Ich kann nicht schlafen. Also fang ich mal an, zu schreiben.
Zu meiner BeteiligungAls das Quest (oder eher, die Kampagne, denn diese Bezeichnung ist eher zutreffend) seinen Anfang nahm, hatte ich nicht gedacht oder geahnt, welchen Ausmaß und Umfang es haben würde. Hätte ich es gewusst, dann muss ich heute sagen, hätte ich damals vermutlich empfohlen, doch lieber dem Charakter eines anderen Spielers diese Rolle zu übertragen. Nicht, weil ich an so etwas keinen Spaß habe, nicht weil mir die Kampagne oder deren Inhalt nicht zusagt, sondern vielmehr, weil ich weiß, dass es für den SL mit mir eher frustrierend werden würde. Ich bin - ohne mir darauf etwas einzubilden - der vermutlich aktivste Spielleiter des Servers und habe zudem meine Aufgaben im technischen Bereich und dem Modulbau. Ich leite immer mindestens eine oder zwei Gilden, spiele eine Vielzahl von NSC, von denen einige tragende Rollen innerhalb der Spielwelt verkörpern bin sehr aktiv darin, den 'Ball' Rivins immer wieder mit am Laufen zu halten. Hinzu kommen noch viele weitere Dinge, die man in der Öffentlichkeit nicht so wirklich wahr nimmt, aber die jeweils auch eine gewisse Zeit kosten. Last, but not least, natürlich mein Job im RL. Das alles mache ich sehr gerne und ich liebe es auch, nur sorgt es zugleich dafür, dass ich meine wenigen SC eigentlich schon seit einiger Zeit eher 'nebenbei' spiele.
Nur ist es natürlich ungünstig, wenn ich dann mit einem dieser SC die Kernfigur einer so umfangreichen Kampagne ist, deren Verlauf und Entwicklung ich wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Aktivität widmen müsste, als ich es in der Praxis tatsächlich tue, bzw. tun kann. Wenn ich mir meine Terminkalender der letzten Jahre ansehe, verbringe ich auf der Spielwelt selbst gut 5/6 meiner Zeit mit SL-Tätigkeiten und nur das restliche 1/6 mit meinen Charakteren. Häufig habe ich mir zu Beginn eines Monats gedacht: "Okay, jetzt musst du mal hier wieder weitermachen, nimm dir jetzt mal richtig viel Zeit für das!", dann kommen wieder 7-8 Anfragen, die 'wichtiger' sind, weil sie eben die Spielwelt oder andere Charaktere oder Spieler betreffen, ich kümmere mich darum, dann kommt dieser und jener Termin hinzu, dann dies und jenes spontane, dann ist wieder was in der Arbeit und eh ich mich versehe, ist nicht nur der eine, sondern auch der nächste Monat schon wieder rum und ich stelle fest, dass ich wieder so viel liegen gelassen habe und ja, meine Teilnahme und Aktivität an diesem Quest gehörte dann dazu.
Es tut mir dann immer leid, wenn dadurch das Engagement des Spielleiters (in diesem Falle also deines, Necro) von mir durch mangelnde Beteiligung nicht angemessen gewürdigt wird. Ich weiß nicht, ob das oder der dadurch schleppende Fortgang des Plots an sich Grund oder Teil des Grundes für deine Unzufriedenheit ist, da du diese nicht genauer spezifiziert hast, aber ich kann es mir vorstellen, daher führe ich es hier mit auf. Nichtsdestotrotz ist es nun einmal jetzt so, wie es jetzt ist und da ich in diesem Plot recht tief drinnen bin und ich ihn sehr spannend finde, würde ich es nun ebenso nicht begrüßen, wenn er abgebrochen, verkürzt oder anderweitig vorzeitiger beendet wird, als eigentlich geplant. Ich möchte ihn gerne weitererleben, mit allen hrm.. naja Höhen.. sagen wir eher, Abstufungen von unterschiedlichen Tiefen..., mit denen er vorgesehen war. Das soweit dazu.
Zum Plot an sichDer Plot ist, selbst für die Verhältnisse Rivins, sehr düster und besticht durch eine Reihe von Horrorelementen sowohl grotesker (Hautsegler) als auch intensiv psychischer (Tz'ark'anith) Natur, die allesamt sehr gut zum Einsatz gebracht werden und ein stimmiges Gesamtbild erzeugen. Einige Elemente haben mir unruhige Tage und Nächte sowie den einen oder anderen Alptraum beschert (einen davon habe ich in einem Tavernenposting eingearbeitet) und konnten mich tief berühren. Es sind natürlich, wie nicht anders zu erwarten war, sehr viele Lovecraft-Inspirationen dabei, die allesamt schlüssig und stimmig in die Vergessenen Reiche integriert wurden, bzw. bereits im Core der Reiche enthaltene Lovecraft-Themen nutzen. Mag ich sehr.
Ich glaube, du bist vermutlich der erste SL, der es bisher je geschafft hat, beim Erleben der Ereignisse stellenweise dasselbe Feeling zu erzeugen, das beim Lesen eines der besseren Werke aus dem Cthulhu-Mythos entsteht. Zugegebenermaßen gab es auch einige Passagen, wo ich mir dachte, "Weniger wäre jetzt irgendwie mehr gewesen" (z.B.: tatsächliche Ausbreitung von Tz'ark'anith zwischen den Gedärmen - notwendig? Es war auch ohne das sehr gruselig und bedrohlich, die Steigerung war meines Erachtens nicht nötig, bzw. eher kontraproduktiv - es wäre an dieser Stelle eventuell besser gewesen, wenn dies tatsächlich alleine das Magengeschwür, bzw. Amengs Einbildung gewesen wäre). Allerdings kann ich all diese Dinge erst wirklich am Ende der Kampagne bewerten, da ich natürlich nicht weiß, was jeweils hier und da vielleicht noch der Hintergrund war, bzw. ist. Ich möchte aber bitte betonen, dass das Gesamtbild des Plots sehr stimmig war und ist.
Die Bedrohung für Amengs Seele war in diesem Zusammenhang ebenfalls eine gute Idee. Sie ist eine Magierin der 17. Stufe, sie hat eine Führungsposition in einer Magiergilde inne, sie hat in ihrem bisherigen Wirken viele mächtige Verbündete und Einfluss gesammelt, es gab nicht wirklich viel, was sie ernsthaft in der Spielwelt zu befürchten hatte, egal was geschieht. All diese Sicherheit wurde ihr genommen - mehr noch, sie hat die reine Nichtexistenz vor Augen in einer Welt, in der man für gewöhnlich davon ausgeht, dass es relativ sicher ein Nachleben gibt, in welcher Form auch immer. Und trotz all ihrer Macht und ihrer Möglichkeiten, gibt es nicht viel, was sie dagegen tun kann und die Dinge, die sie tun kann, sind häufig wie eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Die Degradierung von einer Person, die nahezu alles hat (oder haben kann), alles tun kann und nahezu unbesiegbar ist, zu einer Person, welche nicht nur den nahenden Tod, sondern sogar die nahende Auslöschung fürchten muss, deren Prioritäten sich von "Wie kann ich meine Umgebung noch mehr meinem Willen anpassen" zu "Ich will nächstes Jahr noch erleben!" ändern, das ist eine sehr intensive Sache, die sehr viel Potential für die Story und die Charakterentwicklung beinhält.
Hinzu kommt natürlich, dass selbst Amengs potentielle Rettung mit einem sehr faden Beigeschmack verbunden ist. Sie müsste - zumindest nach bisherigem Stand - potentiell einen seelenverschlingenden Quasi-Gott auf die Welt loslassen, womit jede Seele, die ihm danach zum Opfer fällt, zugleich ihr eigenes Verschulden wäre. Eine Sache, die sie vermutlich letztendlich nicht tun wird, da sie letztendlich doch zum Altruismus tendiert. Auf der anderen Seite scheint ihr selbst diese Wahlmöglichkeit nicht unbedingt zuzustehen, da bereits zwei Kulte von dunklen Gottheiten - Ghaunadaur und Selvetarm - ihre eigenen Pläne mit Tz'ark'anith haben, wobei man über deren wahren Motive bislang nur mutmaßen kann. Diese ganze Situation ist sehr bedrängend und zugleich eben eine jener Wahlmöglichkeiten zwischen Pest und Cholera. Wo immer man in diesem Plot halbwegs 'gut' handeln möchte, zieht man den Kürzeren, wie es eben auch realistisch ist. Das ist alles wirklich großartig. Der einzige Kritikpunkt an dieser Stelle wäre für mich das hierfür verhältnismäßig geringe Interesse Mystrils, das vor diesen sich nun mehr und mehr auftuenden Hintergründen für mich nicht nachvollziehbar ist. Auch das ist wohlgemerkt nur eine Bewertung von meiner bisherigen Einsicht aus, die sich natürlich mit dem Entdecken weiterer Hintergründe relativieren könnte.
Zu den CharakterenMein klarer Favorit unter den Charakteren ist bisher eindeutig Tz'ark'anith. Eine wirklich wunderbar dargestellte Figur, welche die ganze Zeit über konsistent, schlüssig und für mich nachvollziehbar handelt. Die Figur ist recht eindeutig der bösen Seite zuzuordnen, trotzdem habe ich zu keinem Zeitpunkt bei ihm dieses "Ich bin böse, weil ich halt voll evil bin"-Gefühl, das häufig bei verschiedenen Mainstream-Antagonisten diverser Medien bei mir entsteht. Tz'ark'anith hat, trotz allem, was er Ameng - vermeintlich ungewollt, man weiß es nicht - antut, ein gewisses Charisma. Auch das macht die ganze Situation nun umso schwieriger. Sowohl ich als auch Ameng möchten Tz'ark'anith eigentlich nicht vernichten. Zugleich kann Ameng ihn aber auch nicht einfach auf die Welt loslassen. Ebenso fatal wäre es vermutlich, wenn nun die Diener Ghaunadaurs oder Selvetarms ihn in die Hände bekämen, was zwar zum einem die Gefahr, die von Tz'ark'anith selbst ausgeht, wahrscheinlich negieren, aber zugleich eine potentiell noch schlimmere Gefahr heraufbeschwören würde. Und beide Optionen würden eben zugleich potentiell Tz'ark'aniths Vernichtung mit sich bringen. Insbesondere letztes Dilemma bestünde nicht, wenn Tz'ark'anith vollkommen unsympathisch wäre. Wobei Ameng ihn mag, weil sie denkt, dass sie ihn noch bekehren und ihm helfen kann, während ich ihn mag, weil ich ihn für eine verflucht coole Sau halte - allerdings würde ich ihn im RL nicht mögen, wirklich nicht.
Und er hat eindeutig etwas von den Symbionten, also Venom, bzw. Carnage aus Spiderman, was ich ebenfalls mag.
Kestal mag ich ebenfalls sehr gerne, sie ist das
cute and bright girl der Story, allerdings bisher auch nur das, obwohl ich in ihr das Potential für mehr sehe. Sie ist sehr mutig, redet gerne klar und verkörpert eine edle und selbstlose Seele. Und sie hatte einige für mich bewegende Passagen, etwa die, in der sie sich für Ameng zu opfern gedachte oder etwa die ganze Sequenz, in der sie die Geschichte vom Fall Lolths, Vhaerauns und Eilistraees ausführte, das war super und stimmig gemacht. Ich würde mir wünschen, dass ihre Rolle etwas mehr Gewicht bekommt. Sie sollte Ameng etwa etwas mehr widersprechen und etwas mehr einen Gegenpart zu Tz'ark'anith bilden. Subjektiv habe ich manchmal den Eindruck, dass du sie etwas zurückhältst, aus (reine Spekulation von mir jetzt) der Sorge heraus, ein stärkeres Auftreten könnte der Kampagne zu viel von der Düsternis nehmen, doch ich denke nicht, dass das der Fall wäre. Abgesehen davon, dass ich ohnehin vermute, dass du sie in irgendeiner Szene qualvoll umbringen wirst und ich dich dafür hassen werde (ja, wirklich!
).
Ba'aldris Auftritt war sehr gut in Szene gesetzt, der Charakter hat von Anfang an eine gewisse Faszination erzeugt. Ich bin gespannt, ob sie häufiger auftaucht und was genau ihre Rolle ist.
Bei Drazhiira fehlen mir bisher ein bißchen die Motive ihres Handelns. Darüber hinaus ist mir der Charakter unsympathisch, auch wenn ich nicht beschreiben kann, wieso. Ich habe aber (wieder rein subjektive Annahme) den Eindruck, dass du die Figur auch nicht sonderlich magst.
Quilene fand ich super, schade, dass ihr Auftritt bisher nur so kurz war. Auch frage ich mich, ob Kestal wirklich in ihrem Sinne und mit ihrem Wissen handelt. Immerhin war sie ja eher nicht so dafür, Ameng die Mondklinge zu überlassen. Ich bin gespannt, ob sie nochmal auftaucht.
Dipvyr wirkt bisher - insbesondere, wenn man die Maßstäbe der anderen NSC des Plot ansetzt - für mich noch etwas flach. Wobei das hier wirklich ein Meckern auf hohem Niveau ist, denn Dipvyr ist insgesamt trotzdem ein großartiger NSC. Denn ich hasse ihn. Anders als bei Drazhiira (die mir einfach nur unsympathisch ist), habe ich bei Dipvyr angenehme negative Gefühle, die man eben auch erst erzeugen muss. Allerdings würde ich ihn dennoch gerne etwas mehr verstehen.
Ja, das war es einfach mal so... ich hoffe, es hat geholfen... ich finde die Kampagne in der Summe wirklich toll und freue mich darüber und auch darauf, wie es weitergeht. Ich fände es halt gut, wenn du sagst, was genau für dich nicht zufriedenstellend war, damit ich auf die Sachen weiter eingehen kann.
Ich könnte hier noch wesentlich mehr schreiben, aber langsam werde ich doch müde. Vielleicht schreib ich ja dann die Tage doch noch was.