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 Betreff des Beitrags: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Fr 14. Mär 2014, 22:12 
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Ihre Schritte kamen ihr unnatürlich leise vor, gedämpft durch ihre weichen Stiefel, welche die Geräusche schluckte. Selbst sie, mit ihren überaus feinem Gehör, konnte sie nicht länger hören, selbst als sie die Augen schloss und blind weiter schlich. Und blind konnte sie den Weg finden, den Weg gehen, diesen Weg, den sie so oft gegangen war, zu dem speziellen Platz, an dem sie nun Ruhe suchte. Ruhe vor alledem, was sie beschäftigte. So ruhig war der Ort, so still, ohne jegliches Anzeichen von störendem Leben, dass sie instinktiv dem Atem anhielt, sich zwingen musste, weiterzuatmen, auch wenn dieses Atmen dann das lauteste Geräusch war, was weit und breit zu finden war. Die Bewohner der Oberfläche wussten gar nicht, wie laut das war, was sie "ruhiges Plätzchen" nannten. Rauvyl öffnete die Augen, und blickte auf das hinaus, was sie gefunden hatte, den speziellen Ort, den sie liebte, den sie als "ihren" Ort bezeichnete. Eine Glatte Oberfläche, Makellos... kein Kratzer, keine Unebenheit, kein Stein, keine Leiche... kein Staub, kein Kadaver, nichts störte diese glatte Oberfläche des Wassers, auch wenn man erst gar nicht erkennen konnte, dass es Wasser war. In der Dunkelsicht sah es gräulich aus, gräulich wie der Stein, gräulich wie alles, was es zu sehen gab. Kein Tier lebte in diesem Wasser, nichts, was fraß oder gefressen wurde. Kein Tropfen von oben, kein Wasserfall in der Ferne, kein Fluss, keine Strömung... nichts. Nichts als absolute Stille. Tief atmete die Späherin ein, doch sehr langsam und bemüht leise zu sein, als ob die Stille selbst sich gestört fühlen könnte, und sich beschweren könnte. Hier konnte sie so sein, wie sie war. Hier konnte sie einfach Leben. Und hier hatte sie ihre Ruhe. Alleine. Ungestört. Und ging ihren Gedanken nach.

Sie kauerte am Boden, das Kinn auf den Knien abgestützt, sie Arme um die Beine geschlungen, und hatte die Augen geschlossen. Dieser Ort war der schönste Ort, den sie kannte. Sie war kurz davor gewesen, jemanden mit hier hin zu nehmen. Diese Stimmung zu zweit auszukosten... Schweigen und Nähe gemeinsam zu spüren... doch er hatte sie verraten. Nein... es war gut, dass sie es rechtzeitig erkannt hatte. Es war gut, dass sie noch immer alleine war. Oh ja, sie lebte wie eine Wilde... sie lebte wie ein Tier... und die meisten Stadtdrow sahen in ihr sicherlich eine mindere Kreatur, die sich im Kot wälzte, und verfaultes Aas zu sich nahm... oh ja, hin und wieder war dies sogar vollkommen richtig, und dieser Ruf war hin und wieder alles andere als hinderlich... doch dafür... dafür bekam sie etwas, was kaum ein anderer Drow kannte...

Freiheit.

Rauvyl saß dort am See, alleine, der Blick leer.. und ein seeliges Lächeln auf den Lippen.

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"Ich habe keine Angst davor zu bluten, aber ich würde es nicht für dich tun."
Rauvyl Kent'tar

"Wenn ich keine Gerechtigkeit erfahre, erschaffe ich sie eben selbst."
Dorn von Grauburg

"Die Materie der systematischen Analyse ist eher trivial und sei den Eleven als Exerzitium aufgetragen"
Arianwyn Drachenzorn

"Blut und Tod"
Amalafein Kent'tar


Zuletzt geändert von Necrobaw am Mo 8. Dez 2014, 21:21, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Ein kleines Reich
BeitragVerfasst: Fr 14. Mär 2014, 23:04 
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Sie erwachte. Die Mattigkeit war aus ihren Gliedern verschwunden. Und doch öffnete sie die Augen noch nicht. Die Stille des Unterreichs war allgegenwärtig. Leise platschte ein einsamer Tropfen von der Decke. Sie war alleine. Noch immer. Wie lange...? Sie wusste es nicht. War es wichtig? Nein. Etwas anderes überschattete alle anderen Gedanken. Hunger. Großer Hunger. Sie hatte nun seit langer Zeit nichts gegessen. Wie lange...? Auch das war egal. Wichtig war, dass sie Nahrung brauchte. All ihre Gedanken kreisten nur noch darum. Fleisch. Frisches Fleisch.

Eine Gruppe Hakenschrecken hatte sie in dieses Loch getrieben, viel zu klein, um ihr zu folgen. Und nun harrten sie davor aus... doch... nein. Ihre Sinne, geschärft durch die Einsamkeit und die Stille, konnten den Atem der Kreaturen nicht mehr wahrnehmen. Haben sie endlich aufgegeben...? Konnte es sein? Einen Augenblick länger lauschte sie in die Dunkelheit... doch die Stille wurde nicht gestört, außer durch den vereinzelten Tropfen, und dem langsamen, leisen Klopfen ihres eigenen Herzens. Sie schlug die roten Augen auf, und sah direkt auf die Decke, welche nicht einmal eine Handbreit von ihrer Nasenspitze entfernt war. Dann spannten sich ihre Muskeln, und fast lautlos drehte sie sich auf den Bauch, um dann hinaus zu kriechen. Ihr Bauch fühlte sich an, als wäre dort ein tiefes Loch. Sie schaut auf ihre Hand... die feinen, verschlungenen Linien waren noch frisch. Sie hatte sie sich selbst gestochen, die Farbe unter die Haut gebracht. Aus Langeweile Niemand war da, um sich zu unterhalten. Wie lange war sie nun schon im Unterreich...? Wie lange hatte sie kein Wort gesprochen...? Warum war sie geflohen...? Sie wusste es nicht mehr. Und es war auch egal. Zeit spielte keine Rolle. Nur Überleben. Nur Überleben. Sie folgte den Linien mit dem Blick, ihrem bloßen Oberarm hinauf... ihre Tunika hatte ihn einst beeckt, oder...? Viel war nicht mehr übrig davon. Ihre Stiefel hatte sie im See verloren... die Armbrust war durch einen Hieb des Minotauren zertrümmert worden. Ihre Kleidung hing in Fetzen, war verschmutzt und bis auf den letzten Rest fadenscheinig. Aber sie wollte auch nicht hübsch aussehen. Nein, dafür gab es keinen Grund. Niemand war hier... außer ihr. Und den Kreaturen, die sie als Nahrung ansahen.

Hunger.

Sie brauchte Nahrung. Bald. Sonst würde ihr die Kraft fehlen, zu jagen. Zu suchen. Sich zu wehren. Sie huschte los. Nicht allzu schnell, eher langsam und vorsichtig, auf bloßen, staubigen Füßen. Doch dann hielt sie inne... richtete sich vollständig auf... legte den Kopf schief... und zog tief die Luft ein. Und noch einmal. Und noch einmal. Witterte, fast wie ein wildes Tier. Und dann bleckte sie die Zähn

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein kleines Reich
BeitragVerfasst: Sa 15. Mär 2014, 22:19 
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"Verfluchte Scheiße... ich sehe hier gar nichts. Hey, Ganrik! Bist du sicher, dass wir hier richtig sind...?"

Der große, breitschultrige Mann in der Plattenrüstung und dem kurzgeschorenen, schwarzen Haar fluchte innerlich. Was war das für eine verrückte Idee gewesen... die Krypta von Ter'jalen, dem verrückten Magier, im Unterreich ausfindig machen, und zu plündern. Große Reichtümer, man müsste nur wissen, wo man danach suchen müsste. Und sie hatten eine Karte gekauft. Aus Undrek'thoz, der verfluchten Stadt im Unterreich. Dei Karte, die zum Grab führen sollte.

Das Problem war nur, dass dieses verdammte Unterreich so verdammt dunkel und weitläufig war.

"Ja."

Der junge Waldläufer war wortkarg wie immer. Der kleine Kristall an seinem Gürtel gab ein leichtes Glimmen von sich, und leuchtete ihm den Weg. Wäre dies hier keine Höhle, sondern ein Wald, wäre dies alles kein Problem. Aber diese Felsen... die engen Gänge... das bedrückende Gefühl von Enge... er erschauderte.

"Ist diese Magie... wirklich wichtig...?"

Fragte er über die Schulter zu dem Mann in umständlicher Robe, dessen Saum von den scharfkantigen Felsen schon in Fetzen gerissen wurde.

"Wenn wir die Schätze und die Magie dieser Gruft in unserer Hand haben, dann sind wir in der Lage alles zu erreichen, was wir wollen. Dann können uns diese Roten Magier nicht mehr zum Narren halten."

Die vierte Gestalt in der Gruppe, eine rothaarige Frau in einer leichten Kettenrüstung, nickte dazu nur.

"Kein Rot zu tragen ist nun wirklich kein Zustand in diesen Landen... im allgemeinen finde ich, dass dieses Land etwas... unfreundlich ist gegenüber Gästen."

Sie hatte die Gruppe schon von weitem bemerkt. Der Geruch von Stadt und Duftölen lag im Tunnel. Das magische Licht auf ihren Rüstungen und Waffen war Meilenweit zu entdecken. Und dieses unsägliche Geschnatter... was sollte dies nur...? Wage kam es ihr bekannt vor. Worte. Sprechen. Menschen kommunizierten sich über diese Laute. Hatte sie es nicht auch schon getan...? Hatte sie nicht auch schon gesprochen...? Ja, natürlich hatte sie gesprochen. Sie war keine Spinne. Nein. Erinnerungen keimten auf. Erinnerungen an eine Zeit, in der sie in hübsche Gewänder gehüllt war. Mit vielen ihrer Art gesprochen hatte. Und auch mit solchen Wesen, in Stahl und Stoff gehüllt, mit bleicher Haut, und buntem Haar. Bunt...? Ja, bunt. Das blendende Licht gab den Dingen Farbe. Es war... hübsch. Und sie besaßen so viele hübsche Dinge... Zähne aus Stahl... wie nannten sie sich noch einmal...? Waffen. Ja... Waffen. Sie hatte auch Waffen besessen. Waffen aus Stahl. Nun blieben ihr nur noch Steine... und ihr Körper. Zeit, Beute zu machen. Und zwar mehr als nur Fleisch...

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein kleines Reich
BeitragVerfasst: So 16. Mär 2014, 14:38 
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Langsam kroch sie über den Felsen... näher an den Abhang heran. Dort unten würden sie vorbeikommen, die Eindringlinge, die Lichtträger. Lichtträger, laut wie eine Horde Rothe... sie musste sich beeilen, bevor jemand anderes sie überfallen würde... ihre Beute ihr wegschnappen würde. Ja... da kamen sie... kamen näher. Fest umschloss sie den Goblinschädel, den sie nun schon solange mit sich herum schleppte. Oh... das würde doch wirklich interessant werden...

Fast waren sie da.. nur noch ein Stückchen... nur noch ein Stückchen... sie konnte sie riechen... ihre Vorräte, die sie bei sich hatten... Waffenöl... Duftöle... Was für Narren. Nun waren sie bereit... in Position... und sie warf den Schädel hinab in den Tunnel, genau hinter die kleine Gruppe... und der mit Spinnenfäden versiegelte Schädel zerbarst auf dem harten Steinboden... und die darin eingeschlossenen Sporen stoben in die Luft. Schreie wurden laut, und die kleine Gruppe dort unten eilte rasch weiter. Und auch die junge Drow zog sich zurück. Sie haben sich erschreckt... hatten Angst... und würden nun unaufmerksamer sein, weil sie immer nach oben und nach hinten sehen würden...

Sie war schnell über das Unwegsame Gelände hinweg, als ob es sie gar nicht behindern würde, und rasch hatte sie die kleine Gruppe wieder überholt... eine Abzweigung... rechts oder links...? Wo wollten sie langgehen...? Egal. Vollkommen egal, was sie wollten. Denn sie würde ihnen die Entscheidung abnehmen. Und ließ eine Kugel der Dunkelheit in dem einen Tunnel entstehen, so dass dieser Gang ausgefüllt war. Dann zog sie sich in diese Dunkelheit zurück... und lauschte... und wie es zu erwarten war, schrie einer der Menschen etwas.


"Drow!"

Drow... dieses Wort hatte eine Bedeutung... egal... es gab andere Dinge zu tun... zu erledigen... die Menschen liefen weiter... den Tunnel entlang, den sie wollte, dass sie ihn entlanglaufen. Mitten in das Feld von Blitzfeuersäcken... sie folgte der Gruppe... gab sich Mühe, hin und wieder ein Geräusch zu machen... kleine Steinchen rollen zu lassen... mit dem bloßen Fuß über den Boden zu schleifen... bis sie dann das helle Licht sah. Und den Knall hörte... es tanzte vor ihren Augen, und ihr wurde schwindelig... aber es war vollbracht. Sie waren direkt hinein gelaufen mit ihrer Fackel, und das Feuer hatte das Gas entzündet... und die halbe Höhle hatte gebrannt. Nun war es an der Zeit, sich die Beute zu holen. Oh, wie dumm diese Eindringlinge doch waren...

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein kleines Reich
BeitragVerfasst: Di 25. Mär 2014, 21:24 
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"He, du!"

Die Stimme kam aus einer der dunklen Nischen der Stadt. Rauvyl hatte sich durch die Stadt geschlagen, und war mittlerweile in den weniger angesehenen Stellen angekommen. Kein Ort, um sich auszuruhen... kein sicherer Ort, egal, wo man hinsah. Sie sehnte sich nach den engen Gängen des Unterreiches, nach den Tunneln und Gängen... doch eine ungeahnte Furcht umfing sie bei diesem Gedanken ebenso, denn irgendwo dort musste er sein. Der Mann, bei dem sie die letzten Jahrzehnte verbracht hatte. Sie schauderte, bei den Gedanken an diese Zeit...

So war sie nun, vollkommen erschöpft und zerschlagen... und aus dieser Nische kam diese Stimme.

"Ja, genau du!"

Sie legte den Kopf schief, und sah nun genau hin. Dort, in dieser Nische stand ein Drow, nein... ein halbes Kind, wie es aussah. Nicht, dass Rauvyl wirklich ausgewachsen war.

"Siehst aus, als könntest du etwas Ruhe gebrauchen. Komm... ich lade dich zu einem Wein ein."

Rauvyl sah misstrauisch drein. Aber wenn sie ehrlich war, konnte sie es sich kaum leisten, das Angebot auszuschlagen. Dennoch blieb sie vorsichtig, misstrauisch... und umfasste den Knochen, die sie gefunden hatte, einem Orksklaven entrungen hat, und angespitzt hatte, fester.

"Warum...?"

"Ich habe vielleicht eine Aufgabe für dich."

Rauvyl runzelte die Stirn. Ja... das machte schon eher Sinn. Noch immer vorsichtig, und misstrauisch folgte sie dem jungen Drow in das Haus. Es war recht verfallen, und selbst eine Decke hatte es nicht mehr, nur wenige Wände standen noch. Es roch nach Wein, und berauschenden Pilzen. Schließlich führte er sie in einen Raum mit einem Tisch und ein paar Stühlen, allesamt eher wackelig wirkend. Aber nun gut, es war nicht das hochadelige Haus Fyvrek'Zek, was sollte man also erwarten. Müde ließ sie sich auf den Stuhl fallen, lehnte sich zurück.

"Also...?"

Sie sah zu dem jungen Drow, der den Raum nicht betreten hatte. Kurz dachte sie daran, dass das Leben doch eine einzige, große Prüfung sei. Und dass man kämpfen musste, um zu überleben. Und hier... hier konnte sie vielleicht einen Schritt in die richtige Richtung tun, den ersten seit Jahrzehnten. Kurz darauf bemerkte sie, dass sie ganz offensichtlich und wortwörtlich durchgefallen war in dieser Prüfung, als der Boden unter ihr nachgab, und sie mit samt der Stühle durch die große Falltüre, auch bekannt als "Boden des Raumes" fiel, und in einer Art Rutsche hinabraste, und in einem Käfig landete. Die drei Orks, die am Rande des Käfigs mit Speeren auf sie warteten, und mit den stumpfen Enden nach ihr stießen, nahm sie nur noch kurz wahr... bevor sie dann das Bewusstsein verlor.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein kleines Reich
BeitragVerfasst: Do 27. Mär 2014, 17:20 
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Sie erwachte unter Schmerzen. Ein Gefühl, was ihr nur zu bekannt war. Ein steter Schmerz pochte hinter ihren Schläfen, ebbte ab, und machte sich danach nur um so penetranter bemerkbar. Sie öffnete ihre Augen, oder besser, versuchte es. Sie waren verklebt, und die brauchte tatsächlich drei Versuche, um die Lider von einander zu lösen. Doch konnte sie dennoch nichts sehen. Nicht etwa, weil es finster war in dem Raum, in dem sie sich aufhielt. Nein... Dunkelheit war nicht das, was die mehr oder weniger unfreiwillige Tunnelläuferin störte. Viel mehr war es das Gegenteil, was sie behinderte in diesem Moment. Es war hell... unnatürlich hell, wenn man die Dunkelheit des Unterreiches gewohnt war. Vorsichtig tastete sie sich ab... und eine Welle der Erleichterung fuhr durch ihren Körper, als sie bemerkte, dass sie nicht gefesselt war, und auch Stoff ihren mageren Körper verbarg. Nicht mehr war sie in der Gewalt des Mannes, der aus ihr gemacht hatte, was sie heute war. Doch das Gefühl der Erleichterung wich sehr schnell, als sie bemerkte, dass es nicht mehr länger die rauen, zerfetzten Lumpen waren, welche ihre gepeinigte Haut bedeckte, sondern ein weicher, leichter Stoff. Entsetzt fuhr sie auf, wollte aufspringen, als die Erinnerungen zurück kamen, was zuletzt geschehen war... und sofort bereute sie die plötzliche Bewegung, als sie spürte, wie alles begann sich zu drehen, sie das Gefühl hatte, als würde sie fallen, obwohl sie noch immer auf dem Bett... ja, einem weichen Bett... lag. Mit größter Willensanstrengung kämpfte sie gegen den Drang an, sich zu übergeben. Aber wenigstens gesellten sich zu dem grellen weiß, welches hinter ihren Augenlidern sich breit gemacht hatte, langsam bunte, tanzende Punkte, und sie spürte, wie sie kurz davor war, das Bewusstsein wieder zu verlieren.

Ja, es war offensichtlich, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Ähnlich hatte sie sich bereits einmal gefühlt, als ein großer Xorn einen etwas größeren Stein, wenngleich keinen ganzen Felsen, ihr gegen den Schädel geschlagen hatte... wofür auch der pochende Schmerz in ihrem Schädel sprach. Dann jedoch bemerkte sie den denkwürdigen Geschmack in ihrem Mund... und sie erinnerte sich an ein ähnliches Erlebnis, nachdem sie ihre rebellische Ader hatte ausleben müssen, und sich weigerte zu tun, was er verlangte. Er war stärker als sie, obwohl er "nur ein Mann" war, und er war schneller... und brutaler. Er hatte ihr den Arm gebrochen, und sie bereuen lassen, dass sie sich weigern wollte. Danach, und erst danach, hatte er sie gezwungen die Pilze zu essen, die er selbst nur zermahlen und in winzigen Mengen zu sich nahm, wenn er am Abend ruhiger schlafen wollte. Sie selbst sollte mehr davon zu sich nehmen. Viel mehr. Sie konnte sich danach kaum noch bewegen, alles drehte sich, sie war am Rande der Bewusstlosigkeit, ihr Kopf schmerzte ihre Sinne stumpften ab... und sie war wehrlos. Sie versuchte krampfhaft, die Panik nieder zu ringen, welche in ihr aufstieg, doch es mochte ihr nicht recht gelingen. Dennoch lag sie erst einmal eine Weile lang ruhig dort, versuchte sich zu beruhigen, und ließ ihre Augen sich an die Umgebung, an das Licht sich gewöhnen. Doch während sie ihre Umgebung nur schwach wie durch einen weißen Nebel sehen konnte, waren ihre anderen Sinne recht bald geschärft wie eh und je. Sie war nicht alleine. Wer auch immer bei ihr war... sie oder er verhielt sich absolut still, rührte sich nicht mal ein kleines bisschen. Kein Stoff raschelte, kein Leder knarzte, und kein Metall klingelte leise aneinander. Kein Untergrund gab nach, kein Steinchen wurde bewegt, kein Möbelstück gab ein Geräusch von sich. Er... oder sie atmete flach, schluckte nicht, und begann nicht breit zu grinsen bei ihrem Anblick. Und doch, die Jahre im Unterreich machten sich bezahlt. Die Person, der Raum, ihre neue Kleidung, sie alle hatten einen fremden Geruch, jedoch nicht unterschiedlich genug, als dass die Drow es daran hätte erkennen können. Doch ihr Besuch atmete... sehr sehr flach, so dass es kein Rascheln von Kleidung gab (und die Drow hoffte inständig, dass der Besuch Kleidung trug!), aber dennoch konnte die Späherin es hören.

"Vel'bol l' vith? Ele xunus dos plynn uns'aa 'zil kul'gobuss?"
"Was soll der Scheiß? Warum wurde ich gefangen genommen?"

Ihre Stimme war recht kratzig, wie schon länger dieser Tage. Doch immerhin konnte sie sich artikulieren... und hörte, wie ihr Besuch nun doch schmunzelte, hörte es am Geräusch der Lippen auf den Zähnen, wie sie sich mit einem leicht schmatzendem Geräusch lösten.

"Ssran izil"
"Bemerkenswert"

Es war ein seltsamer Dialekt in deinen Worten. Seinen Worten. Ein Mann. Es fiel ihr ein, dass sie umgezogen wurde. Ein gewisser Ekel machte sich in ihr breit. Doch auch der Nebel, welcher auf ihren Augen lag, lichtete sich langsam, und sie konnte erkennen, dass sie in einem edel möblierten Raum sich befand, in einem überraschend gemütlichen Bett. Aber wahrscheinlich wäre ein jedes Bett für sie überraschend gemütlich, bedachte man, dass sie die letzten Jahrzehnte eher auf kantigen Felsen gelegen hatte. Nun, da sie kurz darüber nachdachte, fiel ihr auch auf, dass es ihr zu weich, zu gemütlich war... Ihre Kleidung war aus rötlicher und leicht durchscheinender Seide, offensichtlich ein wenig zu groß, doch das war wohl dank der "Diät" der Jahrzehnte kein Wunder. Erst danach traf ihr Blick auf den Mann, welcher auf einem Sessel neben dem Bett saß. Mit seiner olivefarbenden Haut, den dunklen Augen, und dem komplett haarlosen Kopf war er wahrlich ein Exot in den Augen der Drowfrau. Jedoch war, dank der komplexen Hautbilder auf seinem Schädel, und der leuchtend roten Robe eines sofort klar: Es war ein Mensch, ein Roter Magier von der Oberfläche...

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein kleines Reich
BeitragVerfasst: Sa 7. Jun 2014, 15:05 
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I'm in love with the darkness of the night
I'm in love with all that's out of sight
I'm in love with the magic of the new
And the darkness loves me, too


Das Unterreich, Hammer 1306

Es war schon paradox. Rauvyl hasst es, wenn man gemeinsam irgendwo saß, und sich gegenseitig anschwieg. Sie hasste es abgrundtief. Leute, die schweigsam waren, nichts zu erzählen hatten... die waren ihr fast schon zuwider. Immer wieder stieg in ihr der Drang hoch, solchen Leuten weh zu tun, ihnen Schmerzen zuzufügen, damit sie wenigstens da einen Laut von sich gaben. Irgendwie war das schon seltsam, da sie ansonsten nicht sonderlich von solcherlei Gefühlen gelenkt wurde, ja, eigentlich nicht mal einen direkten Sinn darin sah, Leute zu quälen, außer man konnte sie damit dazu bringen, etwas zu tun, was sie ansonsten nicht tun wollten. Also musste es auch in solch einer Situation daran liegen, dass sie die Stille einfach nicht ertragen konnte, und die Leute dazu zwingen wollte, Laute von sich zu geben, und wenn es nur etwas unartikuliertes war. Natürlich hatte sie dies noch nie getan. Warum auch? Meistens konnte sie die Leute dazu bringen zu reden, indem sie selber redete... oder sie gingen fort. Naja, die meisten gingen fort. Man könnte sagen, Rauvyl hatte ein Problem damit, mit Leuten auszukommen.

Doch im Unterreich war es vollkommen anders. Dort, wenn sie alleine war... dort genoss sie die Stille. Die Absolute Dunkelheit, die Abwesenheit von Geräuschen... und im Gegenteil zu einer Gesprächsrunde, nein, im Gegenteil zu ihrer ganzen Zeit in der "Zivilisation" reagierte sie ungehalten über Störungen in dieser Stille. "Die Stille ist der Urzustand der Welt" hatte ihr damaliger Mentor, den sie nun ganz sicher nicht mehr Mentor nannte, in früherer Zeit einmal zu ihr gesagt... oder besser, hatte es ihr in der Zeichensprache mitgeteilt. Und so sehr sie diesen Mann mittlerweile verachtete, nein abgrundtief hasste... dennoch hatte er ihr sehr vieles beigebracht, was sie bis heute noch benutzte. Und so gab es einfach Momente, in denen die Späherin, die absolute Stille des Unterreiches der Gesellschaft anderer vorzog. Alleine zu sein. Mit niemanden zu sprechen. Niemandem zuhören. Einfach nur für sich sein, und für sich Dinge tun, die man tun will. Zum Beispiel in aller Ruhe darüber nachdenken, was in letzter Zeit passiert war, und was dies alles für die bedeutete. Zeit für Selbstreflexion und Zeit, sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Sie lächelte, während sie einsam am Strand des Sees sah, in die Leere, in die Dunkelheit. Ja... es war eine schöne Zeit.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein kleines Reich
BeitragVerfasst: Fr 13. Jun 2014, 17:10 
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Du bist hier ich merke es genau, nur ein flüchtiger Blick, eine Geste, nur ein Augenblick erinnern mich an dich,
Ich laufe vor dir fort, Regen peitscht mir ins Gesicht dann dreh ich mich nochmal um und ich sehe dich nicht


Die Oberfläche, Tarsakh 1383

Es war geradezu unerträglich hell. Nein, es war nicht die Stunde, die die Oberflächenbewohner "Mittag" nannten. Es war nicht einmal die Zeit, die man "Tag" nannte. Es war einfach nur... Vollmond. Ja, das Gesicht dieser ketzerischen Gottheit Eilistraee zeigte sich in seiner vollsten "Pracht". Rauvyl konnte einfach nicht verstehen, wie man etwas anbetungswürdig finden sollte, was für ein helles, schmerzhaftes Licht, sinnloses Herumgehupfe, lautes Singen und gegenseitiges, nacktes...

Sie schüttelte sich bei dem Gedanken daran, was diese Ketzer im Mondlicht nackt im Wald wohl tun würden. Es war einfach ekelhaft. Und doch schien man von ihr geradezu zu erwarten, dass sie, die Tunnelläuferin aus dem Unterreich, sich freiwillig diesem Kult anschließen würde. Natürlich... nackt im Mondlicht...

Erneut schüttelte sie den Kopf, schob den Gedanken weit von sich. Diese Oberflächenbewohner waren allesamt einfach nur vollkommen verblödet. Niemand konnte so weit denken, wie er einen Oger werfen konnte, und wenn auf die Oberflächenoger das selbe zutraf wie auf die Oberflächenfrauen, dann waren diese sicher noch fetter als die im Unterreich. Hatte denn keiner von ihnen irgendeine Erziehung genossen, irgendeine echte Nähe zu einer Gottheit gefühlt, dass sie glauben konnten, dass sie im erstbesten Moment konvertieren würden, wenn man ihr nur einen Namen und ein paar Schlagwörter an den Kopf warf...? Wenn dem so war, dann war dies nur ein Grund mehr, sicherlich nicht von ihrer Dunklen Mutter abzuweichen.. ihr weiter die Treue zu schwören, so leise diese Worte auch nur gesprochen werden durften hier, in der Welt des Lichts, denn wenn sie ihre eigene Treue derart schwach einschätzten, dann konnte es mit der Macht dieser Eilistraee und der anderen Götter der Oberfläche nicht weit her sein.

Doch es war auch ziemlich verwirrend... Nicht nur das Licht, welches hier irgendwie allgegenwärtig war. Nicht nur die Geräusche, die hier einfach nicht aufhören wollten. Nein, auch die Oberflächenbewohner an sich. Auf der einen Seite waren sie alle belustigt bis irritiert, dass sie sich nicht zeigen wollte, sich verbarg, immer in Deckung blieb, sich eien Fluchtmöglichkeit offen hielt... was war daran ungewöhnlich? Sie hing an ihrem Leben, immerhin hatte sie nur eines davon. Auch wenn dieses Kribbeln... dieses Kribbeln zwischen ihren Schulterblättern... nein, eigentlich ihrem ganzen Körper vor einigen Tagen, nein Wochen... ihr zeigte, dass etwas los war, etwas da war, etwas, was sie rief, so blieb die dennoch vorsichtig... insbesondere, weil sie weder wusste, wer oder was dieses Etwas war... noch, ob es Freund oder Feind war.

Auf der anderen Seite wurde sie natürlich, wenn sie einmal nicht gut genug auf Deckung, Fluchtwege und ähnliches achtete, bedroht, beschossen, verjagt... als direkte Bestätigung ihrer Vorsicht, sozusagen. Oh, es gab Leute, die sie verteidigten... nunja... nicht allzu viele davon... aber es gab sie. Ob diese größere oder kleinere Narren waren, wusste Rauvyl allerdings selbst nicht einmal.

An und für sich wusste Rauvyl nur eines... Die Oberfläche war ihr neues Zuhause. Das Licht war unangenehm, die Leute waren seltsam... aber die Nahrung war reichhaltig, und es war friedlicher, wenngleich nicht ruhiger als daheim. Wobei das mit dem "friedlich" natürlich auch so eine Sache war, bei diesem Krieg gegen die Orks. Aber dort hatte Rauvyl ja auch nicht vor, sich irgendwie auch nur ansatzweise einzumischen...

Unangenehm war allerdings die Zeit im Mantelturm... Und die Tatsache, dass gerade die Leute, die ihr angeblich "helfen" wollten, sie gerade dort hinein gebracht haben. Sie verzog das Gesicht, und strich sich durch das Haar, insbesondere die Stelle, an der diese verrückte Goldelfe ihr gestern erst eine Haarsträhne abgeschnitten hatte. Dafür... würde noch jemand bezahlen...

Nachdenklich kaute die Tunnelläuferin auf einer Rose herum. Oh ja, die Oberfläche war seltsam. Aber es war ihr Heim.

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BeitragVerfasst: So 6. Jul 2014, 13:13 
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verschwendete Zeit
ich beschäftige mich mit Dingen
in Gedanken vertieft
von denen du nicht mal ne Ahnung hast
dass es so etwas gibt


Neu-Rivin, Mirtul 1383

Rauvyl musste pissen. Natürlich musste sie nun pissen. Musste man nicht immer in Momenten pissen, in denen es absolut unpassen war, dass man pissen musste? Unprofessionell. So würde es wirken. Und das war bei weitem genau das, was sie sich nicht erlauben konnte in diesem Moment.

Es war schon des öfteren so gewesen. Wenn sie nervös wurde, meldete sich ihre Blase. Und gerade jetzt, wo sie vor einigen durchaus mächtigen Leuten stand, und etwas durchaus verrücktes zu tun, war sie überaus nervös.

Ohne falsche Scheu (denn ihr Körper war schön und makellos, warum sich also dafür schämen?) entkleidete sie sich vollständig, und sah ihr Gegenüber an. Die Magierin tat ihr Schlimmstes... oder Bestes, je nach Sichtweise. Rauvyl veränderte sich. Sie spürte deutlich, wie sie größer wurde. Nicht nur nach oben, nein, in alle Richtungen. Ihre Arme wurden dicker, ihre Beine ebenso... die Schultern breiter. Das Haar wurde länger und länger, heller, weißer... und ihre Möpse auch um einiges größer. Verdammte Axt, wie konnten Menschen mit ihren Dingern bloß noch gerade laufen?!?

Eher angeekelt blickte Rauvyl an sich herab. Sie war fett. Gut, den Männern würde es sicher besser gefallen so... Runde Brüste, ausladende Hüfte... aber... so... so fett! Nein, ihr gefiel dieses Aussehen nicht. Aber das musste es ja auch nicht. Der Trick war nicht da, um sich selbst zu verführen... oder sonst irgendwen. Nein, diese Angelegenheit zielte auf etwas anderes ab.

Danach bekam sie noch ihre Ausrüstung... eine viel zu schwere, unhandliche Rüstung, ein breites, langes Schwert... nichts, was irgendwie in den Tunneln des Unterreichs zu gebrauchen wären. Doch dort wollte sie ja auch nicht hin. Schließlich noch der dunkle Mantel mit Kapuze.. dann war sie bereit. Bereit für das Chaos. Bereit für den Tod. Bereit für... etwas verrücktes. Oh ja, sie war bereit. Denn das Chaos... das war ihre wahre Heimat.

Aber sie musste dennoch pissen. Doch das musste heute noch einige Stunden warten... schließlich musste "Sabrae" noch die Gelbe Hand in den Ruin führen...

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"Ich habe keine Angst davor zu bluten, aber ich würde es nicht für dich tun."
Rauvyl Kent'tar

"Wenn ich keine Gerechtigkeit erfahre, erschaffe ich sie eben selbst."
Dorn von Grauburg

"Die Materie der systematischen Analyse ist eher trivial und sei den Eleven als Exerzitium aufgetragen"
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"Blut und Tod"
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 Betreff des Beitrags: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Mo 8. Dez 2014, 22:03 
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I'm walking in the darkness, I'm trying to unwind
just the kind of peace, I need to soothe my mind
I'm tired of all the noise, tired of all the pain
escape in the night, just to face another day

I'm talking to the wind

I can feel the calm, the pressure starts to go
and I can feel the life, it now begins to flow
there's something round the corner, there's something in the air
a cool, cool chill but I really don't care


Rauvyl schloss die Augen. Der Regen peitschte ihr gegen den Leib, sie war vollkommen durchnässt. Es blitzte, es donnerte, der Wind war eisig. Und doch dachte sie gar nicht daran, sich einen Unterschlupf zu suchen. Es war kalt, es war nass, und wenn ein Blitz durch den Nachthimmel zuckte, war es regelrecht Taghell, was noch immer mehr als unangenehm für sie war. Und doch... die Macht der Naturgewalten hatte etwas faszinierendes. Sie verstand es nicht. Sie verstand nicht, woher der Regen kam. Er fiel vom Himmel. Warum? Was warf diese Lichtblitze, und worauf waren sie gezielt...? Und woher kam dieses Donnergrollen...?

Zu Beginn hatte sie sich gefürchtet bei diesem Schauspiel. Dies war nur natürlich, in ihren Augen, da sie nicht wissen konnte, dass dies kein Angriff auf sie war. Doch mit der Zeit verstand sie, dass dies eher... dem Zufall zuzuschreiben war, als einer Attacke auf die junge Drow. Sie verstand es noch immer nicht, wusste noch immer nicht, was es damit auf sich hatte, aber es jagte ihr keine Angst mehr ein. Sie fürchtete das Unbekannte nicht.

Auch die Weite der Oberfläche, die sie nun nicht einmal mehr umfassen konnte mit dem Blick, hatte etwas furchterregendes. Keine Decke über einen. Keine Wände um sie herum. Keine absolute Dunkelheit. Aber es hatte auch ein Gefühl von Freiheit. Von... Möglichkeiten.

Rauvyl seufzte leise, öffnete die Augen erneut. Der Regen war unter ihre Porzellanmaske gedrungen, lief ihr in die Augen, aber das kümmerte sie nicht. Es waren die Möglichkeiten, die verlorenen Möglichkeiten, die sie seufzen ließen.

Als sie an die Oberfläche kam, wollte sie dort tatsächlich das tun, was sie bereits im Unterreich getan hatte... leben. Einfach nur leben. Doch wie im Unterreich, so war es auch hier oeben... in ruhe Leben konnte man nur, wenn man alleine war. Allein, ohne Verpflichtungen, ohne irgendwem, der einem seine Meinung augzwingen wollte. Im Unterreich hatte sie dies lange Zeit ausgehalten, war verwildert, kaum mehr wie ein Tier. Es war... befreiend... und doch irgendwie erschreckend. Sie hatte begonnen mit sich selbst zu sprechen, mit Spinnen zu sprechen, mit Steinen und Pilzen... doch schlimm war es erst, als diese Dinge und Tiere ihr antworteten. Da wurde ihr bewusst, dass sie nicht so weiter machen konnte, ohne den Verstand zu verlieren.

Also zog sie von Stadt zu Stadt, durch das Unterreich, durch Portale... suchte nach dem guten Leben. Doch dies gab es nicht, es war nicht zu finden. Egal, wo sie auch ankam, überall wollte man sie benutzen, oder nicht in der Nähe haben. Sie war eine Aussätzige, allein, ein schmutziges Werkzeug, nicht mehr. Wenn überhaupt.

Die Oberfläche war ein Ort voller Schrecken, so hatte man es ihr gelehrt, doch kamen die Leute immer wieder von dort zurück, mit Reichtümern und Schätzen. War es wahrlich so schlimm...? Sie suchte sich einen Weg hinauf, hinauf ins Licht... und es war schrecklich. Es war hell, laut, und weit. Jeder Baum war ein Feind, jeder Vogel ein Spion der Feenelfen... so kam es ihr vor. Doch Rauvyl war stur, und vor allem hatte sie nicht viel zu verlieren. Es verging Zeit, und sie fand sich besser zurecht. Die meisten Tiere waren harmlos. Nicht einmal giftig. Das Wasser, fast alles an Wasser war trinkbar, auch wenn ihm die Mineralien fehlten. Nach und nach stellte sie fest, dass es das Paradies war... vom Licht und den kulturschaffenden Bewohnern abgesehen, natürlich. Doch das Leben dort oben... war lebenswert.

Rauvyl war in ihrem Leben noch nie kompromisslos gewesen... zumindest nicht seit sie ihr erstes Leben, das der Prinzessin, aufgeben musste. Kompromisse gehörten zu ihrem Leben, wie das Atmen, das Essen und das Scheissen. Nicht immer gefiel es ihr, und oft musste im Nachhinein irgendwer für erzwungene Kompromisse bezahlen, doch in der Not frisst die Drow auch Scheisse, so war ihr Lebensmotto. Und so wog sie wahrlich großzügig ab, als zwei verschiedene Gruppen auf sie zukamen.

Auf der einen Seite waren dort die Menschen aus der Stadt. Sie wussten von ihr, wussten, dass sie hier war... woher auch immer. Wussten gar ihren Namen... mittlerweile wusste sie, woher dieses Wissen stammte, doch damals war dies beunruhigend und irgendwie auch faszinierend. Ihr Leben als Abschaum der Unterreichsgesellschaft hatte sie vorsichtig, um nicht zu sagen paranoid werden lassen, doch langsam, nach und nach, vermochten diese Leute so etwas ähnliches wie Vertrauen zu ihr aufbauen. Das hieß in Rauvyls Fall, dass sie sich bei einem Gespräch nicht in einem Busch, oder auf einem Baum verbarg, sondern sogar von Angesicht zu Angesicht mit den Menschen zu sprechen wagte. Schnell war klar, dass das Leben, was sie in der Stadt ihr anboten, ihrem Leben bei ihrem Volk ähneln würde... nur dass sie nicht der letzte Abschaum sein würde.

Auf der anderen Seite waren dort die Waldbewohner. Sie fanden sie, natürlich. Rauvyl war eine gute Tunnelläuferin, und in ihrem Element konnte ihr kaum jemand etwas vormachen. Doch hier oben, in den Wäldern, herrschten andere Gesetze. Man fand sie... doch anstatt sie zu erschießen, boten sich einige Leute gar an ihr zu helfen. Von Eilistraee, der Mondmaid sprach man, von dem friedlichen Leben im Wald. Es hörte sich gut an, zu gut, um wahr zu sein, doch Rauvyl war kompromisse gewohnt. Niemals wollte sie die Dunkle Mutter, die Spinnenkönigin aufgeben, denn dies könnte ihren Tod, oder ein Dasein als Drinne bedeuten... aber auf der anderen Seite, wann hatte Lolth schon einmal ihren Blick auf Rauvyl gelegt...? Und als Sylethil, die junge Waldelfe, ihr Hasenbraten bringen wollte, und deswegen von der Roten Magierin aus Thay fast getötet wurde, und gar rituell geopfert werden sollte, traf sie eine erste Entscheidung... sie wollte es versuchen, mit dem guten Leben auf der Oberfläche, und rettete der jungen Waldelfe das Leben zu einem hohen Preis. Und in diesem Moment spürte sie zum ersten Mal den Blick der Dunklen Mutter auf sich... und sie war nicht zufrieden mit ihrem Kind Rauvyl...

Die Zeit verging, und sie lebte noch immer im Wald. Sie lernte Leute kennen dort, "freundete" mit einigen von ihnen an. Es sah so aus, als gäbe es eine Chance. Sie wuchs über sich hinaus, ging Risiken ein, setzte ihr Leben aufs Spiel, um gegen die Orks zu kämpfen... und fühlte sich zwischenzeitlich fast schon wie zu Hause. Noch immer war sie nicht überzeugt, dass Eilistraee, oder eine andere Gottheit, sie vor Lolths Zorn beschützen konnte... insbesondere da ihr Kontakt mit anderen Dunkelelfen, die Eilistraee anhingen eher weniger gut verliefen... so wollte der Ziehvater von Sylethil sie lieber aufschlitzen, als ihr danken, dass sie seine Tochter gerettet hatte. Nur dank des Waldelfenkindes entkam sie einigen Problemen... und auch von anderen bekam sie einiges an Gegenwind zu spüren, und ein Druide setzte sich mit seinem Leben für sie ein.

Und doch... als es so aussah, als ob sie einen Platz im Wald finden könnte in einer Gemeinschaft... lernte sie den Verrat kennen. Man jagte sie durch den Wald, ohne erkennbaren Grund, ausser dem Hass auf ihr Volk, von einem Mann, an dessen Seite sie gegen die Orks kämpfte. Sie suchte verletzt Hilfe bei denen, die zu ihrer Gemeinschaft zu gehören schien, doch wurde kalt abgewiesen, nachdem man vergewisserte, dass Rauvyl es überleben sollte. Verzweifelt stellte sie sich ihrem Feind zum Kampf... doch unterlag sie deutlich. Gedemütigt, gehäutet, fast getötet wurde sie... und es zerbrach etwas in ihr in diesem Moment.

Es war nicht der Überlebenswille, der brach. Es war nicht ihr Gemüt, nicht ihr vorlautes Mundwerk. Nein, was zerbrach war nichts weiter als der Traum auf ein einfaches, ruhiges Leben. Und stattdessen erwachte sie... mit dem fauligen Geschmack von Rache auf den Lippen.

Und während die junge Drow über derlei Dinge nachdachte, zuckte ein Blitz über den Nachthimmel... und in diesem Moment sah sie aus den Augenwinkeln den Schatten einer geflügelten Gestalt direkt hinter ihr...

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"Blut und Tod"
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 Betreff des Beitrags: Re: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Do 25. Dez 2014, 22:06 
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To rise, to fall.
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To want, to wait.
To heal, to save

I never bared my emotion,
my passion always strong.
I never lost my devotion,
but somewhere fate went wrong


Fyvrek'Zek, 1276 TZ, das Jahr der zerfallenen Festung

Die junge Drowprinzessin flanierte durch die Straßen von Fyvrek'Zek. Sie genoss die Hitze, welche die nahen Lavaströme ausstrahlten, genoss die Wärme der Straßen, das sanfte Glühen der Steine. Natürlich war sie in einem sicheren Abstand zu diesem Spektakel, wie alle Straßen der Unterreichsstadt. Die Heimat dieser Drow war eine schweisstreibende, in der gesamten Höhle, in der Fyvrek'Zek, eine Segment-Stadt innerhalb von Undrek'Thoz, der Segmentierten Stadt an sich, hatte sich die Hitze in den letzten Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden aufgestaut, so dass Kühle ein fast unbekannter Luxus war. Die Temperatur lag fast überalll über der Körperwärme der Bewohner, ein Klima, was nur wenigen Besuchern, welche durch die unzähligen Portale der Stadt kamen, recht war. Die kaltblütigen Echsenmenschensklaven empfanden es als überaus angenehm, nur trocknete die Hitze ihre Schuppenhaut aus.

Die Drowprinzessin fühlte sich wohl in ihrer Haut, in ihrer Heimat. Wie alle Dunkelelfen Fyvrek'Zeks war ihre Kleidung mehr Zierde als alles andere, da sie weder ihren Körper wärmen, noch verbergen musste. Wie alle ihres Volkes war sie von schlankem Wuchs, ihre weiblichen Vorzüge dank ihres jungen Alters eher kaum ausgeprägt, und doch gab es für sie keinerlei Grund, sich ihres Körpers zu schämen. Das Haar trug sie lang, jedoch nicht so lang, dass es ihr bei der brüllenden Hitze im Wege war, und war wie der Rest des Körpers mit Schmuck versehen. Sie war mit Abstand nicht das reichste Mädchen der Stadt, aber dennoch war sie noch weiter von den einfachen Bürgerlichen entfernt. Ein, vielleicht drei Dutzend Frauen mussten ihr Leben lassen, dann wäre sie selbst (in unbekannter, ferner Zukunft) vielleicht Herrscherin dieser Stadt... doch dieser Traum war weit entfernt. Sie war jung, noch sehr jung, und begann gerade erst ihre Ausbildung im Tempel der Dunklen Mutter. Sie wusste nicht viel von Leben, auch wenn es ihr selbst in diesem Moment natürlich vollkommen anders vorkam.

Sie lustwandelte jedoch nicht alleine, ihr Favorit war bei ihr. Es war ein junger Drowmann, auch wenn er mehr als dreimal so alt war wie sie selbst. Es war ihr durchaus bewusst, dass er, von deutlich niederem Stande als sie, noch dazu ein Mann, sicherlich nicht nur bei ihr war, weil sie entzückend war. Er wollte Macht, Einfluss, sah sie als eine Trittleiter nach oben... doch er war witzig, charmant, und durchaus in der Lage, sich interessant zu verkaufen. Kurzum: Sie amüsierte sich in seiner Gegenwart angemessen genug, als dass sie es hinnahm, dass er sie versuchte zu manipulieren und zu benutzen. Und sie ahnte durchaus was sein Plan war, ihr Cousin selbst hatte es ihr sehr genau gezeigt, was ein Mann und eine Frau so taten in derlei Momenten.

Im Großen und Ganzen war unsere Drowprinzessin also das Klischee einer unerfahrenen Dunkelelfenadeligen: Arrogant, von dem Gedanken besessen, etwas besseres zu sein, und dennoch noch keine Ahnung habend, wie die Welt wirklich funktioniert. Und daher sah sie es ganz und gar nicht kommen, als ihr amüsanter Favorit ein Messer zückte, um ihr Leben vorzeitig zu beenden...

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"Blut und Tod"
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 Betreff des Beitrags: Re: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Sa 14. Mär 2015, 22:39 
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Mal wieder hab ich verloren bin auf den Boden geknallt
So bitter ist der Geschmack von schmutzigem Asphalt
Wohin mit meinem Hass wohin mit meiner Wut
Ich fress es nur in mich rein und vergifte mein Blut


Das Unterreich, 1277 TZ, das Jahr des Betrachters

Sie war müde. Müde, und fühlte sich wie zerschlagen. Oh, sie war um einiges besser geworden. Beweglicher, schneller, stärker. Aus dem weichen Dunkelelfenmädchen war ein zähes Stück Leder geworden. Und das sah man ihr an. Lange, athletische Muskeln spannten sich über ihren mageren Körper, welcher nicht die Möglichkeit hatte, weibliche Formen zu entwickeln.

Nachdem sie durch das Portal gestolpert war, war sie in einem anderen Segment von Undrek'Thoz angekommen. Da die Portale aus Gründen der militärischen Sicherheit keinerlei Metalle durchließen, war sie waffen- und mittellos gewesen... und in einer Laune, die nur dazu führte, dass sie einige Leute unangemessen ankeifte.... immerhin war sie ja eine Prinzessin. Keine guten Voraussetzungen für eine Rückkehr nach Hause.

Man trieb sie in das Unterreich. Dort war sie auf sich alleine gestellt... zumindest für kurze Zeit. Wäre es länger gewesen... oh sie war so weich, so schwach gewesen...

Doch Er hatte sie gefunden. Hatte sie aufgenommen. Hatte ihr alles beigebracht, was sie wusste. Er war alles, was sie in ihrem Leben hatte. Er war ihre Welt. Ihm hatte sie alles zu verdanken, ihr Leben, ihr Wissen, einfach alles. Und natürlich hatte das alles ihren Preis.

Sie hasste ihn. Sie hasste ihn mehr als sie irgend etwas anderes hassen konnte. Zu gerne hätte sie ihn getötet... doch er war einfach stärker als sie. Besser. Schneller. Leiser. Sie konnte nicht gegen ihn bestehen. Sie konnte sich nicht gegen ihn durchsetzen.

Ihre Glieder schmerzten vor Anstrengung. Ihr rechtes Auge war noch immer zugeschwollen von seinem letzten schweigenden Wutausbruch. Und doch würde sie es nie wagen, auch nur ein Wort des Jammerns von sich zu geben. Sie wusste genau, dass ihr dies nicht gut bekommen würde. Stattdessen kroch sie leise in ihr gemeinsames Lager zurück, und legte ihre ohnehin in Fetzen liegende Kleidung ab.

Er würde heute sicher wieder seinen Preis verlangen.

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 Betreff des Beitrags: Re: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Do 9. Jul 2015, 23:01 
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I am beyond all this
I wash my hands of it
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Rivin, das Goldene Segel, Flammleite 1384 TZ

Das Feuer brannte hoch, spendete mehr Hitze, als die meisten Leute an diesem Sommertag brauchten, wollten oder ertragen konnten. Auch Rauvyl war warm, so warm wie seit langem nicht. Dies waren die Temperaturen ihrer Heimat. Es war noch immer eine andere Hitze als die Lavaströme Fyvrek'Zeks, aber es kam dem nahe, immerhin.

Sie sah in den Spiegel in ihrem Zimmer im Segel. Ihr Mithralkettenhemd hatte sie getauscht gegen etwas, was man wohl nicht einmal mehr Unterwäsche nennen konnte. In ihrer Heimat war sie es gewohnt, so wenig Kleidung wie möglich zu tragen. Und auch später hatte sie sich niemals bemüht, ihren Körper zu verbergen unter Lagen von Stoff. In ihren Augen war dies ein Zeichen von Schwäche. Es zeigte, dass man es nicht wagen wollte, seinen Körper anderen zu zeigen. Es war ein Zeichen von Scham, ein Zeichen von... Angst.

Rauvyl schämte sich nicht für ihren Körper. Sie empfand sich als überaus schön. Eine gewisse Selbstverliebtheit hatte von ihr Besitz ergriffen, schon vor Jahrzehnten. Es war nicht die Eitelkeit, eine perfekt sitzende Frisur zu haben, oder die schönsten Kleider zu tragen... sondern einfach nur das Wissen, dass der eigene Körper perfekt war. Ihre Hüfte war schmal, ihre Oberweite praktisch nicht vorhanden. Doch dies war gut so, denn so konnte sie durch enge Tunnel und Durchgänge besser passen. Nichts war ihr im Wege beim Klettern, und nichts störte sie bei ihren Bewegungen. Wozu also "mehr" von Dingen haben, die niemand wirklich brauchte?

Die Zeit in Rivin hatte sie verändert. Sie war noch immer schlank, geradezu dünn. Jedoch war das Nahrungsangebot weitaus größer hier... und der Ring, den sie trug, tat sein übriges hinzu. Ihr Haar begann wieder etwas mehr zu glänzen, es war nicht mehr so stumpf wie vorher. Und unter der schwarzen Haut und den roten Hautbildern zeichneten sich nun erneut längliche Muskelstränge ab. Ihr ovales Gesicht wies noch immer leicht hohle Wangen auf, jedoch nicht mehr eingefallen, wie zuvor. Und jeder Teil ihres Leibes war bedeckt von den verschlungenen Hautbildern, welche bei jeder Bewegung ihres schlanken Leibes zu tanzen begannen. Die einzigen Makel auf ihrer perfekten Haut, ihrem Kunstwerk, war die Narbe, die Charlotte unter ihrem Auge ihr geschlagen hatte... so wie der feine Kranz zwischen ihrer Vorderseite und Hinterseite ihres Leibes, wo man ihr die Haut vom Leib gezogen hatte.

Ja... Rauvyl war stolz auf ihren Körper, ihren Leib. Und doch musste sie ihn hier, in Rivin verbergen. Denn sie musste auf eine peinliche Art und Weise erfahren, dass ihr normaler Kleidungsstil hier oben eher einer Gruppierung zugeschrieben wurde, dem sie sich alles andere als zugehörig fühlte: Den Huren und Kurtisanen.

Doch all dies war eigentlich nebensächlich... denn es standen wichtigere Dinge an, als die Betrachtung ihres eigenen Leibes. Zum Beispiel ein Kampf ums Überleben... und die Suche nach jemanden, den sie sicher hundert Jahre lang nicht gesehen hatte...

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 Betreff des Beitrags: Re: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Mi 22. Jul 2015, 08:47 
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A life of pain and anguish
An empty shell yearns to be free
To break out from this prison
Of flesh and blood, she lives


Das Unterreich, 1278 TZ, das Jahr der vielen Knochen

Die junge Drow war wach. Und doch... schien es fast so, als würde sie noch immer in ihrer Reverie versunken sein. Ihre Augen waren geöffnet, doch blickten sie nur ins Nichts. Sie hatte seit Tagen nichts gegessen, und doch verspürte sie keinen Hunger. Auch das letzte Mal, dass sie Flüssigkeit zu sich genommen hatte, ungesund langeher. Und doch... verspürte sie keinen echten Drang danach, sich Flüssigkeit zu suchen. Sie lag einfach nur noch dort... und starrte ins Leere.

Jegliches Zeitgefühl war ihr abhanden gekommen. Wie lange war es nun her? Stunden? Tage? Wochen? Sie vermochte es nicht zu sagen. Sie hatte ein Jahr lang auf diesen Moment gewartet. Ein neues Leben. Sie hatte es sich nicht gewünscht, nicht von Beginn an. Doch als es dann so weit war, sie sich damit abgefunden hatte... fand sie es gut. Trotz der Schmerzen, die sie erleiden musste, fand sie es gut. Trotz der Leiden und Einschränkungen, es war gut.

Und die Schmerzen waren wirklich groß, beinahe mehr, als sie ertragen konnte. Sie wusste, welche Macht darin lag, welche Kräfte dabei freigesetzt wurden... auch wenn sie nicht in der Lage war, diese zu fokussieren, diese zu nutzen, ansonsten hätte sie es nur zu gerne genutzt, um ihn zu zerschmettern. Und das, obwohl sie nicht einmal wusste, was noch folgen würde.

Er hatte es ihr genommen. Er hatte ihr alles genommen. Zuerst nahm er ihr das, worauf sie so lange gehofft hatte. Und dann jegliche Hoffnungen.


Die Schmerzen waren schlimm, und sie glaubte eine Zeit lang, dass sie diese Behandlung nicht überleben würde. Doch dafür hatte er gesorgt... dafür hatte er immer gesorgt. Und dann ging er fort, ließ sie alleine zurück. Und alles was blieb... war Leere. Ein großes Loch, in welches sie fiel.

Sie wusste nicht, wie lange sie dort lag, unfähig sich zu bewegen. Unfähig zu denken. Unfähig... zu leben?

Sie hatte nichts. Sie hatte niemanden. Sie war allein. Er hatte ihr alles genommen. Alles.

Sie schloss die Augen, zum ersten Mal seit langer Zeit. Und öffnete sie wieder.

Er würde dafür bezahlen.

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 Betreff des Beitrags: Re: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Di 20. Okt 2015, 21:54 
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Further astray with each new day
I knew that you could never stay
I bid farewell to the sun
And get aware that you are gone


Das Unterreich, 1384 TZ

Ewige Dunkelheit. Die ewige Dunkelheit des Unterreichs. Rauvyl war zurückgekehrt. Zurück in die Heimat. Fern der Sonne, dem Licht, den Blumen und Bäumen. Zurück... in die tiefe, ewige Dunkelheit.

Die Veränderungen bei Rauvyl waren direkt spürbar, sichtbar. Hier war sie sicherer... und vorsichtiger. Hier wusste sie genau, wann sie welchen Schritt tätigen musste. Hier war sie wirklich daheim.

Warum war sie fort gegangen von hier? Sie wusste es nicht mehr. Sie konnte sich nicht erinnern. jeder Handgriff, jeder Schritt, jeder Gedanke... passierte wie von selbst. Diese Pilze, giftig. Diese Pilze explodierten, wenn Feuer das Gas entzündete, welches sie ausströmten. Der Felsen dort, kein Felsen sondern ein Seiler. Die Grube dort vorne, der Eingang einer Betrachterbehausung. Diese Pilzgruppierung dort waren keine einfachen Pilze, sondern Mykoniden. Dieses Wasser, giftig für Oberflächenbewohner.

Und so saß Rauvyl am Rande eines kleines Sees, nicht unähnlich ihres alten Lieblingsortes, weit weit weg... und ließ den Blick durch die Dunkelheit schweifen, während ihre Begleiter ruhten. Spürte das Kribbeln der Faerzress. Genoss die Stille, das Schweigen, nur unterbrochen vom gelegentlichen Tropfen von der Decke... und dem regelmäßigen Atemzügen ihrer Begleiter.

Das Unterreich... es war doch perfekt. Es gab keinen Grund fort zu gehen. Es war... wunderschön.

Oder etwa nicht?

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BeitragVerfasst: Mo 16. Nov 2015, 21:02 
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Schneid mit der Klinge,
Tief ins Gesicht,
Doch du weisst, das ist es nicht


Rivin, 1384 TZ

Die Flasche fühlte sich in der Hand an wie ein guter, alter Freund. Rauvyl schwenkte sie ein wenig, die Hand am Flaschenhals. Whiskey. Das Gesöff, welches Faern, als Faeashalee sich noch Faern nannte, ihr mitgebracht hatte. Ein Gastgeschenk.

Es war nicht der schwere, süße Wein, den sie aus Thay kannte. Es war das Getränke, was viele hier in Rivin tranken. So gut wie jeder ihrer Bekannten, könnte man sagen. Sie hatte die Flasche nicht angerührt. Nicht, weil sie befürchtete, sie könnte vergiftet sein. Faeashalee hatte Recht... es wäre dumm gewesen zu glauben, sie hätte Rauvyl vergiften wollen, in ihrem eigenen Reich. Es gab so viele Möglichkeiten, Gift zu entdecken, sich vor Gift zu schützen, es wäre einfach nur dämlich gewesen. Und doch hatte sie die Flasche nicht angerührt. Denn Rauvyl trank keinen Alkohol. Niemals. Denn Alkohol machte einen schwach.

Eine Lüge.

Oh, natürlich verlangsamte der Alkohol die Reaktionen. Natürlich beeinträchtigte der Alkohol das Einschätzungsvermögen. Natürlich war Alkohol nichts anderes als ein Gift. Aber bei allem Realismus und Perfektionismus war Rauvyl nicht derart... kompromisslos. Nein, sie trank aus anderen Gründen keinen Alkohol. Auch wenn sie bereits einen Moment der Schwäche hier in Rivin bewiesen hatte...

Doch dieser Moment war vorbeigegangen! Er würde nicht wiederkommen! Nein, trotz allem, was die junge Drow gerade beschäftigte, würde sie nicht wieder schwach werden. Sie durfte nicht schwach werden. Nicht jetzt, wo so viel von ihr abhing. Nicht jetzt, wo so viele Augen auf ihr lagen. Nicht jetzt, wo ein Fehltritt bei ihrem Tanz auf der Klingenschneide den Tod bedeuten könnte... oder schlimmeres.

Die Flasche fühlte sich dennoch gut an in der Hand, als gehörte sie dort hin. Als müsste sie dort liegen.

Sie dachte an gewaltige Spinnenwesen, welche sie jagten. Blauäugige Dunkelelfen und Menschen zuckten durch ihren Kopf, schneller, als das Auge ihnen folgen konnten. Käfer, welche in ihre Ohren krabbelten. Hände, welche sie festhielten. Tentakeln. Eine scharfe Klinge, die ihre Gesichtshaut bis auf das Fleisch abtrennte. Ein totes Waldelfenkind. Nocturne. Daedalus. Ein vierarmiger Dämon mit einem unwahrscheinlich großen Maul, vier Armen und... die Spinnenkönigin. Und Eilistraee.

Rauvyl öffnete die Flasche mit dem Whiskey mit den Zähnen. Das Geräusch des sich lösenden Korkens war eine noch größere Einladung, als das Gefühl der Flasche in der Hand. Rauvyl starrte auf den offenen Flaschenhals... hob die Flasche an... roch das Aroma des Getränks. Roch den Alkohol. Oh ja, den Geruch von Alkohol erkannte sie sofort. Der Geruch des Vergessens. Der Geruch der Dunkelheit. Der Geruch... des Elends.

Sie verschloss die Flasche, stellte sie fort. Heute war nicht der Tag, an dem sie aufgeben würde. Heute war nicht der Tag, an dem sie sich ergeben würde. Heute... würde sie überleben. Daran erstarken. Und weiter machen.

Und morgen würde Rufus von Reichenbach dann fallen für seine eigene Dummheit.

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BeitragVerfasst: Fr 25. Dez 2015, 08:58 
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Cause no one sees that I'm crying here all day
I love to sleep in the fields between the dead
Cause no one sees that I'm dying here instead


Rivin, 1384 TZ

Sie lehnte den Hinterkopf an die Türe. In ihren Ohren rauschte es, die Hände zuckten unkontrolliert auf und zu. Sie nahm all ihre Willenskraft zusammen, um nicht einfach alles hinauszuschreien. Denn selbst mit der Maske, welche vor ihrem Gesicht war, hätte das halbe Segel sie gehört.

Nicht, dass es eigentlich stören sollte. Wozu? Es war ihr doch egal, was andere über sie dachten. Es war ihr schon immer egal gewesen, was andere dachten. Was interessierte es sie? In ihrem Leben ging es nur um sie, oder? Wenn die anderen sie nicht so akzeptieren konnten, in den Abgrund mit ihnen!

Natürlich musste sie sich verstellen für andere. Für die, die sie umbringen würden, wenn sie nicht tat, was sie erwarten. Nein, sie qar nicht dumm... wenn kriechen überleben bedeutete, dann kroch sie meilenweit. Aber die, die sie als ebenbürtig betrachtete, als das, was irgendwo zwischen dem Freund und dem Verbündeten anzusiedeln war, denen gegenüber musste sie sich nicht verstellen. Sie sagte frei heraus, was sie dachte. Verletzte Gefühle? Sie sollen sich nicht so anstellen, niemand hatte je Rücksicht auf sie genommen. Für schwächliche, weinerliche Gefühle hatte sie nichts übrig, sie verteilte Kuscheltiere, um die Tränen zu trocknen.

Warum also...nun den Schrei unterdrücken...? Um diese Frage zu ergründen gab es eine Gegenfrage: Warum? Warum kochte es in ihr überhaupt so sehr, dass ein Schrei nötig war? Warum ärgerte sie sich so sehr? Warum war sie so frustriert? Lag es an der Dummheit Jerems? Regte sie sich darüber auf, dass er sich in die Gewalt eines fremden Adelshauses gab, eines aus Tiefwasser gar? Lag es an einem Sieg dieser Paladin, ein Sieg in diesem Krieg, den Rauvyl weder begonnen noch wirklich gekämpft hatte? Oder lag es daran, dass sie genau die Dinge gesagt hatte, die sie auf keinen Fall hatte sagen wollen? Warum hatte sie es doch getan? Warum interessiere es sie überhaupt? Was sollte der ganze Ärger?

Sie verstand es nicht. Sie wollte es nicht verstehen. Es war am Ende doch egal. Sie war den beiden so wichtig... Am Arsch! Einen Scheissdreck interessierten sie sich! Ihre blöde Hochzeit, das war alles, woran sie dachten! Alles, was sie interessierte! Für sie freuen, wozu, das ganze war eine einzige Farce, der heimtückische Plan dieser Paladin, Jerem an sich zu binden... und dieser verliebte Narr lief geradewegs in die Falle.

Liebe... ja. Liebe musste wahrlich etwas schreckliches sein, wenn sie so etwas aus Menschen machte. Sie hatte wirklich Glück, dass Dunkelelfen keine Liebe empfanden, so dass ihr solche Problemw erspart blieben.

Ihre Augen brannten, als sie sich von der Türe löste, als das Rauschen in ihren Ohren nachgelassen hatte, als sie sich so weit wieder unter Kontrolle hatte, dass sie wwiter gehen konnte. Ihre Augen brannten leicht... sicher, weil dank dieser verblödeten Maske der Schweiß der Stirn hineingelaufen war.

Sie hasste es, die Maske zu tragen.

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"Ich habe keine Angst davor zu bluten, aber ich würde es nicht für dich tun."
Rauvyl Kent'tar

"Wenn ich keine Gerechtigkeit erfahre, erschaffe ich sie eben selbst."
Dorn von Grauburg

"Die Materie der systematischen Analyse ist eher trivial und sei den Eleven als Exerzitium aufgetragen"
Arianwyn Drachenzorn

"Blut und Tod"
Amalafein Kent'tar


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 Betreff des Beitrags: Re: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Mi 23. Mär 2016, 15:46 
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Rauvyls Stimmung war dergestalt, dass es passend gewesen wäre, wenn die Höhlendecke kalten, prasselnden Regen ausgespien hätte. Jedoch pflegte es im Unterreich niemals zu regnen, und so brütete die Dunkelelfe im Trockenen über das Geschehene.

Es war scheisse gelaufen. Richtig scheisse. Oh, Rauvyl war es gewohnt, dass nichts nach Plan lief. Aber so...

Ja, sie hatten verhindern können, dass Bleiche Nacht in diese Welt kommt. Glücklicherweise. Und ja, sie alle waren noch am Leben, nicht einmal ernsthaft verletzt, auch wenn die Feuerkreatur... ein deutliches Problem dargestellt hatte.

Und doch... der Spiegel wurde nicht vernichtet. Sie mussten ihn mitnehmen, um das Schlimmste zu verhindern. Der verfluchte Gürtel um Illiam'cices Leib konnte nicht gelöst werden. Und die Solar war offenbar nur halb so mächtig, wie sie Rauvyl hatte glauben lassen.

Es war noch immer kein Handstreich, diesen verfluchten Elfen zu befreien. Geschweige denn den Rest. Und dafür hatte Rauvyl ihre Tochter in Gefahr gebracht, sie niedergeschlagen und verkauft...für so gut wie Nichts. Es war frustrierend, enervierend, zum Kotzen.

Sie hatte ihre Tochter in den Arm nehmen wollen, sie an sich drücken wollen, ihr gut zureden wollen... doch sie konntw nicht. Wozu auch? Sie war eine Yathrin, eine Priesterin der Lolth. Sie brauchte keine Umarmung. Wo immer Rauvyl sich unsicher war, was die Dunkle Mutter wollte, was die Dunkle Mutter verlangte... wo immer Rauvyl Zweifel hatte, sah Illiam'cice deutlich und klar... zumindest behauptete sie dies, so wie alle Priesterinnen. Rauvy hasste dies. Abgrundtief. Sie war noch nie fanatisch, noch nie besonders gläubig gewesen. Es gab Dinge, die unvermeidbar waren. Dinge, denen man sich nicht entziehen konnte. Doch alles andere... Götter, Dämonen, Teufel, sie konnten ihr alle gestohlen bleiben. Sie alle! Denn sie alle suchten nur ein Werkzeug, ein Spielzeug...und Rauvyl hatte keinerlei Interesse daran, dieses Spiel mitzuspielen. Vor allem nicht nach den Ereignissen des letzten Jahres.

Doch sie alle waren anders, Illiam'cice war anders. Oh ja, die beiden Drowfrauen waren sich in vielen Aspekten sehr ähnlich... doch in manchen Dingen sah man eindeutig, dass nicht Rauvyl die Kindheit ihrer Tochter geprägt hatte.

Doch all diese Gedanken waren nur im Hintergrund, im im Hinterkopf vorhanden, ein Rauschen, mehr ein Gefühl, eine instinktive Verarbeitung der Ereignisse. Denn ein Gedanke beherrschte Rauvyls Gefühlswelt... und diesen durfte man ihr noch weniger anmerken, als alle anderen.

Denn sie hatte eine Spinne getötet. Mit Absicht. Um den Spiegel versiegeln zu können. Und ihre Tochter zu retten. Und eine Mondelfe.

Sie hatte eine Spinne getötet.

Und dafür würde sie büßen.

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 Betreff des Beitrags: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Sa 3. Dez 2022, 18:41 
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Rivin, Mondfest 1391 TZ

Refrain from the way we were
Slain the invincible


Jahre waren vergangen. Einige Leute sind gestorben, hauptsächlich ihre Feinde, aber auch sie selbst... doch sie lebte wieder und wieder, ließ sich nicht unterkriegen. Ihre Göttin, die dunkle Mutter, hatte sie geprüft und sie hatte versagt. Oder besser gesagt: Sie hatte sich geweigert zu bestehen. Sie wusste genau, was Lolth von ihr wollte, sie hätte es mit Leichtigkeit tun können. Doch Rauvyl wollte es nicht. Sie wollte ihr Tun nicht bestimmen lassen von dem Willen einer willkürlichen Göttin. Ob dies ein Fehler war...? Das würde sich noch zeigen.

Nun hatte sich Eilistraee ihrer angenommen. Die Dunkle Tänzerin war nicht das, was Rauvyl repräsentierte... und Rauvyl war alles andere als die typische Anhängerin dieser Göttin. Aber sie war ihr wohl näher, als es die Dunkle Mutter jemals war. Dennoch, Rauvyl war nicht vollends überzeugt von den Riten und Wegen der Dunklen Maid. Nein, Rauvyl war nicht die beste oder gehorsamste Dienerin. Aber sie gab sich meistens immerhin Mühe.

"Wenn es Eilistraee nicht gefällt, was ich tue, soll sie es mir selbst sagen. Dann muss ich mir eine neue Göttin suchen, so einfach ist das. Ich versuche hier die Welt zu verändern, sie zu einem besseren Ort zu machen. Und wenn ihr meine Methoden nicht gefallen, dass passen wir nicht zusammen. Ich werde mich nicht wegen einer Göttin ändern, fertig!"

Und doch war es Rauvyl, gehüllt in nichts als ihren Mantel, die gerade im eiskalten Wald stand und eine Kerze entzündete. Dann ließ sie den Mantel in den Schnee fallen und begann ein Lied zu singen und dazu zu tanzen... den Flammentanz, ganz so, wie man ihn ihr beigebracht hatte. Das Lied hatte keinen festen Rythmus, keine feste Melodie, sie sang und tanzte ganz so, wie es ihr in den Sinn kam. Und sie sang von dem, was sie getan hatte in den letzten Tagen und Wochen, von dem, was sie gefühlt hatte, erlebt hatte, was sie gelernt hatte. Und der Tanz endete erst, als die Kerze erlosch. Zitternd nahm sie ihren Mantel wieder auf und schlüpfte in ihre Stiefel.

"Dummes Versprechen..."

Fluchte sie leise.

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 Betreff des Beitrags: Re: [Story] Ich will gar nicht so sein wie ihr
BeitragVerfasst: Sa 22. Jul 2023, 21:50 
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Sie beunruhigt zu nennen, war eine legendäre Untertreibung. Die Vernichtung der gesamten Oberfläche Faerûns. Oder Torils, was auch immer. Die Vernichtung des gesamten Unterreichs. Nur einzelne Inseln zu retten. Der Plan von Wahnsinnigen. All diese Leute, Genies auf ihren Gebieten, Fanatiker und Trottel. Und doch wollten sie alle dasselbe. Wahnsinnige.

Doch etwas anderes irritiert sie. Vhaeraun. Der maskierte Lord. Er hatte sie gerettet. Xantis und dieser elende Lolthdämon hatten sie geschnappt und hatten die praktisch in der Hand, und Vhaeraun hatte sie gerettet. Warum? Er sagte, dass er Eilistraees Hilfe wollte bei seinem Vorhaben und daher Rauvyl nicht tot sehen wollte. Doch wie sollte er Sie überzeugen von diesem Vorhaben...? Es ergibt keinen Sinn.

"Vhaeraun... wenn du mich hören kannst. Ich habe keine Ahnung, wie du dir das vorstellst, Eilistraee zu überzeugen. Vielleicht... willst du mir das erklären...?"

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