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 Betreff des Beitrags: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust...
BeitragVerfasst: Sa 7. Feb 2015, 23:17 
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Es war grässlich. Es war, als passten ihr Kopf, ihr Bewusstsein, ihr Fühlen und ihr Denken nicht mehr zueinander. So viele Empfindungen, die Aleney so zum ersten Mal in sich spürte.

Hass, Wut, Ärger… in einer Intensität die überwältigend war. Eine irritierende Lust und Freude am Leid anderer –und sogar dem eigenen? Eine grausame, selbstzerstörerische Destruktivität die ihren ganz eigenen Reiz und ihre eigene Faszination hatte. Der Gedanke, dass es einfach war zu töten. Warum hatte sie so oft gezögert? Was war ein Leben schon wert?

Moral, Anstand, Barmherzigkeit, Sanftmut, Liebe. Sie kannte den Wert der hohen Tugenden. Hatte oft genug Traktate darüber verfasst. Mit ihren Lehrern philosophiert.

Aber plötzlich war alles eben genau das: blasse Theorie.

Denn irgendetwas hatte alte Regeln außer Kraft gesetzt. Dieses "Irgendetwas" hatte sich auch zwischen sie und ihrem Gott gedrängt. Drängte sich ebenso zwischen sie und ihre Mitmenschen.

"Siehst du was du ohne mich bist, naives Menschenkind?" glaubte sie spöttisch in ihrem Kopf zu hören. Jener Drache, dem sie sich mit Leib und Seele verschrieben hatte, der seine Kraft mit ihr geteilt hatte, wirkte mit einem mal so einschüchternd, so groß, so weit weg aber seine Macht so erdrückend präsent. Das göttliche Auge, das sonst so gütig und wohlwollend sanft auf ihr lag, brannte und schnitt mit einem mal wie ein Schneesturm auf nackter Haut. Kein Vater mehr. Sie fühlte sich verloren. Dem Fremden in sich ausgeliefert. Hilflos wie ein Kind…

"Du darfst nicht zweifeln, Aleney. So darfst du nicht denken."
"Er ist immer bei dir. Er hat dich erwählt. Auch wenn du ihn jetzt vielleicht weniger spürst. Es ist dein Herz, das dich ausmacht."
Sie hatten Recht. Aber warum fühlte sie sich dann so schlecht, so verdreht und falsch?

Was ihr Verstand fähig war zu begreifen – nämlich dass der Ursprung jener 'Missempfindungen' ohne jeden Zweifel die Beeinflussung Sinthias Seele war - war ihrer Gefühlswelt scheinbar einerlei. Immer dann, wenn ihr Innerstes sich gegen die Übermacht der dunklen Seele sträubte und ankämpfte, überkamen sie Schwindel und Übelkeit.

Sie gab ein stilles Versprechen.
Es wird anders werden. Ich werde stärker sein. Und dann… ist mein Herr wieder bei mir. Enger denn je.

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 Betreff des Beitrags: Re: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust...
BeitragVerfasst: Mo 9. Feb 2015, 13:32 
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Siehst du? Sie umarmt ihn. Widerliche Äffin. Und ihm scheint's zu gefallen.
Und das in deiner Gegenwart. Wie kannst du das zulassen?!
Schütte ihr den brühenden Tee ins Gesicht. Ich würde gerne sehen ob sie dann noch grinst.

Still jetzt!
Aleney wurde unwohl. Es brannte in ihrer Magengegend.
Sie hätte sich gar nicht setzen sollen. Sie hatte doch geahnt, dass ihr die Gesellschaft unangenehm war. Aleney lauschte in sich hinein.
Das sind nicht meine Gedanken. Ich muss mich nicht dafür schämen.
Sie erhob sich. Langsam. Gefasst. Bewusst. Den Mantel auf den Schultern etwas zurechtlegend. Sie hörte sich selbst verabschieden. Und dumpfe Stimmen hörte sie auch. Schrilles Kreischen, Lachen, Stühle rücken, entferntes Gemurmel. Darunter auch Flinns Stimme. Sie klang beruhigend. Sie wollte zuhören, antworten aber...
Du willst gehen? Jetzt?
Das bestimmst nicht du. Ich gehe.
Dann ging sie vom Tisch hinfort. Das war keine kopflose Flucht – sondern eine Entscheidung. Und sie war wieder mehr bei sich, als sie hörte:
"Alles in Ordnung, Aleney?"
"Ich fühle mich nicht besonders gut."
"Ist es… ist sie es?"
Aleney warf einen knappen Blick zum Tisch. "Ja… sie."

Sie ging. Allein. Und dann war da plötzlich jemand. Fira.
...
Und die Stimme gab Frieden.

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 Betreff des Beitrags: Re: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust...
BeitragVerfasst: Mi 11. Feb 2015, 12:24 
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Malaugrym.
Ein Gestaltwandler. Ein Täuscher und Betrüger. Die Gefahr im unschuldigen Gesicht, die Lüge im freundschaftlichen Wort.
Endlich hatte sie einen Namen.
Malaugrym.
Ein hässlicher Name für ein abscheuliches Wesen mit einer bösartigen Seele.
Die Seele eines Solchen – oder ein Teil davon – befand sich nun in ihr.
Das war was sie nun wusste und es war erschütternd.

Sei niemals unsicher.
Sei ein wahrer Anhänger des Platindrachen.

Doch jeder Zweifel an ihrer Entscheidung, war ein Zweifel an ihrem Gott.
Ihn hatte sie um Gnade gebeten und er hatte sie gewährt. Solange sie Bahamut an ihrer Seite wusste, war jeder Zweifel ein Schritt auf dem falschen Weg zu Defätismus und Kapitulation. Selbstaufgabe nicht zuletzt.
Aleney war nachdenklich denn...

Sei ehrenvoll und barmherzig gegenüber den Schwachen.

…es gab ein bestimmendes Bild vor ihrem inneren Auge. Ein erbärmliches Bild.
Eine humanoide Gestalt ohne Haut oder Haar, schwebend in einer Flüssigkeit und hinter Glas. Armseelig, schwach, hilflos und dem ausgeliefert, was da kam. Es war dazu verdammt von einstürzenden Steinblöcken erschlagen zu werden – wenn Aleney nichts getan hätte.
Es war bei Bewusstsein und hatte Fira erkannt – oder Hoffnung auf Rettung in ihr gesehen.
Es… nein, sie versuchte verzweifelt Firas Hand am Glas zu erreichen.

Sei ein treuer Kamerad.

Wie hätte sie agieren sollen? Die Hände in den Schoß legen, die Schultern zucken und bedauern? "Ich kann nichts tun, Fira."? Nein.

Sei Leitsymbol von Freiheit, Gerechtigkeit und allem, was gut ist.

Sie war vor der Entscheidung gestanden ein fühlendes Wesen tatenlos vergehen zu lassen oder zu versuchen es zu bewahren.
Der Drang… dieser Drang einzuschreiten hatte seine eigene Sprache gesprochen. Wie hätte sie sich dem widersetzen können mit dem Wissen, dass sie und nur sie zu dieser Zeit, an diesem Ort etwas hätte tun können? Und wie würde sie sich jetzt fühlen, hätte sie es unterlassen?

Es würde sich alles zum Guten wenden. Auf welchem Weg war noch offen… doch sie durfte nicht scheitern.

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 Betreff des Beitrags: Re: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust...
BeitragVerfasst: Do 5. Mär 2015, 11:23 
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Synthia,

wir beide sind ungefragt in unser gegenseitige Existenzen eingedrungen. Keiner von uns wollte diese Situation.
Es tut mir Leid, dass du warten musst, bis es einen Weg gibt dich sicher in deinen Körper zurück zu transferieren.

Ich weiß nicht ob es dir gefällt, immer dann über mich herzufallen, wenn ich schwach bin. Doch du benimmst Dich teilweise wie ein Parasit oder ein Partisane – ich bin es, die dich erhält aber du versteckst Dich in mir und schlägst dann nadelstichartig und heimtückisch zu.
Dabei bist du aus guten Gründen hier: ich wollte dich retten und deine Seele bewahren.
Es ist nicht dein ‚Geist‘ der in mir ruht und es ist nicht dein Geist der Fira und auch mir so wertvoll ist, dass wir bereit sind Gefahren und Unbill dafür auf uns zu ziehen. Es ist deine Seele, von der du glaubst es gäbe sie nicht. Bin ich, ist Fira, ist dieses Opfer dir nicht Beweis genug?

Du fühlst dich eingesperrt und dazu verdammt tatenlos zuzusehen, was das Schicksal für dich bereit hält. Aber eine Freiheit ist jedem gegeben, selbst dir, dort wo du jetzt bist:
Wenn der Mensch sich zum Guten wenden und ein Gerechter werden w i l l, so kann er das.

Ich danke dir für die Lehren, die mir deine Anwesenheit erteilt. Sie zeigt mir, dass in meinem Wesen Gefühle schlummern, die ich gelernt habe zu unterdrücken – obwohl sie nur menschlich sind. Aber das bin ich nun einmal. Ein Mensch mit Gefühlen die Licht spenden und auch Schatten werfen können.
Und das bist auch du.
Ein Mensch mit einem Bewusstsein und der göttergegebenen Fähigkeit sich dem Licht zuwenden zu können um die Schatten hinter sich zu lassen.

Während ich in den Abgrund blicken muss um zu ergründen, wie tief, dunkel und gefährlich er nun wirklich ist, musst du deinen Blick gen Himmel richten und wirst feststellen, dass er dir offen ist.

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 Betreff des Beitrags: Re: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust...
BeitragVerfasst: Mo 30. Mär 2015, 15:56 
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Da sitzt sie.
Ganz still und rührt sich nicht.
Die schlanken Hände ruhen auf den hölzernen, glatt geschliffenen Lehnen und die Miene ist reglos, bis auf die gelegentlichen Wimpernschläge die ein lebender, menschlicher Körper unwillkürlich macht.
Aber ansonsten? Wie die Statue einer Sphinx in Mulhorand.
Schön, rätselhaft und für das, was sie ist, nämlich eine götterberührte Präsenz, in diesem Moment merkwürdig … nichtssagend und leidenschaftslos.

Ich weiß wohl besser als jeder andere, dass der Schein trügt - welche Leidenschaft in ihr brennt. Sie hat viel geweint und ist alles andere als kalt und gleichgültig.
Sie ist auch keine Statue; sie wäre es gerade nur gerne.


Sie denkt nach. Seit Stunden schleifen ihre Gedanken am Anfang dieses Briefes, an den richtigen Formulierungen und Phrasen.
Sie verschiebt das Pergament vor sich auf dem Tisch von der Vertikalen in die Horizontale – was nichts an der Tatsache ändert, dass es nach wie vor leer ist.
Ihr fehlen einfach die Worte.
Sie seufzt leise und ächzt, wirft den Kopf in den Nacken und starrt an die vertäfelte Decke.
Die erste Reaktion seitdem die Kerze bald zur Hälfte herab gebrannt ist.

Ihre Gedanken unterbrechen meine Beobachtung.

Bald stehe ich ihnen gegenüber und dann kommen die unangenehmen Fragen.
Die bohrenden Blicke – die mitleidsvollen Blicke.
Das Schlimmste daran ist, dass ich selbst kaum eine klare Antwort finde.
"Was ist denn passiert, Aleney?"
Ja. Was?
Ich habe einfach keine Antwort darauf, keine die alles erklären kann.


Hätte ich eine?
Die Tinte jedenfalls ist bald eingetrocknet, wenn sie nicht endlich anfängt zu schreiben.


Vielleicht lasse ich sie einfach unvorbereitet und komme zu Besuch, ganz unerwartet und die quälenden Fragen fallen vor lauter Wiedersehensfreude einfach hintenüber…

Schlechter Plan!
Die Fragen werden dann nur umso drängender und dann stehst du ohne Antwort da und hast keine ‚Kerzenstunde um Kerzenstunde Zeit‘ um dir etwas zu überlegen…


Sie atmet leise durch, legt die Hände über die Augen und versucht ihre Gedanken fokussiert zu halten, denn sie gleiten schon wieder ab zu ihm.

Schon wieder…

Sie denkt vielleicht, dass sie das alles gerade zerbricht – aber das wird nicht passieren.
Es ist gut, dass sie das weiß.

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 Betreff des Beitrags: Re: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust...
BeitragVerfasst: Do 23. Apr 2015, 10:26 
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Gutgelaunt machte sich Furio daran ein Tablett zu richten.
Er war fünfzehn Jahre alt und einer der vielen Diener in der Fürstenburg. Er hatte das Glück in der Küche arbeiten zu dürfen und außerdem wurde er meistens zu den Gästen der Burg geschickt um ihnen das Essen zu servieren. Wenn sie nicht gemeinsam speisten, dann in den jeweiligen, angemessenen Räumlichkeiten… und ER durfte es ihnen bringen!
Heute gab es in Butter ertränkte Wachteln, Kartoffelstampf, feinste Bratensauce, Rotkohl, Beerenkompott …
Köstlich! Alles davon!

Diesmal würde sie essen. Ganz sicher. Er würde nicht eher gehen, bevor sie nicht zumindest von allem ein Löffelchen gekostet hätte!
Die letzten Ritte ging das schon so. Furio brachte ihr Essen, die Schönheit hatte immer ein Lächeln für ihn übrig, bedankte sich und aß letztlich meist doch nur eine Spatzenportion.
"Viel zu schade", murrte Mires. "Viel zu schade dafür, dass eh alles zurück kommt oder letzten Endes in deinem Wanst landet nur weil das Fräulein am Herzeleid krankt!" Mires schlug ihm mit dem Kochlöffel auf den Bauch.
"Eh! Bist du bescheuert?!"
Aber widersprechen konnte er nicht. Während die Lady Aleney scheinbar immer blasser wurde, trat sein Bauch doch ein wenig deutlicher hervor als noch vor ein paar Mondläufen.
"Was?! Ich verpass dir gleich noch eine! Dann aber richtig! Elender sembianischer Hund… das nächste Mal bring ich ihr selbst das Essen, so sieht’s aus."
"Wir teilen die Reste doch eh immer, bei den Göttern! Du hast ja wieder ne Laune…! Außerdem kommst du eh kaum die Stufen hinauf ohne zu keuchen wie ein alter Blasebalg."
Furio hob leicht verärgert das Tablett auf.
"Trottel", murmelte er beim Hinausgehen.
Jetzt eilte er sich davon zu kommen. Mires war berüchtigt für seine Impulsivität und scheute sich nicht davor mit rohen Kartoffeln oder Rüben zu schmeißen.
Furio scheute sich im Gegenzug nicht den Koch dennoch immer wieder bis aufs Blut zu reizen.

In den oberen Räumlichkeiten angelangt spazierte er geschwind die Flure entlang.
Er runzelte ein wenig die Stirn, als ihm auf dem Weg etwas wieder einfiel. Er hatte die Baderin Elsa reden hören, dass sie Jerem Gard eingesperrt hätten. Hier, im Kerker der Burg!
Furio gab nicht viel auf Geschwätz.
Andererseits fußte das Geschwätz der Baderin Elsa meistens wirklich auf gutem Fundament. Denn ob Soldaten oder Edeldamen – den meisten die am Fürstenhof zu schaffen hatten, hatte Elsa bereits ein- oder mehrmals den Badezuber befüllt, die Haare gewaschen, die Nägel gesäubert und geschnitten, den Bart gestutzt oder den Rücken geschrubbt.
Er beneidete sie nicht um ihre Aufgabe aber um das, was sie so zu hören bekam – und wenn das stimmte, dass man Jerem eingesperrt hatte…
Ein wenig seufzend blickte er auf die so schön drapierten Speisen.
An der fünften Türe hielt er inne.
Das Tablett geübt auf einer Hand balancierend klopfte er an das Türblatt.
"Komm herein", hörte er schon gleich darauf und so trat er ein.

Lady Aleney trat gerade vom Fenster fort, während Furio auf den kleinen Tisch mit nur zwei Stühlen zuhielt.
Er lünkerte scheu zu ihr hin.
Sie trug ihren adretten, blauen Gehrock mit den silbernen Nähten.
Blass war sie wieder. Erschöpft sah sie aus. Aber das Lächeln, das sie ihm sandte… das machte alles wieder wett!
Beflügelt schickte er sich an Teller und Besteck, Kelch und Wein auf dem Tisch für sie zu bereiten.
Sie trat zum Stuhl, er schob ihn ihr zurecht.

Aleney seufzte innerlich, als ihr Blick über das gerichtete Essen glitt.
Es sah alles so gut aus… aber nichts davon wirklich verlockend.
Sie spürte den Blick des jungen Dieners auf sich und fühlte sich ein wenig gegängelt schließlich doch nach den Kartoffeln zu fassen. Sie legte sich ein wenig davon auf, dazu eine halbe Wachtel und etwas Rotkohl.
Sie begann langsam und geräuschlos zu essen – der Versuch die Gedanken, die sie beschäftigten abzuschütteln war wie so oft vergebens.

Alektra...
Aleney wurde übel von der eigenen Empfindung.
Um SIE, eine Kreatur der neun Höllen, die ihn schon oft genug gequält hatte, in deren Fängen er sich schon einmal befunden hatte und nur mühsam daraus lösen konnte… um SIE zu befreien hatte er sich in diese Schwierigkeiten gebracht. Hatte er sie mit den anderen Teufelsanbetern etwa gar wieder zurück auf diese Ebene beschworen?
Sie verstand es nicht. Sie konnte es einfach nicht verstehen!

Nun geht es dir wieder schlecht, Mutter… Ich sagte noch! Stich ihn ab und wirf ihn in den Weiher, deinen verlogenen Ex-Stecher!
Hör endlich auf damit, Synthia! Ich sagte dir vor ein paar Tagen bereits, dass nichts Gutes aus blinder Rache erwächst.
Würdest du alles sagen was du auch nur was vermutest – und wahrscheinlich hast du sogar recht mit allem! – dann würde er eh am Strick enden!
Das hat er nicht verdient!
Ach nein? Weißt du… mir gönnt er sie nicht, diese eine Chance die du und Fira mir gegeben habt! Er versteht noch immer nicht warum du es getan hast! Aber was ist mit ihm? Wie viele Chancen hatte er? Und wie viele davon hat er selbst verschissen?
Synthia...!

Scheppernd fiel die Gabel auf den Teller. Furio, der sich ein wenig abseits postiert hatte, fuhr zusammen.
"Seid ihr fertig, meine Dame...?" meldete er sich dann auch vorsichtig zu Wort.
Ihr Blick fiel auf das Lederband an ihrem rechten Handgelenk und ihre Gedanken waren mit einem Mal in einem nasskalten, dunklen Verlies – das aber leer war und ihr damit mehr Schrecken in die Glieder jagte als es etwas anderes je könnte.
Zwei Augen sahen sie an. Nein… nur eines. Ein blaues und ein rotes, fleischiges Loch – wie ein Mahnmal.
Ihr Herz krampfte sich zusammen.
Alles tat wieder so weh. So weh wie am ersten Tag.
Furio trat langsam näher. "Lady Aleney?"
Sie rang um Fassung.
"Ja… Ja ich bin fertig."
"Wirklich? Ihr habt ja kaum etwas versucht. Schmeckt es euch nicht? Soll ich euch etwas anderes bringen?"
"Nein, nein es war… wirklich… vorzüglich, Furio. Du brauchst mir nichts anderes zu bringen. Ich habe keinen Appetit, das ist alles."
Furio seufzte leise.
Aleney überging das.
Morgen würde sie wieder Fira bitten mit ihr zu essen, überlegte sie.
Das brachte zumindest recht sicher Kurzweil, Ablenkung und Unterhaltung – außerdem tat es Synthia gut… und ihr auch.
Während der Bursche alles wieder auf dem Tablett stapelte zögerte er und stellte schließlich das Beerenkompott zurück auf den Tisch, legte einen kleinen Löffel daneben.
"Vielleicht ja später…" sagte er, nahm all seinen Mut zusammen und lächelte ihr zu bevor er sich diskret aus dem Zimmer stahl.

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 Betreff des Beitrags: Re: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust...
BeitragVerfasst: Sa 25. Apr 2015, 19:35 
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...Gnade.

Wo aber Verbrechen und Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger.

Begnadigt man einen Verbrecher so kann er entweder die Güte erkennen und wertschätzen, sein Leben in die Hand nehmen und einen rechtschaffenen Weg einschlagen oder dadurch nur weiter die nächste Gelegenheit wahrnehmen um das Böse zu nähren, weil andere unterlassen haben, was eigentlich dem Recht entsprochen hätte.

Die Waage als Bildnis Tyrs zeigte es. Das Eine ist das Andere wert.
Verbrechen in der einen und Strafe in der anderen Schale. Gleichheit. Richtlinien.

Die Gnade spielt keine Rolle in diesem Bild.

Denn Gnade ist eigenmächtig. Großmütig. Gut, in manchem Fall… aber willkürlich.
Was man sich einfordern kann, sind Rechte aber eben nicht Gnade.
Dabei ist sie nicht mehr als ein Verstoß gegen das Prinzip der Waage – der Gerechtigkeit und Ordnung.
Das Gesetz, das für alle gilt und im Angesicht der Gnade aber seine Kraft verliert.
Zugleich oft gegen jeden Vernunftgedanken.
Gnade richtet sich nicht nach der Vernunft, denn dann wäre sie nicht mehr als Kalkül. Doch davon ist sie frei.
Es gibt gute Gründe, den Gnadengedanken für unvereinbar zu halten mit den Lehren der Götter, die für Gerechtigkeit stehen und all diese Gründe entspringen nicht der Hartherzigkeit des Klerus, sondern den Prinzipien der Vernunft, der Gleichheit und der Gerechtigkeit.


Warum also Gnade?
Bedauern, Reue und Scham des Schuldigen konnte Aleney hier sicherlich nennen.
Die Bereitwilligkeit um Tat und Verbrechen zu erklären, zu büßen.
Doch ob zur Gnade das Mitwirken des Missetäters gehört?
Wo doch alles, was Bedingung ist, schon nach Geschäft und Gegengeschäft klingt, vielleicht zur Gerechtigkeit gehört… aber Gnade?

Vielleicht war Gnade nur eine feinere, dem Einzelnen wohlwollende Art der Gerechtigkeit – mit dem Glauben an das Gute und mit dem Mut und der Weisheit der Gerechten.

Deshalb gab es diesen offenen oder stillen Respekt für die, die sich an Entscheidungen der Gnade wagen.

Gnadenvolle Taten als ein Lichtstrahl, wie aus einer besseren Welt.

Die Gnade als das was sie war. Eine Bürde, Verantwortung… und ein Privileg.

Synthia...
Du bist meine Bürde.
Meine Verantwortung.


Ich weiß das Privileg zu schätzen, Mutter.

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 Betreff des Beitrags: Re: Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust...
BeitragVerfasst: Di 26. Mai 2015, 13:38 
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"Du musst jetzt loslassen. Du musst gehen, Synthia."
"Ich will nicht, Mutter – ich habe Angst!"
"Hab keine Furcht. Wir werden uns bald in die Augen sehen…"


Stille.

Nach Mondläufen der eher ungeplanten 'Zweisamkeit' wohnte in Aleney Falkenwinters Körper nunmehr wieder allein ihre eigene Seele. Es war so, wie es eigentlich sein sollte.
Synthia hatte in den für sie vorgesehenen Körper gefunden – wenn sie sich auch in einem besorgniserregenden Zustand befand.

Die Monde waren vorüber in denen man sie 'das Gefäß' heißen konnte.
Dieser entmenschlichende und auch entwürdigende Ausdruck aus dem Munde einer Person hatte die junge Erwählte tief getroffen, in regelrechten Unglauben gestürzt – sie aber letztlich mit einem rebellischen Widerstand erfüllt, der ihren Kampfeswillen eher anspornte, denn niederschmetterte.
Sie war kein Gefäß. Kein Ding. Kein leerer Hohlraum, der ungefragt besetzt wurde.
Zu keiner Zeit.

Die Situationen in die sie jener ungewöhnliche 'Umstand' gebracht hatte, hatte sie zugleich durch die verschiedensten Gefühlslagen manövriert.

In der zum Teil sehr schweren Zeit die sie brauchte um sich mit dem unbekannten Wesen zu arrangieren, hatte Aleney freundschaftlichen, oft unerwarteten oder gar göttlichen Beistand aber auch Konflikte, schmerzhafte Rückschläge oder Enttäuschungen erfahren.

Aus dem anfänglichen Schrecken, der Unsicherheit und Abneigung, der Furcht vor den Häschern Synthias, den inneren Kämpfen um die Oberhand und nicht zuletzt moralischen Auseinandersetzungen wurde nach und nach ein Verhältnis, an dem beide Seelen wachsen konnten.
Aleney Falkenwinter war dankbar um die Erfahrungen, die ihr Synthia beschert hatte.
Sie hatte viel gelernt über gefährliche Emotionen, die Logik und die Sichtweise eines "bösartigen" Wesens, das schwer zu zügeln aber – davon war sie inzwischen überzeugt - doch nicht verloren war.

Man lernte einander zu schätzen, gar zu lieben.
Doch welche Blüten diese Beziehung in den jungen Frauen tragen sollte, würde wohl nur die Zukunft zeigen können.

Nun aber fühlte Aleney zunächst die ungewohnte Stille in sich.
So sehr sie nach Synthia lauschte – ihre Stimme und ihr Wesen würde ihr nie wieder so nah sein wie in jener Zeit…

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