Da ist er wieder !?!
Wie jedes Jahr zu dieser Zeit hört man allerlei Geschichten und Gerüchte über das Auftauchen des Kürbiskopfmannes während der dunklen Stunden.
Zwei kleine Mädchen im Waisenhaus behaupten steif und fest, in den frühen Nachstunden durch Geräusche im Nebenzimmer erwacht zu sein. Als sie unvermeidbar neugierig und gaaaanz vorsichtig Blicke durch den Türspalt warfen, wollen sie eine große, dürre und recht schäbig wirkende Person mit noch größerem orangen Kopf gesehen haben, welche bunte kleine Dinge im Raum verteilte und teils auch versteckte.
Als die Gestalt plötzlich den Kopf in Ihre Richtung drehte, einen Zeigefinger an das in den Kopf eingeschnitzte irre Grinsen legte und leise, irgendwie zischend "Pssst!" machte, rannten sie freilich erschrocken und schnurstracks zurück zu Ihren Betten um sich unter ihren Decken zu verstecken.
Am nächsten Morgen fand man nur noch ein offenes Fenster sowie allerlei Süßkram in den Zimmer vor; teils gerade so gut versteckt, das man wohl auch in den nächsten Tagen noch einiges davon finden mochte.
Doch nicht nur Kinder, auch so mancher Erwachsene scheint etwas gesehen zu haben, das man sonst als Spaß oder Fantasie für die Kleinen abtun würde:
Nicht wenige Zeugen berichten von einer ähnlichen Gestalt, die in der Nacht düster lachend und schnell wie ein Schatten über die Dächer mancher Viertel eilte, dabei unablässig von Dach zu Dach, Turmspitze zu Dach und auch Straßenseite zu Straßenseite springend und nicht selten einen kleinen "Nieselregen" aus Stroh, kleinen Zweigen und wieder kleinem Zuckerwerk auf den Straßen darunter zurücklassend. Manche behaupten sogar das springende Kürbisköpfige etwas sei während seiner "Flüge" in einen Mantel aus Feuer gehüllt gewesen.
Nun kann man bei all dem annehmen, dass es sich um kleine Scherze handelt wie sie zu manchen bestimmten Tagen oder Nächten nun einmal folkloristische Sitte sind. Doch häufen sich neben den Sichtungen diesmal auch die Behauptungen, dass hier etwas Übernatürliches am Werke sein könnte. Und das beileibe nicht nur von den betrunkenen oder allzu fantasievollen Kindern.
So behauptet zum Beispiel selbst ein eindeutig nüchterner aber nun recht blasser Wächter der Stadt von seiner eigenen Begegnung: Als er seine Schicht auf einem der Türme antreten wollte, soll dort oben bereits diese Gestalt gestanden haben; jedoch mit dem Rücken zu ihm, über die Stadt blickend und ohne ihn zu bemerken.
Als er die Armbrust hob und den vermeintlichen Spaßvogel anrief, das er sich umdrehen und zu erkennen geben solle, erschrak er gerade genug über das unheimliche, eingeschnitzte Gesicht des Kürbiskopfes, das sein zuckender Finger den Abzug der Armbrust betätigte.
Doch schien die Figur den Bolzen einfach aus der Luft zu "wischen", um daraufhin den Wächter ungerührt einen Moment mit den leeren schwarzen Augenhöhlen anzustarren, plötzlich in Flammen aufzugehen und dann mahnend und langsam mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln. Just als der arme Wächter nach seiner Hellebarde griff und nach Verstärkung rief, soll die Gestalt dann einfach verschwunden sein als wäre sie nur eine Halluzination gewesen.
Wenn nun schon die Wächter der Stadt von Begegnungen mit dieser Person oder diesem "Wesen" berichten... ist da vielleicht doch mehr dran als nur ein Märchen um Kinder zu erschrecken und erstaunen?
---- Nicht nur in der Stadt, auch außerhalb wurde der Kürbiskopfmann später in dieser Nacht gesichtet.
Einige der neugierigeren oder mutigeren Bewohner der abseits gelegenen Höfe und Siedlungen, die auch dieses Jahr wieder nach den "Erscheinungen" dieser besonderen Nacht Ausschau hielten, berichten sie hätten aus der Ferne die vogelscheuchenartige Gestalt mit dem Kürbis über den Schultern auf den Straßen gesehen, wie sie den dort wandernden, fahlen Abbildern der einst Lebenden ein scheinbar schweigsames Geleit zu ihren Zielen gab.
Das sichere Heim zu verlassen und genauer nachzusehen wagte natürlich aber auch niemand.
*Sammelsurium der Gerüchte, gwissenhaft aufgezeichnet von einem wandernden Barden Namens NorTon*
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