der Knecht froh war jemanden gefunden zu haben, der ihm eine Ablenkung von der ermüdenden Wacht beschert. Warum sollte er sich die Redseligkeit des Mannes nicht zu Nutze machen? "Ja, auf Patroullie." Der Knecht nickte und begann ihm von den Worgüberfällen der letzten Tage zu erzählen. Salokinn hörte sich alles geduldig an, äußerte selbst noch einige Worte dazu und fragte schließlich beiläufig: "Wisst ihr vielleicht wo ich eine Magd namens Johanna finde?" Der Knecht verzog das Gesicht und antwortete nachdenklich: "Also ich kenne nur eine Johanna und das ist die alte Witwe vom Malcer. Sie hat ihren Hof dort hinten." Er zeigte nach Norden. Salokinn war so vor den Kopf gestoßen, dass er den Zeig völlig ignorierte. "Nein, ich meine eine junge Magd namens Johanna. Sie ist blond; zählt 17 Winter." Der Knecht schüttelte bestimmt den Kopf. "Also ich kenne hier jeden in der Gegend. Hier gibt's keine Magd namens Johanna. Nur die 50jährige Witwe und die hat dunkles Haar." Salokinn war so verwirrt, dass er auf die weiteren Worte des Knechts gar nicht mehr reagierte während er ohne jede Abschiedsformel zurück zum Schwerttor lief. Das konnte nicht sein! Ihr Hof konnte nur hier sein. Die nächsten Bauerngehöfte waren fast eine Tagesreise entfernt und er hatte sich doch mit ihr oft in der Nähe ihres Feldes getroffen. Zweifel und Ängste kamen auf während er darüber nachdachte, aber er wollte nicht mehr darüber nachdenken. Der stille Verdacht, der sich in seinem Kopf breit machen wollte, machte ihm eine solche Angst, dass er ihn mit aller Willenskraft verdrängte. Er brauchte jetzt was zu Trinken. Nein, das alles konnte nicht sein. Er bildete sich alles nur ein. Johanna war irgendwo auf einem Hof vor der Stadt, der Knecht kannte sie eben nicht. Aber immer wieder kam dieser Verdacht, diese Vermutung. Er musste es austilgen. Es ertränken.
Nachdem er die Uniform in der Kaserne abgelegt hatte, führte ihn sein Weg dorthin, wo es ihn immer hinführte wenn er Probleme vergessen wollte: In die dreckigen Kneipen der Slums.
"Noch einen." orderte er. Der Wirt schob ihm den nächsten Humpen kommentarlos hin. Das Bier schmeckte beschissen. Aber das war egal, er wollte sich nur betrinken und vergessen. Ist es schon mein 8. Bier? Oder mein 10. Bier? Er wusste es nicht mehr. Aber das war auch egal. Salokinn war schon betrunken, aber noch nicht betrunken genug. Er konnte noch denken, sprechen und sich bewegen. Heute wollte er so viel trinken bis er ohnmächtig in die Gosse kippt. Insgeheim wünschte er sich danach nie wieder aufzuwachen. Salokinn blickte durch die Runde. Halsabschneider, Trunkenbolde, Gauner, ausrangierte Huren ... die Ceme dela Creme. Doch hier schaute ihn keiner krumm an, hier interessierte es niemanden wie viel er trank. Das Einzige was sie interessierte, war sein Geld. Das konnten sie haben. Salokinn fiel plötzlich etwas Merkwürdiges auf; eine zierliche Frauengestalt, die unter einem weiten Mantel ihren Kopf verbarg, trat durch eine der vielen Hintertüren und begab sich unauffällig in Richtung Ausgang. Er hätte an diese mysteriöse Frau auch keinen weiteren Gedanken verschwendet, wenn da nicht ein kleines Detail gewesen wäre; eine blonde Strähne fiel unter der Kapuze hervor. Sie hatte blondes Haar, wie Johanna. Aus einer Intuition heraus stand Salokinn auf und folgte der Frau eilig. Die ersten zehn Schritte waren zwar etwas wackelig, doch als er in die kühle Nachtluft heraustrat, fand er zurück zu seinem festen Gang. Gerade noch rechtzeitig sah er wie sich der Mantel um die nächste Häuserecke bewegte. Mit weiten Schritten folgte er, durch allen möglichen Unrat tretend, der die Gassen der Slums säumte. Salokinn musste abrupt inne halten nachdem er einen Blick um die Ecke geworfen hatte. Die Frau blieb vor einer heruntergekommenen Hütte stehen und sah sich nach links und rechts um, bevor sie einen Schlüssel herausholte und die Tür öffnet. Sie trat ein. Kann das Johanna sein? Täusche ich mich? fragte er sich, doch bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, öffnete sich die Tür und die Frauengestalt trat wieder heraus. In der Hand hielt sie etwas Goldenes, etwas Bekanntes. Das kann nicht sein. Das ist unmöglich. Der Gedanke, den Salokinn mit aller Kraft unterdrückt hatte, kam nun umso heftiger wieder. Der Gedanke, dass alles nur eine Lüge war. Für einen kurzen Moment hob sich die Kapuze in seine Richtung und für diesen kurzen Moment konnte er ihr Gesicht sehen. Es war Johanna. Er hatte sie gesehen, aber sie ihn nicht. Denn wieder sah sie sich um, aber diesmal fixierte sie die andere Straßenseite. Kurze Zeit später tauchte ein kapuzierter Mann auf. Er hatte die typische Aufmachung eines Slumganoven: Eine leichte, verdreckte Lederrüstung und einen Gürtel mit unzähligen Taschen und drei Dolchen. Salokinn stockte der Atem, als er seine Kapuze zurückschlug. Er hatte ein bildschönes Gesicht, was sogar Salokinn, der ein Mann war, leicht erkennen konnte. Langes, blondes Haar, das zu einem Zopf unter der Kapuze zusammengebunden war und Gesichtszüge, die ihn mit jeder Künstlerstatue konkurrieren lassen konnten, verliehen ihm ein Legendäres Aussehen. Dieser Mann war alles das, was Salokinn nicht war. Mit einer fließenden Geste schlug er ihre Kapuze zurück und diesmal war es eindeutig zu sehen, wer darunter war: Johanna. Was dann geschah, ließ Salokinn erstarren. Der schöne Gauner und Johanna küssten sich in einer sinnlichen Umarmung. In einer Umarmung, die mehr sagte als alle Worte. Johanna liebte ihn. Alle ihre Bewegungen und Gesichtszüge zeigten, dass sie diesen Mann anhimmelte. "Hast du was für mich?" fragte er sie flüsternd. Sie nickte ihm lächelnd zu und zog die goldene Halskette heraus, die ihr Salokinn geschenkt hatte. Die Augen des Shurken wurden groß beim Anblick des Schmuckstücks; mit einem Lächeln sprach er: "Dieser dämliche Gardist macht uns reich!" Salokinn bekam zwar mit wie sie sich darüber unterhielten, wie sie ein Vermögen aus ihm herausgeschlagen haben, doch alles um ihn herum wurde dumpf. Ein Gefühl tief in seiner Brust, tief in seiner Seele begann auf sein gesamtes Sein überzugreifen. Ein Gefühl, geboren aus Verlust, Verrat und Leid erblickte das Licht der Welt. Es war purer Hass.
Johanna und ihr Liebhaber nahmen mit einem letzten Kuss Abschied voneinander, bevor sie zurück in die Hütte ging und er in sein Verderben. Vermutlich hätte er Salokinn noch rechtzeitig bemerkt und entkommen können, wären seine Augen nicht gefesselt gewesen vom Glanz des Goldes in seinen Händen. Doch als er ihn sah, war er schon direkt vor ihm. Er verstand im ersten Moment nicht wen er vor sich hatte und was es zu bedeuten hatte, als er aber den vernarbten Mund unter der Kapuze sah, verzog sich das schöne Gesicht des Ganoven zu einer Schreckensfratze. Mit einer schnellen Drehung versuchte er zu flüchten, doch Salokinn hatte bereits seine Hand nach ihm ausgestreckt und bekam ihn am Kragen zu fassen, mit der anderen Hand griff in seinen Gurt. Der Shurke zappelte und strampelte und begann panisch zu schreien, als er bemerkte, dass er sich nicht aus Salokinns Griff lösen konnte. Das Schreien verzerrte sich zuerst zu jammervollen Lauten und verstummte schließlich vollends, während ihn Salokinn wie einen Rammbock immer wieder mit dem Kopf gegen den massiven Holzpfeiler des Hauses rammte. Erst als der Mann völlig schlaff in seinen Armen hing und sein Kopf nicht mehr als eine breiige Masse war, ließ er ihn los. Salokinn war in einem Rausch des Hasses. Sein erstes Opfer hatte diesen Rausch entfacht, sein zweites würde ihn erst wieder beenden. Die dünne Holztür bot kaum Widerstand gegen den mächtigen Schulterstoß Salokinns und war sofort aus den Angeln gehoben. Nun stand er im kleinen Raum der Hütte und vor ihm war Johanna. Kein Wort kam über ihre Lippen, aber aus ihrem Gesicht las er Angst, Panik, die Sicherheit, dass er sie jetzt umbringen würde. Er handelte ohne Zögern, ohne noch einmal nachzudenken. Alles in ihm hungerte nach Rache; sie hatte nicht einmal mehr die Gelegenheit zu schreien, denn seine Hände lagen sofort um ihren Hals. Ihre wunderschönen Augen liefen rot an während er sie mit aller Kraft würgte. Sie war immer noch sein Herz, seine Seele ... er flüsterte ihr immer wieder unter Tränen zu: "Es tut mir Leid. Es tut mir Leid." Verzweifelt schlug das junge Mädchen mit ihren Händen um sich, doch ihre Schläge prallten wirkungslos am kampfgestählten Körper des Gardisten ab. Aus den panischen Bewegungen wurde verzweifeltes Zucken und aus dem Zucken wurde ein letztes, kraftloses Aufbäumen. Sie lag schon einige Minuten reglos da, bevor er die Hände von ihrem Hals nahm. Salokinn wischt sich die Tränen aus dem Gesicht, stand auf und ging.