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 Betreff des Beitrags: Eine neue Haut...
BeitragVerfasst: Do 31. Mär 2011, 12:49 
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"He! Wo willst du hin?"
"Meinst du wir krieg'n Orihime dazu nen' Glücksspielturnier zu machen?"
"Mama! Sieh mal Blumeeen!"
"Ich will zum Markt, wo wolltest du denn hin?"
"Ne, keine Ahnung, aber wir müssen uns beeilen, das Schiff kommt bald.."
"Ja, der Frühling Mira, aber .. oh, vorsicht, nicht dass der Hausbe.."


Die Stimmen der Bewohner des Torviertels drangen durch das geöffnete Fenster in den Innenraum des Zimmers ein. Eine dünne Hand schloss das Fenster wieder. Die Hand zitterte von der Anstrengung, obgleich ein Mensch bei Kräften diese kleine, unbedeutende Handlung nicht einmal gespürt hätte.

Sie seufzte leise und zog die Vorhänge vor dem Fenster zu. Der Raum war nun wieder verdunkelt und nur wenig Licht drang durch die dichten Vorhänge, die sie eigens für den Zweck, dieses Zimmer abzudunkeln, gekauft hatte. Sie drehte sich um.

Der Raum war für Kinder eingerichtet. Zwei Betten, in die trotzdem auch jeweils ein Erwachsener - sofern nicht gerade ein Hüne es nutzen wollte - passen könnten, standen mit dem Kopfende an einer Wand. Eine Wanne, eine hölzerne Trennwand. Ein dezentes Blau an der Wand und die Anfänge von weißen Wolken, die man dazu malen wollte, aber das Werk noch nicht abgeschlossen hatte. Ein Holzpferd stand angelehnt an der Wand, Puppen und geschnitzte Holzfiguren auf einem schmalen Regalbrett.

Neben den Betten stand jeweils ein kleiner Tisch in welchem Schubladen eingelassen waren. Auf einem dieser Tische befand sich eine einzelne, brennende Kerze auf einem kleinen, tragbaren Kerzenständer, der auch nur für eine Kerze geschaffen wurde.

Das warme Licht der Kerze erfüllte den Raum mit unaufdringlicher Helligkeit, denn so wenig es auch am Anfang gewesen sein mochte, die Augen hatten sich an das karge Licht gewöhnt und konnten nun problemlos sehen.

In einem der Betten lag ein kleiner Junge von etwa 5 Jahren. Dichtes, braunes Haar thronte auf seinem Haupt und umrahmte das junge, schöne Gesicht. Seine Hände und Arme lagen unkoordiniert neben ihm und er hob seinen Oberkörper und ließ ihn wieder senken. Die Augen hielt er geschlossen. Mit einer traurigen Stimme sagte er immer wieder:


"Mama.. Mama.. mach' mich wieder ich... bitte Mama.. Verbero nicht Verbero.."

Schwermütig betrachtete die junge Frau den Jungen. Sie hatte gewusst, dass dies passieren würde. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, welche erdrückende Schwere es für sie sein würde und wie sehr sie selbst sich in diesem Moment wünschte, er wäre wie vorher. Sie vermisste den herumschlängelnden, lebhaften Jungen... seine verspielte Art sich zu verstecken, wenn sie heim kam und sie umso glücklicher zu begrüßen. Sie vermisste den langen Schlangenkörper der sich um sie wand und den sie als etwas schönes hatte kennen gelernt. Und das unbekümmerte, liebenswürdige Sein ihres Sohnes. Ihr Sohn, der Leid nicht kennen lernen sollte und nun, in seinem menschlichen Körper, so sehr litt.

Sie trat zu ihm und setzte sich zu ihm aufs Bett.


"Ruhig Verbero... hab' keine Angst... alles wird gut. Du bist du, nur mit einem anderen Körper.. das hatte Mama dir doch erklärt.. du wirst bald lernen damit umzugehen. Mama und Papa werden mit dir üben, dir gehen beibringen.. und all' die anderen Dinge."

Sie seufzte leise. Wie unkompliziert war es vorher gewesen? Er konnte sich schützen... er war stark. Er konnte sie schützen. Doch nun, nun war er viel mehr ein Wurm als vorher. Sie hatte sich geschworen, dass er nicht leiden sollte. Dass er nur Gutes von ihr erfahren sollte und jetzt...? Jetzt war er gefangen, gefangen in einem fremden Körper. Nicht wissend wie er damit leben, umgehen sollte. Doch, immerhin war er noch recht jung. Er würde es lernen.

"Und weil du so ein tapferer Prinz bist... haben Mama und Papa noch etwas für dich. Du bekommst zwei neue Namen, denn Verbero ist 'unser' Name. So nennen nur Papa, Mama und vielleichte Tante dich, aber die Anderen... sie würden merken, wie selten dieser schöne Name ist und vielleicht erkennen, was für ein wundervoller Schatz du bist. Wie Selten du bist und sie würden dich uns stehlen wollen."

"Aber.. Mama magst du Verberos' Namen nicht..? Das ist Mamas Name! Verbero ist ganz doll stolz... aber Verbero ist nicht mehr Verbero... Mama, bitte mach mich wieder ganz..."

"Mein kleiner Prinz, natürlich mag ich Verberos Namen. Ich bin deine Mutter, ich werde dich immer lieben. Aber die neuen Namen, sie sind Geschenke."

Sie griff nach einem feingewebten Tuch, welches auf dem kleinen Tisch neben seinem Bett lag. Sie begann es ihm vorsichtig über die Augen zu legen.

"Und das ist dafür da, dass du dich an das neue Licht gewöhnst. Du musst die Augen öffnen und nutzen, was du hast. Aber das Licht ist noch sehr grell, dieser Stoff wird dich davor schützen. Und wenn du dich daran gewöhnt hast, nehmen wir einen groberen Stoff, bis du auch ohne Augenbinde sehen kannst. Aber flunker mich nicht an, du musst die Augen öffnen."

"Aber Verbero will nicht... Verbero will wieder sein Verbero.."

"Das geht aber nicht."

Sie nahm ihn in ihre Arme und spürte, wie geschwächt sie noch war. Die verschwundene Kraft nagte mehr an ihr, als sie es erwartet hätte.

"Und dein neuer Name, neben unserem wunderschönen Geheimnamen, den Mama auch nutzen wird, lautet... Alexis Angelus Wolkenmeer."


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 Betreff des Beitrags: Zerbrochener Spiegel
BeitragVerfasst: Mo 25. Apr 2011, 11:15 
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Der Spiegel vor ihr war ein besonders kostbarer seiner Art. Ein Laie hätte in ihm nicht viel mehr gesehen als ein gewöhnliches Exemplar Silberglas. Doch seine Machart verlieh seinem Nutzer die Möglichkeit, durch die Verbindung von Magie und dem Spiegel, zu fernen Orten zu sehen. Sie besaß ihn schon lange und er hatte ihr stets gute Dienste geleistet.

Und jetzt war es an der Zeit ihn erneut zu nutzen. Tikali war verschwunden und Elona wollte bei der Suche helfen. Ein dünnes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie an den süßen Genuss dachte, den Suchenden eine wichtige Information dar zu bringen, die sie durch ihre Unfähigkeit niemals bekommen hätten.

Alles war vorbereitet und so entfaltete sich die Magie, die sie zu wirken begann, in ihrem kostbaren Spiegel. Während sie den Zauber sprach, spürte sie erneut wie die Erwartungen an das, was sie sehen würde, in ihr aufstiegen.

Der graue Nebel, der im Spiegel entstand begann sich zu lichten... Stück für Stück einer Erkenntnis näher... Stück für Stück der wichtigen Information auf der Spur... doch dann:

Dunkelheit.

Elona blinzelte überrascht.

Weiße Blasen stiegen nach oben. Sie sah Bewegungen! Sie ähnelten ... Schlangen?

Elona hob ihre Augenbrauen und starrte in den Spiegel. Dort musste doch noch mehr sein?

Plötzlich schien das vorherige Bild wie fortgewischt und stattdessen wurde eine graue Ebene unter einem grauen Himmel sichtbar. Gezackte Felsen, zerbrochene nutzlose Gegenstände aller Art bis zum Horizont. Ruinen im grauen Dreck.

Sie verstand nicht und spürte wie sie diese Irritation störte. Sie hatte nach Tikali gesucht, was sollte das? Sie hatte keinen Fehler bei ihrem Zauber gemacht!

Plötzlich kippte das Spiegelbild und eine schwarze Klaue tauchte auf. Eine dröhnende Stimme sprach durch den Spiegel "Euch will ich nicht - noch nicht!"

Die Klaue zog über das Bild hinweg. Ein kreischendes Geräusch entstand und Elona musste beobachten, wie sich ein Riss über das Bild vor ihren Augen hinweg zog.

Dann plötzlich zersprang der Spiegel! Und mit ihm so mancher gläserner Kolben, Flaschen und andere Glasobjekte im Raum.

Alles was zurück blieb war Ruhe.


Elona benötigte einige Momente um dieses Bild, was vor ihr entstanden war, zu realisieren. Dann senkte sie ihren Blick auf die Glasscherben vor ihren Füßen. Sie hörte die Rufe ihres Sohnes, der durch die Geräusche geweckt wurde.

Ihre Augen richteten sich auf die Überreste des einstigen Spiegels und den hölzernen Rahmen, welcher ihr kostbares Stück gehalten hatte.

Diese elende Kreatur hatte es nicht nur in seiner Torheit gewagt, etwas das ihr gehörte zu zerstören, sondern sie auch noch offen bedroht. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, Lachen welches sie nicht erwartet hatte, entrann ihrer Kehle als sie an den Blick dieses Wesens dachte, würde es mit dem konfrontiert werden, was ihm nun drohte. Zu Anfang war diese Hilfe nur als kleines Spiel gedacht, doch nun schien es interessanter zu werden. Vielleicht würde es sich lohnen sich der Drohung hinzugeben nur um dann soviel stärker zurück zu schlagen?

Doch weitere Rufe ihres Sohnes ließen sie inne halten in ihren Gedanken. Sie wendete sich ab und verließ den Raum, es war noch genug Zeit sich darüber Gedanken zu machen und der Spiegel musste ersetzt werden. Aber jetzt musste sie sich erst einmal um Verbero kümmern.


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 Betreff des Beitrags: Väterliche Fürsorge
BeitragVerfasst: Fr 2. Sep 2011, 18:50 
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Kaum war das verhüllende Tuch gelüftet, wurde es laut.

"Papa, Papa, mach' ihn tot!"

Flinn seufzte. Es war kein leichtes Unterfangen Alexis seine Ängstlichkeit zu nehmen. In seinen Augen hatte Elona ihn zu sehr behütet, als hätte sie Furcht davor ihn in die Welt hinauszulassen. Er verstand zwar ihre Sorge, und zum Teil hatte er die Ängstlichkeit seines Sohnes sicherlich mitzuverantworten, aber seine Eltern würden nicht immer für ihn da sein können, und je eher Alexis lernen würde, dass man sich den Gefahren hin und wieder auch stellen müsse, und nicht ständig davor davonlaufen könne, oder gar darauf hoffen, dass Tränen ihm eines Tages die Gnade seiner Gegner zu Teil werden lassen würden, desto besser.

"Papa, Papa!"

Noch immer quängelte der kleine Junge, der sich an Flinns Bein klammerte, um sich vor der für ihn bedrohlich wirkenden Kreatur im Käfig zu verstecken, während sich bereits erste Tränen in seinen Augen abzeichneten.

"Alexis, es wird Zeit dass du lernst, dass du dich nicht vor allem verstecken kannst, das dir Furcht bereitet. Du wirst lernen müssen, dass es manchmal besser ist sich zu wehren, und dass es Dinge gibt, die uns zwar im ersten Moment bedrohlich vorkommen; doch wenn wir uns dann unserer Stärke bewusst werden, nahezu lächerlich erscheint, welch Belanglosigkeiten unsere Herzen mit Unsicherheit zu füllen vermögen."

Alexis schwieg dazu nur, und beobachtete furchtsam hinter Flinns Bein hervorlugend das klauenbewehrte Monster. Zwar befand sich dieses in einem Käfig mit stabilen Eisengittern, doch konnte dies den Schrecken kaum mindern. Dann legte Flinn eine Hand auf die Schulter seines Sohnes und fuhr in aller Ruhe fort.

"Es gibt keinen Grund für dich, vor dieser Kreatur Angst zu haben. Du bist ihr in Größe, Stärke und Verstand weit überlegen. Siehst du nicht, wie er herumzappelt und sich vor dir fürchtet? Es ist an der Zeit deine Angst zu überwinden, und euch beiden zu zeigen, dass du stärker bist. Dass er es ist, der sich ängstigen sollte - vor dir."

Dann griff Flinn nach der hölzernen Schatulle neben dem Käfig, öffnete sie und ging auf ein Knie, um mit Alexis auf gleicher Augenhöhe zu sein, der sich nun nicht mehr an sein Bein klammerte, sondern seine Augen auf den Inhalt der Schatulle richtete, ohne aber das Untier im Käfig vollkommen aus dem Blick zu lassen. Darin lag, gebettet auf samtenen Tuch, ein Dolch, der von der Größe her eher für einen Halbling als für einen Menschen geschaffen zu sein schien.

"Du wirst diesen Dolch nehmen, und dich deiner Angst stellen. Zeig' ihm, dass du nicht die Beute seinesgleichen bist. Dass du stärker bist, und dich nicht vor ihm und seinen Freunden fürchtest, dass du dich nicht von ihnen hier einsperren lässt, sondern tapfer bist - Töte ihn."

Vorsichtig betastete der Junge den Griff der Waffe, doch noch immer schien er den Tränen nah zu sein. Erschrocken zuckte er zusammen, als das Wesen im Käfig einen Schrei ausstieß und verlor sogleich wieder das Interesse an der Waffe. Er umklammerte Flinns Arm und erhoffte sich Schutz, möge doch sein Vater dieses Monstrum erledigen! Doch Flinn schob Alexis unzufriedenen Blickes von sich und deutet erneut auf die Schatulle, auf die totbringende Waffe, auf den Dolch.

"Papa, lass mich! Ich will nicht! Papa, ich hab' Angst!"

"Alexis, du wirst es tun. Es ist zu deinem Besten, und wenn du dich weigerst, werde ich dich hier mit ihm alleine lassen, bis du es dir anders überlegt hast. Dir kann nichts passieren. Du bist stark, und ich bin bei dir."

Panisch und verzweifelt sah der Junge zu seinem Vater auf, und wenngleich er sich nun wieder dem Käfig zuwandte, begannen die ersten Tränen zu fließen, begleitet von einem leisen, ängstlichen Schluchzen.


"Nein Papa, nein!"

Anstatt wie aufgefordert den Dolch in seine Hände zu nehmen, schüttelte er protestierend heftig den Kopf und versuchte erneut sich weinend an das Bein seines Vaters zu klammern, während der Vogel im Käfig aufgebracht umherhüpfte. Ernst aber auch ein wenig enttäuscht blickte Flinn auf seinen Sohn hinab, und seine Miene verfinsterte sich...


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 Betreff des Beitrags: Herzschmerz
BeitragVerfasst: Fr 26. Jul 2013, 19:14 
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"Guten Tag ... Baron von Drachenfels."

Er hörte das schnelle Pochen seines Herzens wie das Tosen eines Wasserfalls in seinen Ohren. Die Worte fühlten sich an wie Sand in seiner Kehle. Warum hatte er das gesagt? Seine Augen starrten seinen Vater an, er schluckte schwer und er glaubte den eisenhaltigen Geschmack von Blut in seinem Mund zu schmecken. Er fühlte wie seine Beine nachgeben wollten und glaubte, gleich würde sich der große Teppich auf dem er stand in einen tiefen Abgrund voller spitzer Zähne verwandeln und ihn verschlucken.

"Alexis." Hatte sein Vater ruhig, grüßend geantwortet. Er wirkte überrascht und vor den Kopf gestoßen.

Nun hasst er mich. Alexis hörte nur leise die Worte seiner Mutter, sie drangen vage durch das Tosen in seinen Ohren, doch er wusste, dass er gehen durfte. Jeder Schritt fühlte sich an als würde er auf Stelzen gehen und er musste aufpassen, dass er nicht hinfiel. Wenn ich jetzt falle, bin ich nur ein Schwächling. Dann hasst er mich noch mehr, wenn das überhaupt geht.

Seine Hände umfassten den Türknauf, er drehte ihn und bewegte sich schnell ins Zimmer. Rasch schloss er die Türe und stemmte sich dagegen.

Er hasst mich. Er hasst mich. Er hasst mich. Er hasst mich. Er hasst mich.

Die Gedanken waren wie riesige Wellen die ihn umherschleuderten. Groß, schwer und zu stark für ihn.

Er spürte wie sich seine Augen mit Tränen füllten und rutschte an der Türe hinab. Nun hatte er seinen Vater verloren, er hatte etwas Unaussprechliches getan. Er konnte es nicht benennen, aber es war sicher ein unglaubliches Verbrechen in der Welt aller Kinder. Die Tränen liefen seine Wangen hinab, während er sich hinter der Türe zusammekauerte.

Er wird nie wieder mit mir sprechen, er hasst mich jetzt. Noch mehr als vorher, jetzt wird er mich nie wieder lieben und nur noch seine neuen Kinder sehen wollen.

Alexis wusste nicht, wie seine anderen Kinder aussahen. Aber in seinen Gedanken waren es zwei kleine Monster, die er in einem der Bücher Zuhause gesehen hatte. Sie waren kugelrund, hatten kleine Schweinsnasen, waren ganz weiß und nackt, lachten ihn aus und tänzelten um seinen Vater herum. Denn nun gehörte er ganz ihnen.

Er hasst mich. Er hasst mich. Er hasst mich. Er hasst mich. Er hasst mich.

Es war, als würde er in ein tiefes, schwarzes Loch stürzen. Sein Herz schmerzte ihm so sehr, dass er seine Hand stark dagegen pressen musste. Er fühlte eine zarte, kleine, schwarze Katzenpfote auf seinem Knie. Es war eine kleine Geste, aber die erste mitfühlende Geste die er von Zyara bis zu diesem Zeitpunkt je erfahren hatte, doch sie minderte seinen Schmerz nicht im geringsten.


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 Betreff des Beitrags: Zyara - Das Ende einer Königin
BeitragVerfasst: Sa 3. Aug 2013, 14:32 
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"Mama... es tut so weh.. mach' das es aufhört." Die vom Schmerz zerrüttete Stimme ihres Sohnes durchschnitt Elonas Gedanken, wie ein scharfes Messer ein Stück Butter. Zyara war bereits an ihre Seite getreten und hatte Elona von dem sich verschlechternden Zustand ihres Sohnes berichtet.

Zyara und Alexis, waren nie besonders gute Freunde gewesen. Aber sie konnte nicht sagen, dass sein Zustand ihr gefiel. Er war im Grunde auch ihr Sohn, schließlich war er das Kind ihrer Vertrauten Elona.

Die schwarze, anmutige Katze kannte Elona schon viele Jahre. Sie waren Seite an Seite gefallen und wieder aufgestanden. Hatten sich dem Niedergang entgegen gestellt, waren aus den dunkelsten Löchern der Verzweiflung gekrochen und hatten zu neuer Kraft wieder gefunden. Doch dieses Mal war es anders gewesen. Trotz aller Veränderungen, war sich Zyara sicher, dass Elona sich von dem kommenden Verlust durch Alexis nicht wieder erholen könnte. So stark sie auch schien, in ihrem Inneren klammerte sie sich wie eine ertrinkende an den einzigen Rettungsreif, der ihr noch blieb: Ihren Sohn.

Natürlich - dessen war sich Zyara absolut bewusst - war sie die eigentliche Stütze ihrer Vertrauten. Wie häufig hatte sie ihre Leiden geteilt? Wie oft ihr neuen Mut gebracht? Aber das war letztlich ihre Pflicht. Als sie das Band mit Elona eingegangen war, hatte sie eine Verantwortung übernommen. Und diese Verantwortung beinhaltete, sich um Elona zu kümmern und ihr stets den rechten Pfad zu zeigen. Das hatte leider nicht immer geklappt und Elona hatte viel zu viele falsche Entscheidungen getroffen. Besonders mit ihren Männern. Zyara hatte diese Problematik nie wirklich nachvollziehen können, aber Menschen waren leider etwas schwierig in dieser Hinsicht.

Zyara musste an Hasmael denken. Diesen hatte sie sehr gemocht und manchmal hatte sie ihm dies auch gezeigt. Sie erinnerte sich daran, wie sie eine weiße Ratte als Belohnung für ihn vor seinen Schlafplatz gelegt hatte. Dies war nicht ihre Art gewesen, für gewöhnlich tat sie solche niederen Dinge nicht - das war etwas für zurückgebliebene Hauskatzen - aber in seinem Falle wollte sie ihm eine Freude machen. Und Hasmael hatte dies verstanden, als er sie gesehen hatte, war er zu ihr gekommen und hatte seinen Dank ausgesprochen.

Als Hasmael starb, war Zyara sehr betroffen. Natürlich war es für Elona auch sehr schlimm gewesen. Aber Elona war immer etwas zu emotional, nicht so Zyara. Doch als sie von Hasmaels' Tod erfuhr und die Trümmer seiner Alchemistenstube gesehen hatte, war sie sehr erschrocken. Sie hatte in den Ruinen nach ihm gesucht und insgeheim gehofft, ihn nicht zu finden. Er war ein kluger Mensch gewesen, wie konnte ihm soetwas passieren? Es war ausgeschlossen. Auch Elona wusste das und beide kamen überein, dass dies Mord gewesen war. Doch leider konnten sie den Mörder nie finden und Zyara wünschte sich noch heute insgeheim, dass er furchtbare Höllenqualen leiden möge, dafür dass er diesen Menschen - Hasmael - einfach getötet hatte.

Nach Hasmael hatte Elona Freundschaft mit Flinn geschlossen. Ähnlich wie Shara Paine war Zyara davon nicht angetan. Sie mochte Flinn nicht. Sie kannte diese Art von Kater und wusste, dass Elona sich nicht auf ihn einlassen durfte. Bast sei dank, hatte sie dies zunächst nicht getan und war stattdessen in die Arme von Lucian Grave geraten. Zyara hatte ihn gemocht, nicht so sehr wie Hasmael, aber das wäre gewiss noch gekommen. Zyara hatte Respekt vor ihm und wusste, dass wenn sie einander in den Weg geraten würden, er nicht vor ihr zurück schrecken würde. Sie schätzte diesen Mut, auch wenn es natürlich narrenhafte Selbstüberschätzung war. Zyara war nicht irgendeine 'Katze'. Sie war mächtig und klug, niemals wäre sie so jemandem im offenen Kampf entgegen getreten. Doch leider entzweite das Schicksal ihre Vertraute von diesem Gefährten.

Und so begegnete sie dem Taschenteufel. Er war Flinns' Vertrauter - in diesem Fall konnte man tatsächlich davon sprechen, dass der Mensch einen Vertrauten hatte. Diese Katze war dumm und faul. Zyara mochte ihn nicht und zeigte ihm dies häufig. Wieviele Verletzungen hatte dieser dumme Kater von ihr bekommen? Wie oft war Flinn aufgewacht mit zerkratztem Gesicht, weil er etwas getan hatte, dass Zyara nicht gefallen hatte? Ah... es war so häufig gewesen. Aber er hatte es immer verdient. Und schließlich hatte Zyara seine Anwesenheit auch akzeptiert. Irgendwann hatte sie sich auch an den Taschenteufel gewöhnt... solange er auf ihre Befehle gehorchte. Doch er hatte gelernt und entweder er spurte, oder er versteckte sich. Darin war er tatsächlich gut gewesen, manchmal hatte sie ihn nicht finden können. Er fand immer wieder neue Verstecke, obwohl sie sich anmaßte das alte Wolkenmeeranwesen sehr gut zu kennen.

Während zahlreicher Höhen und Tiefen war Verbero geboren worden. Zyara hatte diese Angelegenheit zunächst nicht so ernst genommen, erst als Elona ihn tatsächlich behalten wollte, war sie unangenehm überrascht worden. Sie mochte Verbero nicht sonderlich, im Gegenteil. Wie sehr er Elona für sich in Beschlag nahm war ihr ein Dorn im Auge - doch wirklich gegen ihn vorgehen wollte sie nicht. Sie hatte sich in dieser Zeit eingestehen müssen, dass es nicht allein an ihrer Zuneigung zu Elona lag, dass sie nicht gegen ihn vorging. Sie hatte auch Angst vor ihm. Die erste Begegnung von Verbero und Flinn jedoch, entschädigte für jegliche solcher unwürdigen Gefühle. Wie hatte sie es genossen? Flinn, dessen Gesicht Schrecken und Überraschung zeigte, als die Säure ihm entgegen geschossen war. Doch leider war er ausgewichen.

In der kommenden Zeit hatte Elona sich sehr viel Mühe gegeben, Flinn und Verbero aneinander zu gewöhnen. Aber einen wirklichen Draht konnten sie nie zueinander aufbauen. Insgeheim hatte sich Zyara manchmal vorgestellt eine Falle für den Taschenteufel zu erstellen bei der er von Verbero gefressen werden würde - aber ernsthaft war sie diesen Gedanken nie nachgegangen. Trotz allem hatte sie sich an diesen faulen, dummen Kater gewöhnt. Und irgendwann hatte sie auch Flinn akzeptiert. Sie mochte ihn immernoch nicht, aber Elona war es wichtig gewesen, dass diese Fehde aufhörte und Zyara hatte... nachgegeben. Obwohl sie von Flinns' Entscheidungen bezüglich Verbero wusste. Natürlich empfand Elona sie als furchtbar oder erschreckend, aber Zyara konnte in dieser Zeit Flinn tatsächlich verstehen. Es war zu einem Großteil auch Zyaras' Schuld gewesen, sie hatte zu sehr nachgegeben. Den reichen Lebensstil genossen und sich diesem hingegeben. Dabei hatte sie nicht so sehr auf Elona geachtet, wie sie es vielleicht hätte tun sollen. Natürlich teilte sie Elona nicht mit, dass sie mit Flinn einer Meinung war. Das wäre nur irgendwann auf sie zurück gekommen.

Doch dieses Mal hatte Flinn es tatsächlich geschafft. Seiner Forderung war gefolgt worden und als beide mit Verbero fortgangen, kamen sie mit Alexis zurück. Natürlich war es immernoch Verbero, er sah jetzt nur anders aus... weniger bedrohlich. Jetzt war er viel kleiner, schwächer und hilfloser. Allerdings passte die Familie nun besser zusammen und so redete sie Elona gut zu. Es war das erste Mal, dass sie Flinn ernsthaft unterstützt hatte und Elona die Vorteile der Veränderung aufgezeigt hatte.

Die Zeit vergang und Alexis lernte dazu. Das Zusammenleben mit ihm wurde angenehm und nach seinem ersten Geburtstag hatte sie ein Druckmittel, welches ihn dazu zwang, zutun was sie verlangte. Naga. Diese kleine Schlange war ihm sehr ans Herz gewachsen und wenn Alexis sie ärgerte, musste Zyara nur ihre wunderschönen Krallen ausfahren, zum gläsernen Käfig der Regenbogenboa stolzieren und ihren Kopf Alexis zuwenden.

Dann war er brav gewesen. Natürlich wusste sie, dass das nicht langfristig funktionieren würde. Aber für den Moment war es gut und die kommende Zeit in ihrer kleinen Familie war gut.

Alexis war ihr durch die Zeit ans Herz gewachsen und Zyara hatte so manchen Plan von ihm stillschweigend unterstützt. Elona vertraute ihr wie keinem anderen und aus diesem Grund wurde Zyara zu Alexis' stetiger Begleiterin. Nicht immer empfand sie es als schön, doch wenn sie genug von ihm hatte, schlich sie sich davon und kam später wieder. Das war Elona nicht aufgefallen, die viel zuviel Zeit mit Arbeit verbrachte und Alexis' hatte diesen Freiraum als stille Übereinkunft zwischen ihnen glücklich angenommen.



Sie hatte viel Zeit mit Alexis verbracht und obwohl sie ihn nicht als ihr richtiges Kind ansehen konnte, war ihr Herz so schwer wie sie es noch nie verspürt hatte. Diese widerliche Kreatur Sanctian hatte ihn krank gemacht und auch wenn Elona den Gedanken niemals aussprechen wollte, so schwebte der vermeintliche Tod über Alexis' und eine Heilung war nicht in Sicht. Auch wenn die Sonnenelfe, über die Elona häufig mit Zyara gesprochen hatte, eine Heilung suchte war nicht sicher, ob sie rechtzeitig wieder da sein würde.

Alexis war inzwischen sehr bleich geworden und die schwarzen Adern in seiner Haut traten deutlich hervor, Zyara wollte ihm den Weg zu seiner Mutter nicht verwehren und hatte ihn aus dem magischen Anwesen in die Burg begleitet. Seine Schmerzen schienen sehr schwer zu sein, sie hatte ihn nicht ablenken können und das obwohl sie sich sehr viel Mühe gegeben hatte.

Jetzt, da Elona ihre Arme um Alexis schloss und der immer schwächer werdende Junge über seine Schmerzen klagte, sah Zyara es. Dies war der unvermeintliche Zeitpunkt vor dem sie solche Angst hatte.

Alexis würde sterben.

Sie hätte nicht erwartet, dass diese Gewissheit solchen Schmerz auslösen hätte können. Sie wollte nicht, dass er stirbt, aber eine Lösung lag nicht vor ihnen. Noch war sie in der Nähe und diese unnütze Erinnye, die Elona nach ihrem laienhaften Angriff eine Lösung offenbart hatte, war gescheitert.

Einzelne Adern in Alexis' Gesicht platzten auf, schwarzes, von Sanctian vergiftetes Blut, trat hervor. Zyara wurde von dieser furchtbaren Hilflosigkeit übermannt. Eine Hilflosigkeit, die sie so noch nicht gespürt hatte. Hätte sie doch nur eine Möglichkeit gefunden, ihn zu heilen. Ihr fiel mit einem Mal ein, dass er sein Essen heute nicht aufgegessen hatte. Obwohl es sein Lieblingsessen war. Er hatte es kaum angerührt gehabt.

Elona trug Alexis, in panischer Angst zum Sofa. Auch sie musste es nun wissen. Ihre Stimme überschlug sich, während sie zu Alexis rief, doch er reagierte schon nicht mehr.

Alexis würde sterben.

Vor ihrer beider Augen und sie konnten nichts tun. Zumindest war Zyara sich dem sicher gewesen. Bis Elona einen langen, dunklen Dolch zog. Er war Zyara zwar bekannt gewesen, aber sie hatte nicht mit dem gerechnet, was Elona nun tat. Sie wusste doch um die Wirkung der Klinge? Was sollte...

Elona presste Alexis kleinen, immer schwächer werdenden Hände um den Griff des Dolches, während ihre linke, freie Hand in die Klinge glitt. Die scharfe Klinge aus schwarz glänzendem Metall schnitt ohne Gegenwehr in das weiße Fleisch und saugte Elonas' Blut auf.

Atemlos beobachtete Zyara diesen Vorgang, während Alexis Atem wieder stärker wurde. Die dunklen Adern von seinem Gesicht verschwanden, das weiß seiner Haut wieder einer gesünderen Farbe wich und er schließlich gesund da lag. Er schlief, aber er atmete und war gesund.

Der Dolch zerbarst und hinterließ lediglich eine kleine Staubwolke. Alexis lebte.

Erleichterung überkam Zyara. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie den Blick von Alexis nahm und zu Elona aufsah. Als sie erkannte, wie ihre Haut an Farbe verlor, dunkle Adern in ihrem Gesicht hervortraten und die Tränen, welche noch immer hinab rannten, sich an ihrem Kinn sammelten um dann in großen Tropfen hinab zu fallen.

"Deine Seele wird in wenigen Minuten zu Staub zerfallen, dann stirbt dein Körper und du wirst aufhören zu existieren."

Zyara vernahm die Worte der Erinnye und schaute zu Elona auf. Sie sah zuversicht, aber auch Dankbarkeit in ihren Augen. Alexis lebte, was für ein Gewicht hatte ihr beider Leben im Vergleich zu seinem? Während Elona Anweisungen zu Alektra rief um Sanctian zu Fall bringen zu können, sprang Zyara auf das Sofa. Sie leckte über die kleine Hand von Alexis. Es war ihr Abschied.

Sie hatte nie damit gerechnet zu sterben. Sie war die große Zyara, ihre Vertraute eine mächtige Magierin und sie selbst eine Königin unter allen Katzen. Doch diese Gedanken schienen ihr nun so unwichtig, als sie die Brust des Jungen sich heben und senken sah.

Unser Sohn lebt. Waren Zyaras Worte, welche alles sagten, dass es zwischen ihr und Elona zu sagen gab. Es gab keine unausgesprochenen Dinge, doch mit diesem letzten Satz machte sie deutlich, dass sie Elonas' Tat, ihr beider Leben zu riskieren und letztlich für das Seine herzugeben, auch sie mit etwas erfüllte, dass sie schon lange nicht mehr gespürt hatte.

Elonas Hand hob sich und sie unterschrieb den Vertrag, der Sanctian sein Ende bringen sollte.

"Ich liebe dich... mein Verbero."

Zyara spürte, wie sich ihre eigene Brust zu verengen begann. Elonas Augen weiteten sich vor Schmerz.

"Sei stark." Hauchten die Lippen Elonas ihrem Sohn zu, ehe ihr beider Herzen zerbarsten und nichts als Dunkelheit übrig blieb.


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 Betreff des Beitrags: Mäusespeise
BeitragVerfasst: So 25. Aug 2013, 20:32 
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Prasselndes Kaminfeuer erhellte das großräumige Arbeitszimmer mit schwummerigen Licht. Würde es die zahlreichen Kerzen nicht geben, hätte der Raum gar eine bedrückende Atmosphäre mit all den gestapelten Büchern auf dem Boden, teils offene und zahlreiche Papiere die verteilt oder übereinander gelegt wurden. Relativ mittig befand sich ein eleganter Schreibtisch aus Kirschholz. Er wurde frei geräumt und auf der Arbeitsfläche befand sich ein silbernes Tablett, auf welchem man die leblosen Überreste einer zerlegten Maus erkennen konnte. An dem Schreibtisch saß Elona, auf einem bequemen Stuhl. Vor jenem Tisch standen zwei junge Gestalten.

Ihr Sohn, Alexis. Ein etwa achtjähriger, hübscher Junge mit braunem Haar und grünen Augen. Er trug ein grünes Gewand.
Die Adeptin, eine Yuan-Ti deren Name Elona große Probleme bereitete. Sie war 10 Jahre alt und trug die Robe der Adepten des Mantels der Sterne.

Alexis schaute ihr entgegen und schien wie wahnsinnig nachzudenken. Die Adeptin hatte ihren Blick gesenkt und wirkte äußerst angespannt.

"Also... kannst du mir jetzt bitte erklären, warum mir Sophia 'das' hier brachte..? Was machte es in deinem Zimmer?"

Alexis schien viele Worte gleichzeitig sprechen zu wollen und jene überschlagen sich regelrecht in seinem Mund. Nachdem er erneut gefragt wurde und zur Ruhe ermahnt, begann er verständlich zu sprechen.

"Das... das war ein Experiment!"
"Aha, was für ein Experiment?"
"Ich ... ähm.."
"Ja?"
"... wollte..."
"Alexis, sprich' in ganzen Sätzen."
"Ich wollte nur wissen... wie ... Mäuse schmecken."

Elona weitete ihre Augen.

"Warum..?!" Sprach sie fassungslos.
"Ja... nun..." Und Alexis sprach diesen furchtbar komplizierten Namen beinahe fehlerfrei aus. Elona seufzte, wieso konnte er das? Sie empfand es als so gut wie unmöglich den Namen auszusprechen.
"... mag Mäuse und ich wollte ..."
"Alexis, du bist ein Mensch."
"Ich weiß, aber-"
Elona schnitt ihm das Wort ab.
"Und du bist Gastgeber und bietest unserem Gast 'Mäuse' an? Nur weil Naga sie isst? Bei den Göttern!"
"Nein, Mama, weil.."
"Widersprich mir nicht!"
Erst all diese Gerüchte vom Hofe, der furchtbare Tee den sie hatte trinken müssen, 'das' Gerücht und nun soetwas. Ihr eigener Sohn aß rohe Maus, weil eine Yuan-Ti Mäuse lecker fand. War es wirklich eine gute Idee, ihn zum Adepten zu machen? Und - bei den Göttern - was wäre passiert, wenn Sir Westenra hiervon erfahren hätte?
"Das ist unglaublich Alexis. Wie konntest du soetwas tun? Du isst keine rohen Lebewesen, hast du mich verstanden? Und mir ist egal, wer sie lecker findet. DU tust das nicht."
Alexis schien Einspruch erheben zu wollen.
"Und höre ich jetzt noch ein Wort von dir, dann wird Naga für den Rest der Woche von dir getrennt werden."
Erschrocken senkte Alexis seine Hände und atmete tief ein.
"Wird mir noch einmal soetwas gebracht oder ich erfahre, dass du das wiederholt hast, wird das ernste Konsequenzen nach sich ziehen. Du wirst außerdem von nun an höflicher zu unserem Gast sein und ihr nicht die Nahrung von Naga anbieten. Wenn ihr hungrig seid, haben wir Diener die euch alles holen was ihr wollt. Bei den Göttern! Und ihr tut soetwas?" Fassungslos schüttelte Elona den Kopf.
"Kann ich dich nicht einmal eine Nacht alleine lassen, Alexis? Soetwas darf einfach nicht passieren. Du wirst Morgen früh einen Aufsatz schreiben, weshalb man sich so nicht verhält. Danach möchte ich, dass du als Entschuldigung unserem Gast die hiesigen Speisen näher bringst und danach wird Sophia sie etwas rumführen, während du die Grundlagen zur Illusionsmagie wiederholst. Das Verfolgen von Sir Westenra ist für dich auch die nächsten zwei Tage gestrichen."

Alexis hatte geweitete Augen, er wirkte schier erschlagen von der Ungerechtigkeit die ihm hier widerfuhr. Er hatte doch nichts böses getan! Wütend stapfte er auf.

"Hast du mich verstanden?"

"Ja." Sagte er mit unterdrücktem Zorn. Am liebsten hätte er seine Mutter angeschrien, aber er wusste, wenn er das tun würde, würde die Strafe weitaus schlimmer ausfallen. Dann würde sie gewiss Naga einbringen und das wollte er nicht.

"Dann geht ihr jetzt auf euer Zimmer."
"Gute Nacht!" Sagte er lauter, als geplant. Griff die Hand der Adeptin und eilte hinaus aus dem Arbeitszimmer.


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 Betreff des Beitrags: Re: Eine neue Haut...
BeitragVerfasst: Mi 25. Nov 2015, 11:05 
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Sie waren für wenige Tage nach Greifenstein zurück gekehrt. Elona hatte entschieden, dass die Entfernung zu Rivin ihnen allen gut täte - Ihr, Alexis und auch 'Sarah'. Hier konnte Elona auf andere Weise über die Geschehnisse in Rivin nachdenken und auch über die Zukunft für ihre Kinder. Längst hatte sie einen Entschluss gefasst, dessen Umsetzung sie immer wieder fort von sich schob. Vielleicht war es doch nicht die richtige Entscheidung?

Doch nun saß sie auf den weichen Polstern ihres Stuhls, hinter ihrem Schreibtisch. Ihr Sohn, inzwischen ein etwa zehnjähriger Junge, dessen Haltung gerade und der Blick stolz war, befand sich auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch. Sarah saß neben ihm und Elona erkannte, wie sie kurze zuversichtige Blicke austauschten - sie waren eine Einheit. Sie sah dies jeden Tag, doch hier und jetzt, nach den aufwühlenden Worten Flinns, versetzte dies ihrem Herzen einen kalten Stich. Elona und Alexis waren eine Einheit gewesen. Eine Einheit gegen die Außenwelt, gegen Flinn, gegen die gesamte Welt. Niemand konnte sich ihnen entgegen stellen, sie arbeiteten zusammen und wenn dies nur daraus bestand gleiche Meinungen zu tauschen, Flinn auszuspionieren oder sich gegen Bösewichte zu verschwören.

Doch nun waren Sarah und Alexis eine Einheit.

Sie verschworen sich gegen Elona. Ihr Prinz, ihr ein und alles, hatte sie ersetzt. Durch eine junge Yuan-Ti, eine zugegeben kluge junge Frau, aber dennoch weltfremde unschuldige Seele. Wieso hatte er das getan? Vielleicht... vielleicht sollte Elona ihren Entschluss doch noch einmal überdenken. Sie könnte diese Einheit beenden. Behaupten, Sarah wäre krank - Sie wusste, Alexis hatte große Angst vor Krankheiten - und müsste sie beide eine Weile verlassen. Aus einer Weile könnte eine Ewigkeit werden und schließlich würde er Sarah vergessen. Er würde irgendwann eine einfältige, junge Frau heiraten die ihm nichts bedeutete und ihre Einheit würde ewig sein. Ja, der Trost den sie ihm aufgrund Sarahs' Tod spenden würde, würde sie wieder zusammen führen. Er würde wieder zu Elona aufschauen, wie einst.. bevor sie gestorben war.

Ein flüchtiger Blick in ihre linke Hand, auf das eingebrannte Symbol Selûnes, durchschnitt ihre Gedanken wie ein Messer die Butter. Nein. Nein. Nein. Dies waren Gedanken einer anderen. Sie würde dies nicht tun, sie hatte sich verändert. Wie konnte sie nur daran denken, Sarah etwas anzutun? Ihre linke Hand schloss sich zu einer Faust, während sie ihre dunklen Gedanken verbannte. Das Räuspern ihres Sohnes ließ sie aufschauen.

"Mama... wieso sind wir hier..?"
Eine flüchtige Geste, sie strich sich mit der rechten Hand eine Haarsträhne zurück hinter ihr Ohr, ließ sie ihre Contenance wiederfinden.
"Entschuldigt, ich war in Gedanken."
Alexis nickte und tauschte erneut einen Blick mit Sarah. Elona atmete tief ein, bekämpfte die sich ihr aufdrängende Dunkelheit und erhob rasch wieder ihre Stimme.
"Ich habe einen Entschluss gefasst."
Sie bemerkte, wie Alexis sich anspannte. Zugegeben, Elonas 'Entschlüsse' konnten etwas Positives oder Negatives beinhalten, ohne jede Grenzen. Sie konnten von 'ich habe euch Pfohlen gekauft' bis 'wir verlassen das Land - heute noch" reichen.
"Ab sofort wird Sarah-"
Sie hob zeitgleich ihre Hand gen Alexis um dem aufschwallenden Instinkt in ihm entgegen zu wirken, ihr ins Wort zu fallen.
"... neue Lehrer erhalten."
Verblüffung in beider Gesichte schenkte Elona zumindest ein wenig Befriedigung.
"Wir müssen sie vorbereiten, Alexis. Sie benötigt auch Lehrer, die ihr Etikette und das führen einer Baronie lehren."
Irritation wechselte die Verblüffung ab. Elona hatte Sarah aus jenen Lehrstunden immer heraus gehalten. Denn es war Sarah nicht vorher bestimmt, Greifenstein zu führen. Geschweige denn Etikette und höfischen Tanz zu lernen. Sie war eine Yuan-Ti, sie würde immer außen vor sein, oder nicht..?
"Außerdem habe ich einen Schneider zu uns bestellt. Er wird deine Garderobe anpassen. Wir werden dir auch wunderschöne Schleier anfertigen lassen."
Elona lehnte sich zurück.
"Und bevor du etwas sagen willst, Alexis.. ja, Schleier sind notwendig. Sarah ist gewiss wunderschön, aber die Leute am Hof sind anders. Sie mögen Exotik und sie neiden sie. Wir müssen Sarah vor ihnen beschützen."
Ein Nicken folgte ihren Worten als Antwort ihres Sohnes. Elona wusste, dass dieses 'Argument' seine Zustimmung finden würde. Schließlich hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, stärker zu werden um sie 'alle' zu beschützen.
"Doch nun, Sarah, lass uns bitte einen Augenblick allein. Morgen werden wir den Schneider empfangen, deine Lehrer werden wir in Rivin treffen. Ich muss jedoch noch etwas mit Alexis besprechen."

Sarah und Alexis tauschten kurze Blicke und leise Worte wie es Elona nicht entging. Doch sie ließ dies zu, erhob sich und trat zum nahen Fenster. Denn nun musste sie ihrem Sohn etwas sehr Schwieriges mitteilen.

Sie wartete bis Sarah das Zimmer verlassen hatte und ihr Sohn schließlich neben sie trat.

"Alexis, ich hätte es dir wohl längst sagen sollen."

Er hob seinen Blick.

"Es geht um Tante Ameng..."


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