„Du warst im Mantel!“ Selissa baut sich vor Tara auf und konfrontiert sie ebenso anklagend, wie erstaunt mit ihrer Erkenntnis. Jene indes, wirkt im ersten Moment etwas verwundert und ziemlich schnell danach verärgert. „Ja. Und du bist allein aus dem Haus gegangen, obwohl ich es dir doch verboten habe!“ „Na und? Was soll schon passieren? Du hast doch selbst gesagt, dass ich nichts mit dieser dummen Sache zu tun habe. Und ich wollte nur mal ein wenig allein sein. Außerdem war ich ja nicht weit weg vom Haus des Barons, gerade mal im Garten. Und der gehört doch zum Haus, oder?“ „Selbst ein einziger Schritt vor die Tür kann schon zu weit sein! Ich sagte doch wohl auch, daß du drinnen bleiben sollst! Und ich kann mir nicht vorstellen, daß der Baron und Hochwürden Welmers das auch nur einen Deut anders sehen.“ „Na ja… die habe ich ja gar nicht gefragt. Zudem die Amme da war. Weißt du, die haben wirklich eine Amme! Also war ich gar nicht allein. Außerdem bin ich sehr schnell, weißt du? Und ich lerne bei Athraxis das Kämpfen. Hier guck mal, was ich schon kann!“ Mit erstaunlich flüssigen Bewegungen zieht Selissa ihren Dolch und fuchtelt damit vor Taras Nase herum. „Das ist schon ziemlich gut. Doch dein Dolch hilft nichts gegen diese Wesen. “ „Hä?... Das heißt, es ist ihnen egal, ob ich sie damit aufspieße?“ „Du kannst sie gar nicht aufspießen. Ich habe es probiert. Sie sind sehr raffiniert. Darum bat ich auch den Baron auf dich achtzugeben, wenn ich es gerade nicht vermag. Und er oder Hochwürden Welmers werden dir hoffentlich ordentlich den Kopf dafür waschen, wie schwer du es ihnen machst! Was kommt als nächstes? Möchtest du vielleicht einen Spaziergang durch die Stadt machen? Diese Wesen spaßen nicht. Und sie tauchen immer dann auf, wenn du es am wenigsten erwartest. Meinst du, der Baron und Hochwürden Welmers treiben all den Aufwand, auf dich aufzupassen, weil sie gerade nichts anderes zu tun haben?!“ Tara ist sichtlich ungehalten, was Selissa wohl doch, wie so oft zu spät, zum Nachdenken bringt. „Ach so…Das hättest du mir aber auch sagen können! Dann ist dein verbrannter Arm wohl auch deren Schuld?“ „Sie sagen, es wäre meine. Doch ja, den verdanke ich ihnen. Du siehst also, was sie so können. Du wirst dich für deine Eigenmächtigkeiten sowohl beim Baron, als auch bei Hochwürden Welmers rechtfertigen, wie auch um Verzeihung bitten!“ „A…Aber ich war doch nur im Garten! Und auch nicht lange! Die Amme holte mich ja gleich wieder rein.“ Versucht Selissa sich herauszureden. „Darum geht es nicht. Ich sagte dir gerade, daß ein einziger Schritt schon zu viel sein kann. Und du hast wieder einmal nicht gehört. Du hättest fragen können, ob dich jemand begleitet oder überhaupt erstmal fragen, ob deine Idee, rauszugehen, gut ist! Du kannst nicht einfach tun, was dir gerade einfällt, ohne zu bedenken, was das vielleicht für andere bedeutet! Was wäre wohl, wäre dir dabei etwas passiert? Hast du daran mal gedacht? Du wirst darum umgehend mit den beiden reden und ihre Strafe ohne jedes Murren akzeptieren! Hast du das verstanden?“ Selissa zieht den Kopf ein und wirkt tatsächlich recht nachdenklich. Ganz offenkundig dachte sie wohl nicht an die möglichen Folgen ihres Tuns und erst jetzt, wo mit der Nase darauf gestoßen wird, erkennt sie die Zusammenhänge. Zögernd nickt sie dann. Das Ganze ist ihr furchbar unangenehm. Sie besieht sich kritisch Taras Arm, der großflächig Reste stattlicher Verbrennungen aufweist. „Kaum zu glauben, dass das erst drei Tage her ist…“ versucht sie erfolgreich das Thema zu wechseln. „Ähm ja….ich hatte wohl großes Glück.“ „Du verschweigst mir schon wieder was.“ Stellt Selissa fest. „Nichts, was dich etwas anginge.“ „Doch. Aber viel mehr interessiert mich…Was wolltest du denn im Mantel? Hat diese Maestra dir nicht verboten, je wieder dahin zu gehen?“ Selissa platzt offenkundig fast vor Neugier. Tara sieht ihre… Tochter… eine Weile nachdenklich an. „Ooooch! Nun sag schon! Ich kriege es ja doch raus.“ „Die Maestra selbst lud mich dorthin ein. Sonst wäre ich nicht hingegangen. Ich halte mich nämlich an Abmachungen und Gebote.“ „Häää? Warum macht sie so was? Erst verbietet sie es dir, dann sollst du dahin kommen?“ „Wegen meines Schreibens.“ „Ach so! Und ich dachte schon, sie ignoriert dich einfach. Du hättest noch aufschreiben sollen, warum du mit ihr reden willst.“ „Liest du jetzt auch schon meine Briefe?“ „Nur wenn du sie so offen herumliegen lässt.“ „Trotzdem macht man so was nicht! Zumindest nicht, ohne zu fragen.“ „Was wolltest du denn nun von ihr?“ „Eine Übereinkunft.“ „Hä? Warum?“ „Weil ich es Leid bin, mich mit diesen Leuten herumärgern zu müssen. Zudem ich nicht nur wegen mir die Unterredung mit ihr suchte.“ „Warum denn noch?“ „Wegen dir.“ „Warum? Ich habe doch gar nix gemacht! Und ich habe auch nix mit denen zu schaffen.“ Selissa ist geradezu empört. „Weil ich nicht will, dass du wegen mir in Not gerätst.“ „Wie soll ich das? Es geht mir gut. Ich habe alles, was ich will….na ja…fast alles…“ „ Die Maestra meint ich sei eine Gefahr für dich. Und deswegen denkt sie daran, dich von mir fort zu holen.“ „WAS?!...“ „So denkt sie.“ „Du hast sie dafür doch sicher angezündet! Oder?“ „Ach Selissa!...Wollte ich jeden anzünden, dessen Trachten und Tun mir nicht gefällt, anzünden, wäre die Stadt voller lebender Fackeln. Ich ging zu ihr, damit eben das nicht passiert.“ „A..Aber ich will nicht weg! Was bildet die sich ein? Mich fragt hier wohl keiner! Und du bist doch auch so eine Maestra! Du kannst auch diese Sachen. Vielleicht noch mehr, als manch anderer. Warum lässt du dir das immer nur alles gefallen?“ „Ich bin keine Maestra. Etwas zu können bedeutet noch lange nicht, auch besser als andere zu sein….“ „Aber auch nicht schlechter!“ „Nein. Auch nicht schlechter… Doch es ist zum einen besser, nicht immer damit zu prahlen, was man alles kann und es ist noch viel besser, wenn niemand weiß, was man wirklich kann.“ „Aber dann denkt die Maestra doch, sie kann mit dir machen, was sie will?“ „Oh…die Maestra ist furchtbar eitel, hält sich für überaus wichtig und mischt sich somit in alles ein, was sie nichts angeht…doch sie ist nicht dumm. Ich habe ihr klargemacht, wo meine Geduld endet und ich bin sicher, sie hat es verstanden.“ „Warum sollst du eine Gefahr für mich sein? Wegen deiner Träume? Wegen deiner…“ Selissa redet leiser. „komischen…ähm…Ernährung?“ Nun ist es Tara, die sprachlos und voller Erstaunen vor Selissa sitzt. „Nun guck nicht so! Ich weiß, was mit dir los ist. Ich bin ja nicht dumm.“ Eine Weile braucht Tara, sich zu sammeln, während Selissa weiter redet. „Ich habe immerhin deine Bücher gelesen und auch gesehen, wie du darauf reagiertest. Besonders dieses Märchen, das kein Märchen ist, das von der Gräfin… Du bist diese Gräfin. Stimmt`s?“ „Ähm..nein. Ich bin es nicht. Hast du denn nicht auf die Jahreszahlen geachtet, wenn du schon darin liest?“ „Äh..ja. Stimmt. So alt bist du nun doch nicht…Aber du bist wie sie. Und darum interessiert dich das auch so sehr. Und ich fand auch die Rezeptur für diesen Trank darin.“ „Untersteh dich, das auszuprobieren!“ Tara ist entsetzt. „Nein, nein! Du kannst mir ruhig auch mal vertrauen. Ich hab`s verstanden und mache so was nicht mehr. Aber du könntest mir schon mehr darüber sagen!“ „Später vielleicht. Wenn die Zeit dafür gekommen ist.“ „Ha! Du weichst aus! Das machst du immer, wenn du dich vor etwas drücken willst! Warum hast du nur solche Angst? Und wovor?“ „Das…kann ich dir nicht sagen. Noch nicht.“ „Ja, ja..ich weiß! Weil ich das noch nicht verstehe.“ Selissa ist beinahe beleidigt. „Nein. Weil ich denke, dass du es nur zu gut verstehen würdest und auf sehr dumme Ideen kämst.“ „Hääää?“ „Du hieltest es auch für eine gute Idee, meine blauen Tropfen auszuprobieren…“ „Oh..ähm…dann ist es wohl so was Ähnliches?“ „Nein. Hierbei gibt es kein probieren. Es gibt danach kein Zurück mehr. Darum will ich nicht, dass du damit etwas zu tun hast.“ „Aber ich bin nun deine Tochter. Ich muß doch wissen, was mit meiner Mama los ist!“ protestiert Selissa. „Ach Kind! Du weißt es doch längst. Und du weißt, dass du nichts zu befürchten hast. Das war übrigens auch etwas, weswegen die Maestra dich von mir wegholen will.“ „Pah! Das kann sie gern versuchen! Ich gehe nicht weg! Das hast du ihr doch gesagt, oder?“ „Ich sagte ihr, dass ich dich nicht halten würde, wenn du beschließt, mich zu verlassen. Doch nur, wenn du das aus eigenem Willen tust.“ „…und ich will nicht! Da kann diese garstige Maestra machen, was sie will. So!“ „Sie gab mir sogar eine Probe auf. Ich solle beweisen, dass du sicher bist.“ „Hää? Wie denn das?“ Tara zieht ein verkorktes Reagenzglas hervor, wie es in den alchemistischen Laboratorien Verwendung findet und legt es vor sich auf den Tisch. Der Inhalt ist rot und undurchsichtig. „Ist das…?“ Tara nickt bestätigend. „Oh…Sie weiß etwas. Das ist sicher. Und sie ist böser, als ich dachte.“ „Warum das?“ „Na ja… also… ich weiß, wie schwer das für dich ist. Sie quält dich.“ „Der Preis des Versagens, den ich zahlen würde, wäre viel zu hoch. Insofern hält sich die Qual in Grenzen.“ „Aber…du könntest doch auch…ähm….andere Sachen damit machen? Ich meine das, was in dem rotbraunen Buch beschrieben ist, wo du so viel dazugeschrieben hast?“ „Nein! Derlei will ich vermeiden. Sie weiß, dass ich das könnte oder ahnt es zumindest. Doch dieses eine Mal will ich ihr noch ihren Willen geben.“ „Du solltest ihr und diesen Leuten endlich einmal zeigen, wie weit sie gehen dürfen und wo die Grenze ist! Das sagt Athraxis übrigens auch. Die machen sonst mit dir doch was sie wollen!“ „Ich hoffe, das vermeiden zu können.“ „Warum?“ „Weil es töricht wäre. Natürlich könnte ich alles Mögliche niederbrennen oder gar Schlimmeres. Doch was bringt das? Sie können das auch. Und letztlich wären wir alle am Ende vielleicht tot. Das ist keine gute Idee.“ „Du nicht.“ Grinst Selissa. „Wer weiß das schon? Und was ist mit dir? Meinst du, es gefiele mir, wenn du bei all dem Unsinn umkommen würdest?“ „Oh…daran habe ich gar nicht gedacht.“ „Aber ich.“ „Trotzdem kannst du dir nicht immer alles gefallen lassen!“ Offenbar ist Selissas Geduld ob des Ansinnens der Maestra am Ende. „Wer sagt, daß ich das tue?“ „Niemand. Doch du machst ja nix dagegen!“ „Die Maestra… sagte… mir, daß sie dich fortholen wolle. Doch sie weiß, wie schwierig es würde, wenn sie es… versuchte. Ich denke nicht, daß sie das riskiert.“ „Und warum machst du dann, was sie will?“ Selissa deutet anklagend auf das Reagenzglas. „Weil es weiser ist, mit den Leuten Abmachungen zu treffen, als sich mit ihnen zu bekriegen. Zudem das…“ Tara nimmt das Reagenzglas auf und verstaut es wieder. „ein geringer Preis dafür ist.“ „Was willst du eigentlich von ihr, daß du all das machst?“ „Meine…vielmehr unsere Ruhe.“ „Häää?“ „Es ist sehr lästig, sich andauernd mit irgendwelchen Leuten herumschlagen zu müssen. Wenn man von diesen Sorgen also welche loswerden kann, dann sollte man es auch tun.“ „Und was gibst du dafür?“ „Ich ziehe meine Anklage zurück.“ Selissa ist baff. „A…Aber sie haben dich doch ermordet!!!“ „Ja. Doch ich bin nun wieder ganz.“ „Und was ist beim nächsten Mal? Die denken dann doch, sie können es wieder tun!“ „Das könnten sie wohl. Doch womöglich läuft es dann aber auch anders.“ „Du willst sie umbringen? „Nein. Nicht, wenn ich es nicht muß.“ „Sie kommen einfach so davon.“ Stellt Selissa finster fest. „So sieht es aus. Ja.“ „Warum? Das geht doch nicht! Du sagst immer, daß jeder für sein Tun zahlt oder seinen Lohn bekommt! Und jetzt bekommen die Lohn, obwohl sie dich umbrachten? Was kommt als Nächstes? Werden die Mörder meiner Mama auch belohnt?!“ „Nein. Die nicht.“ „Warum nicht? Was ist da denn anders, als bei dir?“ „Es gibt ein anderes Gericht.“ „Und was bringt das?“ Tara seufzt. „Du wirst bald sehen, daß du dich nicht unbedingt auf andere oder gar auf Gesetze, Richter oder die Wache verlassen kannst. Hast du nicht bemerkt, wie lange sich alles hinzog? Der Richter hätte längst ein Urteil sprechen können, wenn er es denn gewollt hätte. Doch offenbar will er nicht.“ „Hä? Er ist der Richter. Er muß doch seine Arbeit tun. Wozu ist er denn sonst da? Du kannst doch deine Toten auch nicht ewig herumliegen lassen, nur weil du keine Lust hast!“ „Oh…ich denke nicht, daß der Richter keine Lust zum Arbeiten hat.“ „Warum macht er dann nix?“ „Überleg mal! Wen habe ich denn angeklagt?“ „Na diese Zauberin, die immer bei der Maestra ist. Und diese Söldnerin.“ „Richtig. Und wozu gehören die?“ „Na die eine ist im Mantel und die andere bei diesen Söldnern.“ „Bei den Scharmützlern. Richtig. Und was macht der Mantel und die Scharmützler?“ „Der Mantel macht sich wichtig…“ Tara gluckst kurz. „Ich meine außerdem…“ „Ähm…“ Selissa überlegt. „Die machen doch alles, was mit Zauberei zu tun hat, oder?“ „Ganz recht! Und die Scharmützler tun das, was die Garde tut.“ „Ach deswegen spielen die sich so auf?“ „Ja. Und nun stell dir mal vor, der Richter würde die beiden verurteilen. Eine Magae des Mantels und Gespi…beste Freundin der Maestra und eine Anführerin der Söldner, die die Garde ersetzen sollen! Was meinst du wohl, würde passieren?“ „Ähm… na ja… also… wäre ich die Maestra, wäre ich furchbar böse. Zuerst auf dich, weil du meine Freundin angeklagt hast und dann auf den Richter, wenn er sie verurteilt… Und bei den Söldnern wäre es genau so.“ „Siehst du! Und das weiß auch der Richter und will es gern verhindern. Darum dauert das so lange.“ „Aber das ändert doch nichts! Egal wie lange es dauert.“ „Doch. Je mehr Zeit vergeht, umso weniger Leute erinnern sich an das, was geschah. Sie vergessen einfach. Und irgendwann ist es nicht mehr wichtig und niemand kümmert sich darum.“ „Du könntest ihn aber daran erinnern!“ „Das habe ich. Doch du siehst ja, es passiert nichts.“ „Aber warum ziehst du dann deine Anklage zurück?“ „Weil ich jetzt noch etwas dafür bekommen kann. Wenn sich niemand mehr erinnert, gibt auch keiner mehr etwas dafür.“ „Das verstehe ich nicht. Du hast doch gesagt, daß die Freundin und die Söldnerin eh` nicht verurteilt würden. Warum soll dir jemand etwas dafür geben, wenn du sie nicht mehr anklagst? Und was?“ „Das klingt seltsam. Fürwahr. Doch sieh mal… Der Mantel versucht doch immer so weise und kompetent auszusehen und sich mit allem gut auszukennen…“ „Ja.“ „Und nun stell dir mal vor, was die Leute denken würden, wenn jemand im Mantel des Mordes bezichtigt würde?“ „Ich würde mich fragen, warum sie den nicht verurteilen.“ „Und wenn sie es nicht tun?“ „Dann würde ich denken, daß im Mantel Mörder sind.“ „Genau. Und das will man dort natürlich nicht. Deswegen ist es wichtig, daß die Leute dort nicht angeklagt und natürlich auch nicht verurteilt werden. Anderenfalls könnte es sein, daß mancher nichts mehr mit dem Mantel zu schaffen haben mag. Und wenn dann auch noch Leute mit Einfluß so denken, ist das für den Mantel sehr ärgerlich.“ „Leute mit Einfluss? Du meinst jemand wie die Fürstin?“ „Ehemalige Fürstin…doch ja.“ „Und die Söldner?“ „Bei denen ist das ebenso. Sie sollen für Recht und Ordnung sorgen. Was würden wohl die Leute sagen, wenn dort jemand des Mordes angeklagt ist?“ „Sie würden vielleicht keine Söldnergarde mehr wollen?“ „Vielleicht. Ja. Und wenn es übel für die Söldner käme, dann wären sie auch die Aufgabe Garde zu spielen wieder los. Und das würde sie viel Gold kosten.“ „Ich verstehe. Darum regten sich alle wegen der Anklage so auf. Und das, obwohl es gar kein Urteil gibt.“ „Ja. Das ist überall gleich. Man muß die Leute nicht mal verurteilen. Es genügt manchmal sie anzuklagen.“ „Häää?“ „Denk nur mal an die Kelemvoriten, die da immer auf dem Friedhof herumstreifen! Was denkst du, warum die da sind?“ „Na Kelemvor ist doch der Herr der Toten. Die sehen dort nach dem rechten?“ „So viele?“ „Hm… Stimmt. Irgendwie sind das ganz schön viele dafür. Und helfen tun sie dir auch nicht.“ „Sie sind da, weil man mich auch anklagte.“ „Hä? Du hast doch niemanden ermordet!“ „Nein. Doch man sagte ihnen, ich folge keinem Gott, ließe die Toten auferstehen und wäre… nun ja… irgendwas ganz Schlimmes.“ „Aber du folgst doch keinem Gott! Und die Toten… kannst… du auch wieder aufstehen lassen. Obwohl ich das ziemlich gruselig finde. Und was sollst du denn Schlimmes sein?“ „Sie halten mich wohl für eine Untote…“ „Aber du bist doch keine! Das weiß ich genau.“ „Sie nun auch. Was sie wohl einigermaßen verwundert. Doch du siehst… es genügt manchmal, jemanden anzuklagen. Da muß es nicht mal ein Urteil geben.“ „Aha. Und damit denen das nicht auch passiert, warst du bei der Maestra.“ „Ja.“ „Aber die hat doch eigentlich gar nix damit zu tun?“ „Das ist richtig. Doch offenbar bedeutet ihr ihre Freundin etwas und sie hat den Einfluß, das zu bewirken, was ich will.“ „Wenn sie sich so um ihre Freundin sorgt, ist sie wohl doch nicht so böse, wie ich dachte?“ „Ich sagte nie, daß sie böse sei…“ „Ja. Aber trotzdem verzeihe ich ihr nicht, daß sie mich einfach so wegholen will!“ „Ich bin zuversichtlich, daß sie das nicht wird.“ „Na hoffentlich! Nicht, daß ich noch in den Mantel muß.“ „Vielleicht hast du dereinst doch mal etwas damit zu tun? Wer kann das heute schon sagen? Das ist übrigens auch ein Punkt, warum mir an einer Einigung mit ihr gelgen ist.“ „Warum machst du es dir nicht einfach und redest mit der Maestrafeundin und der Söldnerin? „Du weißt, was ich von den beiden halte?“ „Hm….ja. Ich hab da so einiges darüber gehört… zumindest über die Freundin…“ „…und die beiden denken ebenso über mich. Für sie bin ich irgendein gefährlicher, närrischer Abschaum, den sie jedes Recht haben umzubringen, wenn er im Weg ist. Wie sollte also so ein Gespräch mit den beiden aussehen?“ „Öhm… na ja. Das ist dann wohl ziemlich schwierig.“ Gibt Selissa zu. „Siehst du! Und darum rede ich besser gleich mit der Maestra. Das ist sinnvoller. Zudem sie auch die Möglichkeit hat, etwas zu bewirken.“ „Können die anderen denn nichts bewirken?“ „Na ja…die eine kann dich trefflich mit dem Schwert aufspießen und die andere prahlt wie niemand sonst. Doch ansonsten… nein… ich glaube bei der Maestra bin ich an der rechten Stelle.“ „Und was willst du nun genau von der Maestra?“ „Das siehst du dann schon, wenn es soweit ist!“ „Hmpf! Verstehe ich das schon wieder nicht?“ „Nein. Es ist noch nicht endgültig entschieden. Wenn ich dir jetzt also etwas sage, muß es nicht unbedingt so kommen.“ „Ach so!“ „Und nun bringe ich dich wieder zum Baron und zu Hochwürden Welmers. Höre auf sie! Und verschwinde nicht einfach, ohne ihnen etwas zu sagen!“ „Ich will aber lieber bei dir bleiben.“ „Das ist schön… Doch erstmal muß ich dich in Sicherheit wissen. Das würde mir sehr helfen.“ „Na schön. Doch ich will da nicht ewig bleiben müssen…“ „Nur, bis wir diese Wesen losgeworden sind.“ „Dann beeilt euch mal damit!“ „So schnell es nur geht…“
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