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 Betreff des Beitrags: Fairy Tales
BeitragVerfasst: Do 9. Mai 2013, 00:50 
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"Fairy tales don't teach children that monsters exist. Children already know that monsters exist. Fairy tales teach children that monsters can be killed"
~G K. Chesterton~

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~"This ist my battle. This is my battleship."~

"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."

~Shadow is a man who never loses his virginity - because he never loses.~


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 Betreff des Beitrags: Re: Fairy Tales
BeitragVerfasst: Do 9. Mai 2013, 00:51 
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Prolog

Ihr Stiefel hinterließ einen bleibenden Abdruck im matschigen, aufgeweichten Pfützenboden. Diese Straße war alt, sehr alt und viele ihrer Steine fehlten oder passten nicht mehr richtig, die in der Luft liegenden Säureschwaden taten ihr Übriges. Todkrankes Unkraut bahnte sich seinen Weg unerbittlich durch den verwitterten Boden. In diesem Viertel war es wirklich schlimm geworden, dachte sie bei sich, während sie den Blick umherwandern ließ. Gewaltige Industrieanlagen ragten hoch in die aus giftigen Gasen und Dämpfen bestehenden, schwarzen und grünen Wolken, die die gesamte Stadt eindeckten. Trotz der ewigen Dunkelheit herrschte eine schwüle und unerträgliche Hitze, die die Steine der Stadt so stark in sich aufnahmen, dass man sie mit bloßen Händen nicht berühren konnte, ohne sich Verbrennungen zuzuziehen. Die stark säurehaltige Luft machte beinahe jeden Atemzug zur Qual. Sie spürte bereits das penetrante Kratzen in ihrem Hals und ihren Lungen und prüfte mit einem kurzen Griff, ob das Tuch, welches sie zum Schutz um Mund und Nase gebunden hatte, noch richtig befestigt war.

"Diese verfluchte Stadt ist schon wieder größer geworden." murmelte sie leise.

Sie stieg die Treppen hinunter, die in den unteren Teil der Stadt führten, zu ihrer Wohnung. Sie hasste es, wenn sie diesen Weg zu Fuss gehen musste und verfluchte die Paranoia des Statthalters, dessen neues Sicherheitssystem als eines seiner "Kinderkrankheiten" jegliche Teleportationen in immer wieder einem anderen schier willkürlich ausgesuchtem Viertel der Stadt unterband. Heute war ganz offensichtlich ihr Viertel an der Reihe gewesen, was ihre Laune nicht gerade steigerte. Sie hasste diese ganze von Korruption, Größenwahn, Säure und Paranoia zerfressene, abartige, kranke Stadt. Deshalb hielt sie sich hier normalerweise so wenig wie möglich auf. Nur ihrer Schwester zuliebe kam sie nun wieder häufiger in diese Stadt. Wie musste es erst für sie sein? Im Gegensatz zu ihr, die jederzeit auf die materielle Ebene zurückkehren konnte, war ihre Schwester nun für die nächsten 100 Jahre hier gefangen. Sie stieß sich von der Treppenstufe ab, spannte ihre gefiederten Schwingen auf und legte den weiteren Weg nach unten durch die Luft gleitend hinter sich um direkt vor ihrer Wohnungstüre zu landen, die Schwingen wieder an ihren Rücken zu legen und einzutreten.

Die leisen Klänge der Harfe drangen sanft an ihre Ohren, wie um sie zu begrüßen. Schnell schloss sie die Türe hinter sich wieder, die sich schalldicht versiegelte, damit der Lärm von draußen nicht hineindrang. Sie entfernte das Tuch von Mund und Nase und nahm einen tiefen Atemzug. Die Luft innerhalb der Wohnung war merklich besser. Die von ihrer Schwester in jahrzehntelanger Arbeit gezüchteten Pflanzen kamen ohne Sonnenlicht aus und reinigten die Luft um sich herum, so dass man sie angenehm atmen konnte - wenn es auch kein Vergleich mit der Qualität der Luft auf Toril hatte. Die Sterblichen ahnten wirklich wenig von ihrem großen Glück. Verbrächten sie nur einen einzigen Tag an diesem tristen Ort hier, dann wären sie dankbar und glücklich über jeden weiteren Tag, den sie in einer so wunderschönen Welt wie Toril verbringen konnten, gleich welche Sorgen oder Leiden sie auch plagen mögen, alles wäre besser, als noch einmal hierher zu müssen. Aber die meisten Sterblichen, die an diesen Ort gelangen, tun dies in dem abschließenden Wissen, dass sie hier für die Ewigkeit bleiben werden. Sie stieg erschöpft aus den Stiefeln und lehnte ihren Rücken und den Kopf an die Wand, ruhte sie einen Moment aus und genoß die wundervolle Melodie, die ihre Schwester der Harfe im Wohnzimmer entlockte.

Sie wollte abwarten, bis ihre Schwester das Lied zuende gespielt hatte. Es wäre eine Schande, sie jetzt dabei zu unterbrechen. Ihre Schwester war für sie wie ein Fels in der Brand im täglichen Wahnsinn ihres unsterblichen Daseins. Und wenn sie ihre Melodien und Lieder vernahm, fühlte sich alles wunderschön und harmonisch an. Dann jedoch vernahm sie als Nächstes wie die reine und zarte Stimme ihrer geliebten Schwester die Melodie begleitete. Eine traurige und melancholiche Melodie, begleitet von einer traurigen Stimme zu einem traurigen Text. Sie horchte auf, während sie den Klängen, der Stimme und dem Text lauschte.

"Ich sehne mich nach
Wolken, weich-em Gras
Die Ebe-nen Celestias
Dort wo meine Heimat war
Wo meine Mutter mich gebahr

Ich sehne mich nach
Freude, Lie-be, Spaß
Die Ebe-nen Celestias
Dort wo meine Heimat war
So himmelblau und klar

Ich sehne mich nach
Wasser, klarem Nass
Die Ebe-nen Celestias
Dort wo meine Heimtar war
Denn dort war es wunderbar."


Etwas schien nicht zu stimmen. Normalerweise waren die Lieder ihrer Schwester nicht traurig. Sie lauschte dem Lied weiter, als die sanfte Stimme ihrer Schwester ein wenig tiefer wurde, fast wütend und anklagend, während auch die Klänge der Harfe bedrohlicher wurden.

"Celestia, sag
Träumst du nicht schlecht?
Du bist furchtbar ungerecht!
Für Treuesdienste uns verbrannt
Entstellt und verbannt
In einen e-wi-ge-n Krieg
Ohne Hoffnung auf den Sieg
Denn es gibt hier nur Leid
Bis ans Ende aller Zeit."


Sie eilte zu ihrer Schwester, als diese die letzte Zeile mit einem Schluchzen enden ließ und dann zu spielen aufhörte. Doch als ihre Schwester sie erblickte, beruhigte jene sich sogleich und wischte sich schnell die Tränen aus den Augen. Sie nahm sie dennoch in die Arme und hielt sie beruhigend und tröstend fest, spürte wie der Körper ihrer Schwester zitterte.

"Schht.. schon gut, Megaira, schon gut. Alles wird gut. Was ist denn, was hast du?", flüsterte sie leise zu ihrer Schwester Megaira, welche den Schwefelatem an ihrem Ohr spürte, sich aufgrund dessen langsam zu beruhigen schien und leise in ihrer wunderschönen Stimme antwortete.
"Es ist.. Nichts, Alektra. Es ist alles in Ordnung."
Alektra lächelte sachte und streichelte ihrer Schwester sanft durch deren gefiederte Schwingen, die im Moment eng und verkrampft an ihrem Rücken anlagen.
"Megaira, Schwesterchen, ich kenne dich seit Jahrtausenden. Ich sehe doch, dass nicht Nichts ist. Weshalb willst du es mir denn nicht sagen?
"Ich will nicht, dass du dir Sorgen machst."
"Die mache ich mir schon jedesmal, wenn ich dich hier alleine zurücklassen muss. Wer kann immerhin schon sagen, was du wieder für einen Unsinn anstellst?
Zögernd blickte Megaira zu Alektra auf und antwortete schließlich in leisen Worten.
"Es.. es ist die Front, Alektra. Sie wollen mich an die Front schicken."
Alektra verstand und drückte ihre Schwester fest an sich, während sie an ihr vorbei zu dem Symbol ihres Vorgesetzten, des Oberteufels Mazikus blickte, welches an der Wand hing. Und ihre Züge verdüsterten sich.

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 Betreff des Beitrags: Re: Fairy Tales
BeitragVerfasst: Do 9. Mai 2013, 02:30 
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Das Büro von Oberteufel Mazikus war ein gewaltiger Raum mit einer Höhe von 9 Metern, einer Breite von 18 Metern und einer Länge von 36 Metern. Nur eine einzige, schwere, eisenbeschlagene Doppeltüre führte in diesem Raum hinein, davor hielten zwei gewaltige, angekettete Höllenhunde Wache. Die gesamte, der Eingangstüre gegenüberliegende Rückwand des Büros bestand aus dutzenden von obsidianschwarzen Spiegeln, von denen jeder einzelne irgendeinen anderen Ort im Multiversum anzeigen konnte, den Mazikus gerade beobachten wollte. Im Moment jedoch zeigte ein Großteil der Spiegel eine einziges, größeres Bild an, von denen jeder der dafür aktivierten Spiegel einen Bruchteil zeigte, der dieses Bild gemeinsam mit den anderen zusammensetze, wie bei einem Mosaik: Eine dunkelhaarige, ansehliche, männliche Gestalt mit grauer Haut, die man fast für einen Menschen halten möchte, wären da nicht die kleinen Hörner, die aus der Stirn entspringen und die leuchtenden, roten Augen. Der Herrscher jener verfluchten Stadt, der Statthalter von Dis, Lord Dispater blickte aus den Spiegeln auf seinen Diener Mazikus hinab.

Mazikus selbst war mit seiner Größe von drei Metern für einen Höllenschlundteufel fast noch als kleinwüchsig zu bezeichnen, auch wenn das kaum Jemand in seiner Gegenwart täte. Seine Wortgewandheit und Verschlagenheit hatten dafür Sorge getragen, dass Mazikus innerhalb der Hierarchie der Höllen eine beeindruckend steile Karriere eingeschlagen hatte, die ihresgleichen suchte. Dennoch war er bestrebt, zumindest nach außen hin, sich stets in Bescheidenheit zu üben. Kaum Jemand, auch seine Vorgesetzen, vermochten ihn wirklich einzuschätzen oder auch nur zu erahnen, was hinter seiner gehörnten Stirn vor sich ging. Mazikus trug seine fledermausähnlichen, gewaltigen Schwingen meistens wie einen hochwertigen Umhang um eine Schultern gelegt, legte Wert auf respektvolles Verhalten und höfliche Umgangsformen. Seine Haltungen und Bewegungen erinnerten nicht selten an einen Edelmann, wenn dieser Vergleich auch befremdlich wirken mag, wenn man bedenkt, dass es sich bei Mazikus trotz allem um einen großen Teufel mit roten Schuppen, einem langen Schwanz, rasiermesserscharfen Krallen an Händen und Füßen und langen Hörnern handelte.

"Lord Dispater, ich verstehe eure Besorgnis sehr gut, es geht mir selbstverständlich ebenso. Ich werde mich natürlich persönlich.."
"Schweigt, Mazikus. Ich habe den Eindruck, dass euch der Ernst der Lage nicht bewusst ist. Die letzten Berichte General Zapans sind äußerst beunruhigend. Wenn die Aktivitäten und Vorstöße der Dämonen an der Blutkluft weiterhin so zunehmen wie bisher, dann wird Avernus binnen weniger Jahrzehnte von ihnen überflutet sein und fallen!"
"Womit die Horden des Abyss direkt vor den Toren von Dis, vor unseren Mauern stünden. Ich bin mir über das Ausmaß der Bedrohung im Klaren, mein Gebieter."
"Unsere Gelehrten gehen davon aus, dass die zunehmende Dämonenaktivität mit einer Prophezeiung zusammenhängt, welche von der Wiedergeburt ihrer Erlöserin berichtet. Ich benötige umgehend genauere Informationen über diese Prophezeiung und die Erlöserin. Ich bin überzeugt, dass Gargauth mehr darüber weiß, doch diese impertinente Kreatur würde uns nicht helfen, sondern eher mit Freuden untergehen sehen."
"Ich werde die gewünschten Informationen beschaffen und euch bald ausführlichst darüber berichten, mein Gebieter."

Das Knurren und Gekeife der Höllenhunde von draußen, welches rasch zu einem winselnden Jaulen wurde, drang durch die offene der beiden Flügeltüren am Eingang des Büros. Mazikus legte die Hände aneinander, warf einen wölflisch lächelnden Blick in Richtung der Türe um sich dann wieder dem großen Bild seines Herrn zuzuwenden und sich entschuldigend zu verneigen.
"Wenn ihr erlaubt, mein Gebieter. Der erwartete Termin ist hier."
Dispater quittierte dies nur mit einem Nicken und den warnenden Worten:
"Ihr versagt besser nicht, Mazikus.", bevor sein Bildnis in den Spiegeln verschwand und nur die obsidianschwarze Oberfläche zurückblieb.
Mit einem lauten Krachen wurde die zweite, zuvor noch geschlossene Flügeltüre aufgestoßen und prallte hörbar stark gegen die Wand. Der Teufel wandte sich zur Türe herum und begrüsste die ungehaltene Besucherin mit freundlichen Worten.
"Alektra, welche Freude. Komm doch herein."

Sie hatte sich dies nicht zweimal sagen lassen. Genau genommen, hatte sie die Türschwelle bereits vor der ausgesprochenen Erlaubnis des Höllenschlundteufels passiert und stampfte nun auf ihn zu. Alektra war eine ansehliche Frau von fast menschlichem Aussehen, wenn man von den gefiederten, dunkelroten Schwingen absah, die aus ihrem Rücken wuchsen und von den rot glühenden Augen. Sie trug eine dunkle Lederrüstung und schwere, schwarze Stiefel. Ebenso wie ihre Schwester Megaira war sie ein gefallener, weiblicher Engel, jetzt als Erinnye in den Diensten der Neun Höllen. Behalten hatte sie sich von ihrem einstigen Dasein eine schier unmenschliche Schönheit und Überzeugungskraft sowie einen unüberwindbaren Kampfesgeist. Alles andere in ihr jedoch wurde zum absoluten Gegenteil verzerrt. Wo einst Liebe war, da ist nun Hass, wo Mitgefühl herrschte, dominiert nun die Grausamkeit. Die Finsternis hatte den einstigen Engel Alektra beinahe volkommen ausgemerzt, bis auf jenen einen, scheinbar unsterblichen Funken des Lichts in ihr, der eine unendlich starke Liebe zu ihrer Schwester Megaira empfand.

Das glühende Feuer in ihrer Stimme gab ihren Zorn wieder.
"Du schickst meine Schwester an die Front?"
Oberteufel Mazikus entgegnete dieser Frage ein Lächeln, gefolgt von einer Antwort, gesprochen in einem warmen und freundlichen Tonfall.
"Alektra, meine Liebe. Du musst das verstehen. Es sind schwierige Zeiten, in denen wir uns befinden und jeder muss seinen Beitrag leisten.
Alektras Blick verfinsterte sich weiter, ihre blutroten Augen funkelten gefährlich, sie erhob die Stimme und sprach lauter, als sie direkt vor dem wesentlich größeren Höllenschlundteufel stand und ihre Frage nachdrücklich wiederholte.
"DU SCHICKST MEINE SCHWESTER AN DIE FRONT?!"
Obgleich Alektra sich in ihrem Zorn dieser Tatsache nicht bewusst war, so war es in diesem Moment schlichtweg pures Glück, dass ihr Vorgesetzer, den sie anschrie, der Oberteufel Mazikus war. Jeder andere Höllenschlundteufel an seiner Stelle hätte sie vermutlich aufgrund dieses Affronts einfach in zwei Teile zerrissen und an seine Höllenhunde verfüttert. Und damit zugleich eine seiner wertvollsten Untergebenen ausgelöscht. Doch Mazikus hasste Verschwendung. So kam auch seine Antwort erneut in ruhigen, freundlichen Worten.
"Unser guter Freund, der Herr General Zapan, welcher die Legion von Dis im Krieg gegen die Dämonen anführt, hat um dringende Verstärkung ersucht. Die Dämonenaktivitäten in der Blutkluft nehmen in einem bedenklichen Ausmaß zu."
Alektra wollte etwas erwidern, doch Mazikus ließ es dieses Mal nicht zu, sondern sprach unbeirrt weiter.
"Und ich möchte dir hiermit wirklich nicht zu Nahe treten, aber ihr beide habt in letzter Zeit einfach etwas zu oft versagt. Wir haben durch eure jüngsten Fehlschläge wichtige Verbündete in Rivin verloren, was unsere Möglichkeiten zur Überwachung dieses wichtigen Distrikts erheblich mindert."
Alektra schüttelte vehement den Kopf, doch nun mischte sich in ihren Zorn noch die Verzweiflung, denn sie wusste, dass Mazikus die Wahrheit sprach. Und er sprach weiter.
"Deine Schwester Megaira wurde nun dabei sogar auf der Materiellen Ebene vernichtet. Für die nächsten hundert Jahre kann ich sie dort nicht mehr einsetzen. Da ist es naheliegend, sie stattdessen an die Front zu schicken, wo sie nützlich sein kann."
Zischend kam Alektra ihre Antwort über die Lippen.
"Du weißt genau, dass sie das dort nicht ertragen kann. Für solche Dinge ist sie nicht geschaffen, sie gehört nicht an die Front. Dieser Krieg macht sie kaputt und das, was die widerlichen Teufel ihr dort in den Ruhephasen zwischen den Schlachten antun, ebenfalls. Als sie das letzte Mal von der Front zurückkam, war sie ein halbes Jahrzehnt lang katatonisch."
"Das ist sehr bedauerlich, aber mein Entschluss steht fest. Wir können uns doch nicht in Bevorzugung üben. Was würden denn die anderen sagen?"
"Nein!", schrie Alektra ihm entgegen, dann sprach sie etwas ruhiger weiter. "Nein. Du schickst meine Schwester nicht an die Front. Wir machen es so wie immer, ich gehe für meine Schwester an die Front und sie bleibt hier!"
"Ich würde dir gern entgegenkommen, doch du hast nun noch deine aktuellen Missionen in Rivin abzuschließen. Deine und die noch offenen von Megaira."
"Dann zieh mich von dort ab und schick Tisiphone nach Toril, sie kann das für mich übernehmen. Ich werde sie instruieren."
"Das ist leider nicht möglich. Tisiphone erledigt einen wichtigen Auftrag für mich auf Oerde. Aber deine Motivation bewegt mich, deshalb will ich dir entgegenkommen. Ich werde Megaira noch nicht mit diesem, sondern erst mit dem nächsten Zug an die Front versetzen. Wenn du es bis dahin schaffst, die offenen Aufgaben zu erledigen, kannst du an Megairas Stelle gehen."
"Aber... das ist so gut wie unmöglich in der kurzen Zeit!"
"Dann schlage ich vor, du beeilst dich ein wenig..."

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 Betreff des Beitrags: Unruhiger Schlaf
BeitragVerfasst: So 16. Feb 2014, 15:59 
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Der Schein der Sonne, welche durch die weißen Vorhänge fiel, erhellte das Zimmer vollkommen. Die Einrichtung war tadellos, edel.. fürstlich. Elona hatte sich bereits seit längerem an solche Einrichtung gewöhnt, bereits früher in Rivin hatten damals Flinn und sie begonnen ihr Anwesen entsprechend aufzubauen. Es bedeutete ihr zwar nicht viel, denn es war zu einer Selbstverständlichkeit geworden, doch hin und wieder bereitete es ihr Freude, wenn sie neuerlichen schönen Luxus erblicken konnte. Das waren die kleinen Dinge, welche sie sich gönnte, um Ablenkung von all der Arbeit zu finden.

Doch jetzt brachte es ihr keine Ablenkung. Nichts konnte Ablenkung verschaffen, denn ihre Gedanken kreisten nur noch um Eines.

Aber das durfte nicht sein, sie hatte zuviel zu regeln. Allerdings setzte ihr der akute Schlafmangel erheblich zu, ebenso die stete Anspannung. Seit die Ankündigung sie erreicht hatte, dass Devon zurück gekehrt war, plagten sie fürchterliche Alpträume.. und es war schlimmer geworden, als sie erfahren hatte, dass er in Neu Rivin war.

Er war hier und er würde sich rächen.
Sie atmete tief ein. Nein, er wollte sich rächen.

Nachdenklich blickte sie auf das Buch hinab, welches in ihren Händen lag. Wann hatte sie es genommen und aufgeschlagen? Sie wusste es nicht. Gedankenverloren nahm sie auf einem Sessel Platz und begann zu lesen. Der Text war nicht sehr interessant, es gab auch keine Bilder um die Berichte zu untermauern, nur jede menge Buchstaben... Buchstaben, welche sich von dem Papier zu lösen schienen, sich drehten und wanden, krabbelten und herumwirbelten. Buchstaben, die wie kleine Käfer über das Papier huschten und von dem Papier auf ihre schlanken Finger krochen. Das große "P" schien ein kleines Maul zu haben, fasziniert starrte Elona darauf, als jener Buchstabe sein Maul öffnete und in ihren Finger biss.

Mit einem gellenden Schrei warf Elona das Buch fort. Sie wich rasch zurück und drückte sich an die Wand, ihr Atem ging schnell und ihr starrender Blick war auf das nun wieder normal scheinende Buch gerichtet.

Eine Wache betrat mit gezogener Klinge das Zimmer. Nervös schaute diese sich im Zimmer um. "Ist alles in Ordnung, Baronin? Was ist passiert?"

Elona deutet starr auf das Buch.

Die Wache trat zum Buch und drehte dieses vorsichtig mit seiner Schwertspitze herum. Als es aber ungefährlich - und schließlich "nur" ein Buch - zu sein schien, erhob er es und sah fragend zu Elona.

Elona benötigte einige Momente, um sich zu beruhigen. Weitere Wachen drängten sich nun vom Gang her in den Raum. Niemand wollte seinen Kopf verlieren, weil der Baronin was zugestoßen war. Mit Irritation und fragendem Blick reichte die Wache das Buch zurück an Elona.

Es kostete sie einiges an Überwindung das Buch an sich zu nehmen. Aber als ihr gewahr wurde, wie lächerlich ihr Verhalten anmuten musste, überwand sie sich. Nahm das Buch und atmete tief ein. Sie entließ die Wachen, nachdem diese den Raum gründlich untersucht hatten und entschuldigte sich damit, dass eine Szene im Buch sie vollkommen überrascht hatte, was ihre Reaktion erklären sollte.

Seufzend warf sie das Buch auf einen Beistelltisch. Sie würde es später untersuchen, sollte einer von Devons' Lakaien es in die Burg geschleust und ihr zugeschoben haben. Doch eigentlich benötigte sie Ruhe, wenn sie doch nur schlafen könnte...


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 Betreff des Beitrags: Wahre Loyalität ist unvergänglich
BeitragVerfasst: Do 20. Feb 2014, 09:40 
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Das Klackern der stählernen Absätze donnerte durch den Kellerraum. Die anwesenden Lakaien wandten sich um einen kurzen Blick zu erhaschen, aber der energische Schritt den Shaadi an den Tag legte sorgte dafür dass sie die Augen rasch wieder ihren Tätigkeiten zuwandten. Inzwischen hatten sie gelernt die Laune der Hohepriesterin an ihrem Gang zu erkennen, wobei sich immer wieder heraus stellte das die Frauen darin wesentlich besser waren als die Männer.

Shaadi war nicht in der besten Stimmung. Dabei kam es leider zu dem Umstand dass der Schatten der aktuellen Ereignisse auf ein Tagestief stieß. Diese explosive Mischung machte Shaadi selbst für ihre Lakaien unberechenbar. Es gab in diesen Momenten nur wenige Personen die sie um sich haben konnte. So steuerte sie das Hinterzimmer an, das von zwei schwarz gewandteten bewacht wurde. Die beiden breitschultrigen Männer spähten aus dem Schatten der Kapuze zu ihrer Meisterin und senkten rasch den Blick in Respekt und Demut. Shaadi hatte jedoch nur ein knappes Nicken für die beiden Männer übrig gepaart mit einem Schnauben. Sie packte die Klinke der Tür und riss sie auf.

Hinter der Tür lag die Baustelle des Refugiums. Der Raum war einst ein schlichtes Lager gewesen, aber das Blutvergießen das hier stattgefunden hatte, war einfach zu deliziös gewesen als es einfach zu ignorieren. Ihre Dienerin hatte ihr ganze Arbeit geleistet und die ehemaligen Bewohner dieses Kellers auf bestialische Art und Weise ermordet, so das Shaadi nicht anders konnte als diesen Ort ihrem Meister und der Herrin zu weihen. Inzwischen hatte man die Bodendielen herausgerissen und alle Lagerkisten daraus fortgeschafft. Die Bauarbeiter waren grade dabei die dunklen Fliesen im zweiten Teil des Raumes zu verlegen, während auf der anderen Seite bereits der grob behauene Altar stand. „RAUS!“ bellte Shaadi mit ihrer dunklen Stimme voller Akzent. Die Bauarbeiter sahen sich zuerst etwas verwirrt an, dann jedoch blickten sie zu Shaadi und die Funken sprühenden Augen der Calishitin machten klar dass es dumm war sich diesem Befehl zu widersetzen. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte sich der längliche Raum geleert und Shaadi drückte die Tür ins Schloss. Sie schloss die Augen, atmete durch und ließ sich mit dem Rücken gegen die Tür fallen, die Hände flach daran gepresst.

Shaadi wusste das dieser Raum noch viel „Liebe“ bedurfte bevor er als Kultstätte taugen würde, aber dennoch war sie der Meinung hier bereits eine Art wohltuende Ruhe zu verspüren. Sie fühlte an diesem Ort das Band zu ihrer neuen Heimat und zu ihrer Herrin, die sie, wie sie sich eingestehen musste, vermisste.

Sie atmete tief durch und drängte diesen Gedanken zur Seite. Es hatten sich neue Dinge ergeben. Dinge die ihr helfen konnten das zu erreichen was sie wollte. Jetzt hieß es nur Geduld beweisen und….Hoffnung haben. Sie schnaubt belustigt. „Hoffnung…was ein dummes Wort.“ Murmelte sie und löste ich endlich von der Tür um durch die Baustelle zu wandern. Geduld war eine Tugend, so sagt man. Aber Shaadi besaß diese nicht. Das feurige Blut des Südens gepaart mit den unbändigen Flammen sorgten dafür dass sie die Umstände am liebsten sofort ändern lassen wollte, aber sie war klug genug zu wissen das sie das nicht konnte. Als junge Hohepriesterin war es wohl ihr Schicksal die Lektion der Geduld auf diese peinigende Art und Weise zu lernen. Als sie an den Altar herantrat, legte sie sich einfach Rücklinks darauf und sah an die Decke. Die musste matt schmunzeln als ihr diese Position sehr vertraut vorkam. Ihre Augen fixierten den Kronleuchter der die Form eines acht-eckigen Rubins hatte.

Hoffnung…da ist sie wieder.“ Murmelt sie irgendwie miesmutig und drehte den Kopf zur Seite. Sie runzelte die Stirn als ihre Augen einen in Papier gewickelten Gegenstand erfassten der an der Wand lehnte. Sie schwang sich vom Altar und ging herüber. Es schien…ein Gemälde zu sein, ein recht großes. Das verriet die Form. Aber wo kam es her? Und wieso ist es ihr vorher nicht aufgefallen? Einen Brief fand sich auch nicht dazu. Jedoch wurde Shaadi im nächsten Moment von der Neugier gepackt und riss das Papier einfach ab. Wie sterbende Soldaten fielen die Papierfetzen zu Boden und offenbarten nach und nach das Gemälde in ihren Fingern. Als sie es vollends ausgepackt hatte, sah sie es mit leicht geöffneten Lippen und geweiteten Augen an. Sie streckte die Arme aus, die Hände an den Rändern um es etwas aus der Entfernung zu betrachten.

Das Bild zeigte das Portrait einer wunderschönen Person, gezeichnet von einem Künstler es geschafft hatte alles wie lebendig wirken zulassen. Der Hintergrund, die Augen, die Gesichtszüge – alles war so wundervoll anzusehen. Shaadi ging vor dem Gemälde in die Knie und rieb ihre Wange wie eine Katze sehr vorsichtig an dem Bild. Sie hatte einen neuen Schatz ich ihrer Sammlung. Einen Moment würde sie sich mit dem Gemälde noch gönnen, seinen Anblick genießen. Dann würde sie es in ihren Privatgemächern aufhängen lassen.

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 Betreff des Beitrags: Du wolltest den Krieg
BeitragVerfasst: Di 25. Feb 2014, 11:14 
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Du wolltest den Krieg.

Immer wieder schwirrten die geschriebenen Worte in ihrem Kopf herum. Es musste mehr darin stecken, es musste noch mehr in dieser Botschaft stecken. Oder sollte die Botschaft sie derart beschäftigen, um von dem Eigentlichen abzulenken?

Ich wollte ihn nicht.

Er wollte keinen Krieg? Er möchte die Welt zerstören. Aber es wurde wieder etwas persönliches. Doch das war es doch immer gewesen. Feindschaften wurden mit der Zeit tiefer und persönlicher. Es war zu Anfang nicht ihr Krieg gewesen, aber er wurde dazu gemacht.

Deine Untertanen vertrauen dir.
Ich vertraue dir nicht.


War dieser Satz wirklich an Sedrik gerichtet? Sie wiegte ihren Kopf. Natürlich war diese Botschaft in ihrem Ganzen mehr als nur zweideutig. Konnte sie wirklich soviel in eine einzelne Botschaft interpretieren ohne das Wesentliche dabei zu übersehen?

Du dachtest, du kannst mich beherrschen.

ABER DU WUSSTEST,

DASS DAS NICHT MÖGLICH IST!


Für einen Moment verharrte Sie. Es war ihr, als würden Tränen in ihre Augen steigen, denn er hatte Recht. Sie wusste immer, dass er sich irgendwann rächen würde. Obschon sie früher zu arrogant, zu blind vor Macht, gewesen war um es sich einzugestehen, hatte sie es gewusst. Doch es war ihr egal gewesen, denn er hatte Schwächen wie jeder anderer auch. Es gab keinen Grund, zuviel Angst zu verspüren, denn sie war absolut davon überzeugt gewesen, ihn vernichten zu können, sollte er sich befreien. Wieso spürte sie nun Angst?

Alles, was jetzt mit deinen Untertanen passiert,

alles, was ihnen angetan wird,

das passiert nur deinetwegen.

Es ist deine Schuld.


Deine Schuld... deine Schuld... deine Schuld...

Nein. Es ist die Schuld dessen, der es tut. Nur Feiglinge schieben ihre Taten auf andere. Nein, nein, NEIN!


Sie atmete tief ein. Sie durfte sich nicht erneut beherrschen lassen, beherrschen lassen von ihm. Sich wie eine Marionette bewegen, sie war keine der reinen Lichtfiguren welche schockiert und entsetzt auf seine Taten blickten. Welche nicht wussten, was sie tun sollten und warten mussten bis er den ersten Schritt tat um darauf dann zu reagieren.

Sie war in finsterer Dunkelheit gewandert und hatte solcherlei schon gesehen. Sie hatte Dinge getan, die sie niemals mehr Gut machen konnte und den Umstand dieser Vergangenheit akzeptiert. Akzeptiert um daraus zu lernen, die Fehler nicht erneut zu begehen. Es war einfach gewesen, sich nun in die Sicherheit starker Arme zu begeben und sich nur noch der Diplomatie, anstelle des Kampfes zu widmen. Es war angenehmer und leichter gewesen, nicht mehr zu kämpfen.

Denn die Angst, dass sollte der Kampf ausbrechen, sie in alte Gewohnheiten verfiel war spürbar. Und sie wollte nicht mehr dazu werden. Eine Frau aus Eis, der gleichgültig war was mit den Ihren geschah und für die nur die Rache und ihre Ziele zählten. Doch sie musste sich dem stellen.

Devon war hier, er hatte Ziele und Wünsche.

Es ist einfach jemanden zu bekämpen, wenn du seine Ziele und Wünsche kennst.

Das hatte ihr Shara gelehrt und sie hatte Recht. Shara hätte ihr eine Ohrfeige verpasst und gesagt, sie solle nicht so schrecklich feige sein und kämpfen.

Kämpfen. Aber nicht allein wie sonst, sie musste sich öffnen, die Mitstreiter informieren. Wahrheit musste ihre Lippen verlassen und nicht das Versprechen nach trügerischer Sicherheit. Wer dann nicht mehr kämpfen wollte, würde es nicht tun, ja, aber es wären dann immerhin nur jene dabei, die sich der Gefahr bewusst waren. Und natürlich Devons' Lakaien.

Elona strich ihr Haar zurück und begann ihren Zopf zu binden. Sie würde kämpfen. Sie musste kämpfen und sie musste zugeben, dass Ralthus' Hilfe bei dem letzten Zusammenstoß mit Devon oder seinem Lakaien erfrischend war. Es gab dieses Mal kein Zögern, sie würden ihn zur Strecke bringen müssen oder selbst dabei ihr Leben verlieren, der Einsatz war zu hoch.


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 Betreff des Beitrags: Re: Fairy Tales
BeitragVerfasst: Sa 1. Mär 2014, 03:15 
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"Den Käfern dienen."

Die Elfe ließ ihre Fingerspitzen im Gehen über die rauhe Steinwand der Gebäude neben ihr fahren. Sie fühlte die Berührung, fühlte den rauhen Stein. Es fühlte sich gut an, etwas zu fühlen. Sie wusste nicht mehr, was sie fühlte. Hatte sie den rauhen Stein denn schon einmal gefühlt? Nein, das hatte sie noch nie, dachte sie bei sich. Sie würde sich gewiss daran, erinnern, wenn sie schon einmal mit ihren Händen Stein berührt hätte. Er fühlte sich so schön an. So angenehm.

"Den Käfern dienen."

Sie hielt inne und fasste sich an die Stirn. Das Geräusch hörte sie nicht, aber sie spürte, dass die Käfer in ihrem Körper und in ihrem Kopf weiter wuchsen und frassen. Sie wusste nicht mehr, wie lang die Käfer schon da waren. Sicher war es eine Ewigkeit. Die Käfer sind solange da, solange sie denken kann. Es ist ihre Aufgabe, ihre Pflicht, die Käfer in ihr reifen und wachsen zu lassen. Dafür zu sorgen, dass die Käfer glücklich sind, denn dann war auch sie glücklich. Dann durfte sie fühlen. Für Momente. Ihr Blick wanderte zu der steinernen Mauer zu ihrer linken Seite.

"Den Käfern dienen."

Was sah sie da eigentlich an? Sie kannte das nicht. Stein ist es, hörte sie die Käfer in ihrem Kopf. Wenn die Käfer es sagen, dann war es die Wahrheit. Die Käfer sagten immer die Wahrheit. Sie waren schließlich ihre einzigen Freunde. Oder gab es noch andere Freunde? Sie konnte sich nicht daran erinnern. Als sie es versuchte, spürte sie erneut einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf. Nein. Nein. Sie hatte sicher keine Freunde. Wenn sie Freunde hätte, dann würden die Käfer sie daran erinnern. Sie darauf aufmerksam machen. Zulassen, dass sie sich daran erinnert. Sie blickte wieder die Steinwand an. Ob sie sie berühren dürfte? Viellicht würden die Käfer es erlauben. Sie würde gerne in sich aufnehmen, wie diese Wand sich anfühlt.

"Den Käfern dienen."

Die Elfe ließ ihre Fingerspitzen im Gehen über die rauhe Steinwand der Gebäude neben ihr fahren. Sie fühlte die Berührung, fühlte den rauhen Stein. Es fühlte sich gut an, etwas zu fühlen. Sie wusste nicht mehr, was sie fühlte. Hatte sie den rauhen Stein denn schon einmal gefühlt? Nein, das hatte sie noch nie, dachte sie bei sich. Sie würde sich gewiss daran, erinnern, wenn sie schon einmal mit ihren Händen Stein berührt hätte. Er fühlte sich so schön an. So angenehm.

"Den Käfern dienen."

Sie hob den Blick aus ihrem gesunden Auge. Sie hatte nur noch eines. Das andere haben die Käfer gefressen, als sie in sie eingedrungen sind. Aber das war gut so. Die Käfer waren schließlich ihre einzigen Freunde. Sie brauchten etwas zu essen und sie hatte ja zwei Augen. Also konnte sie eines entbehren. Was sie jetzt jedoch aus dem gesunden Auge sah, gefiel ihr nicht. Da waren zwei Männer. Wachmänner, die der Stadt Tiefwasser dienten. Zumindest sagten das die Käfer. Die Käfer sagten, diese Männer sind jetzt Feinde. Sie bekam Angst. Sie ahnte instinktiv, dass die Käfer ganz böse werden, wenn sie Feinde sahen. Sie hoffte, dass es schnell gehen würde. Nicht, dass sie es schon einmal mitbekommen hätte. Sie ahnte es nur.

"Den Käfern dienen."

Die Elfe blickte auf ihre Hände, die nun voller Blut waren. Sie blinzelte schnell, mit dem gesunden Auge. Da waren zwei tote Menschen auf dem Boden! Zwei Wachmänner aus Tiefwasser. Zumindest sagten das die Käfer. Die Elfe hatte beide noch nie zuvor gesehen. Rasch ging sie in die Hocke, versuchte die Blutung des einen Wachmannes zu stoppen, der sie nur mit ersticktem Gurgeln als Monster bezeichnete, mit zitternden Lippen. Das war nicht nett. Warum sagte er so etwas gemeines zu ihr? Die Käfer beruhigten sie jedoch rasch. Das war gut. Die Käfer waren ihre Freunde. Die Käfer erklärten ihr, dass das ein böser Mann war. Dennoch hätte sie ihm gern geholfen. Auch böse Menschen sollten nicht einfach verbluten. Aber die Käfer erlaubten es nicht.

"Den Käfern dienen."

Sie blickte auf ihre Hände und erschrak, als diese voller Blut waren. Hatte sie sich verletzt? Nein, es war alles in Ordnung. Sie fühlte keine Schmerzen. Die Käfer sagten ihr, dass sie keine Schmerzen fühlten. Und die Käfer hatten immer Recht. Sie waren so gut zu ihr. Immer für sie da. Und als Gegenleistung wollten sie nur ein Auge fressen und in ihrem Körper und Gehirn wohnen. Das war nur gerecht. Die Käfer brauchten ja ein Zuhause. Sie wusch sich ihre Hände vorsichtig an einem der kleinen Springbrunnen ab, die es in dieser Stadt zuhauf gab. Tiefwasser nannten die Käfer die Stadt. Eine schöne Stadt. Aber sie hatte hier eine Aufgabe zu erfüllen.

"Den Käfern dienen."

Wo war sie eigentlich? Ah, sie war in Tiefwasser. Das sagten ihr die Käfer. Wie schön, dass die Käfer immer für sie da waren. Aber was machten sie denn eigentlich hier? Einen Jungen suchen? Sie verstand nicht. Welchen Jungen suchte sie denn? Hoffentlich konnten die Käfer es ihr sagen. Es wäre ihr peinlich gewesen, wenn sie den Käfern sagen musste, dass sie es vergessen hat. Sie war nämlich recht klug, sie vergisst fast nie etwas. So wie ihre Freundin Ameng. Die vergisst auch nie etwas. Sie wusste nicht, warum sie gerade an Ameng denken musste. Wer war eigentlich Ameng? Ah, sie kannte Ameng von der Schule. Sie hatte zusammen mit ihr gelernt. Ameng und sie waren immer die Klassenbesten. Wie klug die Käfer doch waren. Und wie nett, sie daran zu erinnern.

"Den Käfern dienen."

Sie blickte zu dem großen Anwesen auf. Ob sie nun am Ziel war? Sie war sich nicht sicher, in welcher Stadt sie sich überhaupt befand. Aber die Käfer wussten es sicher. Ja, sie erinnerte sich, als die Käfer es ihr erklärten. Sie suchten nach dem einem Jungen. Es war schwierig gewesen, ihn zu finden. Zuerst hatten sie diesen einen Mann verhört, dann einen anderen und dann wieder einen anderen. Zumindest sagten die Käfer das. Obgleich es der Elfe für einen Moment lang so war, als könne sie immer noch die Schreie der Männer hören, wusste sie, dass sie bei dem Verhör nicht anwesend war. Sie konnte keinem Lebewesen Schaden zufügen. Sie hätte diesen Männern nie die grausamen Dinge angetan, die vor ihrem inneren Auge auffunkelten. Nie, nie, Nie!

"Den Käfern dienen."

Sie atmete tief durch. Woran hatte sie gerade gedacht? Sie wusste es nicht mehr, aber das war auch nicht wichtig. Die Käfer waren aufgeregt. Herrje, sie befanden sich mitten in einer wichtigen Mission und sie musste ihren Teil beitragen! Sonst würden bestimmt schlimme Dinge passieren. Wenn die Käfer nämlich sagen, dass etwas erledigt werden muss, dann ist es immer wichtig. Erschrocken hielt sie ihre Hände an den Mund. Hatte sie die Mission vergessen? Das konnte nicht sein. Sie war doch klug. So intelligent. Sie vergaß nie etwas, so wie ihre damalige Mitschülerin. Wenn sie sich nur noch an den Namen erinnern könnte. Wer war das noch gleich?

"Den Käfern dienen."

Die Elfe hob ihre Hand und klopfte an die Türe des Anwesens. Die Käfer sagten, dass sie das machen muss. Also war es sicher wichtig. Sie wollte den Käfern gegenüber nicht zugeben, dass sie verduselt hatte, worum es eigentlich ging. Die Käfer würden sie sonst vielleicht auslachen. Obgleich, nein. Das würden die Käfer nicht. Die Käfer waren ihre Freunde. Die Türe wurde geöffnet, von einem Mann. Sie senkte die Lippen. Sie wusste, dass dieser Mann jetzt sterben muss. Hoffentlich würden die Käfer ihm nicht zu sehr wehtun.

"Den Käfern dienen."

Langsam stieg sie über die Leiche des Mannes hinweg. Wer ihn wohl getötet hat? Hoffentlich war es schnell gegangen. Aber sie bezweifelte es. Er sah schlimm aus. Was für ein Monster konnte nur zu so etwas fähig sein? Die Käfer mahnten sie schnell zur Ruhe. Und sie hatten Recht. Sie musste sich konzentrieren. Rasch bewegte sie sich die Stufen hinauf, dort standen zwei weitere Männer. Haben sie den Mann dort unten umgebracht? Sie schrien sie an, bezeichneten sie als Monster. Warum sagten sie so etwas fieses zu ihr?! Ihre Hände huschten an ihren Kopf. Sie fühlte Schmerzen. Die Käfer waren wütend. Jetzt würden sie grausam werden.

"Den Käfern dienen."

Ihre blutbeschmierten Hände öffneten die Türe. Sie waren schon wieder blutverschmiert. Wieder? Wann waren sie das denn zuvor gewesen? Eigentlich nie. Sicher war das ein Irrtum. Aber was dachte sie sich denn? Es gab doch eine Mission zu erfüllen. Sie blickte aus ihrem gesunden Auge zu dem Jungen, der sich ängstlich in die Ecke drückte, die kleine Klinge in der Hand angehoben und hastig etwas von seinem Vater stammelnd. Der arme Junge, wovor hatte er denn nur solche Angst? Sie wollte ihn rasch in die Arme nehmen. Sicher könnte sie ihn beschützen. Sie fragte ihn nach seinem Namen. Doch er antwortete nicht. Stattdessen taten es die Käfer, so sprach sie den Namen dann aus. Und weitere Worte verließen ihre Lippen, die sie nicht verstand.

"Hallo Falck. Ich bin Devon."

Sie hatte dem Jungen die kleine Klinge rasch aus der Hand gerissen und ihn nun am Hals gepackt, es war zu seinem Besten. Er war bestimmt verstört, weil hier alle tot waren, das ist ja verständlich. Da hätte sie selbst auch Angst. Wenn alle sterben würden, in einem Haus, in dem sie versteckt wird. Wurde der Junge versteckt? Sie war sich nicht sicher. Wie hieß er eigentlich? Ah, er hieß Falck, meinten zumindest die Käfer. Jetzt war ihr auch klar, warum er eigentlich soviel Angst hatte. Er hatte keine Käfer in sich, also war er ganz allein. Sie wollte ihm helfen. Mit ihrem Daumen zog sie das untere Lid des rechten Auges des Jungen hinunter und mit dem Zeigefinger das obere Lid hinauf. Wenn die Käfer erst in ihm sind, würde er glücklich sein. So wie sie.

"Den Käfern dienen."

Was machte sie hier eigentlich? Wo war sie und warum schrie dieser Junge so, warum schlug er nach ihr, wehrte sich gegen ihren Griff? Sie war sich überhaupt nicht sicher, ob sie hier sein sollte. Aber sie hielt den Jungen gut fest, die Käfer wollten es. Und die Käfer waren ja ihre Freunde. Ihre einzigen Freunde. Das wusste sie. Sie war schließlich recht klug. Obgleich sie sich nicht mehr daran erinnerte, jemals auf eine Schule gegangen zu sein. Aber irgendwas wird sie wohl irgendwann einmal gelernt haben. Sie beobachtete langsam, wie die Käfer über ihre Hände zu dem Auge des Jungen krabbelten. Bald würde er verstehen. Bald würde er vollkommen sein.

"Den Käfern dienen."

An ihrem Körper war soviel Blut. Wo war sie denn jetzt? Sie blickte entsetzt an sich hinab. Ob die Käfer wohl eine Antwort hatten? Sie war sich nicht sicher. Sie war ja nicht sehr klug, das wusste sie. Die Käfer hatten ihr das erklärt. Elfen sind nie besonders klug, vor allem Sonnenelfen nicht, aber erst Recht sie nicht. Deshalb waren die Käfer ja zu ihr gekommen, damit sie schlau wird und besser denken kann. Sie war den Käfern so dankbar. Hoffentlich würden die Käfer sie nie verlassen. Nie einen anderen Körper suchen, in dem sie leben können. Nein, bestimmt würden sie das nicht. Die Käfer waren ja ihre Freunde. Sie blickte zu der Hauswand. Woraus diese wohl war?

"Den Käfern dienen."

Die Elfe ließ ihre Fingerspitzen im Gehen über die rauhe Steinwand der Gebäude neben ihr fahren. Sie fühlte die Berührung, fühlte den rauhen Stein. Es fühlte sich gut an, etwas zu fühlen. Sie wusste nicht mehr, was sie fühlte. Hatte sie den rauhen Stein denn schon einmal gefühlt? Nein, das hatte sie noch nie, dachte sie bei sich. Sie würde sich gewiss daran, erinnern, wenn sie schon einmal mit ihren Händen Stein berührt hätte. Er fühlte sich so schön an. So angenehm.

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~"This ist my battle. This is my battleship."~

"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."

~Shadow is a man who never loses his virginity - because he never loses.~


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 Betreff des Beitrags: Re: Fairy Tales
BeitragVerfasst: Sa 1. Mär 2014, 16:43 
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Wie lange er wohl braucht?

Ralthus materialisierte sich auf dem Innenhof eines kleinen aber schmucken Anwesen in Tiefwasser. Die anwesenden Stadtwachen richteten sofort ihre Armbrüste auf oder bildeten einen Ring um ihn herum mit ihren Waffen gezogen. Ralthus erkannte sofort die Wappen ließ alles in seinen Händen fallen und reckte sie in die Höhe.

"Meine Herren, ich bitte um Zurückhaltung."

Die Wachen blieben Angespannt aber es dauerte keine Minute und eine Illuskerin mittleren Alters trat in den Hof. Sie trug eine Robe welche das Wappen der Stadtwache trug und man spürte wie sich die Soldaten entspannten als die Frau den Hof betrat.

"Herr von Hohezinn nehme ich an?" Ralthus nickte leicht " Magiercivilar Thyriellentha Snome"
Sie lächelte kurz. " Eure andauernde Abwesenheit lässt euch scheinbar nicht alles vergessen." Und dann wurde die Mine wieder ernst.

Bei den Göttern nicht schon wieder. Lernen die Trottel es nie!

Thyriellentha führte Ralthus durch das Anwesen sie zählte routiniert die bereits gewonnen Erkenntnisse auf. Ein Angreifer, weiblich, Mondelfe, ein Auge verbunden. Kein Anzeichen auf einen Kampf. Saubere Schnitte. In Falcks Zimmer wurde Blut gefunden. Eine Ausspähung war erfolglos.

Die Fakten gelangten in Ralthus verstand, wurden bewertet und das Bild fügte sich in wenigen Augenblicken zusammen. Es waren nicht die üblichen Trottel. Es war sein eigener Fehler. Die Schrecken Rivins haben einen längeren Arm als er erwartet hatte.

"Wisst ihr wer dies hier Getan hat?" Das plötzliche Abreißen des Faktenstroms zerschlug auch den Fluß seiner Gedanken. Er schaut Thyriellentha an und überlegte.

"Ich weiß es aber wenn ich es euch Mitteile werden noch viel mehr Menschen in Tiefwasser leiden."

In seinem inneren begann ein sich eine Frage zu formen:

Wie lasse ich einen Teufel leiden?


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 Betreff des Beitrags: Re: Fairy Tales
BeitragVerfasst: Sa 15. Mär 2014, 09:29 
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Nackt stand die schöne Frau vor dem teuren, großen Spiegel und betrachte ihren Körper. Das Bild war gezeichnet von Schatten die durch die vielen Kerzenflammen durch den Raum tanzten. Ein zuckender Lichtreflex ging von ihrer Hand aus und bewies das sie einen Dolch fest mit der Hand umschlossen hatte.

Das war alles was ihr nach gestern geblieben war, das Rapier und den anderen Dolch hatte sie verloren. Aber es war egal. Es waren wertlose Waffen aus einfachem Stahl. Etwas das man ersetzen konnte. Was sie gewonnen hatte war so viel wichtiger gewesen. Sie spührte in ihrem Inneren diese morbide Mischung aus Zufriedenheit, Glück, Schmach und Hass. Das alles brodelte durch ihre Adern wie flüssiges Feuer. Sie hob die Hand mit dem Dolch und setzt ihn an ihrem Nacken an.

Es gibt Leute die behaupten Rivin würde die Menschen zerstören. Am Anfang hält man es nur für leeres Geschwätz, aber bald wird es dann zu einer scheinbaren Wahrheit. Rivin nimmt dein Leben und kaut darauf herum, nur um es dir am Ende vor die Füße zu spucken. Aber Rivin zerstört dich nicht – es weckt dich auf, es macht dich besser. Es zeigt dir mit dem Vorschlaghammer, was es heisst am Leben zu sein…

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 Betreff des Beitrags: Re: Fairy Tales
BeitragVerfasst: Sa 18. Apr 2015, 11:45 
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Schweigend lehnte Tisiphone auf Thron, welcher von ihrem ergebenen Diener geschaffen worden war. Ihr blick huschte über die große Karte, die auf einem schweren Steintisch vor ihr ausgebreitet war. Krynea, eine junge Erinnye, die ihr in diese Schlacht gefolgt war begann die neusten Informationen die sie erlangen konnte einzutragen in die Karte und zu berichten.

Welche Strafe..?

Richard, ihr ergebener Diener, stand neben Tisiphone. Er hatte nicht viel Ahnung von der Kriegsführung, deshalb schwieg er hier. Insbesondere nachdem er von ihrem neusten 'Fang' erfahren hatte. Es fiel ihm schwer, die Eifersucht und den Zorn zu kontrollieren, der in seinen Augen hervorquoll als der Name des neuen Heerführers erwähnt wurde. Krynea fürchtete Richards' Zorn und darum nannte sie den Namen möglichst nie, während es Tisiphone nicht zu stören schien.

Die Strafe muss 'perfekt' sein.

Nachdem die Neuigkeiten verkündet waren, zog sich Krynea einige Schritte zurück. Die Augen aller Anwesenden legten sich auf ihre Herrin. Tisiphone.

"Wir werden die Überreste der Dämonen hier nicht weiter verfolgen. Wir warten lediglich auf die Menschen, dann dürfen diese sie besiegen und ihren Wert in dem nahenden Krieg beweisen."

Richard spannte sich an, Krynea neigte respektvoll ihr Haupt vor ihrer Herrin. "Ja, Erhabene."

"Wir benötigen eine neue Basis." Dabei fiel ihr Blick nun endlich auf den menschlichen Magier, welcher sich dabei langsam entspannte. "Sie wird fertig sein, Erhabene. Ich arbeite bereits.."

Tisiphone lächelte dünn, schüttelte aber den Kopf. "Das wird vorerst nicht nötig sein. Bau an diesem Unterschlupf zwar weiter, aber wir werden in die Basis meiner Schwester umziehen." Krynea war überrascht, versuchte dies aber zu verbergen. Alektra hatte eine Forderung hierfür gestellt, die Tisiphone noch nicht erfüllt hatte..? "Und jetzt Richard, bereite den Beschwörungskreis vor."

Richard bewegte sich vorsichtig vom Thron fort. "Ihr wünscht, dass ich.. wen rufe?" Tisiphone bleckte ihre Zähne. "Meine neue Untergebene." Verwirrung lag auf den Gesichtern der zwei treuen Diener der Teufelin, ehe sie weiter sprach. "Ruft mir meine Schwester."

Erkenntnis löschte sie Verwirrung aus. Während Kryneas' Anbetung für ihre Herrin ein ganzes Stück anstieg, legte sich auf Richards' Gesichtzüge vorsichtige Sorge. Doch er schwieg und machte sich daran, den Zauber vorzubereiten.

Tisiphone erhob sich. Oh Oberst... das war ein kluger Zug... Sie wusste, weshalb man ihr diese Verantwortung übertragen hatte. Ihr blieb nicht mehr allzu viel Zeit, denn man wollte sie fallen oder aufsteigen sehen. Etwas dazwischen gab es nicht mehr.


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BeitragVerfasst: Sa 18. Apr 2015, 12:49 
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Zunehmend aufgewühlt schritt Raphael durch die Hallen der Gerechtigkeit. Die weißen Marmorsäulen waren seit Anbeginn der Zeit von makellosem Glanz und Schönheit. Nie hatte etwas Unreines sie berührt, nie hatte Zerstörung Hand an sie gelegt. Sie waren noch immer vom reinen Geist der Schöpfung erfüllt.
Für einen Sterblichen war diese Makellosigkeit praktisch nicht zu begreifen oder vorstellbar, denn selbst die reinste Schöpfung auf der Welt wird von der Unreinheit angetastet die ohnehin in der Luft schwillt.

Die Hallen der Gerechtigkeit waren vor allem ein spiritueller Ort. Ein Ort, an dem der Geist bestimmte was man sah, weshalb nur ein reiner Geist auch die Schönheit dieses Ortes vollständig erfassen konnte.
Wenn Raphael ihn betrachtete, erkannte er Risse im Gefüge der Säulen - was ist ein reiner Geist?
Ein Geist, der nie mit dem schlechten Beigeschmack der Schöpfung in Berührung gebracht wurde?
Zahlreiche Engel säumten diese Hallen und sonnten sich in dieser Makellosigkeit.

Nein, das Gute war nicht untätig, das zu behaupten wäre nicht gerecht. Doch es war zaghaft sich selbst zu beschmutzen - mit gutem Grund, musste man zugestehen. Einst hatten die Engel gegen diese Verderbnis gekämpft und waren selbst zu einem Abbild dessen geworden was sie bekämpft hatten. Einige waren tief gefallen, sehr tief. Der größte von ihnen, Asmodeos, fiel so tief, dass sein Aufprall die Hölle in neun Schichten zerteilte.
So tief war Raphael nie gesunken. Doch die Makel waren auch in den Jahrtausenden danach nicht mehr verheilt. Und so sah er stets die Risse im Gefüge der Säulen der Gerechtigkeit.
Durch diese Risse sah er die Welt der Sterblichen und es war ihm die größte Strafe, dass er dabei zuschauen sollte wie sie sich selbst zerstörten, von Teufels Verlockung verführt.

Es war ihm unerträglich, dass er zum Teil dafür Verantwortung trug - das war die schlimmste Strafe, nun dabei zusehen zu müssen. Einer der Risse zeigte einen Ort der vom Schicksal schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Eine Hafenstadt, die zerstört wurde und wiederaufgebaut wurde nur damit sich jetzt...

Raphael stockte. Nur ein Name kam ihm über die Lippen, ein alter Name den sie jetzt nicht mehr verwandte.
Sie hatte jetzt einen anderen Namen mit dem sie sich den Sterblichen stellte.
Alektra...
Sie war also immernoch... doch kämpfte sie wohl nun weniger auf dem Schlachtfeld sondern pflügte mit einer Sense die Ähren der Seelen.

Er war schon lange nicht mehr zornig gewesen, nicht mehr so wie jetzt.
Jahrtausende lang nicht. Man hatte ihn dazu verdammt zuzusehen - aber jetzt nicht mehr!
Er machte auf der Stelle kehrt und ging mit großen, festen Schritten durch die Halle der Gerechtigkeit.



Die Grenze zwischen der Engelswelt und der Welt der Sterblichen bildete ein Tor, doch war es kein Tor im materiellen Sinne. Das Tor war sinnbildlich - eine Klippe von der man hinabfliegen musste. Die Flügel jedoch waren spiritueller Natur. Ein Wesen, das vollkommen Unrein war, würde gar bis zur Hölle hinabstürzen. Nicht alle Engel hatten überhaupt die Möglichkeit dieses Tor zu durchschreiten. Einige waren so sehr an diese Ebene gebunden, dass sie es nur mit Hilfe vermochten. Manchmal riefen Sterbliche sie herab oder die Erzengel oder Götter dieser Hallen, vornehmlich Tyr, Torm und Ilmater sanden sie hinab.
Man hatte Raphael verboten dieses Tor zu durchqueeren. Das war seine Strafe dafür, dass er versagt hatte.
Er durfte, nein musste, zusehen aber konnte nicht eingreifen.

Als er den Griff seines Schwertes noch einmal fasste verspürte er hinter sich eine gewaltige Präsenz. Die donnernde Stimme klang direkt in seinen Kopf. Als er die brennenden schwingen sah wusste er, wen er vor sich hatte.

Du weißt, dass dir verboten ist hinab zu steigen, Raphael! Kehre wieder um, sonst muss ich dich aufhalten! Sprach Raziel, der erste Kreuzritter der Himmelreiche.
Raphael wandte sich um und fasste die Präsenz, die selbst einen Engel Ehrfürchtig werden ließ, ins Auge.
Meister Raziel, ihr habt mich in all den Jahrtausenden nicht bis hierhin gehen sehen. Damit, dass ich hier stehe wisst Ihr bereits, dass ich meinen Willen gemacht habe! Wollt Ihr mich aufhalten, dann tut es jetzt!

Den Schlagabtausch Kampf zu nennen würde der Kürze der Situation nicht Gerechtigkeit zu Teil werden lassen. Das flammende Schwert des Erzengels Raziel zerteilte die Klinge Raphaels der sie zur Parade mühte einfach, doch konnte sie den Schlag zumindest ablenken.

Dann geh! Aber du kehrst nicht wieder zurück!
Die Worte echoten in Raphaels Kopf als der Erzengel ihn mit einem Tritt die Klippe hinab beförderte. Die Hitze welche die Geschwindigkeit des Falls erschuf ließ seine Schwingen brennen.
Es würde keine angenehme Ankunft sein...



Als Raziel sich umwandte erblickte er vor seinen Augen die Präsenz die ihn sofort auf ein Knie sinken ließ.
Er hat sich entschieden, Fürst Tyr. So wie Ihr es gesagt habt.

Der Vater der Gerechtigkeit trug ein Lächeln in dem Gesicht dessen Augen mit einem Tuch verbunden waren. Es war das gütige Lächeln eines Vaters.
Es hat eine Weile gedauert...

_________________
You know why I never loose at chess? I have a secret move - I knock over the board!
- The Doctor

Portraits für Fira, Faeanshalee, Talyth und Sonata


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