Paril leckte sich über seine spröden, trockenen Lippen und blickte hinauf zu Brodak, dem dunkelgekleideten Henker Baron Graves. Dessen Gehilfe, ein kleinwüchsiger, dicker Mann namens Klemen, der von einem langem Pergament ablas, rief nun den Namen Parils. Langsam erhob Paril sich in den Ketten, in denen seine Hände und seine Füße lagen. Seine trockenen Lippen zitterten, während er die Treppe zu dem provisorisch angefertigten, hölzernen Richtpodest erklomm.
Die Taten, die Klemen mit seiner hässlichen, kreischenden Stimme fast triumphierend hinabrief, jene Taten, die Paril Rantargar, Ameng Xilo und dem Priester Yuki gestanden hatte, klangen wie ein Rauschen in Parils Ohren, während sie zugleich durch die versammelte Menge hallten, deren Augen Paril mit gerechtem Zorn begafften. Schwere Körperverletzungen, Raubüberfälle, Einbrüche, der Handel mit Rauschgiften, Diebstähle. Paril hörte schon nicht mehr zu. Er konzentrierte sich nur noch darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen um auf die Spitze des verdammten Podests zu gelangen, wo er seine Strafe erhalten sollte.
Er hörte wie durch einen fernen Schleier die Frage, ob er diese Sünden gestehe und seine Taten bereue. Rasch bejahte er es, denn er wollte die Sache nur schnell hinter sich bringen. Um dem Teufel zu entkommen, gab es keine Alternative. Seine Strafe würde er akzeptieren. Dennoch lief es ihm kalt über den Rücken und panische Furcht erfüllte sein Herz, als er aufgefordert wurde, seine Hand auf den Richtblock zu legen. Er wollte wegsehen, doch er konnte es nicht. Denn dann hätte er in die empörte Menge blicken müssen, die sich über seine Bestrafung freute. Die Augen zu schließen war ihm jedoch auch nicht möglich. Fest presste er nur seine Lippen zusammen, als der Henker Brodak die Finger Parils fixierte und die rostige, graue Zange zu jenen führte...
In diesen Tagen ist auf den öffentlichen Plätzen Löwenbachs einiges los, die Gerechtigkeit erhält ihren Einzug an diesem Ort. Die ehemaligen Bandenmitglieder der Gelben Hand, die sich in Löwenbach der dortigen Regentschaft unter Baron Grave gestellt haben, erhalten der Reihe die angemessenen Urteile und Bestrafungen für ihre zahlreichen Verbrechen gegen das Land und das Volk. Anschließend werden sie nach dem Vorbild des alten Ordens der Löwen als Reuende in den Dienst der Wächter Löwenbachs unter Baron Grave aufgenommen.
Äußerst bemerkenswert ist, dass sie alle ihre Taten offenbar freiwillig gestanden und ihre gerechten Strafen auf sich genommen haben, auf dass sie Vergebung erlangen, unter Tyrannos strenger und harter Faust. Für die kleineren Vergehen bleiben sie vor ihrem Dienstantritt als Reuende ansonsten gänzlich unbestraft, schlimmere Verbrechen werden mit Peitschenhieben gesühnt, schwerwiegendere Taten haben Verstümmelungen wie den Verlust einzelner Fingerglieder oder eines Teils des Ohres zur Folge.
Vor jeder dieser öffentlich ausgeführten Bestrafungen wird von den dunkelgekleideten Wächtern der Festung vorgelesen, welche schlimmen Taten auf der Seele des jeweiligen Verbrechers brannten und nachdem anschließend Frage, ob der Verbrecher diese Taten gesteht und seine Bestrafung annimmt, durch diesen bejaht wird, erfolgt die Vollstreckung. Obgleich der Schrecken und die Schmerzen, die mit der Bestrafung verbunden sind, durchaus erkennbar sind, scheint sich keines der Mitglieder der Gelben Hand darüber zu beschweren oder zum Ausdruck zu bringen, dass es sich ungerecht behandelt fühle.
_________________ ~"This ist my battle. This is my battleship."~
"Jene, die sich Abenteurer nennen, sind grausame Individuen aus einer anderen Welt. Sie sind auf der ständigen Suche nach neuen Opfern für ihre dunkle Gottheit Exp, die sie dafür mit immer stärkeren Fähigkeiten und Kräften ausstattet."
~Shadow is a man who never loses his virginity - because he never loses.~
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