Gestern ist es mir wieder so ein wenig aufgefallen, aber das Problem hatten wir hier schon öfters - die Maßstäbe und Relationen von Personal und Soldaten wird oft falsch eingeschätzt. Das soll jetzt kein Angriff und keine Kritik an der gestrigen Diskussion sein, ich nehme sie nur als Anlass, mit ein paar Zahlen um mich zu werfen, damit gewisse Relationen etwas deutlicher werden.
Und zwar die Frage: Wie viele Soldaten sind eigentlich viel?
Folgendes:
Im Mittelalter hast du ungefähr 1% deiner Bevölkerung als Berufssoldaten haben können (wobei das schon viel war). Das heißt, eine große Nation wie Cormyr kommt auf 13.000 Berufssoldaten für das gesamte Land, wenn es gerade Kriegszeiten sind und extreme Situationen vorherrschen.
Denn so ein stehendes Heer produziert auch umfangreiche Kosten.
Als Faustregel kann man sagen, dass du die 20fache Menge an Bauern benötigst, wenn du deine Soldaten einigermaßen versorgt halten willst. Dafür dürfen diese Bauern aber in der Zeit niemand anderen versorgen. Was effektiv bedeutet, dass der Lehensherr dieser Bauern darauf verzichten müsste, was er nicht tut, außer es ist eine Notfallsituation, die aber wiederum nicht der Dauerzustand sein darf (wir sehen ja schon wie die Leute hier im reichen Deutschland auf die Barrikaden gehen, wenn die Gaspreise steigen), stellt euch das mal vielfach verschlimmert vor.
Alternativ sage ich, dass ich die vierfache Menge an Bauern nehme und jeder Lehensherr verzichtet nur auf ein Viertel seiner Sachen, was aber auch schon extrem und schwierig ist.
Wenn ich also irgendwo sagen wir 1.000 Soldaten stationieren möchte, brauche ich 80.000 Bauern, damit es einigermaßen friedlich bleibt, die diese 1.000 Soldaten beliefern müssen. Beliefern ist nicht so einfach, denn diese 80.000 Bauern sind ja vermutlich nicht alle dort, wo die Soldaten stationiert sind, sondern im ganzen Königreich verteilt.
Das heißt für mich, ich brauche jetzt auch noch Zufahrtswege, die eventuell erst angelegt werden müssen, ich brauche Pferde und Wagen für den Transport der Nahrungsmittel, ich brauche weitere Leute, die das übernehmen, ich muss einen Ausfall durch Überfälle einkalkulieren.
Und dann muss ich diese 1.000 Soldaten und ihre Zulieferer auch noch irgendwie alle bezahlen und das Gold wächst auch nicht auf Bäumen, das wird wiederum hauptsächlich in Städten 'produziert'. Nun brauche ich aber pro Stadt auch wieder Bauern, die diese Stadt versorgen, damit die Leute in dieser Stadt andere Dinge machen können, die mir Gold bringen, indem sie Rohstoffe verarbeiten oder Handwerksverarbeitung erledigen. Hier gilt ähnlich wie bei den Soldaten - ich brauche die 20fache Männer an Bauern um die Städter zu versorgen.
Alles in allem steht also, selbst in den hochmagischen vergessenen Reichen, ein riesiger Aufwand dahinter, nur um ein Lager von 1.000 Soldaten irgendwo stehen zu haben.
Schauen wir uns mal ein großes stehendes Heer der Geschichte an:
Das römische Reich hatte in seiner Hoch-Zeit tatsächlich ganze 400.000 Soldaten.
Das war epochal und gigantisch für diese Zeit. Dazu muss man aber auch sagen, zu dieser Hoch-Zeit hatte das römische Reich auch einen Großteil der damals bekannten Welt beherrscht und eine Einwohnerzahl von 70 Millionen Menschen. Das bedeutet, das du 69.600.0000 Leute hattest, die keine Soldaten waren und quasi diese 400.000 Soldaten natürlich auch versorgen konnten.
Diese Zahl passt ganz gut, weil ganz Faerûn laut FRCS auch 68 Millionen Einwohner hat. Wenn es also jemandem gelänge, Tyrannos feuchten Traum wahr zu machen und ganz Faerûn zu unterwerfen, also wirklich das ganze Faerûn, von Chult bis zum Eiswindtal, von der Schwertküste bis nach Thay, dann kann der vermutlich auch ein stehendes Heer von 400.000 Soldaten aufbringen, aber eben nur dann.
Wie gesagt, diese kurze Exkursion soll einfach nur einmal ermöglichen, die Relationen zu sehen, mit denen wir umgehen müssen, wenn wir von Anzahl von Soldaten sprechen.