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 Betreff des Beitrags: Briefe an die Heimat
BeitragVerfasst: Mi 30. Jul 2014, 16:26 
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Lieber Herr Vater,
Liebe Frau Mutter,

Ich bin wohlbehalten in der Region Rivin, genauer gesagt in dem nördlichen Vorort „Löwenbach“ angelangt.
Ihr hattet natürlich Recht, mein Herr Vater, dass die Reisekasse zu knapp bemessen, der Weg zu Fuß und ohne Pferd recht weit war. Doch nun bin ich hier und die beschwerlichen Tage der Reise liegen hinter mir, sodass ich nicht weiter davon klagen möchte.
Es geht mir gut und ich habe mein Ziel, zumindest die Entfernung dorthin überwunden.

Ich habe mir die Leute gut angesehen und mir Berichte angehört zu den Themen, die mich überhaupt erst zu dieser Reise bewogen haben.
Ich möchte nichts beschönigen. Die Lage ist übel.
Von Untod, Dämonen und einem schwarzen Drachen - der sich auf lästerliche, blasphemische Weise als „Wyrmkönig“ betiteln lässt - berichtete man mir.
Der Hofstaat der Hauptstadt scheint zumindest zu Teilen von Innen heraus zu faulen, obgleich der Fürst dem Gott der Gerechtigkeit untersteht. Doch mit den Ränken der Politik blieb man mir bisweilen fern und so soll es auch bleiben. Ihr kennt mein Temperament und es gibt dringenderes als korrupte Hofschranzen. (Ja, mein lieber Vater - Ich spüre Euren tadelnden Blick bei solch despektierlichem Wort, aber ich muss in Anbetracht der zwischen uns liegenden Entfernung bei dem Gedanken daran lächeln, statt mich gescholten zu fühlen und so mögt Ihr mir dies verzeihen und ebenfalls mit einem Lächeln an Eure Tochter denken).

Ich sehe auch Gutes. Wo Verzweiflung, Tod und die Bedrohung -in welcher Form auch immer- allgegenwärtig ist, wo es ein Akt der Stärke ist sich nicht knechten, niederdrücken und verjagen zu lassen von der Last des Lebens, da und nur da wächst Hoffnung und Glauben in Wahrhaftigkeit.
So scheint es geradezu eine Gnade der Götter, dass es Männer und Frauen gibt, die bereit sind sich für das Wohle aller einzusetzen und wenn nötig gar zu opfern.

Hier in Löwenbach findet sich ein Zusammenschluss solch guter Geister unter dem Banner des weißen Löwen. Der hochehrenvolle Orden aus Niewinter hat seine Arme ausgebreitet und daher möchte ich mich unter diesem Banner einordnen und meinen Teil leisten.
Ich weiß es scheint kurzentschlossen, doch nehme ich meine weltlichen Pflichten ernst, zu denen gerade auch ihr, meine lieben Eltern, mich stets ermuntert habt. Hier ist die vereinte Hilfe im Rahmen des Ordens der für mich schnellste und vielleicht effektivste Weg um Land und Leute helfen zu können.

Es gibt noch weiteres zu berichten.
Ich hörte, dass mein Vetter Geliad Falkenwinter, Paladin Helms Gnaden, vor einiger Zeit schon ebenfalls seinen Weg in diese Region fand. Einst war er Teil der Fürstengarde, doch verliert sich seine Spur nach dem Sternenfall.
Fand er zurück nach Tiefwasser? Wisst ihr etwas über seinen Verbleib?
Ich will Nachforschungen betreiben so gut ich kann um mich vom Wohl dieses Mannes zu überzeugen und halte euch auf dem Laufenden.

In Liebe.
Eure Tochter
Aleney

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 Betreff des Beitrags: Re: Briefe an die Heimat
BeitragVerfasst: Di 19. Aug 2014, 13:13 
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Urathear ocuir,

es ist lange her, dass wir uns sahen, teure Aleney, doch Eure Eltern verrieten mir, dass Ihr nun in Rivin angekommen seid und meine Briefe Euch in Löwenbach erreichen könnten. Man hat mich nach unserem letzten gemeinsamen Abenteuer und unter Macuths Fürsprache zu den Platinrittern berufen und ich stehe mit Stolz in ihren Reihen. Wie ich höre, habt auch Ihr einen Schwur geleistet der Euch an einen Orden bindet und hoffe, dass Ihr dort Erfüllung in Pflicht und Wirken findet, ebenso wie Ihr Erfüllung im Glauben und im Dienste unseres Herrn des Nordwinds fandet.
Ich verfolge einmal mehr die Ziele unserer Kirche, die mich in die Herzlande zurückführten. Derzeit sind mir einige, wenige Tage der Ruhe beschieden, sodass ich Euch diese Zeilen aus Immersee schreibe.


Aleney vermisste seine Stimme. Hörte sie in ihrem Kopf, während sie las und stellte sich vor, wie Sir Tren unter den alten Bäumen seines blühenden Gartens umherwanderte, wie er in die große Haupthalle seiner Burg trat, die erfüllt war vom Duft nach Met und Fleisch in der rauchigen Luft.

Doch die Aufgaben die uns unser erwähltes Leben beschert lassen nicht nach, sodass meine Tage in der Heimat gezählt sind. Derzeit verfolge ich die Spur eines Magiers, dem man eine enge Verbundenheit zum Drachenkult nachsagt. Bislang fehlten die überführenden Beweise, doch ich bin mir recht sicher, dass es einen wahren Kern zu den Gerüchten um diesen Mann gibt.

Sir Tren war schon kein junger Mann mehr gewesen, als Aleney überhaut geboren wurde. Sie erinnerte sich, dass ihm die beschwerlichen, weiten Reisen zu Pferde immer öfter zu schaffen gemacht hatten, als sie vor etwas mehr als fünf Jahren in seine Dienste trat. Jede Ehre hätte sie ihm gegönnt und jeder Ehre hatte er sich verdient gemacht. Doch hätte man es nicht dabei belassen können, ihn in den Orden zu berufen und in eine beratende, weisende Position zu erheben?

Noch immer ist es so, dass wenn man sich nach Rivin umhört mehr Schlechtes als Gutes berichtet wird.
Daher bitte ich, möget Ihr von unserem Herrn gut bewacht sein und unter den Schwingen des Platindrachen Schutz finden, wann immer Ihr ihn benötigt.
Es lässt mich die Begegnung mit Euch, die Ihr getrieben und von ihm berührt seid, nicht unberührt und so will ich euch in meine Gebete mit einschließen und bitte zugleich, dass ihr dies ebenso haltet.

Irlen Tren


Natürlich, Sir Tren. Das Glück des Drachen mit euch.
Sie musste lächeln, als sie den Brief sorgsam faltete und in eine kleine Schatulle legte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Briefe an die Heimat
BeitragVerfasst: Mo 26. Jan 2015, 13:44 
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Geliebte Eltern,

wieder sind einige Monate ins Land gezogen und ich bitte um Entschuldigung, dass ich so lange nichts von mir hören ließ.
Es liegen turbulente Zeiten hinter mir und so wie es aussieht, habe ich ruhigere auch nicht zu erwarten. Es ist der Lebensrhythmus Rivins der mich auf seine eigene Art und Weise in seinem Bann hält.

Sir Trens Tod ist ein schwerer Schlag, aber es tröstet mich, dass ich ihm in den letzten Stunden seines Lebens die Hand halten und die letzte Ehre erweisen konnte. Er fehlt mir.
Und auch der Orden fehlt als stärkste Bastion des Guten, die dieses Fürstentum ihr Eigen nennen konnte. Ja, es ist wahr. Der Orden des weißen Löwen ist nach Niewinter abgezogen.
Dieses Fehlen fühlt sich so allgegenwärtig an, als wäre die Welt dadurch dunkler geworden. Aber ich will der Trauer nicht verfallen. Sir Tren ist im Kampf für das Gute gestorben und unserem Herrn nun näher. Und der Orden ist zwar fort, aber er wird sein Licht an anderen Orten strahlen lassen und immerhin war es meine bewusste Entscheidung zu bleiben – oder vielmehr zurück zu kehren.

Ich danke euch für den Brief, der mich erst mit meiner Rückkehr nach Löwenbach und wohl auch nur durch Zufall erreichte. Eure lieben Zeilen geben mir Kraft und lassen mich lächeln.
Ich hoffe Andrast ergeht es gut in seiner Position als Leutnant.
Ich beglückwünsche ihn von Herzen und bitte euch ihm und meinen beiden anderen Brüdern meine wärmsten Grüße zu übermitteln.

In Liebe
Eure Aleney

Nota bene:
Ich danke dir mein lieber Vater, dass du immer noch mit scharfen Augen nach würdigen Brautwerbern Ausschau hältst. Allerdings muss ich dir sagen, dass ich kein Interesse daran habe den Herrn Teskon kennen zu lernen. Selbst dann nicht, wenn er es doch
tatsächlich geschafft hat Andrej im Tjosten aus dem Sattel zu werfen - auch wenn ich natürlich verstehe wie sehr dich das beeindrucken mag. Sicherlich macht ihn das zu einer hervorragenden Partie, für deine kleine Tochter.
Ich sehe zur aktuellen Zeit leider keinerlei Möglichkeit einen Besuch in Tiefwasser zu realisieren, was ich sehr bedaure. Natürlich würde ich, um mich mit eigenen Augen überzeugen zu können was für ein adretter junger Mann er doch ist, sofort jegliche Verpflichtungen über Bord zu werfen – doch die Weisungen denen ich als Paladin Folge leiste dulden keinen Aufschub, was dir als Entschuldigung für ein derartiges Versäumnis vielleicht genügen mag. Ich hoffe sehr, dass du und unser begabter, adretter Reiter dafür Verständnis aufbringen könnt.
Ich bedaure außerdem, dass du mein liebster Vater in deiner Überwältigung, vergessen hast zu erwähnen, dass ich für eine ehelich geschlossene Verbindung zwischen Silmerhelve und Falkenwinter weder jetzt noch in Zukunft zu haben bin und hoffe doch sehr, dass du dies nachholen wirst.


Aleneys Vater fluchte innerlich, angesichts der zackigen Handschrift und der energischen Buchstaben, die unmissverständlich die Stimmung der Verfasserin wiedergaben. Zwei Nächte lang hatte er überlegt, ob er das bekundete Interesse von Teskon an Aleney weiterleiten sollte… zwei Nächte, dann hatte er Celeste überredet es in ihrem Brief unter zu bringen. Und nur in zwei Sätzen hatte er versucht, Aleneys Interesse zu wecken. Aber mit einer derartigen Retourkutsche hatte er nicht gerechnet. Seine Frau die ihm den Brief aus der Hand genommen hatte und jetzt mit schwingendem Rock durch den Raum stolzierte lächelte belustigt-süffisant als sie ihm die heiklen Passagen noch einmal vorlas. "Auch wenn ich natürlich verstehe wie sehr dich das beeindrucken mag … mein liebster Vater… Haha! Ich habe dir doch gesagt, dass du ihr damit gar nicht zu kommen brauchst! Ach mein Lieber, zieh nicht so ein Gesicht. Sie ist bestimmt schon lange nicht mehr wütend auf dich…"

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Zuletzt geändert von Ceitidh am Do 5. Feb 2015, 08:44, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Briefe an die Heimat
BeitragVerfasst: Mi 4. Feb 2015, 10:27 
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"Das geht nicht!" Aelir starrte fassungslos auf den Schrieb in seiner Hand. Kurz nach Aleneys letzten Brief, war nun dieser ins Haus geflattert und was ihm die Tochter darin kundtat gefiel ihm gar nicht. "Schreib ihr… schreib… dass sie jederzeit willkommen ist aber nicht, wenn sie irgendwelche Strolche hier anschleppt, die…"
"Aelir…" Celeste seufzte unmerklich. Ihr Mann, ein stattlicher Hüne mit grauem Haar und Bart und dem kurzen Temperament des Nordens wenn es um seine einzige Tochter ging, schritt in großen Sätzen durchs Zimmer. Er fegte wie ein Wirbelsturm durch den Raum und ihr Widerspruch perlte ungehört an ihm ab.
"…die womöglich hinter sonst-noch-was her sind! Hast du den Namen 'Gard' schon jemals gehört? Ich nämlich nicht! Er will sie doch gewiss nur ausnutzen! Ich kann mir schon denken was in einem wie ihm vorgeht!"
So außer sich hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt. Es musste ja so kommen. "Aelir…"
"Du bist kein Mann, Celeste, sonst wüsstest du's. Aber lass mich dir sagen: Kerle in diesem Alter sind alle gleich." Er hielt inne und drohte ihr prophezeiend mit dem Zeigefinger, dann marschierte er wieder. "Und da tut sie immer so, als wäre sie mit ihrer Pflicht verheiratet und wäre über jegliche irdischen Interessen erhaben! Pfeift auf alle meine väterlichen, gutgemeinten Ratschläge…"
"Aelir!"
"…und macht sowieso nur was sie will! Warum lehnt sie einfach ab? Sie kennt den jungen Silmerhelve doch nur noch als kleinen Jungspund! Da waren sie vielleicht acht Jahre alt! Denkst du, das ist jetzt die Antwort auf mein Bestreben? Reizt sie mich mit Absicht? Er wäre nicht die einzige gute Partie gewesen. Aber nein! Nein! Sie lacht sich lieber irgendeinen Hallodri an! Dabei ist sie doch fast noch ein Kind."
"Übertreib doch nicht. Aleney ist bald 19 Jahre alt."
"Das sage ich doch: fast noch ein Kind!"
Jetzt reichte es wirklich. "Aelir Hieronymus Artaem Falkenwinter!" mit dieser Anrede in schneidendem Tonfall setzte sie nun einen energischen Punkt hinter seinen Ausbruch. "Wirst du endlich aufhören Gift und Galle zu speien wie ein tollwütiger Ork!? Und lass es sein dir so einen Blödsinn zusammen zu spinnen. Hältst du sie für so töricht? Willst du sie endgültig hinfort jagen mit deinem Unsinn?"
Endlich schwieg er. Ein gutes Zeichen. Denn nun begann er auch zu überlegen und sie hatte Gelegenheit besänftigend auf ihn einzuwirken.
"Natürlich sind sie beide willkommen. Du glaubst doch selbst nicht, dass sie uns einfach 'irgendjemanden' vorstellen möchte. Das lässt sich doch ganz deutlich aus ihrem Brief herauslesen. Es steht so einiges zwischen den Zeilen." Sie zwinkerte mit einem Lächeln. "Und sieh nur: sie schreibt, dass er ebenfalls ein Mitglied des Ordens des weißen Löwen war. Ich bin sicher Jerem ist ein freundlicher, anständiger junger Mann. Und um mich davon zu überzeugen, würde ich ihn mir ausgesprochen gerne einmal ansehen."
Aelir hörte nun auch endlich auf herum zu tigern. Sie merkte schon, dass er seinen Widerwillen langsam aufgab und sie sollte sich nicht täuschen: Nach einigen Augenblicken brummte er seine Zustimmung.
Celeste bedachte ihn mit vielsagendem, mildem Blick. "Ich schreibe ihr."

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 Betreff des Beitrags: Re: Briefe an die Heimat
BeitragVerfasst: Mi 4. Feb 2015, 21:28 
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Elena lief zügig den Weg zum Haus ihrer Zieheltern hinauf. Sie wusste, beide würden Zuhause sein. Liana, wie sie ihre neue Mutter zu nennen pflegte um keine Komplikationen durch ihrer beider Namen zu verursachen, würde sicher bereits das Abendessen abräumen und zu spülen beginnen, während Karson auf seinem bequemen Sessel einzudösen drohte. Und genau so war es, als Elena keuchend die Haustüre aufschlug und eintrat. Erschöpft stützte sie ihre Hände auf ihren Knien ab, zerknitterte damit den Brief in ihrer Hand und holte tief Luft um ihre Stimme wieder zu finden.

Liana war aus der Küche getreten und blickte überrascht in Elenas' Gesicht, während Karson hochgeschreckt war und bei Elenas Anblick in seiner Habachtstellung verlieb. "Elena, was ist passiert?" Sprach Liana sogleich, während Elena mit dem Brief zu wedeln begann und noch immer mit der vor wenigen Momenten vollbrachten Anstrengung kämpfte. "Ihr... werdet.. nicht glauben... was passiert.. ist!" Das breite Lächeln Elenas' ließ die Anspannung aus Karson weichen und brummend ließ er sich wieder in seinen Sessel fallen. Liana bedachte Elena mit einem vorwurfsvollen Blick. "Sag' bloss du läufst hier rauf als wäre eine Orkarmee vor der Türe, nur weil Gillian dich zum Fest eingeladen hat?"

Elena spürte wie das Blut in ihre Wangen schoss, schüttelte aber hartnäckig ihren Kopf. "Nein!" Erneut wedelte sie mit dem Brief und schloss die Türe hinter sich. Sie hatte endlich wieder zu mehr Kraft gefunden und trat weiter ins Wohnzimmer. "Jerem hat mir geschrieben!" Unbeeindruckt rollte Karson mit seinen Augen, während Liana interessierter zu Elena sah. "Also - ich hab' den Brief heute erst bekommen. Und das obwohl sein monatlicher Brief noch garnicht aussteht." Doch dies allein schien ihre Zuhörer noch nicht so recht zu beeindrucken, obwohl Elena allein dies bereits als Triumph ansah. "Aber das ist nicht einmal das Ungewöhnlichste. Es ist das was in dem Brief steht."

Karson betrachtete Elena aufmerksamer, doch noch immer schien er sich nicht von ihrer Begeisterung anstecken zu lassen. Er war ein genügsamer, großer Mann, von beeindruckender Statur, der bereits auf die sechzig Winter zuging. Er hatte vieles gesehen, erlebt und überließ es seiner Ehefrau, sich um die noch immer aufgeregte Elena zu kümmern. Liana war auch bereits ganz ins Zimmer getreten, sie hielt noch immer ein Handtuch in ihren Händen und blickte abwartend gen Elena. "Nun erzähl schon!"

Endlich fühlte sich Elena mit genügend Interesse konfrontiert. "Er möchte, dass ich ihn besuche!" Dies ließ Karson aufmerken und auch Liana zeigte gemischte Gefühle ob dieser Verkündung. "Bist du dir sicher, El? Du hast mindestens drei oder vier Briefe in denen er dir schrieb, dass du auf garkeinen Fall nach Rivin kommen sollst." Elena seufzte und setzte sich auf einen Stuhl. "Bei den Göttern, jetzt wartet erstmal ab. Das Beste kommt ja noch.." Sie sah abwechselnd in die Gesichter ihrer Zuhörer. "Ich soll ihn besuchen - und jetzt kommt's - um jemanden kennen zu lernen!" Liana wirkte überrascht und selbst Karson zeigte Verblüffung. "Wen sollst du kennen lernen?" Fragte Liana rasch. "Sie heißt Aleney. Er schreibt, sie wollen sich ein Haus kaufen und 'vielleicht' sehe ich es dann auch." Karson blickte zunächst verständnislos gen Elena, während Liana nachdenklicher wurde. "Aleney? Hatte er sie nicht in einem Brief schon einmal erwähnt? Da war doch mal ein Neuzugang vom Orden?" Elena nickte. "Ja.. damals schrieb er Alaenei, aber ich denke es ist die selbe."

Polterndes Lachen erfüllte den Raum. Elena und Liana blickten zu Karson. "Das ist doch nicht zu fassen, Herr Ich-Will-keine-Freundin und Beziehungen sind was für Idioten, hat.." Ein Lachen folgte dem nächsten und die zwei Frauen konnten nicht umhin, sich diesem anzuschließen. Es benötigte eine Weile, bis sich die Gemüter beruhigt hatten und Liana weiter nachhakte. "Schreibt er auch etwas mehr? Ich meine über diese Frau." Elena blickte auf den Brief. "Aleney Falkenwinter, sie stammt aus Tiefwasser."

Aus dem Lachen von Karson wurde ein Husten, bis er geradezu schockiert gen Elena sah. "Aleney Falkenwinter? Bist du dir sicher?" Mit einem blinzelnden Nicken bejahte Elena seine Frage. "Unmöglich! Das.. das kann nicht sein. Falkenwinter ist.. wichtige Familie Tiefwassers, das sind aufrechte, reiche Leute des Adels, Elena. Das.. nein, ich glaube nicht.." Dieses Mal stieß Liana einen triumphierenden Laut aus. "Hah! Hab' ich's euch nicht gesagt? Er macht was aus sich!" Beunruhigt blickte Elena zu Karson. "Meinst du das ernst..? Das ist eine.. echte Adelige? Und die soll ich kennen lernen?" Liana schlug liebevoll ihr Handtuch gegen Elenas' Schulter. "Hey, jetzt sei mal nicht so vorurteilsvoll. Wir besorgen dir ein hübsches Kleid und dann zeigst du deine beste Seite. Wenn es wirklich 'diese' Falkenwinter ist und sie ausgerechnet mit Jerem zusammen ist, dann wird sie ohnehin einiges gewöhnt sein." "Was soll das denn heißen?!" Bellte Elena zurück. "Genau das." Gab Liana mit einem gemeinen Lächeln zurück. Dieses hielt jedoch nicht lange an und sie stand wieder auf. Während Karson vor sich her murmelte, bewegte sich Liana leichtfüßig in die Küche und überließ Elena, mit ihrer anwachsenden Nervosität sich selbst.


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 Betreff des Beitrags: Re: Briefe an die Heimat
BeitragVerfasst: Mo 29. Jun 2015, 22:38 
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Die hohe Herrin des Hauses Falkenwinter, Celeste, betrachtete das längliche, schmale Schriftstück in ihren Händen noch eine geraume Weile. Dann faltete sie es und senkt die Hand.
Die Gräfin gehörte zu den Frauen, denen Manieren und Benehmen so sehr in Fleisch und Blut übergegangen war, dass ihre Warmherzigkeit, ebenso wie die meisten anderen emotionalen Nuancen, nur hinter kleinen, feinen Gesten entschlüsselt werden konnte.
Dieser Brief hier entlockte ihr demnach nicht mehr als das: eine gehobene Augenbraue, hinter der zwar kein Missfallen aber deutliche Verwunderung gleichermaßen wie Neugier und zumindest der Hauch von Skepsis stand.

"Hole mir sofort Maélys her. Und spute dich", befahl die Lady in gewohnt freundlichem aber nun recht energischen, antreibenden Ton.
"Ja, Herrin." Die junge Dienerin, die den Brief übergeben und bislang still an der Tür ausgeharrt hatte, machte einen Knicks und sich dann eilig davon um Celestes Wunsch nach zu kommen.
Die Herrin trat in wiegenden, weiten Gewändern zu den hohen Rundbogenfenstern hin.
Ein Blick aus dem Licht durchfluteten Salon hinab auf die weiten Pferdeweiden vor ihrem Anwesen, jenseits des Wassers, das das eigentliche Herrenhaus umgab.

Wie sollte sie 'das' nun nur ihrem Gatten verständlich machen?
Und dann auch noch so, dass er sich bereits in wenigen Stunden soweit beruhigt hätte, dass er den angekündigten Besuch auch angemessen empfangen könnte.
Die letzte Begegnung mit der Tochter hatte ihn ziemlich verstimmt zurückgelassen.
Drei lange Tage sprach er kaum ein Wort und knurrte und brummte nur vor sich her, wenn man ihn etwas fragte.
Zwar hatte er es vor Aleney verborgen, aber ihm war der schlimme Kummer, den sie mit sich trug, nicht unbemerkt geblieben und nah an das väterlich fürsorgliche Herz gegangen.
Die Tochter hatte sich recht bedeckt gehalten – aber viel sagen oder offenlegen hatte sie auch nicht müssen…

"Hohe Herrin", erklang die bekannte Stimme hinter ihr und unterbrach ihre Gedanken.
"Maélys. Wir bekommen unerwarteten Besuch. Herr Jerem Gard wird empfangen und auch mit uns speisen. Bereite alles vor."
Die etwas ältere, kleine Dame hob erstaunt beide Augenbrauen, ein kurzes Lächeln stahl sich über ihre Lippen. "Habe ich richtig gehört? Herr Jerem Gard? Den uns Lenchen eigentlich hatte vorstellen wollen?"
"Eben dieser."
"Und er kommt allein?"
"So wie es hier steht."
"Hm…"
Langsam dreht sich Celeste herum.
"Hast du noch mehr Fragen, meine Gute?"
„Ja. Einige. Was das wohl zu bedeuten hat? Aah… Nein, nein Herrin… ich mache mich schon auf den Weg. – Aber diese eine Frage sei mir gestattet…"
Die Gräfin sah auffordernd zu ihr.
"Wie wollt ihr’s dem hohen Herren verkaufen…?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Briefe an die Heimat
BeitragVerfasst: Do 23. Jul 2015, 14:41 
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Liebe Schwester,

ein paar Mondläufe ist es schon wieder her, dass wir uns begegnet sind.
Kann es wirklich sein?
Denn dein strahlendes Lächeln liegt mir noch immer so präsent in Gedanken und hellt mir so manches Mal unvermittelt und doch so willkommen den Tag, als wären wir uns erst gestern gegenüber gestanden.

Ich schreibe dir, da meine letzten Verpflichtungen zu einem Zusammentreffen mit Herrn Rufus von Reichenbach führten, den die Geschäfte derzeit ebenfalls nach Tiefwasser brachten.
Eine interessante Begegnung, will ich meinen, von der ich dir gerne berichten möchte.

Er übermittelte mir deine Grüße und übersah auch nicht deine Tugendhaftigkeit und Anmut ausschweifend zu loben, was mich natürlich mit Stolz erfüllt.
Aber dabei allein blieb es nicht.
Sehr gewollt an meine Adresse gerichtet, hielt er noch einiges anderes für erwähnenswert.

Du kennst ihn, daher brauche ich nicht weiter erklären, dass er subversiv aber ausgesprochen geschickt und eindrucksvoll, seine Botschaften und Spitzen dort platziert, wo er sie haben will.

So wollte er mir wohl nahe bringen, dass er eine gewisse Sorge über deinen Umgang mit Personen hegt, die seiner Meinung nach nicht deinem Rang und deiner Würde entsprechen.
Ich erklärte ihm, was du eh schon weißt:
Ein Licht im Licht strahlt nicht, sondern muss sich erst ins Dunkel wagen um Erleuchtung denen zu bringen, die in ihrer Finsternis blind, hilflos und auf falschen Wegen sind.

Er ließ daraufhin allerdings nicht recht nach und wollte im Verlauf des Gesprächs außerdem den Eindruck entstehen lassen, dass Auslöser dieser Sorge vor allem Jerem Gard wäre der, wie ich – jedoch Reichenbach nicht - weiß, kürzlich bei unseren Eltern zu Besuch war.

Laut eurem Kämmerer hatte Jerem scheinbar auch schon gewisse Konfrontationen mit Recht und Gesetz in eurem Fürstentum, was mich zugegebenermaßen, nicht ganz kalt lässt.
Mutter erwähnte, dass wir uns womöglich bald wiedersehen werden.
Ich bin sicher, hier wäre ein Austausch für dich und mich – für uns alle - hilfreich.

Ja, leicht ist nichts und auch das Glück, sogar wenn es wie das wahre Glück uns scheint … kann eine entsetzliche Last sein.
Aber das ist nichts für Briefe, das ist eher etwas für das persönliche Gespräch.

Ich denke an dich, mein liebes Schwesterchen.
Dein Bruder
Armand

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 Betreff des Beitrags: Re: Briefe an die Heimat
BeitragVerfasst: Fr 1. Jan 2016, 20:34 
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Liebster Vater,
Liebste Mutter,

ich hoffe, mein Brief erreicht Euch bei guter Gesundheit und Stimmung.
Wie ich euch kenne, habt ihr den Jahreswechsel vor dem Kamin der großen Stube gebührlich bei gutem Wein und im Kreise meiner Brüder, Salomea und dem kleinen Aren verbracht.
Ich wünsche euch allen von Herzen das Beste für das neue Jahr - auf dass es sich nach euren Absichten und Wünschen füge und die Götter euch gewogen sein mögen.

Liebe Mutter - es dauert mich sehr, dass wir deiner Einladung auf den Ball vom jungen Graf Tesper im Herbst nicht folgen konnten. Rivin lässt einem kaum Zeit zum Atmen und Angesicht der Sorgen, Nöte und Gefahren, die dieses Fürstentum heimsuchen war es uns einfach unmöglich zu erscheinen und schien es mir auch ungebührlich einer solchen Feierlichkeit beizuwohnen.
Allerdings kennt man ja die Vorlieben des hochgeschätzten Grafen – es wird mit Gewissheit auch im neuen Jahr Gelegenheit geben, die Tanzschuhe aufs Parkett zu führen. So schlimm ist es also nicht, den Ball verpasst zu haben.
Viel mehr grämt mich die Tatsache, dass meine Brüder Jerem noch immer nicht persönlich kennen lernen konnten.

Und dieses Versäumnis möchten wir, Jerem und ich, sehr gerne nachholen.

Es braucht nur ein Wort eurer Zustimmung, sowie Vorschläge für einen für euch alle günstig gewählten Zeitpunkt und wir teilen euch dann den genaueren Tag unseres Besuchs mit.

In Liebe
Aleney

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