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BeitragVerfasst: Fr 13. Jul 2012, 03:33 
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Registriert: So 9. Sep 2007, 13:51
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Irgendwo in einer Stadt weit weg von Rivin…

„46… 47… 48… 49… 50!“. Der alte Pirat grinste selbstgefällig, wobei die zahlreichen Lücken in den teilweise bereits schwarzen Zähnen deutlich zu sehen waren, und schob die Goldmünzen rasch zurück in den Beutel, der auf dem dreckigen runden Tisch mit den zahlreichen Kerben lag. Offenbar hatte er schon mehrmals Bekanntschaft mit Dolchen gemacht. In der schäbigen Taverne waren viele Besucher, aber es gab genügend dunkle Ecken, in denen man ungestört Geschäfte abschließen konnte. Etwas, was jede Taverne in einem Armenviertel bieten muss. Der Seemann beugte sich etwas über den unter der Last knirschenden Tisch, sodass sein nach Alkohol und schlechter Mundhygiene stinkender Atem penetrant die Luft erfüllte und setzte eine ernste Miene auf. Er wank sein Gegenüber heran und begann zu flüstern:

„Das vierte Haus hinter‘m alten Lagerhaus am Hafen. Kommt gegen Mitternacht und zwar alleine! Ich frag‘ ma‘ besser nicht, was ihr von ihm wollt. Sicher nichts Gutes… Aber Ihr wisst ja: Attentäter sollte man nur aufsuchen, wenn Blut fließen soll.“

Dann lehnte er sich zufrieden zurück und verschränkte die faltigen Arme hinter seinem Kopf. Sogleich folgte wieder dieses widerwärtige Grinsen. Eine Mischung aus Genugtuung, Überheblichkeit und Häme.

Das war die Information, die er suchte und sie war teuer genug gewesen. Er musste diesen Auftragsmörder um jeden Preis finden, denn er war der beste der Stadt und es war Zeit, dass Blut floss. Manchmal ist es besser, die Sache nicht selbst in die Hand zu nehmen, sondern jemanden zu beauftragen, der sich darum kümmert. Nur er war dafür geeignet, diesen speziellen Auftrag auszuführen.

Eigentlich hätte er die Informationen aus dem Piraten herausprügeln sollen, aber er hat sich zuvor mit genügend Münzen für genau diesen Zweck ausgestattet und es war besser, unauffällig zu sein. Trotzdem wollte er diesem alten Mann mit dem dreckigen Grinsen nicht das Gefühl völliger Macht und Kontrolle überlassen.
Er ließ seine riesige rechte Hand, die von einem Panzerhandschuh umschlossen war, vorschnellen und nahm das Handgelenk seines Gegenübers in einen festen Griff. Für seine Verhältnisse war es nur minimaler Druck aber seine Kraft lag außerhalb jeglicher Verhältnisse. Der Pirat verzog schmerzverzerrt das Gesicht und rückte auf seinem Schemel hervor, um den Druck auszugleichen, vergeblich.

„Ich hoffe für Euch, dass diese Information korrekt ist, alter Mann. Ansonsten fließt mehr Blut als Euch lieb ist“, knurrte er ihm entgegen, während er den Griff langsam verstärkte.

„Ja doch, bei Umberlees Dreizack ich schwör‘s! Alles die Wahrheit! Lasst ab!“, presste der Geschundene zwischen seinen Zähnen hervor. Sein Schemel war nun umgefallen und er hing teilweise über dem Tisch, der das Gewicht wohl kaum lange würde tragen können.

Das reichte ihm als kleine Machtdemonstration. Er entließ das Handgelenk seines Opfers aus seiner Umklammerung und der Pirat sackte zu Boden, während er sich das Handgelenk rieb. Er hätte es ihm mit ein wenig mehr Druck zerquetschen können, aber das Geschrei hätte auch in dieser schäbigen Taverne mitten im Armenviertel zu viel Aufmerksamkeit erregt und Aufmerksamkeit ist etwas, was er in dieser Angelegenheit nicht gebrauchen kann. Es muss nicht jeder wissen, dass er den skrupellosesten Attentäter der gesamten Region aufsucht. Stattdessen erhob er sich und blickte sich um. Einige Leute hatten das Schauspiel beobachtet, da es sich aber schnell wieder auflöste, wandten sie rasch den Blick ab und widmeten sich wieder ihren Angelegenheiten. Er stapfte auf die Tür hinzu und öffnete sie langsam. Es regnete in Strömen und die Regenmassen bildeten bereits gigantische Pfützen, in denen sich das Mondlicht widerspiegelte. Nachdem er die Kapuze seines Mantels tiefer ins Gesicht gezogen hatte, beugte er sich durch die Türöffnung hindurch nach draußen. Für einen Mann von sieben Fuß Größe sind die meisten Türen einfach zu niedrig.

Das Armenviertel der Stadt war noch erbärmlicher als das in der Hafenstadt, die er lange Jahre seine Heimat nannte. Auf den Wegen lagen zahlreiche Bettler, von denen nicht wenige wahrscheinlich bereits tot waren. Verdreckte Prostituierte warteten am Wegrand unter löchrigen Vordächern auf Freier und der Gestank in den Straßen war eine Mischung aus Exkrementen, Abfällen und Verwesung, obwohl der Regen wohl schon das Schlimmste weggewaschen hatte. Ab und an liefen Menschen einzeln oder in kleinen Gruppen durch die Gassen. Die meisten blickten sich verstohlen um und hatten Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, teils zum Schutz vor Regen, teils wohl, um nicht erkannt zu werden. Gelegentlich waren auch Söldnertruppen unterwegs, jedoch sah man nie Stadtwachen. In der Entfernung waren Schreie und laute Geräusche zu hören. In solchen Vierteln werden Leute auf offener Straße ermordet, ohne dass sich jemand daran stört.

Er schritt durch die Pfützen und bahnte sich seinen Weg durch die Wassermassen in Richtung Hafenviertel, während der Regen bereits von der Spitze seiner Kapuze herabtropfte. Es müsste bald Mitternacht sein, denn bevor der die Taverne aufsuchte, hörte er von weitem, wie der Nachtwächter die elfte Abendstunde ausrief und seitdem ist sicherlich mehr als eine halbe Stunde vergangen. Ob der Attentäter wusste, dass er ihn aufsuchen würde?

Der Übergang vom Armenviertel zum Hafenviertel war deutlich sichtbar, denn man musste einen Kanal überqueren. Mit einem Mal sahen die Straßen außerdem halbwegs gepflegt aus, denn viele reiche Händler hatten hier ihre Lagerhäuser und Schiffe, die tagsüber be- und entladen wurden. Allerdings lungerte auch hier wieder das übliche nächtliche Hafenklientel herum: Prostituierte, betrunkene Seeleute, Söldner und irgendwelche Tavernengäste, die die vergleichsweise dreckige Hafenatmosphäre den gepflegten und teuren Lokalen in den reicheren Wohnvierteln vorzogen. Einige der Schiffe wurden noch mitten in der Nacht entladen, offenbar Schmuggler oder Sklavenhändler. Auf beides steht in dieser Stadt der Tod, trotzdem blüht das Geschäft. Das geschriebene oder gesprochene Gesetz hat ohnehin nur wenig Bedeutung, solange es nicht durchgesetzt werden kann. Und er wusste aus eigener Erfahrung, dass die Stadtwache zwar im Hafenviertel patrouilliert, aber für ein wenig Gold gerne die Augen zudrückt. Daher hatten auch Attentäter und Söldner so einen großen Zulauf.

Einige wenige Straßen weiter sah er auch schon das alte Lagerhaus und entsann sich dessen Geschichte: Einst ein großes und prächtiges Gebäude, heute eine Ruine. Der frühere Eigentümer war Mitglied des Stadtrats und wollte viel Gold in die Verstärkung der Stadtwache investieren, um dem organisierten Verbrechen den Garaus zu machen. Während er seine Ware inspizierte, brannte das Lagerhaus und ein paar Deckenbalken fielen herab und erschlugen ihn. Nur Narren glauben an Zufälle, auch hier waren wieder gedungene Mörder im Spiel. Seither gilt das Lagerhaus als einsturzgefährdet, wurde aber noch nicht abgerissen oder erneuert. Angeblich soll es als Warnung für eifrige Stadträte dienen. Jetzt machen es sich dort ab und an Bettler bequem, sofern sie nicht von Gardisten verjagt werden. Eine Geschichte, fand er, die die wahren Machtverhältnisse in der Stadt sehr gut darstellte.

Er trat zwischen dem Lagerhaus und dem Nachbargebäude hindurch, das durch den Brand ebenfalls in Mitleidenschaft geraten war, jedoch halbwegs repariert werden konnte und blickte auf die zahlreichen Gassen, die hier hinter dem lagen Lagerhaus die Wohnhäuser voneinander trennten. Die Rinnsteine in diesen Gassen waren mit den Wassermassen völlig überfordert. Eines dieser Gebäude müsste es sein. Sie sahen alle wenig komfortabel aus, wenngleich ihre Bauweise darauf schließen lässt, dass sie einst hohe Herrenhäuser waren, aber die meisten hohen Herren sind in den Südbereich des Hafens gezogen, wo noch halbwegs kontrolliert werden kann. Die Mehrzahl der Fenster war mit Brettern verbarrikadiert, die Mauern sahen bröckelig aus und ein schlafender Mann hing im Eingangsbereich des einen Hauses, wahrscheinlich wurde er nach einer durchzechten Nacht von seiner Frau nicht mehr ins Haus gelassen.

Schließlich stand er vor einem besonders heruntergekommenen dreistöckigen Gebäude, in dessen Vorgarten viel Schutt herumlag. Das musste es eigentlich sein. Er sah sogleich, dass die Tür nur angelehnt war und griff mit der rechten Hand an den Griff seines gigantischen Zweihänderschwerts, das in der Schwertscheide steckte, die von seinem Rücken herabhing. Es könnte eine Falle sein. Vielleicht hatte der Pirat gelogen, um ihn loszuwerden, immerhin war er nicht allzu charmant gewesen. Mit einem leichten Zug war die Tür geöffnet und sogleich bemerkte er, dass das Haus stockfinster war. Er war jedoch bestens gerüstet, nahm ein magisches Kleinod in die linke Hand und ließ es über die Augen gleiten. Ein paar Sekunden lang war er jeglicher Sicht beraubt, doch sogleich konnte er in der Dunkelheit so gut sehen wie im Tageslicht. Die Magie dieses Gegenstands faszinierte ihn immer wieder und sie war für seine nächtlichen Aktivitäten ein unschätzbarer Gewinn geworden.
Langsam beugte er sich in das Gebäude hinein und bemerkte sogleich den muffigen Gestank, offenbar ist das Haus auch nur selten mit frischer Luft versorgt worden. Die dicke Staubschicht und die zahlreichen Spinnenweben, die das Haus durchzogen, verstärkten den Eindruck der Verwahrlosung. Er befand sich in einer Art Flur, von dem mehrere Räume abgingen. Das Gebäude muss einst ein besonders edles Herrenhaus gewesen sein, denn die Mauern hatten teilweise aufwändige Muster und Verzierungen. Links war die Küche, von der aus die Dienerkammer abging, sie wurde wohl seit Jahren nicht mehr benutzt. Nach einigen Schritten bemerkte er eine halb eingestürzte Treppe, die nach oben führte. Sie war aus Holz und sehr morsch. Er zweifelte daran, dass sie sein Gewicht tragen würde und beschloss, zunächst andere Wege zu suchen.
Der andere Raum befand sich hinter einer Tür, die er mit einem Druck öffnete. Dieser Raum sah etwas anders aus. Er war etwa 40 Schritt im Quadrat groß und war wohl eine Art Salon mit hohen Decken, jedoch ohne Möbel, dennoch völlig verstaubt und mit Spinnenweben verhangen. Der Boden war mit zahlreichen Dielen bedeckt, von denen einige laut knarrten, als er auf ihnen stand. Einige waren sogar schon durchbrochen. Mehrere hohe Fenster waren von Innen verbarrikadiert. In einer Ecke befand sich jedoch eine Kiste mit ein paar Beuteln. Am Ende des Raums war eine weitere Tür, die in einen Nachbarraum führte. Wenn das hier das Empfangszimmer war, dann war dort eventuell die Schreibstube. Er schritt vorsichtig auf die Tür zu, ging dabei an der Kiste vorbei und bemerkte, dass ein Teller mit etwas Holzbesteck am Boden lag, daneben einige Essensreste. Offenbar war jemand kürzlich hier gewesen. Der letzte Raum, in dem sein Ziel sein könnte, war die Schreibstube, vor deren Tür er sich nun befand. Er legte die linke Hand an den Türknauf, die rechte befand sich noch immer an seinem Schwert. Es könnte noch immer eine Falle sein. Dann drückte er die Tür auf.
Der Blick, der sich ihm hier darbot, war denkbar merkwürdig. Der Raum war vergleichsweise groß, wenngleich viel kleiner als der Salon. Mehrere Fenster waren auch hier verbarrikadiert, jedoch war die Stube sehr fein möbliert. Mehrere Regale waren vorhanden, wenngleich einige eingestürzt waren. In einer Ecke lag eine Schlafmatte, daneben mehrere Beutel und ein kleiner Waffenständer, in dem ein Bogen hing.
In der Mitte des Raums befand sich ein großer Schreibtisch, auf dem eine Kerze in einem Kerzenhalter brannte, daneben lag ein Dolch. Auf dem zum Tisch gehörenden Stuhl saß ein Mann. Gekleidet in eine dunkle Robe mit Kapuze, die seine Gesichtszüge weitestgehend verbarg. Die Größe des Mannes war im Sitzen schwer einzuschätzen, jedoch wirkte er vergleichsweise schmächtig.

„Ihr seid Jazeem, der Meistermörder?“, fragte er den Sitzenden mit ruhiger Stimme. Er wollte sichergehen, dass er hier dem Richtigen gegenübersteht. Dieser Auftrag war zu wichtig, als dass es Fehler geben dürfte.

„Ja, der bin ich und mir wurde bereits gesagt, dass ihr mich sucht, mein Freund. Vergebt die Unordnung hier, aber es war doch sehr spontan. Ich habe mich immer gefragt, wann Ihr meine Dienste benötigt.“, antwortete dieser und es war wirklich unschwer herauszuhören, dass Jazeem aus dem Bereich Calimhafen kam.

„Der alte Pirat war wirklich schnell.“, stellte er sachlich fest.

„Natürlich war er das. Er hat mir gesagt, dass Ihr jemanden tot sehen wollt und dass es sich… um einen ganz speziellen Auftrag handelt.“, Jazeem beugte sich ein wenig vor und unter seiner Kapuze war ein Lächeln zu sehen.

„Das… ist richtig.“, kam die abermals die Antwort sehr uneilig gesprochen.

„Ich habe das Töten zu einer Kunst gemacht. Ihr sagt mir, wen Ihr tot sehen wollt und auf welche Art und Weise. Die Bezahlung richtet sich nach dem Schwierigkeitsgrad.“, Jazeem klang dabei wie ein Händler auf dem Markt, der edle Stoffe verkauft und nicht wie jemand, der anbietet, Menschen zu töten.

„Sehr gut.“, er klang unbeeindruckt, hatte das bereits oftmals gehört.

„Also, Gul: Wer soll sterben?“, Jazeem faltete die Hände und blickte ihn mit erwartungsvoller Miene an.

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„Ihr!“







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