Reaktionen Ich habe mich nicht beschwert, sondern ich habe gesagt: "Ich würde mich freuen, wenn..."
Und unter Reaktion habe ich in diesem Kontext weniger Zwischenrufe und "augenblickliches Handeln" gemeint, sondern ich habe damit mehr die großen Fraktionen in Rivin gemeint, hier wahrscheinlich am ehesten Miliz und Garde, etwas weniger vielleicht auch den Mantel. Die Miliz hat ja mittlerweile ansatzweise "reagiert", und das freut mich. Sie hat nicht "direkt" auf Flammo reagiert, indem sie versucht hätte, seine Rede zu unterbinden, sondern sie hat auf die im Viertel vorherrschende Situation (die Flammo mitbeeinflusst hat) reagiert. Die Garde fehlt hingegen einfach - da läuft eine Hetzjagd, und die "Ordnungsmacht" fehlt einfach, als gäbe es sie im Setting gar nicht. Wir wissen jetzt nicht: Ist sie nach dem Ausfall von Jade nun gar nicht mehr im Hafen unterwegs? Greifen Gardisten ein, wenn sie sehen, dass eine Halblingsdame bedrängt wird? Wie sieht die Bevölkerung das eine oder das andere? Äußert sich sonst kein Würdenträger der Stadt zu den Ereignissen? Großes Schweigen, als gäbe es nur Flammo, seine Anhänger, und die Miliz. Ich vermisse also das Engagement der großen Fraktionen, die doch öffentlich in Erscheinung treten sollten oder sogar müssen (der Gardist steht nun einmal da und schiebt Wache - auch ein Nicht-Einschreiten gegen eine Halblinghetzjagd ist erwähnenswert).
Was auch interessant wäre: wie sollen Halbling-SCs nun vorgehen, wenn sie durch das Hafenviertel wollen? Ich alleine kann zwar mit meinem Scaccabaruzzen herumrennen und zur Jagd blasen, aber ein einzelner Fischer macht noch lange keine Hetzjagd, und ist auch für den betreffenden Halblingscharakter wohl nicht so aufregend (wie ich nach gestern vermute). Ich selbst kann als nicht-SL ja nicht sagen: "Und da umzingeln dich zehn finstere Knüppelschwinger". Vielleicht gibt es betimmte Straßen, in denen weniger los ist und man sicherer ist. Vielleicht passiert es ja auch, dass ein Halbling sich in den Selunetempel oder in den Mantel retten kann und dort Asyl gewährt bekommt. All das wären Dinge, die sich aus der neuen "Situation" heraus entwickeln könnten. Stattdessen stößt man sich aber daran, dass ein SC diese Situation herbeigeführt hat.
Kurfristiges ig-Ausspielen einer Rede? Ausspielen von MachtUnd die kurzfristige Ankündigung einer Rede ist so wie beschrieben nicht möglich, weil man wiederum einen SL bräuchte. Einen Sl bräuchte man deshalb, um die Situation, die Reaktion der Zuhörer darzustellen. Warum plappert der schon wieder von der Bevölkerung, die doch keinen etwas angeht, werden sich manche fragen. Schließlich sind wir ein Fantasy-Helden-Server, keine Politik- oder Wirtschadtssimulation? Wieso spielt er nicht einfach von SC zu SC? Nun, tatsächlich würde ich es als "unfair" empfinden, wenn Flammo auf die Unterstützung seiner (notwendigerweise durch einen SL gespielten) Anhänger (die ja nicht von irgendwoher kommen, sondern durch sein Tun im Hafen bedingt sind) verzichten hätte müssen. Und das wäre bei einer spontan angekündigten Rede ohne SL der Fall gewesen. Am Ende wäre Flammo dann alleine 2-3 Heldencharakteren gegenüber gestanden, die ihn niedergemacht hätten - die anderen Teile der Bevölkerung wären dann aus Sl-Ermangelung schweigend dabei gestanden, Flammo hätte ohne ausgespielte Publikumsreaktion auch nicht gewusst, wie er reagieren soll. Wüsste ich als Spieler, dass die Rede so enden kann, dass sich ein im Hafen "prominenter" Charakter von Unbekannten ins Wort fallen lassen muss, hätte ich es sein gelassen - nicht, weil mein Charakter den Kürzeren gezogen hätte, sondern weil ich die Situation als unrealistisch und unglaubwürdig empfunden hätte und keinen Spaß dabei gehabt hätte.
Jegliches Ausspielen von Macht (abseits von roher Gewalt) wäre dann unmöglich. Einerseits heißt es nämlich, man kann keine Macht über SCs haben, weil die ja alle furchtlose Helden sind (es sei denn man hat ein höheres Level als diese und kann sie also körperlich bedrohen). Andererseits kann man aber auch über das Volk keine Macht ausüben, weil es dann wieder heißt, man sollte doch bitte nur mit SCs spielen und die Spielleitung nicht nerven. Am Ende: Smalltalk und Teetrinken, darauf warten, bequestet zu werden. Ich meine gerade, dass es (für alle Spielertypen) mehr interessantes Rollenspiel bringt, wenn verschiedene Fraktionen mit der Bevölkerung interagieren. Zwei kriminelle Banden in den Slums werden sich wahrscheinlich nicht 24 Stunden am Tag gegenseitig die Köpfe einhauen können. Nein, sie werden sich vielleicht eher die Reviere streitig machen, indem sie Schutzgelder erpressen, Leute einschüchtern. Auch hier ist es nichts anderes als Interaktion mit der Bevölkerung, die insgesamt das Rollenspiel zwischen SCs und SC-Fraktionen fördern würde. Vor allem in diesem Sinne würde ich die Settings-Konzentration begrüßen.
Ohne Publikum ist die Situation einer "Rede" eine sterile, unrealistische Angelegenheit, die zu einer Diskussion zwischen zwei oder drei Helden verkommt, in der letztlich das "bessere Argument" gewinnt, oder die sofort eskaliert, als handele es sich um einen Kindergartenstreit. Ich plädiere also dafür, Macht und Distanz im Rahmen des von der Spielleitung Erlaubten auf diesem Server auszuspielen. Wie ich schon einmal gesagt habe: Man kann sich auch nicht in einem rosa Tutu bei der Miliz bewerben und sich dann darüber beschweren, dass man nicht genommen wurde. Ebensowenig kann man nicht als Zuhörer zu einer öffentlichen Rede gehen mit der Erwartung, dass man selbst zu Wort kommen wird. Schon gar nicht, wenn zu erwarten ist, dass das Publikum nicht der eigenen Meinung sein wird.
Und wenn man es doch machen will, sollte man sich ein wenig in die Situation hineinversetzen und sich überlegen, ob man dem Gegenspieler nicht auch etwas ungerechtfertigter Weise nimmt, wenn man so handelt, als wären die betroffenen beiden Charaktere die einzigen auf der Welt oder in der jeweiligen Situation. Derjenige, der meint, das Volk auf seiner Seite zu haben, hat immer das Problem, dass er auf die Spielleitung angewiesen ist (viel größeren Organisationsaufwand hat als ein Spieler, dessen Charakter über sein hohes Level Macht ausübt). Diesen Nachteil sollte man als netter Mitspieler, dem es um "Rollen"-Spiel geht, auch berücksichtigen, und nicht ausnutzen.
Natürlich, es gibt genügend Spieler, die nicht an einer solchen im Lichte der Öffentlichkeit stehenden Rolle interessiert sind. Aber über die Versuche anderer Spieler zu meckern, die das als Teil des Rollenspiels ansehen (und auch Aufwand betreiben, mit den armen Spielleitern Rücksprache halten), finde ich nicht okay. Freilich gibt es einige Schwierigkeiten beim Ausspielen von Macht und Distanz, die ich wohl gerade erst auslote, aber über die kann man ja reden.
Ein paar Fälle und Beispiele: Flammo wird sicherlich nicht ganz lässig unter Hafenarbeitern in einer Taverne herumlungern. Das wäre hinten und vorne einfach nicht glaubwürdig, und sein Ruf als Edelmann wäre wohl schneller dahin als ihm lieb wäre - auch wenn jetzt vielleicht kein SL unmittelbar dabei ist um das zu bemerken. Auch hier greift die "Macht der Situation und Atmosphäre", die für mich Rollenspiel zu einem gewissen Teil ausmachen. Ein Kontakt-und RPG-Verweigerer bin ich deshalb trotzdem nicht - schließlich findet man immer in der Feuerlagune ein paar Leute von ihm, die ein Treffen einfädeln können (wenn nicht ad hoc, dann über PM). Dass er aber bei der Wahl seiner direkten Gesprächspartner strategisch vorgehen wird, dürfte auch klar sein.
Für viele Rollen, etwa die eines ehrwürdigen Priesters, eines Adeligen, eines Gildenführers, ist das Ausspielen von "Macht und Distanz" doch das A und O. Vielleicht ist der jeweilige Charakter dann nicht jeden Abend "verfügbar" (oh, und beim Teetrinken traf ich zufällig unseren Fürsten!), aber dafür sind vielleicht seine Männer da, oder man hört ein neues Gerücht über ihn.
Ähnlich versuchte ich auch damals in der Feuerlagune, mir die "Situation" vozustellen. Es spricht sich herum, wenn ein Flinn Winterkalt in einer Hafenspelunke auftaucht. Genauso wie es auch eine Ausnahmesituation ist, wenn Lord Grave seine Männer in der Feuerlagune besucht. In Situationen, die keinen SC direkt gefährdeten, konnte ich das Tavernenpublkum recht frei "emoten", und Lord Grave hat von Lothlann natürlich gleich ehrfurchtsvoll ein Gläschen des besten Weins umsonst bekommen. Schwieriger und komplikationsvoller war dann die Geschichte, als Elona Wolkenmeer persönlich in die bekanntlich mantelfeindlich-besuchte Feuerlagune hineinstürmen wollte, weil man einem Mantelmagier (der sich von den emoteten bösen Blicken der schweren Miliz-Jungs in der Lagune nicht einschüchtern ließ) das Getränk verweigert hatte.