Unbegrenzte Kraft
Anpassung ist die Stärke der Schwachen.
"Schüler, ich gehe einkaufen! Du wirst in der Zwischenzeit Gold auf die Weise der noblen Bardenritter verdienen und wenn ich zurückomme, hoffe ich, dass ich kein Minus gemacht habe!", sprach der Meister, während er fahrig mit der Hand vor Pienos Gesicht herumwedelte. Pieno schaute einen Moment verwirrt drein, während sich der Meister hastig umdrehte und auf ein paar Geschäfte zutrabte. "Nobler Bardenritter-Weise?", murmelte Pieno und drehte sich einmal, aufmerksame Blicke der Umgebung zuwerfend, um die eigene Achse. "Ich kann doch nich jeden hier, mit einem Nagelbrett verdreschen...", seufzte er noch, dann rieb er sich die Hände, atmete tief durch und angelte sich eine Kiste, welche er als Podium benutze.
"Infantile Bew...ich meine inzest...ich meine Einwohner von...Dorf...hier!", bellte der angehende Bardenritter, arg darum bemüht seine Stimme fest und imposant klingen zu lassen. "Heute kommt ihr in den Genuss, von Meisterbarde Pienos Witze-Stunde...verbeugt euch in Ehrfurcht, ihr dreckigen, einfäl....ich meine, ihr fleißigen Arbeiterbienen, ihr!" Besagte fleißige Arbeiterbienen, scharten sich langsam um Pienos Plattitüden-Podest, aber wohl eher aus ansteigender Wut, als aus Interesse an des Barden Kunst. Pieno weitete die Arme, schloss die Augen und bellte dann: "Kommt ein Pferd in eine Taverne, fragt der Schankwirt...warum so ein langes Gesicht?" Die folgende betretene Stille konnte fast von Chult bis nach Luskan gehört werden. Und das Klatschen einer faulen Tomate in Pienos Gesicht auch.
Pieno rieb sich verdrossen das Gesicht. "Ich seh schon, ihr dumben Bau...ich meine, ihr kritischen Kunstliebhaber habt Ansprüche!", tönte der junge Barde. "Was macht ein Untoter, wenn er ein heißes Mädchen sieht?....Er wirft ihr ein Auge nach!" Ein dumpfes, knackendes Geräusch ertönte, als der Stein von nicht unerheblicher Größe in Pienos Stirn landete. Der örtliche Kelemvor-Priester grinste gemein. Pieno schüttelte sich den Kopf und das Blut damit aus den Augen, dann hob er einen Finger. "Ich verstehe! Ich verstehe! Ihr schmutzigen, hässlich...ich meine ihr -" Pieno wurde unterbrochen von einem heraneilenden, Dorfbüttel der wild mit den Armen ruderte: "Orks! Orks greifen uns an!"
Pieno fühlte sich rüde von der Kiste gerissen, eine feste Hand in seinem Kragen. Als er sich hektisch nach hinten versuchte umzusehen, konnte er den vertrauen Federhut seines Meisters erkennen. "Wappne dich, junger Schüler! Ein Kampf erfordert unser Kampfgeschick!" tönte die volle Stimme mit fast schon Vorfreude darin. Pieno wollte schon etwas bissiges erwidern, da fühlte er sich mit strenger Kraft herumgewirbelt. Er taumelte unsicher ein paar Schritte vor und als er aufblickte, sah er rötlich wirkende Augen in einem unerfreut wirkenden orkischen Gesicht. Und dann die herabsausende, krude Axt.
"Ieeek!", kreischte Pieno wie ein kleines Mädchen, als er zur Seite hüpfte und so der Axt um bardenbreite entging. Pieno warf die Arme nach oben und rannte weg wie ein noch kleineres Mädchen. Aus den Augenwinkel sah er, wie sein Meister ein langes Schwert geradewegs durch die Kehle eines Orks rammte, mit der anderen freien Hand piekste er einem weiteren geradewegs in die Augen. Als er wieder nach vorne sah, bemerkte er den Ork der mit einem Bogen auf ihn zielte. "Mamaaa!", ertönte schrill Pienos Stimme und er warf sich auf den Boden, die Hände schützend über sein Gesicht. Ein dumpfes Geräusch ertönte und dann ein gurgelndes hinterher. Pieno warf einen Blick nach hinten und sah, wie der ihn verfolgende Ork mit einem Pfeil im Rachen zusammenbrach. "Ha....alles Absicht!", rappelte Pieno sich wieder auf, sah auf den Bogen-Ork wie er sich einen neuen Pfeil aus den Köcher angelte und rannte auf diesen zu. Dann drehte er sich schnell um die eigene Achse von rannte von ihm weg. "Bin doch nicht blöd!", warf er wieder seine Arme in die Luft und hastete in die Richtung seines Meisters.
Der Meister tauchte unter dem weiten Schwinger des Orks durch, zog noch unter der Bewegung ein Stilett und als er wieder nach oben kam, rammte er dieses dem Ork genau in das linke Auge. Links von ihm, rannten gleich drei der blutdürstigen Burschen auf ihn zu. Er sammelte sich für einen kurzen Augenblick, wedelte dann uninteressiert und sich dabei schon abwendend, mit seiner Hand und die drei Orks fielen allesamt mit blutenden Ohren zu boden. "Meister, könnt ihr mir jetzt schnell was Bardisches beibringen? So...zum Überleben und so?" keuchte sich Pieno heran an ihn. Der Meister warf ihm sein Schwert zu, welches Pieno ungeschickt auffing. "Das spitze Ende gehört in das Gegenüber." "Boah, Danke Meister!", grinste Pieno und rannte wieder ins Gefecht.
Pieno sah einen Ork, wie er gerade auf einem der am boden liegenden Bauern eintrat, da rannte er schon heran, nahm das Schwert mit beiden Händen und stach es dem Ork gerade wegs direkt ins Kreuz. "Blut für den Blutgo....Pieno!", kreischte er mit sich überschlagender Stimme. Dann zog er die Klinge wieder heraus, klaute dem bewusstlosen Bauern die Goldbörse und rannte gerade wegs einem um die Ecke kommenden Ork entgegen. Mit der Klinge in die Magengrube. "Jaaaaa, ich fühle den Krieger in mir erwacht!", knurrte er, verpasste dem Ork noch eine Kopfstoß und trat ihn aus dem Schwert heraus. "Wo sind noch welche! Ich bin gerade erst warm...geworden...", stotterte Pieno nun fast schon, als er sah, dass wohl die Gesamtheit der orkischen Horde auf ihn aufmerksam geworden war. Er warf das Schwert weg, riss die Arme in die Luft und rannte wieder zurück zu seinem Meister.
Der Meister sah mit entschlossenen Blick auf die Orkhorde, dann zog er seine Laute. "Jetzt..wirst du was über Barderei lernen."
_________________ Pieno Di Castallani - Der personifizierte mentale Rückschritt Kreios Tahyr - Der Batman aus dem Wald
"Sometimes it's only madness that makes us what we are."
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