Fyvrek'Zek, UndrekThoz am 24. Flammenleite 1295
Sie erwachte unter Schmerzen. Ein Gefühl, was ihr nur zu bekannt war. Ein steter Schmerz pochte hinter ihren Schläfen, ebbte ab, und machte sich danach nur um so penetranter bemerkbar. Sie öffnete ihre Augen, oder besser, versuchte es. Sie waren verklebt, und die brauchte tatsächlich drei Versuche, um die Lider von einander zu lösen. Doch konnte sie dennoch nichts sehen. Nicht etwa, weil es finster war in dem Raum, in dem sie sich aufhielt. Nein... Dunkelheit war nicht das, was die mehr oder weniger unfreiwillige Tunnelläuferin störte. Viel mehr war es das Gegenteil, was sie behinderte in diesem Moment. Es war hell... unnatürlich hell, wenn man die Dunkelheit des Unterreiches gewohnt war. Vorsichtig tastete sie sich ab... und eine Welle der Erleichterung fuhr durch ihren Körper, als sie bemerkte, dass sie nicht gefesselt war, und auch Stoff ihren mageren Körper verbarg. Nicht mehr war sie in der Gewalt des Mannes, der aus ihr gemacht hatte, was sie heute war. Doch das Gefühl der Erleichterung wich sehr schnell, als sie bemerkte, dass es nicht mehr länger die rauen, zerfetzten Lumpen waren, welche ihre gepeinigte Haut bedeckte, sondern ein weicher, leichter Stoff. Entsetzt fuhr sie auf, wollte aufspringen, als die Erinnerungen zurück kamen, was zuletzt geschehen war... und sofort bereute sie die plötzliche Bewegung, als sie spürte, wie alles begann sich zu drehen, sie das Gefühl hatte, als würde sie fallen, obwohl sie noch immer auf dem Bett... ja, einem weichen Bett... lag. Mit größter Willensanstrengung kämpfte sie gegen den Drang an, sich zu übergeben. Aber wenigstens gesellten sich zu dem grellen weiß, welches hinter ihren Augenlidern sich breit gemacht hatte, langsam bunte, tanzende Punkte, und sie spürte, wie sie kurz davor war, das Bewusstsein wieder zu verlieren.
Ja, es war offensichtlich, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Ähnlich hatte sie sich bereits einmal gefühlt, als ein großer Xorn einen etwas größeren Stein, wenngleich keinen ganzen Felsen, ihr gegen den Schädel geschlagen hatte... wofür auch der pochende Schmerz in ihrem Schädel sprach. Dann jedoch bemerkte sie den denkwürdigen Geschmack in ihrem Mund... und sie erinnerte sich an ein ähnliches Erlebnis, nachdem sie ihre rebellische Ader hatte ausleben müssen, und sich weigerte zu tun, was er verlangte. Er war stärker als sie, obwohl er "nur ein Mann" war, und er war schneller... und brutaler. Er hatte ihr den Arm gebrochen, und sie bereuen lassen, dass sie sich weigern wollte. Danach, und erst danach, hatte er sie gezwungen die Pilze zu essen, die er selbst nur zermahlen und in winzigen Mengen zu sich nahm, wenn er am Abend ruhiger schlafen wollte. Sie selbst sollte mehr davon zu sich nehmen. Viel mehr. Sie konnte sich danach kaum noch bewegen, alles drehte sich, sie war am Rande der Bewusstlosigkeit, ihr Kopf schmerzte ihre Sinne stumpften ab... und sie war wehrlos. Sie versuchte krampfhaft, die Panik nieder zu ringen, welche in ihr aufstieg, doch es mochte ihr nicht recht gelingen. Dennoch lag sie erst einmal eine Weile lang ruhig dort, versuchte sich zu beruhigen, und ließ ihre Augen sich an die Umgebung, an das Licht sich gewöhnen. Doch während sie ihre Umgebung nur schwach wie durch einen weißen Nebel sehen konnte, waren ihre anderen Sinne recht bald geschärft wie eh und je. Sie war nicht alleine. Wer auch immer bei ihr war... sie oder er verhielt sich absolut still, rührte sich nicht mal ein kleines bisschen. Kein Stoff raschelte, kein Leder knarzte, und kein Metall klingelte leise aneinander. Kein Untergrund gab nach, kein Steinchen wurde bewegt, kein Möbelstück gab ein Geräusch von sich. Er... oder sie atmete flach, schluckte nicht, und begann nicht breit zu grinsen bei ihrem Anblick. Und doch, die Jahre im Unterreich machten sich bezahlt. Die Person, der Raum, ihre neue Kleidung, sie alle hatten einen fremden Geruch, jedoch nicht unterschiedlich genug, als dass die Drow es daran hätte erkennen können. Doch ihr Besuch atmete... sehr sehr flach, so dass es kein Rascheln von Kleidung gab (und die Drow hoffte inständig, dass der Besuch Kleidung trug!), aber dennoch konnte die Späherin es hören.
"Vel'bol l' vith? Ele xunus dos plynn uns'aa 'zil kul'gobuss?" "Was soll der Scheiß? Warum wurde ich gefangen genommen?"
Ihre Stimme war recht kratzig, wie schon länger dieser Tage. Doch immerhin konnte sie sich artikulieren... und hörte, wie ihr Besuch nun doch schmunzelte, hörte es am Geräusch der Lippen auf den Zähnen, wie sie sich mit einem leicht schmatzendem Geräusch lösten.
"Ssran izil" "Bemerkenswert"
Es war ein seltsamer Dialekt in deinen Worten. Seinen Worten. Ein Mann. Es fiel ihr ein, dass sie umgezogen wurde. Ein gewisser Ekel machte sich in ihr breit. Doch auch der Nebel, welcher auf ihren Augen lag, lichtete sich langsam, und sie konnte erkennen, dass sie in einem edel möblierten Raum sich befand, in einem überraschend gemütlichen Bett. Aber wahrscheinlich wäre ein jedes Bett für sie überraschend gemütlich, bedachte man, dass sie die letzten Jahrzehnte eher auf kantigen Felsen gelegen hatte. Nun, da sie kurz darüber nachdachte, fiel ihr auch auf, dass es ihr zu weich, zu gemütlich war... Ihre Kleidung war aus rötlicher und leicht durchscheinender Seide, offensichtlich ein wenig zu groß, doch das war wohl dank der "Diät" der Jahrzehnte kein Wunder. Erst danach traf ihr Blick auf den Mann, welcher auf einem Sessel neben dem Bett saß. Mit seiner olivefarbenden Haut, den dunklen Augen, und dem komplett haarlosen Kopf war er wahrlich ein Exot in den Augen der Drowfrau. Jedoch war, dank der komplexen Hautbilder auf seinem Schädel, und der leuchtend roten Robe eines sofort klar: Es war ein Mensch, ein Roter Magier von der Oberfläche...
_________________ "Ich habe keine Angst davor zu bluten, aber ich würde es nicht für dich tun." Rauvyl Kent'tar
"Wenn ich keine Gerechtigkeit erfahre, erschaffe ich sie eben selbst." Dorn von Grauburg
"Die Materie der systematischen Analyse ist eher trivial und sei den Eleven als Exerzitium aufgetragen" Arianwyn Drachenzorn
"Blut und Tod" Amalafein Kent'tar
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