Bei den Dunkelelfen gibt es gänzlich andere Zeiten als an der Oberfläche, was vor allem daran liegt, dass es im Unterreich wegen der fehlenden Sonne weder Tag noch Nacht und damit kein von den Himmelsgestirnen diktiertes Zeitgefühl gibt. Die meisten Dunkelelfen orientieren ihren Tagesablauf dennoch daran.
Teilweise geschah dies einfach aus alter Gewohnheit, denn zu früheren Zeiten, als auch in Har'dor'kar noch regelmäßige Überfälle der Oberfläche üblich waren, sind die meisten einige Stunden vor dem Sonnenuntergang aufgestanden, damit sie zum Einbruch der Nacht kampfbereit in den Gewölben kurz vor der Oberfläche waren und die vollständige Abwesenheit des verfluchten Himmelsgestirns nutzen konnten.
Heute finden zwar keine solche Überfälle mehr statt, aber die Späher machten auf Rauvyls Wunsch hin regelmäßige Erkundungen an die Oberfläche und auch die Herrinnen Rauvyl selbst, Zhai und Illiam'cice hatten häufig verschiedene Tätigkeiten dort oben zu erledigen, so dass ihr Tagesablauf ähnlich war wie zu den einstigen Zeiten.
So war es auch bei Minolin und Vorrina. Sie standen zu Beginn des normalen Zyklus von Har'dor'kar auf und begaben sich gleich nach den ersten morgendlichen Vorbereitungen in den Tempel zum ersten Gebet, wo die Priesterinnen bereits inbrünstig Lolth priesen.
Minolin begab sich danach für gewöhnlich in die Akademie der Faern und ging dort seiner Arbeit und seinen Studien nach. Der Zeitplan, den der ehrgeizige oberste Faern Malaggar vorgab, war eng gesteckt und ließ nicht viel Freiraum. Ein zehn- bis zwölfstündiger Arbeitstag war nicht die Ausnahme sondern die Regel. Danach ging Minolin meistens in die Taverne, besonders viel alternatives Unterhaltungsangebot gab es schließlich noch nicht.
Manchmal jedoch traf er sich auch mit Tolometh, dem Waffenmeister des Hauses Daevvin und verbrachte Zeit mit ihm in der Stadt oder in dessen Gemächern. Es war kein Geheimnis, das beide eine Affäre miteinander hatten. Anders als in einigen Städten mancher Menschenvölker war Homosexualität oder Bisexualität unter Dunkelelfen etwas durchaus normales, das mit keiner sonderlichen Verpönung einherging.
Vorrina ging nach dem ersten Gebet im Tempel meistens zunächst ihrem Training nach, bevor sie dann entweder im Unterreich, oder, was häufiger geschah, an der Oberfläche ihren Tätigkeiten als Späherin und Spionin nachging. Wann immer sie keine konkrete Aufgabe hatte, gab sie sich selbst eine oder versuchte, ihre Fähigkeiten zu verbessern. Häufig sah man sie bei den Sklaven, vor allem bei den menschlichen Sklaven, zu denen sie freundlicher war, als das bei Dunkelelfen üblich war und sie sie häufig befragte, um ihre Kenntnisse bezüglich der Sprachen, der Verhältnisse und den Gebräuchen der verschiedenen Menschenvölker zu erweitern.
Sie hatte sich auch verschiedene Menschenkleider geschneidert. Ihr sexuelles Verhalten konnte hingegen durchaus für Empörung sorgen, wenn man leisen Gerüchten Glauben schenkte, dass sie sich sogar dazu herablassen soll, regelmäßig mit einem der männlichen Menschensklaven Sex zu haben. So etwas wäre natürlich durchaus widerlich in der Gesellschaft der Drow. Allerdings konnte Akordia dafür keine Beweise finden. Ansonsten befasste sie sich in ihrer Freizeit meistens mit Kartenspielen oder Wettschießen, wobei sie in beiden Kategorien sehr gut war. Ab und zu hing sie mit dem Halbdrow ab, zu dem sie eine freundschaftliche Beziehung zu haben schien, allerdings achtete sie darauf, dass das keiner mitbekam und sie ihn nur alleine traf, Akordia konnte es dennoch ab und zu beobachten.
Einmal versteckte Vorrina zwischen ein paar Steinen einen verdächtig wirkenden Zettel mit einer Notiz. Sollte Akordia ihn lesen, wird sie darauf die Nachricht finden:
"Ich hoffe, dir gefällt, was du siehst, Schlampe. Pass nur auf, dass dir nichts passiert. Meine Abenteuer sind gefährlicher als deine Spielchen."
Und tatsächlich war es auch so, dass Vorrina sich immer wieder an gefährliche Orte im Unterreich wagte um dort andere Bewohner und Monster zu beobachten oder sie an der Oberfläche manchmal auch in die besseren Gegenden der Städte schlich, die besser bewacht waren und wo findige Wachen oder Abenteurer sie durchaus bemerken könnten. Sie war außerdem eine der wenigen Späherinnen, die sich sogar ab und an dem schrecklichen Sonnenlicht der Oberfläche stellte.
Meistens kamen beide Geschwister erst zum Abschlussgebet am Ende des Zyklus eines Tages in Har'dor'kar im Tempel wieder zusammen, wo die Priesterinnen ihr Ruhegebet an Lolth sprachen.
Die beiden Geschwister hatten meistens einen freundschaftlichen und höflichen Umgang, geprägt von gewissem, gegenseitigen Respekt. Sie stritten sich eigentlich nie, hatten allerdings auch nicht viel miteinander zu tun in ihren Tagesabläufen.
_________________ ~"This ist my battle. This is my battleship."~
"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."
~Shadow is a man who never loses his virginity - because he never loses.~
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