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 Betreff des Beitrags: auf Reisen...
BeitragVerfasst: Di 23. Jun 2020, 12:59 
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Registriert: Fr 16. Mai 2014, 22:37
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Eingesperrt in einer Phiole wie ein verdammter Flaschengeist, von welchen die Märchen der Südlande so oft handeln. Noch dazu in der Hand der Maestra!
Mißmutig starrt Tara ins Lagerfeuer.
Alsbald wollen sie aufbrechen und so sind es wohl die letzten Augenblicke, in denen sie noch sie selbst ist, bevor sie alle, außer der Maestra als kleine Rauchwölkchen in Phiolen gesperrt werden.
Der Gedanke wehrlos Ameng ausgeliefert zu sein behagt ihr gar nicht, ängstigt sie sogar zutiefst, was sie jedoch standhaft vor den anderen zu verheimlichen versucht.
Sagte sie nicht, sie sei ein Monster, das kein Recht habe zu leben? Wollte sie sie nicht am liebsten am Galgen sehen? Und drohte sie ihr nicht an, daß Tara sich… wie nannte sie es doch... verantworten müsse?
Was liegt da näher, als sie einfach in der Phiole zu belassen und erst nach ihrer Rückkehr im Kerker wieder daraus zu befreien? Wenn es denn überhaupt eine Rückkehr gibt. Vielleicht nehmen die Bewohner dieser hohlen Welt ja dem Henker die Arbeit ab?
Tara traut der Maestra nicht ein Jota weiter, als sie sie werfen kann. Andererseits…
Hatte Ameng sie denn wirklich je verraten?
Hätte ihre nichtsnutzige Gespielin… ehemalige Gespielin… nicht ganz anders gehandelt, wenn sie wirklich wüsste, was sie war…ist?
Und hatte sie nicht eigentlich Recht?
Keiner ihrer Reisegefährten weiß, wie es in ihr aussieht. Gäbe es nicht seit einiger Zeit diesen einen kleinen, vorlauten, allzu oft fürchterlich enervierenden Grund, den sie nun, seit der Tyrannt ihr untotes Sein verbannte, endlich bewusst lieben kann hätte sie es wohl den Todgeweihten ihrer Heimat gleich getan und ihr Ende in einem ehrenhaften Kampf oder wenigstens in einem gefährlichen Experiment gesucht, aus dem andere dann Nutzen ziehen mögen.
Doch das ist ihr nunmehr verwehrt. Sie darf Selissa auf keinen Fall enttäuschen und muß zurückkommen. In welcher Form und auf welche Art auch immer.
Selissa…
Wer hätte gedacht, daß ein kleines vorwitziges Ding wie sie, sie einmal derart vereinnahmen würde?
Und das selbst damals schon, als sie eigentlich rein gar nichts mehr fühlte. Es grenzt schon an ein Wunder, daß Selissa sich nicht in die Reihe ihrer Opfer einreihte.
Doch die erstaunliche Wahrheit ist wohl, daß Tara ihr niemals etwas antun könnte.
Nein. Selbst wenn irgendwann vielleicht der Vampir in ihr zurückkehren mochte, ihre Tochter ist sicher vor ihr und ihrer grausigen Natur. Oft genug musste sie es und hatte sie es nun schon bewiesen.
Doch was, wenn die Maestra sie doch hinterging?
Was, wenn sie sie wirklich erst in Rivin, im Kerker oder schlimmeren Gefilden wieder frei ließ?
Und warum fühlten sich ihre Worte immer noch so entsetzlich furchtbar an?
Ein kleines, dünnes Stimmchen in ihr meldet sich zu Wort: „Vielleicht, weil sie recht hat?“
Ebenso angestrengt, wie widerwillig sinnt Tara nach.
Ja. Wie sie es auch dreht und wendet, auch sie kommt zu keinem anderen Urteil. Dieses verdammte Miststück von Elfenabschaum hatte Recht. Tatsächlich hatte sie für ihr Tun mehrfach den Tod verdient. Mildernd kam vielleicht hinzu, daß sie es nicht aus Freude, Langeweile oder irgendwelcher anderer seltsamer Beweggründe tat, doch das ändert rein gar nichts. Bringt man tollwütige Hunde denn nicht auch um? Auch wenn sie nichts dafür können, tollwütig zu sein?
Und war sie denn etwas anderes, als ein tollwütiges Tier wenn sie dem Hunger nicht mehr widerstehen konnte?
Verstohlen sieht sie zu den anderen, die sich ebenfalls noch einige Augenblicke der Zerstreuung oder letzten Vorbereitungen gönnen, bevor es losgeht.
Anara…
Obwohl dieses Ungeheuer von einer Tiefling sie schon zig Mal hätte umbringen können, rettete sie ihr stattdessen immer wieder den Hintern. Das versteh einer!
So chaotisch und fürchterlich in ihrem Denken Anara auch ist, mit einigem Erstaunen erkennt Tara, daß sie sie sehr mag.
Bei van Espada liegen die Dinge anders.
Er bewahrte sie zwar vor Ameng und anderem Ungemach, doch zweifelsohne nur aus persönlichen Gründen. Damit konnte sie umgehen. Ja.
Sie haben einen Handel, den sie in jedem Fall erfüllen wird.
Flinn…
Immer noch wird sie aus dem Baron nicht schlau.
Ohne zu zögern gewährt er Selissa Obdach und Schutz. Auch ihr selbst sprang er schon zuweilen bei und dennoch. Irgendwie scheint es ihr, als warte er nur auf irgendwas, was ihm genug einbrächte. Er würde sie wohl nur für den größtmöglichen Gewinn opfern, denn aber vermutlich ohne Zaudern.
Aber vielleicht tat sie ihm auch bitter Unrecht mit solchen Mutmaßungen?
Ameng…
Allein beim Gedanken an die Maestra verfinstert sich ihr Gemüt.
Begann nicht all ihre Plage, als sie sich vordem in deren…Obhut… begab?
Verlangte sie nicht, daß Tara sich öffnen solle? Und jetzt, wo sie es tat will sie sie am liebsten auf dem Schafott sehen!
War sie nicht derart eitel und selbstgerecht, daß sie eh nur sah, was sie sehen wollte und auch nur akzeptierte, was in ihr ach so weises Weltbild passt?
Nein. Der Maestra war nicht zu trauen. Vielleicht war sie schon immer so, vielleicht hat sie sich das auch von ihrer ehemaligen Gespielin, Freundin, wasauchimmer abgeguckt.
Wie einfach es doch wäre, sie einfach nur hassen zu können!
Doch so sehr Tara es auch versucht, drängen immer wieder andere Bilder und Gedanken in den Vordergrund. Ameng, die keine Fragen stellte und ihr gab, wonach es sie so dürstete. Zumindest als sie im Mantel weilte…
Tatsächlich rührte Tara niemanden an, solange sie ihren Hunger anderweitig stillen konnte.
Ameng, die tatsächlich dafür sorgte, daß sie von der Garde und ähnlichen Störenfrieden unbehelligt blieb, trotzdem sie um ihre seltsamen Ernährungsgewohnheiten wusste. Nein, sie konnte sie nicht hassen.
Verabscheuen… ja. Zornig auf sie sein. Auch das. Doch hassen? Nein. Irgendwie ging das nicht.
Abermals vermisst Tara den Vampir in ihr. Wie einfach die Dinge doch sind, wenn man nicht durch Schuldgefühle, Reue, dieses seltsame Gewissen oder Ähnlichem bedrängt wird!
Sie könnte Ameng endlich hassen, wie diese widerwärtige, hinterhältige, eitle und selbstgerechte und nichtsnutzige Elfe es verdient! Und auch was sie ihr so alles an den Kopf warf, täte lange nicht mehr so weh.
Aber so?
Nun hatte sie wieder, was sie zuvor so schmerzlich vermisste. Ihr Verstand blieb klar und wurde nicht mehr durch diesen, nie endenden Hunger vernebelt, der sie zur Mörderin machte. Sie fühlte wieder etwas in sich. Doch um welchen Preis!
Die Gesichter ihrer Opfer peinigten sie mit ihrer Präsenz in jedem ruhigen Augenblick. Auch die Träume wichen nicht von ihr und waren schrecklich, wie eh und je. Dazu die Angst, durch diesen Tyrannten doch noch zu einem Ungeheuer zu werden. Und wenn es jenem gefiel, sich vielleicht doch besser mit dem untoten Teil von ihr zu verbinden, statt ihn zu verbannen? Nicht auszudenken!
Ob es in der hohlen Welt eine Lösung für dieses Problem gab, die sie nicht das Leben kosten würde?
Was Selissa wohl sagen würde, wenn sie wirklich normal heimkäme?
Ohne Tyrannten, ohne Untote…
Versonnen starrt Tara ins Feuer und träumt mit offenen Augen, nicht bemerkend, wie sich ein echtes, warmes Lächeln in ihr Gesicht stiehlt, während gleichzeitig dicke Tropfen aus ihren Augen rinnen und auf ihr Gewand tropfen..
Ob Selissa auch nur ahnt, was sie ihr bedeutet? Was Tara ihr verdankt?
Selissa…
Der Gedanke an ihre Ziehtochter schnürt ihr die Kehle zu.
Selbst wenn sie ihr alles hinterläßt, was sie ihr nur geben kann, weiß sie doch ganz genau, daß es nur schnödes Gold und ein Haufen Pergament ist. Auch wenn Selissa das sicher zu schätzen weiß ist es dennoch nicht das, was sie wirklich will. Immerhin so viel hat Tara inzwischen begriffen.
Wie gerne wäre sie jetzt bei ihr und würde sich deren Klagen ob Eleonores vermeintlich furchtbarer Ansinnen anhören! Oder mit ihr dieses Ding, das Selissa Drachen nennt, fliegen lassen…
Oder etwas kochen. Na schön….kochen besser nicht. Aber das will sie unbedingt noch lernen. Vielleicht bringt Amin ihr es ja bei? Immerhin schwärmt Selissa ja von seiner Kochkunst in den höchsten Tönen. Mit mentaler Gewalt reißt Tara sich aus diesem Tagtraum.
Damit jener wahr würde, muß sie heimkommen. Am besten lebend, in jedem Fall jedoch in einem Stück.
Energisch wischt sie sich über ihr Gesicht und erhebt sich. Sie war bereit…
Eigentlich war sie es nicht, peinigten sie doch viele Ängste ob dessen, was sie wohl auf ihrer Reise erwarten mag und auch, ob sie überhaupt wieder aus der Phiole entlassen werden würde. Doch für alle anderen war sie es. Was sie nunmehr fühlte war für ihre Aufgabe irrelevant. Und je eher sie es hinter sich brachten, umso eher waren sie wieder zurück.
Hoffentlich…


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