Ameng Xilo hat geschrieben:
Miz'ri Seeraerth arbeitet nun als Zofe für Zhai. Dabei macht sie Fehler, sehr viele Fehler und ist missmutig ob jedes einzelnen. Jedes ihrer Missgeschicke und jedes Hinweis von Zhai auf etwas, das sie mal wieder falsch gemacht hat, schmerzt sie fast schon soviel als hätte sie eine schallende Ohrfeige oder einen Peitschenhieb bekommen. Aber sie bemüht sich sogleich um Korrektur, sie lernt emsig und schnell und ist sehr engagiert. Sie lernt, wie man die Betten richtig wacht, worauf man beim wischen acht geben muss, wie man verschiedene Tees kocht, wie man kleine Mahlzeiten zubereitet. Einmal entdeckt Zhai sie wimmernd in einer Ecke verkrochen, als sie sich beim Kochen von Wasser die Hand verbrüht hatte und nicht wusste, wie sie die Schmerzen lindern kann und ob diese je wieder aufhören. Aber sie lernt... sie lernt wirklich. Und obgleich sich immer wieder zeigt, dass ihre Intelligenz... leicht... unterdurchschnittlich ist, macht sie das, was ihr an Klugheit, Geschick und Erfahrung fehlt, durch Beharrlichkeit wieder wett. Sie wird jeden Tag besser und hilfreicher.
Zhai erwies sich für Miz'ri nicht als harte, als durchaus als nicht ganz einfache Herrin. Sie war eitel, selbstverliebt und manchmal geradezu faul bei dem, was das Mädchen für sie tun sollte. Zudem war sie launisch und konnte in einem Moment geradezu schwesterlich sein und im nächsten wütende Flüche ausstossen. Sicherlich spielte auch ihr momentaner Zustand dabei eine gewisse Rolle, aber zum Großteil schien dies einfach ihr wahrer Charakter zu sein, den sie in ihren Gemächern auslebte, wo sie nicht für die anderen Hausmitgliedern eine gewisse Beherrschtheit und Würde an den Tag legen musste. Insgesamt aber war Miz'ris Leben für eine Zofe wahrscheinlich recht gut. Irgendetwas schien Zhai ihr zugetan zu machen, vielleicht die Tatsache, dass ihr eigenes Schicksal gar nicht so verschieden war von dem des Mädchens, als sie an die Oberfläche verschleppt wurde und noch lange Zeit falschen Vorstellungen von ihrer eigenenen Bedeutsamkeit nachhing, bis sie es tatsächlich zurück an die Spitze eines Hauses des Unterreichs geschafft hatte. Auch wenn es ein mickriges Haus in der Trümmerwüste einer Unterreichsstadt war.
Wenn Miz'ri einen ihrer häufigen Fehler machte, reagierte Zhai nicht mit Gewalt oder harten Bestrafungen. Je nach Grad der Schwere gab es spitze Bemerkungen, wütenden Tadel oder die Übernahme unliebsamer Aufgaben, die ansonsten die Goblins für Zhai erledigten. Auf der anderen Seite sprach Zhai viel mit ihr, erzählte von sich und ihrer Gefühlswelt, las mit ihr in Büchern und diskutierte mit der wenn auch nicht sehr hellen, so zumindest wohl gebildeten Adelstochter über Alltagsprobleme und abstraktere Themen zu Lolths Willen, der Magie oder was es bedeutete, eine Ilythirii zu sein. Sie ließ sich von ihr in den Arm nehmen und beruhigen, wenn sie wütend war oder einen der sich häufenden Gefühlsausbrüche hatte, den Rücken massieren, wenn sie verspannt war oder den Bauch mit Ölen einreiben, wenn sie Schmerzen hatte. So wurde Miz'ri neben den simplen Tätigkeiten einer Dienerin bei vielen Themen von Zhai ins Vertrauen gezogen, war bei Unterredungen dabei, überbrachte Nachrichten und dürfte mit der Zeit so als Zofe zu einer gewissen Bedeutung und sogar zu Ansehen gelangen.
Womöglich eine Hilfe für sie in den schweren Zeiten, die auf Har'Dor'Kar zukamen.