Zur späten Abendstunde mochten einige Bürger, die sich noch einen herzhaften Humpen im Franky‘s gönnen wollten oder gerade auf dem Wege waren zum zeternden Weibe nach einer Runde des Zechens, etwas eigentümliches am großen Baum auf dem Platz auffallen. Im Dunkel der Nacht war es nicht jedem gleich aufgefallen, doch als sich mehr und mehr entsetzte Passanten dort sammelten, rückte auch alsbald die Bürgerwacht aus, um in Augenschein zu nehmen, was so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Eine gute Manneslänge empor am Stamm war dunkle, obsidianschwarze Haut aufgespannt worden, ja regelrecht in die Rinde eingearbeitet, als sei diese ein sehr weit gefasster Rahmen für das Kunstwerk, welches sich dort präsentierte. Mit lediglich drei Farben, Weiß, Schwarz und einigen Abstufungen von Rot, hatte der vermeintliche Künstler dort auf der Hautleinwand eine befremdliche Szene aufgemalt. Dem süßlichen Duft des widerlichen Stückes nach zu urteilen war jener rötliche Farbton aus gutem Grunde blutrot. In hellem Weiß erstreckte sich ein großer Eichenbaum im Kontrast zum dunklen Hintergrund auf jenem Bilde, doch hingen die Blätter schwer hinab und allesamt waren mit größter Detailliebe an jene Äste in blutiger Farbe gemalt worden. Aber nicht allein Blätter hingen dort, denn in dunklen Tönen, die sich doch von dem Obsidiangrund abhoben, waren Gestalten teils aufgeknüpft an jene Äste des Eichenbaumes gemalt worden, teils aufgespießt von den verschlungenen Armen des weißen Giganten, ja einige sogar darin wie es schien gefangen und auf dem Wege ewiger Bestandteil ihres weißen Kerkers zu werden. Zunächst wirkte es willkürlich und durcheinander gewürfelt, was dort alles Eingang gefunden hatte, aber wer wahrlich lange genug dort anhielt und für die kurze Zeit, da dieses Bild dort aushängen vermochte, die Einzelheiten und Feinheiten studierte, würde doch viel Detailliebe erkennen. Dunkle Elfen wurden von dem Astwerk, das sich den Fingern eines Riesen gleich mit diesen Würmern beschäftigte, Teils aufgespießt, teils auseinander gerissen, jeder einen von Qual und Marter erfüllten Ausdruck auf den ausgefeilten Gesichtszügen. Aufgeknüpft an roten Seilen hingen dunkle, dickliche Männer herab, die halb ausgeweidet noch aus den Gedärmen sich ergossen, doch kein Blut verloren, sondern stattdessen rote Münzen hinabregneten, als habe man ihre Geldkatze und nicht die Bäuche aufgeschlitzt. Im verzweifelten Kampf rangen teuflische Wesen danach aus dem Stamm zu fliehen, der sie in sich aufnahm, griffen hilflose Arme nach dem Betrachter, auf dass er sie doch erlösen möge. Wer über reichlich Kenntnis verfügte, mochte sogar erkennen, dass diese nicht allein der kranken Phantasie des Künstlers entsprungen sein mochten, fanden sich darunter die dunklen und gebrochenen Schwingen der gefallenen Erinye Engel, die lederne, rötliche Haut von eingekerkerten Höllenschlundteufeln, kleinere Imps, die sich im blutigen Blattwerk verfangen hatten. Ein ganzer Schwung von bösartigen Wesenheiten, die von der Reinheit des weißen Baumes getilgt wurden.
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